neu belebt werden, einen lebensfrischen Aufschwung gewinnen soll,
die Kunstvereine wesentlich mitzuwirken haben. Um insbesondere das
deutsche Element mehr férdern, eine gréssere Anniherung der Vereine
untereinander bewirken, um das Ausstellungswesen mehr beleben und
durch gemeinschaftliches Zusammeaireten grossartigere bedeutendere
Kunstblatter hervorrufen, mit einem Worte, um mimdlich und viel-
seitig iiber alles das berathen zu kénnen, was zu den wesentlichen
Aufgaben der deutschen Kunstvereine gehért, ist eine Zusammenkunft
von Deputirten méglichst vieler deutscher Kunstvereine als nothwendig

erachtet.
	Die grosse Ausstellung der Kénigl Akademie zu Berlin, die als
Centralpunkt der deutschen Ausstellungen angesehen wird, mochte Berlin
unbezweifelt als den geeignetsten Ort der Zusammenkunft erscheinen
lassen und somit um Pfingsten die beste Zeit scin, weil dann auch
alle Hauptsachen auf der Ausstellung beisammen sein werden. Die De-
putirten der Vorsténde des westlichen und des éstlichen Cyklus wer-
den in den letzten Tagen der Pfingstwoche in Berlin znsammentreten,
sehr wahrscheinlich auch die des norddeutschen Gesammt-Vereins, und
um so wiinschenswerther ware es, wenn sich auch die Vereine in den
К. К. Gsterreichischen, wie die in den siiddeulschen Staaten betheiligen.
	Unbezweifelt wird diese Idee gleichen Anklang als 1834 finden
und dann in einer der nachsten Nummern dieses Kunsiblattes eine be-
	stimmte Aufforderung erfolgen,
	Der Salzburger Kunstverein.
	Als wir am ersten Fastensonntage die schmale Treppe zum alten
Salzburger Siandesaale hinanstiegen, wo heute die sechste jabrliche Ge-
malde-Verloosung vom hiesigen Kunstvereine abgehalten und zugleich
der Generalbericht йБег sein Wirken im letztverflossencn Jahre Offent-
lich erstattet werden sollte, konnten wir uns der Besorgniss, dass die-
ser Bericht ungiinstig ausfallen werde, nicht erwehren. Die Besorg-
nisse der letzten Jahre, welche Kunst und Kanstler hart bedrangt und
das Interesse der Gesellschaft auf andere Gegensténde gelenkt hatten,
boten hierfiir nur zu guten Grund. Der hibsehe Saal mit seinem bun-
ten Deckengewdlbe und den vielen Wappenschildern der weiland Salz-
burg’schen Landschaft an den Wanden war festlich geschmitckt und
von einem tiber unser Erwarten zahlreichen Publikum bereits halb ge-
fallt; an der Hinterwand aber glanzten auf tiefrothem Grunde die vom
Vereine angekauften, zur Verloosung bestimmten Gemalde im lebhafte-
sten Farbenschmucke wie Blumen, wenn sie eines Meisters Hand zum
sinnyollen Strausse fiigt. Schon die immerhin namhafte Zahl, so wie
die Auswahl der aufgestellten Kunstwerke, welche ein befriedigendes
Zeugniss yon den Kraften des Vereines gab, musste unsere Besorgniss
vermindern; wir fihlten uns aber erst auf das Angenehmste enttéuscht,
als der Secretar desselben nach einer, kurzen Einleitung den Jahresbe-
richt vortrug, und durch eine klare, meist auf statistische Erhebungen
gegrandete Darstellung der Verhaltnisse mit allen im Laufe des Jahres
erfolgten Aenderungen den Beweis lieferte, dass der Kunstverein zwar
von den widrigen Ereignissen der Zeit nicht unberihrt geblieben, aber
aus denselben mit verhaltnissmassig geringeren Verlusten hervorgegan-
gen sei, als man befirchten konnte, und jedenfalls Krafte genug be-
wahrt habe, um seinen ehrenvollen Ruf auch unter so schwierigen
Zeitumstanden, wie die jiingsten waren, zu behaupten. — Es sei uns
bei dieser Gelegenheit erlaubt, die Aufgabe, Stellung und den Einfluss
des Kunstvereines auf das Gedeihen unserer Zustande in einigen, wenn
auch unvollkommenen Zigen darzustellen.
	Wenn irgendwo — so sollte man auf den ersten Blick meinen —
die Vorbedingungen vorhanden sind, um der Kunst eine reiche, kraf-
tige Entwicklung zu verbirgen, so miisste es hier in Salzburg sein.
Eine in die graue Vorzeit hinaufreichende ereignissvolle Geschichte, ein
Sagenkranz voll Phantasie und zarten dichterischen Reizes, eine glan-
zende Vergangenheit, deren stolze Denkmaler noch rings vor unseren
Augen slehen, die glickliche Lage in der Mitte eines gesegneten, wolil-
habigen Landstriches, nahe an dem ersten siiddeutschen Musensitze, von
unzahligen Reisenden besucht, und endlich eine Natur, so bezaubernd
schén wie sie nur selten im gleichen Maasse zu finden ist — wer sollte
	da noch zwelfeln, dass hier auch die Kunst einen gefeierten Tempel
habe, Denn wer das Schéne in einer Form lieben gelernt, der wird
es bald auch in den anderen licben, wer Sinn und Herz an der Natur
gebildet, der hat auch zur Kunst den besten Weg gefunden, und Salz-
burgs ganze Natur ist ja nur Ein grosses Lied, zu dem jeder Berg in
seiner Runde eine Strophe bildet. Was sie am Siebengebirge und am
Felsen der Lorelei, wo ein so frisches poetisch-warmes Kunstleben
herrscht, fiir sich haben, alles das, solite man meinen, und noch mehr
haben auch wir; was hindert also, dass Schénheit und Kunst auch bei
uns mit gleicher Begeisterung geliebt und gepflegt werde? — Wir
méchten solche, jedem denkenden Beobachter unserer Zustande sich
aufdrangende Fragen gerne ausfihrlicher beantworten, als es uns fir
diesmal erlaubt ist, und manchen in dieser Beziehung dem Salzburger
gemachten ungerechten Vorwurf auf historisch gegrindete Weise wi-
derlegen. Heute miissen wir uns auf einige wesentliche Thatsachen
beschranken. — Dass der Salzburger den Ruf der Natur verstanden,
dass er ,,des Lebens Zierden“ geliebt habe, und der Kunst hold ge-
wesen sei, beweisen die verflossenen Jahrhunderte, wo reiche, meist
hochgebildete Firsten in kunstsinnigen Bestrebungen als Muster voran-
gingen, und die Birger, denen Wohlstand, Friede und Lebensgenuss
blihte, gerne ihrem Beispiele folgien. Bei jedem Schritte so zu sagen
stossen wir auf Denkmale jener Zeit, welche uns von ihrem zarten
Sinne fir Schénheit und kinsilerischen Schmuck nicht bloss in Kirchen
und Palasten, sondern herab bis in die stillen Raume der Wohnung,
bis zu den Grabern ihrer Lieben zeugen. Allein diese gute Zeit nahm
ein Ende: Regierungswechsel und Krieg, Feuer und Hungersnoth gin-
gen dem schénen, bisher so ruhig glicklichen Landchen hart zu Leibe,
und Verstimmung, Entmuthigung und Gram blieb wie ein Alp dariber
liegen. Die firstlichen Maézenaten der Kunst waren dahin, die birger-
lichen von Sorgen ernsterer Art bedrangt; die Kunst, die Freude
braucht und Freude spendet, verarmte. Es gingen zwar auch diese
triiben Jahre voriiber; aber erst als nach und nach das Erlittene ver-
gessen, das Ungewohnte gewéhnt und Handel und Wandel wieder
reger wurden, kurz, als der Salzburger sich wieder wohler fahlte,
tauchte allmahlig auch sein alter Sinn far heiteren Genuss, fir die
Kunst und ihre Freuden wieder auf. In ziemlich langen Zwischenrau-
men entstanden das Museum, das Mozarteum und zuletzt der Kunst-
verein: drei Institute, welche mit kleinen Mitteln gegrindet, doch un-
ter umsichtigen Leitern und bei der regen Theilnahme der Bewohner
	eine fir Salzburg bedeutsame Stellung trotz der unginstigsten Verhalt-
	nisse sich gewonnen haben, und bei liebevoller Pflege hinreichen, Salz-
burg unter den dentschen Stadten auch in dieser Beziehung seinen
gebihrenden Platz zu siehern. — Der Salzburger Kunstverein — denn
von diesem allein eribriget uns noch zu sprechen — besteht gegen-
warlig sechs Jahre. Seine innere Einrichtung unterscheidet sich im
Wesentlichen nicht von jener der abrigen gleichartigen Institute, er
ist auf Actien von geringem Betrage gegriindet, kauft mittelst der da-
durch erzielten. Summe jahrlich eine entsprechende Zahl von Kunst-
werken, meist Gemalden, mit sorgfaltiger Auswahl an, und vertheilt
sie durch das Loos nebst einem Preisblatte unter die Mitglieder, er
steht mit anderen Vereinen wie mit einzelnen Kinstlern in vielfacher
Verbindung, und stellt die von diesen eingesendeten Kunstwerke in
ununterbrochener Reihenfolge zur allgemeinen Besichtigung auf. —
Ueberraschend und far den Kunstfreand wahrhaft erfreulich ist es, aus
der Zusammenstellung der Jahresberichte zu ersehen, was dieser kleine
Verein, dessen Mitgliederzahl bisher zwischen 500 und 700 wechselte,
in den sechs Jahren seines Bestehens erreicht habe. In der erwahn-
ten Zeit wurden von demselben 1005 Kunstwerke zur Ausstellung ge-
bracht, 267 theils von ihm, theils unter seiner Vermittlung von Pri-
vaten angekauft, und der Beforderung der Kunst eine Summe von mehr
als 26,000 1. R.W. zugewendet. Wir glauben, diese wenigen Zahlen
werden zum Beweise des Gesagten zureichen, und fragen wir nach
den Ursachen eines ginstigen Resultates, so finden wir sie zunachst
in dem kunstfreundlichen Sinne und der lebhaften Betheiligung der
Salzburger, in dem ausgebreiteten Rufe Salzburgs, welcher dem Ver-
eine auch viele auswarlige Mitglieder herbeizog, in seiner glicklichen
Lage zwischen Miinchen und Wien mit ihrer zahlreichen Kinstlerschaft
und endlich in der gewandten Leitung der bisherigen Vorsteher, deren
wahrhaft aufopferndes Wirken die Anerkennung und den Dank Salz-