in grosser Zierlichkeit und Schénheit. Es wechseln Saulen ши Pilasterstiicken, also runde und glatte Flichen, die runden oben- ein gewunden. Die Pilasterfliche zwischen der aussersiten und zweiten Saule ist breiter, als die andern, wodurch, da auch die Bogen stets den Séulen und Pilastern in Form und Breile ent- sprechen, ein ausserst wohlthuender und wirksamer Gegensalz der Verhaltnisse und Flachen gewonnen wird. Die Capitale sind concav abgerundete Wiirfel, und wie die romanischen Capital- aufsétze dartiber mil travestirlem, aber gut geschnillenem, an- likem Laubwerk verziert. Das halbkreisrunde Giebelfeld, womit der Bogen ausgefiillt ist, so dass die hire, obendrein mit cinem im Styl der Capitile sculptirten Querpfosten, horizontal abschliesst, enthalt im Relief cine jener oft wiederkehrenden Darstellungen, wo ein Ungeheuer eincn Menschen verschlingt, und ein Ritter dagegen kampft. Hier scheint der Ungliickliche im Rachen des Drachen cin Konig zu sein; das Schwert, wo- mit er gekdimpft, ist ihm entfallen; aber der Retler kommt je- denfalls zu spit. Das Innere imponirt sehr durch seine schweren massen- haften Verhaltnisse und durch die cigenthiimlichen Formen des Details. Vor allem fallen dic Pleiler in dic Augen. Vier starke Halbsaulen von gleichem Durchmesser im Kreuz verbunden, mit allischer Basis nebst Eckblatlern, auf hoher kreuzférmig ge- slalteter Plinthe, schlicssen mit héchst cigcnthitmlichen Capitaélen ab. Es sind Wirfel, von denen kaum der vierte Theil zum Uebergang in die Saéulenrundung benutzt ist. Das Capital er- scheint deshalb unter der Wucht seiner Last ganz niederge~ driickt. Auch das Ornament, dicke eingekerbte Blatter in con- ventioneller Palmettenform, mit schwer aufsteigenden Spiralen, trigl dasselbe Geprage. Die Capitalaufsaitze sind einfach ans Deckplatie, Rundstiben und Karnics zusammengesetzt, nicht sehr hoch und wenig ausladend. Die innern Halbsaiulen gehen als Guritriger des Gewélbes an der Mittelschiffwand cmpor und hier stellt sich cine abweichende Capitalform ein, die auf cinen geringeren Kraftaufwand zu deuten scheint. Hier ist die Wir- felform fast verschwunden; nur werden dic Spitzen der grossen Blatter, die vom Sdulenschaft nach seinen Ecken aufsteigen, von diesen niedergebogen und halb umgelegt, so dass das Ca- pitél an diesen Stellen cine Art Nase bekommt; die Wiirfel- fliche ist aber noch auf andre Weise aufgehoben, indém breite Viertelbogen von diesen Ecken oder Nasen nach der Milte des Schaftes niedergehen und der Winkel zwischen ihnen mit einem Stern ausgefiillt ist. Ausserdem kommen einige Fratzencapilile an den Wandpleilern vor. Hochst merkwiirdig ist der Taufslein, eine kelchformige Schale von 3 F. 2 Z. oberm, 1 F. 10 Z. unterm Durchmesser, deren Basis kreisrund, deren oberer Rand aber nach dem Sy- stem der Pfeiler aus vier Kreisthcilen besteht, so dass das Ganze wie eine offene Blume sich darstelll, Ein breiles Band mit verschlungenem Ornament geht oben, ein ahnliches unten um das Becken. Die Felder dazwischen sind in vier gréssere Halbkrecise, vier kleinere Kreise und die Winkel dazwischen getheilt, mit Bindern umzogen und mit figiirlichen Seulpturen bedeckt. In die Kreise cingeschlossen sind dic vier Evange~ listen mit den K6épfen ihrer symbolischen Thicre statt der cig nen; in den Winkeln zwischen ihnen vier gehirnle Masken, aus deren Mund Wasser strémt, wohl die vier Paradiesesfltisse. In den obern gréssern Feldern ist Johannes der Taufer, das Lamm Gottes hallend; Christus im Jordan, zwischen zwei En- geln; Maria mil dem Kind zwischen zwei Engeln, sie und das Kind jedes cinen Zweig hallend; endlich S. Michael als Dra- cheniiberwinder. Der Styl dieser Sculpturen ist in hohem Grade barbarisch, an Form und Verhdllniss nicht zu denken, und selbst die Bewegung nur eben angedculel; aber — was im Verhall- halten, zu welcher erhabenen gesunden Ruhe dieser Seelenzu- stand, den uns das Leben nur alizuhaufig im Zerrhbild zeigt, fiihrt, das lernen wir aus diesem unvergletchlich schonen Bilde. Be. E. Braun. Die S. Michaeliskirche in Altenstadt bei Schongau in Bayern. Eines der merkwtirdigsten Baudenkmale des Mittelalters im siidlichen Deutschland ist die S. Michacliskirche in Altenstadt bei Schongau. Mitlen zwischen unansehnlichen Bauernhiitten, entfern} von grésseren Verkehrswegen, steht dieser verhalt- nissmassig machlige Dom, aus starken Quadern aufgefiihrt, cin wohlerhaltenes Ueberbleibsel einsligen Glanzes seiner Umge- bung, davon ausser ihm keine Spur zu entdecken ist. Fir die Kunstgeschichte ist er um so wichtiger, als sein cntschieden ausgepragter Charakter so zu sagen auf eine Schule deutet, von deren Wirksamkcit wohl noch vercinzelte Bruchstiicke, aber keine weiteren vollstindigen Bauwerke zu finden sein diirften. Eine gewdélbte Pfeilerbasilica von 140 F. Linge, 64 F. Breite, dreischiffig, ohne Querschiff, mit drei an der Ostseite neben- einander belegenen halbkreisrunden Chornischen, davon die mitilere im Verhaltniss des Mittelschiffes den doppelten Durch- messer der andern hat, Haupt- und Nebenchdre selbst um mehr als cine Pfeilerzwischenweile vertieft und durch starke Mauern von einander geschieden, aber obschon erhéht, doch offen gegen die Schiffe. Das Mittelschiff ist durch vierzehn Pfeiler von den Seiten- schiffen getrennt, davon zehn frei stehen, zwei an die crwihnte Chormauer, und zwei an die Mauer der Westseite anstossen. Das Hauptportal ist in der Mitte der Westseite, ein Nebenportal an der Nordseite, zwischen dem dritten nnd vyierten Pfeiler. Die Mauern sind 3 bis 4 Fuss dick. An der Ostscile itber den Nebenchéren sind Thiirme aufgefiihrt. Das Mittelschiff ist tiber- hoht (45 F. hoch, die Nebenschiffe 24 F.), seine Decke ist im Kreuz gewolbt; зеше Seitenmauern werden von Bogen getra- gen, die auf Pfeilern von 15 F. Hohe und 54 F. Durchmesser aufsitzen. Mittelschiff, Seitenschiffe und Chornischen haben Fen- ster von nicht ganz gleichen Dimensionen. Der aussere Bau hat wenig architcktonisches Detail, und ist darum ziemlich schmucklos nach Art der Basiliken. Als Bekrénung der Umfassungsmauern des Mittelschiffs, der Seiten- schiffe und der Chornischen, desgleichen an den ziemlich. steil aufsteigenden Giebelseiten der Fagade, so wie an den Abthei- lungen der Thurmstockwerke zieht sich das romanische Bogen- fries in Verbindung mit dem s. g. deulschen Bande hin; die Fenster mit halbkreisrundem Abschluss haben keine Umrahmungen oder Verdachungen, ihre Laibungen verengen sich nach innen bis zur Mitte der Mauer, von wo an sie sich wicder erwei- tern; an den Thiirmen sind sie gepaart, im obersten Stockwerk gedreit, mit kleinen Saulchen als Bogentragern. Gleichseitige Pyramiden von Dachwerk bilden die Spitzen der i111 F. hehen viereckten Thiirme. Eigenthiimlich ist dic Mauer tber dem Tri- bunenbogen zwischen den Thiirmen emporgefiihrt, so dass einer- seits das Dach des Mittelschiffes daran stésst und cin wenig dariber hinausragi, andrerseils das Dach des Hauptchors von ihrer obern Kante zwischen beiden Thiirmen niedergeht bis zur Umfassungsmauer, aus der dic Chornische mit einem cignen (halben) Walmdach vortritt. Der Hauptschmuck der Aussenscile ist auf die Eingénge verwendet, namentlich auf das Hauplportal. Beide aber sind nach demselben Prinzip construirt. Es ist 22 F. hoch und 152 F. breit, die Laibung 4 F. licf, Es ist im Halbkreis abgeschlossen und zeigt die romanische Verbindune yon Séulen und Bogen