Die Behandlung in den einzelnen Lieferungen ist jedoch   Notizen tiber Rembrandt s Herkunft und Jugend, geht aul die
	sehr уегзсмейеп und schlicsst sich, was па Ganzen sehr zu
loben ist, dem Gegenstande an. Eine, jedoch nicht so ganz
vortheilhafte Probe davon finden wir gleich in der ersten Lie-
ferung, welche das Leben des franzdsischen Malers Antoine
Watteau behandelt. Hier heisst es zum Beispicl, dass Watteau,
iiberdriissig, in einer Maler-Fabrik Tag fir Tag den heiligen
Nicolaus zu malen: ,,endlich seinen Pinsel in den Weih-
kessel geworfen und die Heiligen zum Teufel geschickt
habe“, und nach diesem Spotte @Ъег den alten katholischen
Glauben wird dem Kénigthume ein Streich versetzt, indem es
heisst: ,Muss nicht Alles erlernt werden? selbst die angebo-
renen Dinge(!!), selbst-die Liebe? Und kam nicht der Car-
dinal Fleury cines Tages auf den Gedanken, die Liebe einem
Kinde zu lehren, aus welchem Ludwig XV werden sollte?“
Selbst die gittliche Vorsehung wird gleich darauf zum Gegen-
slande der wilzig sein sollenden Bemerkung gemacht: , Aber
war es nicht natiirlich, dass der Maler der Regentschaft (Wat-
teau) seinen Lebenslauf hinter den Theater -Coulissen begann?
Man muss tberall den Finger der Vorsehung zu erkennen wis-
sen, sonst wird man niemals hinter die Sache kommen“, und
damit nichis verschont bleibe, was die Menschen iiber das Tri-
viale erhebt, wird weiter unten auch dic Philosophie bespéttclt
in den Worten: ,Die Vertheilung einer Komédianten-Truppe in
erste Licbhaberinnen, Zierpuppen, Zofen u. s. w. ist vielleicht
die gelehrteste und durchdachteste Classification der Mensch-
heit, “selbst die Kategorien des Aristoteles nicht ausgenommen ,
als ob den Franzosen die Kategorien des gesunden Menschen-
yerstandes jenes grossen Griechen leichter verstandlich seien,
als politische, sociale und theatrale Schauspiele.

Es scheint in der That, als ob der Verfasser hicr scine
Schilderung dem Maler der Frivolitét habe anpassen wollen; oder
sollte die franzésische Geschmacks - Literatur sich bereits in
einem solchen Stadium befinden, dass man diesen Ton anneh-
men zu miissen glaubte, um die Darstellung fiir den Eigen-
diinkel der Zeit geniessbar zu machen?

Indess miissen wir hinzufiigen, dass der Verfasser keines-
weges in diesem Style fortfairt, auch in den folgenden Lietfe-
rungen die nicht zur Sache gehérigen Abschweifungen immer
mehr vermeidet.

Die zweite Lieferung giebt uns das Leben des hollindi-
schen Malers Nikolas Berghem und ist mit einem sehr guten
Portrait des Kiinstlers, ausserdem mit einer Vignette und mit
drei Landschaflen ausgestattet, unter welchen sich ,,der Hafen
von Genua* auszeichnet. Der Text schildert den auch in seinem
Privatleben, wie in seinen Werken liebenswiirdigen Kistler
in einer vortrefflichen und héchst angemessenen Darstellung, in
welcher (was auch theilweise fiir einige nachfolgende Liefe-
	yungen gilt) nur zu wiinschen gewesen wire, dass man die
	Beschreibung mehrerer von den gegebenen Abbildungen nicht
ganz libergangen hatte.

Die drei folgenden Lieferungen beschafligen sich mit Rem-
brandt, welcher allerdings eines weiteren Rahmens bedurfte.
Als gréssere Abbildungen sind gegeben: die Nachtwaehe (in
Amsterdam), die Kreuzesabnahme (in Miinchen), die Erweckung
des Lazarus, die drei Baume, der verlorene Sohn, dice Aus-
ireibung aus dem Tempel und der Bitrgermeister Six (letaterer
nach Radirungen des Meisters), und ausserdem mehrere Vi-
gnetten. Die Characterisirung Rembrand’s im Texte ist treffend
und geistreich, tberhaupt die Schilderung seines Lebens mit
gewandler Feder entworfen. Jedoch befolgt der Verfasser ge-
rade hier mehr eine poetische als historische Anordnung. Er
beginnt mit der Beschreibung eines der interessantesten Bilder
Rembrandt’s, der sogenannten Nachtwache, giebl dann cinige
	Beschreibung der Kreuzcsabnahme ther, und kommt aul das
Leben des Kinstlers wieder zurtick us. w., ohne den eigenl-
lichen Entwickelungsgang des seltsamen Kinstlers zu verfolgen.
Wir geben zu, dass ein leichter Conversationstyl geeigneter
sei, um den Dilettanten gleichsam spielend in den Tempel der
Kunst einzufiihren, glauben aber doch, dass mindestens fiir deul-
sche Leser der Geschichisstyl dem Thema entsprechender ge-
wesen ware, welcher ja eben so gut Geist und Anmuth in sich
schliessen kann.

Die sechste und siebente Licferung betreffen die hollandi-
schen Maler Philipp Wouvermam und Kalf, die achte und neunte
dic neueren franzésischen Маег Géricault und Hubert- Robert.
Von Interesse ist insonderheit die Abbildung des grossen Gé-
ricault’schen Gemildes ,der Schiffbruch der Medusa“, in wel-
chem sich die zum Theil verirrte Richtung der neuesten fran-
zosischen Malerei und Dichtkunst, das Grausenhafte Asthetisch
darzustellen, in einem besseren Vorbilde zeigt. Bei Géricault
und Robert folgt der Text dem nattirlichen Gange und giebt in
einfacher Klarheit die Entwickelungsgeschichte beider Kinstler.
Nur cinmal lasst sich der Verfasser wieder zur desultorischen
Manier verleiten, indem er cine tibrigens recht interessante
Anekdote aus dem Leben Géricault’s mitten in die Erzihlung
von dem oben erwihnten Gemilde (dem Schiffbruche der Me-
dusa) hineinwirlt.

Die zehnte Lieferung enthalt das Leben Johann Both’s mit
Abbildungen einiger seincr Landschaften. Die Beschreibung ist
hicr musterhaft und lisst kaum denselben Verfasser wieder er-
kennen, welcher das Leben Waltcau’s behandelt hat. So héchst
anerkennenswerth aber auch das schriftstellerische Talent Char-
les Blancs ist, welcher, wie bemerkt, alle obgenannten Bio-
graphicen verfasst hat, so wiirden wir doch mit Hinblick aul
die obigen Bemerkungen fiir den Fall einer Uebersetazung des
Werkes eine theilweise Umarbeilung des Textes fiir deutsche
Leser empfehlen, bei welcher jedoch die geistreiche, gefallige
und anmuthige Darstellung des Originals keinesweges verloren

gehen diirfte.

In einem folgenden Blatte werden wir vielleicht Gelegen-
heit nchmen, die ferneren Lieferungen dicses interessanten
Werkes, jedoch kirzer, zu berihren. ©
	РФ о’.
	ЗИ, ип April. Folgende Bekanntmachungen sind er-
schienen:

Akademische Preisbewerbung in der Geschichts-Malerei.
(Republicalion.)

In Betreff der bereits unter dem 17. November у. J. ausgeschrie-
benen akademischen Preisbewerbung in der Geschichtsmalerei far das
Jahr 1850 wird hierdurch in Erinnerung gebracht, dass die Meldungen
zur Theilnahme an derselben unter den bekannten Bedingungen bis
gum 8. Juni d. J. bei dem Direktorat der Akademie erfolgt sein mits-
sen, worauf nach Vollendung der Pritfungs - Arbeiten die Hauptaufgabe
am {7. Juni ertheilt wird. Die Ablieferung der fertigen Concurrenz-
Bilder ist auf den 15. September festgestellt, und die Zuerkennung des
Preises, bestehend in einer dreijahrigen Pension von jahrlich 500 Tha-
lern zu einer Sludienreise, besonders nach Ltalien, erfolgt am 15, Octo-
ber d. J. bei der Feier des Geburtsfestes Sr. M. des Kénigs in offent-
licher Sitzung der Akademie. Berlin, den 6. April 1850. Direktorium
und Senat der Kénigl. Akademie der Kiinste. Prof. Nerbig, Vice-
Direklor.
	Konkurrenz in der Malerei um den von der Michael Beer-
‘schen Stiftung ausgesetzten Preis.
Der zu Miinchen 1833 verstorbene dramatische Schriftsteller Mi-