Russland’ Unterhandlungen zu diesem Zwecke. angekniipft sein
sollen.

Unter den hollandischen Historienmalern der Gegenwart
verdient besonders C. Krusemann (zur Unterscheidung von
dem in Amsterdam wohnenden Portratmaler J. A. Krusemann,
der ,,italienische “ genannt) eine riihmliche Erwaihnung. Sieht
man seine ersten historischen Versuche im Pavillon zu Haarlem
und vergleicht damit sein kolossales Gemalde »Johannes der
Taufer in der Wiiste predigend“, so wie sein letztes grosses
Gemialde ,,Ecce homo“, unlangst in Amsterdam und gegenwar-
lig im Haag Offentlich ausgestellt, so ist ein grosser Fortschritt
seines unternehmenden Talents nicht zu verkennen. Dem Kiinst-
ler wurden von cinem inlandischen Mazen vier grosse biblische
Gemilde bestellt und das gegenwartig ausgestellte Bild ist das
erste vollendete. Es stellt Christus mit dem Purpurmantel und
Rohr zwischen zwei Henkern vor (Ecce homo!); Pilatus in
weisser Tunica und Toga, umgeben von einigen Rathen, sitzt
im Mitlelgrunde unter cinem Sdulengange und scheint jene
Worte zum Volke zu sprechen; zu seinen Fiissen sitzt ein Ge-
schichtschreiber. Das Bild hat unter vielen Vorziigen auch den,
dass jede Figur plastisch und fest auf ihrem Platze steht; das
Ganze macht einen ergreifenden Етагаск. Doch herrscht in
der Zeichnung der Hauptfiguren etwas Schwerfilliges vor und
die iibereinander gebundenen Hande des Christus sind von einer
Bliue, die doch gar zu erschreckend erscheint.

Die Gesellschaft Arti et amicitiae, in deren schénem Saale
Krusemann’s Bild ausgestellt war, besteht aus Kinstlern und
Kunstliebhabern und erfreut sich einer stets mehr zunehmenden
Blithe. Es verbindet sich seit einigen Jahren auch eine Bil-
derlotierie damit (Vereeniging tot Bevordering van Beeldende
Kunsten), so dass im letzten Jahre bereits 1590 Loose unter-
gebracht wurden und vom Vereine 27 Kunstwerke 2u einem
Betrage von 6800 Gulden angekauft werden konnten; von Pri-
vaten wurden auf der letzten Ausstellung der Gesellschaft 37
Kunstwerke zum Betrage von 8100 Gulden angekauft.

Der hollandischen Schule wurden im letzten Jahre mehrere
verdicnstliche Kiinstler durch den Tod entrissen; am 1. Juni
1849 starb zu Delft der Maler W. H. Schmidt, ein ausserst
sirebsamer Kiinstler, der sich auf dem Felde der Historien-
malerei, so wie als Portrit- und namentlich als Genremaler
wohlverdiente Lorbeeren zu sammeln wusste. Er ist auch in
Deutschland durch sein treffliches ,,De profundis“ bekannt ge-
worden, welches Bild 1845 fir das Museum zu Céln angekault
wurde. Auch starb unlangst der phantasiereiche junge Genre-
maler Molyn (deéssen letzte Bilder und namentlich sein ,,Cal-
lot unter den Zigeunern“ gerechte Bewunderung erregte), so
	wie der Kupferstecher J. G. Lange.
	samkeit und Bewunderung erregen. Die ausgestellten Kunst-~
werke sind sorgsam aus den Sammlungen der gréssten Kenner
des Kénigreichs gewahlt, und alle in ihrer Art ausgezeichnet.

Das Hervorragendste in der Ausstellung sind die Metall-
arbeiten, in Gold und Silber, Bronze, Eisen u.s.w. Um einen
Begriff von der ‘Arbeit und Kunst zu bekommen, welche vor-
mals auf solche Werke verwandt wurden, wolle man sich er-
innern an die verschiedenen Manieren, an das Giessen, Ciseli-
ren, Graviren, die getriebene Arbeit, die erhabene, die durch-
brochene u.s. w. Im 15., 16. und 17. Jahrhundert wandte man
seine Aufmerksamkeit auf die Produktion von Arbeiten in er-
habener Kunst (high art) sowohl in edlem als in gemeinem Me-
tall, von der man sich heutzutage nur schwer eine Vorstellung
machen kann. Die Goldschmiede Italiens und Deutschlands ver-
wendeten ihr ganzes Genie auf die Hervorbringung yon Werken,
die ihre Namen verewigen konnten und Benvenuto Cellini’s Ge-
nius ist fir immer mit diesem Zweige der Kunst verbunden.
Die prachtige Sammlung yon Gegenstanden dieser Art allein
wiirde schon die Ausstellung héchst anziehend machen. Sie
begreift eine grosse Menge von Bechern, Flaschen, Humpen,
Schalen, Kelchen, Monstranzen, Reliquarien, Bischofsstaben und
andern Gegenstinden verschiedener Art. Die Perle der Aus-
stellung ist der berihmte Nautilus erhaben in vergoldetem Sil-
ber gearbeitet mit Nereiden, welche musikalische Instrumente
spielen, auf einem Fusse, der von einem Neptun gebildet wird,
mit Emblemen, die sich auf das Meer beziehen, und Arabesken
reich geschmiickt; ganz oben eine Figur des Jupiler. Es ist
dies eine Arbeit des 17. Jahrhunderts und im Besitze der K6-
nigin. Beitrige an Arbeiten in Gold, Silber und vergoldeten
Metallen lieferten ausser vielen Privatpersonen, Zitinften und
Korperschaften, das Oriel College in Oxford, das Pembroke und
Emmanuel College in Cambridge. Alle ausgestellten Gegen-
stinde sind so schén, dass es kaum méglich ist einige besonders
hervorzuheben. Vorztiglich aber bewunderten wir die folgen-
den Arbeiten: eine Perlmutterschale in vergoldetem und durch-
brochenem Silber gefasst; eine krystallene Kanne aus dem 17.
Jahrhundert mit vergoldetem Silber beschlagen und mit Edel-
steinen reich verziert; cinen Becher, dessen Fuss und Schale
von Krystall sind, mit Silber beschlagen und mit kostbaren Stei-
nen geschmiickt, alles Eigenthum der Kénigin. Ferner drei
silberne Kannen mit getricbenen Kredenztellern, welche die
Triumphe Dorias darstellen; sie sind von der Familie Lumme-
lini an Lord de Mauley wtberlassen. Bemerkenswerth ist wei-
ter ein Schnitzwerk in Elfenbein, die Jungfrau mit dem Kinde
darstellend, gefasst in einem silbernen Rahmen von Portugie-
sischer Filigranarbeit, welches Mr. Auldjo gehért. Auch diir-
fen wir in dieser Abtheilung einen Bischofsstab nicht vergessen,
welcher aus dem Jahre 1113 stammen soll, und nach einer 4аг-
auf befindlichen Inschrift von einem irischen Kistler Namens
Nictan fiir den damaligen Bischof von Lismore gearbeitet zu sein
scheint. Er gehdrt jetzt dem Herzoge von Devonshire. Unter
der Sammlung von Bronzen zeichnet sich eine italienische Fon-
taine von zwei Figuren aus, uber denen sich cin Theseus mit
der Kénigin der Amazonen erhebt: Eigenthum der Kénigin.
Der berihmte Schild von geschlagenem Eisen mit Gold und
Silber ausgelegt, den man Benvenuto Cellini zuschreibt erregte
viel Aufmerksamkeit. Unter den in Niello verzierten Arbeiten
miissen wir besonders auf einen portativen Allar hinweisen, der
aus einer Jaspisplatte auf ciner Basis von Holz gebildet und mit
Silber beschlagen ist. Es ist eine italienische Arbeit des 13ten
Jahrhunderts und gehort dem Dr. Stock.

Hieran schliessen sich die Sculpturen und Schnitzarbeiten,
an denen die Sammlung kaum weniger reich ist. Die ausge-
stellen Gegenstande sind in Holz, Elfenbein und Stein und alle
	London, 23. Marz. Die Konigl. Societat der Kiinste hat in
ihren Raumlichkeiten, im Adelphitheater, eine Zusammenstel-
lung vonWerken antiker und mittelalterlicherKunst
veranstaltet, welche das Interesse des Publikums in hohem
Grade anzieht. Diese gltickliche Idee bildet ein sehr passendes
Vorspiel zu der grossen industriellen Ausstellung von 1851.
Alles Vorziigliche, was der Mensch hervorbringt, es ist immer
relativ so und es versteht sich, dass man sich keine genaue
Vorstellung von den Fortschritten, die gemacht sind, bloss nach
der Anschauung der heutigen Arbeilen verschaffen kann. Die
Kénigl. Societat der Kinste hat daher wohl daran gethan, dem
Publikum cine Ausstellung zu Offnen, wo der Manufakturist sei-
nen Geschmack ldutern und sein Urtheil verbessern kann, und
wo alle, denen es nicht an Achtung vor der Vergangenheit ge-
bricht, ihre Erinnerungen durch die Betrachtung von Gegen-
slanden wieder beleben kénnen, die auf alle Weise Aufmerk-