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			schitterungen in dem politischen Leben Europa’s, und insbesondere
auch Deutschlands, gesehen, dass er fir das Gesammt-Schicksal der
Kunst nur unginastig sein konnte. Wenigstens unmittelbar musste er
es sein, da die Pflege der Kunst unter dem Gerausche der Waffen und
den wechselnden Besorgnissen des Tages niemals gedeihen kann, mit-
telbar jedoch, dies hoffen wir wenigstens, wird die Beseitigung vieler
langst dritckender Zweifel, die Kraftigung des Bewusstseins, und der
durch manche tribe Erfahrung gestarkte Muth, der kiinstlerischen Pro-
duktionskraft zu Gute kommen, und den Inhalt der Kunst, der immer
das Leben selbst ist, von manchem schlecht verhillten Siechthume be-
freien, S6lche Umbildungen haben in der Geschichte der Kunst oft
stattgefunden, deren Perioden uns bald das Bestreben zeigen, aller
Wirklichkeit zu entflichen, und ideale Traumgebilde durch Form und
Farbe festzuhalten; bald aber wieder das Bestreben, die Wirklichkeit,
wie sie sich eben den Blicken darbietet, zu erfassen und in charakte-
ristischer Wahrheit darzustellen. Die Gahrung, die jetzt allerdings
noch in den Gemiithern braust, wird bis zu ihrer Abklérung, und bis
sie bleibende, vollendete Meister - und Mustersticke auch in der Kunst,
als Friichte des Kampfes darbieten wird, vielleicht noch lange dauern.
Ansichten und Ueberzeugungen im Gebiete der Religion, der Geschichte,
der Gesellschaft werden aber endlich ihren wahren und dann erst ihren
schénen Ausdruck in den Werken des Kinstlers finden, Werke, die
uns bisher so oft nur Virtuosilat der Technik, fruchtlose Selbsttauschung
des Kiinstlers gezeigt haben. Mit dieser Hoffnung blicken wir auf das
fernere Geschick der Kunst, und halten an dem Vertrauen fest, dass
diese, wenn auch umtobt von den Stirmen des Zeitalters, in den hoch-
aufsteigenden Wogen niemals untergehen kann.
	Die Direktoren des Schlesischen Kunstvereins hielten es zunachst
fir ihre Pflicht, in einer Zeit, wo es den Kinstlern in Schlesien, wie
anderwarts, an Beschaftigung fehlte, durch Auftrage, so viel es die
Mittel des Vereins zuliessen, das Talent zu ermuthigen und zu fordern.
Die 6ffentliche Kritik hat diese Maassregel nicht durchgangig gebilligt.
Man hat geltend gemacht, dass der Verein weit sicherer gehe, wenn
er bereits fertige Werke, deren Priifung also vorher zulassig sei, an-
kaufe. Weder das kritische Urtheil, noch die Bestimmung der Hohe
des Honorars unterliege dann mehr einer Befangenheit. So sehr diese
Ansicht dem praktischen Vortheile der Mitglieder des Vereins entgegen
zu kommen scheint, so darf fir das bisher beobachtete Verfahren doch
mancher gewichtige Grund angefiihrt werden. Vor allen Dingen ist
das Vertrauen, das der Verein dem Kistler durch irgend eine Bestel-
lung an den Tag legt, fiir diesen ehrenvoll, und ruft, wenn diesem
dies zu rechtfertigen gelingt, ein Werk in’s Leben, das ein Gewinn
fir die Kunstwelt ist. Wenn die Jahrbicher simmilicher deutschen
Kunstvereine allerdings viele Belege getaéuschter Erwartungen. liefern,
so wird es doch das Prinzip selbst nicht ginzlich widerlegen. Was
tibrigens den Schlesischen Kunstverein betrifft, so haben dessen Ver-
treter diesmal nur einen kleinen, namlich den achten Theil seiner zwei-
jahrigen Einnahme, in dieser Weise verwandt. Die auf Bestellung
gelieferten Kunstwerke waren: eine Statuette (Kranzwinderin) von
Machtig, und die Gemalde: ,,Jakeb segnet die Kinder Joseph s“ von
Krieger, und: ,,Lazarus und der reiche Mann“ von Zimmermann,
alle drei in Breslau lebende Kanstler. Der Ankauf eines neuen treff-
tichen Landschaftsbildes, des seinem Vaterlande Schlesien zum Ruhme
gereichenden Karl Lessing in Disseldorf, gelang durch hesondere
Umstande, und musste um so mehr erfreuen, als es diesem Meister fast
an Zeit gebricht, die zahlreichen, allerwarts her ihm zugehenden Auf-
	trdge zu erttillen.
	mit einer Sauberkeit und Vollendung ausgefiihrt, die mit Recht
Erstaunen und Bewunderung erregt. Was hierunter vorztiglich
die Aufmerksamkeit anzieht, ist ein Rosenkranz, dessen Zeich-
nungen man Holbein zuschreibt. Er gehérte vormals Heinrich VIII.
und zeigt die Wunder des Lebens unseres Heilandes gegeniiber
den hauptsichlichsten Begebenheiten aus dem A. T.  Nichts
libertrifft die Sauberkeit dieser Arbeit. Jetzt gehért er dem
Herzog von Devonshire (vgl. De Fontenay, Dict. des artistes,
Holbein). Ein anderes treffliches Sttick aus dem 16. Jahrhun-
dert ist ein Holz-Basrelief, Adam und Eva darstellend, mit
einem ganz vortrefflichen Rahmen. Unter den Schnitzwerken in
Elfenbein fiel uns besonders ein Becher auf, dessen Stamm ein
Herkules bildet, wahrend Schale und Deckel, der eine Diana
tragt, mit Jagdstiicken geziert sind. Er ist das Werk eines
Norwegischen Kinstlers, genannt Magnus Berger, und Higenthum
der Kénigin. Ferner zeichnen sich aus cin Paar Basreliefs in
Elfenbein, die man Fiamingo zuschreibt, und von. denen das
eine Lot und seine Téchter, das andere Hagar und Ismael dar-
stellt. Unter den Schniizwerken in Stein ist ein ausgezeichne-
tes Stiick in Wetzstein (hone) hervorzuheben, auf dessen einer
Seite ein Portrait des Kaisers Maximilian sich befindet und auf
dem Revers eine weibliche Btste mit der Inschrift ,,Maria Ka-
rol Dux Burgundi“. Dies Kunstwerk zeigt das Monogramm
Albrecht Diirers und ist Eigenthum der Kénigin. Ferner ist
ein Portrait von gleichem Verdienst da, von dem man meint,
	dass es Diirers Weib darstelle, und welches seine Initialen zeigt.
(Schluss folgt.)
	Novitatenschau.
	Etudes Ceramiques, recherche des principes du Beau
dans l’architecture, l’art céramique et la forme en général, théo-
rie de la coloration des reliefs par J. Ziegler. Paris, 1850.
от. 8. 348 5. Рг. 2 Thlr. — In Berlin bei F. Schneider et Comp.
— Das Buch ist in 24 Studien getheilt. Der Verfasser geht
aus von der Kunst im Allgemeinen und den Kunstarten, bleibt
bei der Bau~ und Topferkunst stehn, entwickelt den Einfluss
der griechischen Tépferei auf die Architektur und Formenver-
wandtschaft beider Kiinste. Nach einer Betrachtung der ver-
schiedenen Baustyle werden die primitiven, dann die gemisch-
ten und zuleizt die zusammengesetzten Formen durchgegangen
und die Identitat der ceramischen und architektonischen Gesetze
festgestellt. Eine Studie ist dann den Gesimsen und den Напа-
haben gewidmet, zwei andere der Ornamentation, ihrer Ge-
schichte und ihren Gesetzen. Dann folgt eine Untersuchung
iiber die Farbung antiker, mittelalterlicher Gebaude und Vasen,
welche naher auf die Farben und ihre Classifikation, so wie
auf die Gesetze der Firbung eingeht. Die Schlussstudie be-~
schaftigt sich mit einer Art Verkettung allgemeiner Grundsatze
in Bezug auf die grade und krumme Linie, das Weisse und
Schwarze, das Wahre und Falsche, das Rechte und Unrechte,
Gute und Bése, Kirche und — Armee, das Starke und Schwa-
che ес. Angehangt ist eine Cyligraphie, welche eine Erkla-
rung sammilicher Benennungen von antiken Trinkgeschirren ent-
halt, und der auch eine Uebersicht etlicher Schriftsteller bei-
gefiigt ist, welche tiber Vasen geschrieben haben. — Ein Atlas
der Vasenstudien soll unabhingig vom Buche herausgegeben
werden.
	Déaunstvereine.
	Kine besondere Aufmerksamkeit verdient unstreitig stets die Wahl
und Art der Herausgabe eines allen Mitgliedern des Vereins zu wid-
menden Kunstblattes. Wahrend frither stets die Lithographie als Mittel
gewahit wurde, suchte man diesmal durch Anwendung des Kupfer-
stichs in geschabter Manier héhere Anforderungen zu befriedigen, Ob-
gleich nun das so gelieferte Blatt bedeutend héher im Preise zu stehen
kam, als eine Lithographie, so ist es doch auch gelungen, auf diesem
Wege ein Blatt zu liefern, das allgemeines Lob verdientermaassen ge-
erndtet hat. Es ist von Oldermann in Berlin nach einem Bilde von
C. Hubner in Disseldorf: ,,Die Heirathsvermittelung’ sehr sorgfaltig
searbeitet. Das zu diesem Zwecke angekaufte Originalbild ist unter
	die heutizen Gewinnste gestellt worden.
	Aus dem Bericht aber die Thatigkeit und Veranderungen
	des Sechlesischem Kunstvereins in der Etatszeit 1848— 49,
von Professor Dr. Kahlert.
	Der zweijahrige Zeitraum, der seit der letzten General - Versamm-
lung des Schlesischen Kunst- Vereins verflossen ist, hat so heftige Er-