13 schitterungen in dem politischen Leben Europa’s, und insbesondere auch Deutschlands, gesehen, dass er fir das Gesammt-Schicksal der Kunst nur unginastig sein konnte. Wenigstens unmittelbar musste er es sein, da die Pflege der Kunst unter dem Gerausche der Waffen und den wechselnden Besorgnissen des Tages niemals gedeihen kann, mit- telbar jedoch, dies hoffen wir wenigstens, wird die Beseitigung vieler langst dritckender Zweifel, die Kraftigung des Bewusstseins, und der durch manche tribe Erfahrung gestarkte Muth, der kiinstlerischen Pro- duktionskraft zu Gute kommen, und den Inhalt der Kunst, der immer das Leben selbst ist, von manchem schlecht verhillten Siechthume be- freien, S6lche Umbildungen haben in der Geschichte der Kunst oft stattgefunden, deren Perioden uns bald das Bestreben zeigen, aller Wirklichkeit zu entflichen, und ideale Traumgebilde durch Form und Farbe festzuhalten; bald aber wieder das Bestreben, die Wirklichkeit, wie sie sich eben den Blicken darbietet, zu erfassen und in charakte- ristischer Wahrheit darzustellen. Die Gahrung, die jetzt allerdings noch in den Gemiithern braust, wird bis zu ihrer Abklérung, und bis sie bleibende, vollendete Meister - und Mustersticke auch in der Kunst, als Friichte des Kampfes darbieten wird, vielleicht noch lange dauern. Ansichten und Ueberzeugungen im Gebiete der Religion, der Geschichte, der Gesellschaft werden aber endlich ihren wahren und dann erst ihren schénen Ausdruck in den Werken des Kinstlers finden, Werke, die uns bisher so oft nur Virtuosilat der Technik, fruchtlose Selbsttauschung des Kiinstlers gezeigt haben. Mit dieser Hoffnung blicken wir auf das fernere Geschick der Kunst, und halten an dem Vertrauen fest, dass diese, wenn auch umtobt von den Stirmen des Zeitalters, in den hoch- aufsteigenden Wogen niemals untergehen kann. Die Direktoren des Schlesischen Kunstvereins hielten es zunachst fir ihre Pflicht, in einer Zeit, wo es den Kinstlern in Schlesien, wie anderwarts, an Beschaftigung fehlte, durch Auftrage, so viel es die Mittel des Vereins zuliessen, das Talent zu ermuthigen und zu fordern. Die 6ffentliche Kritik hat diese Maassregel nicht durchgangig gebilligt. Man hat geltend gemacht, dass der Verein weit sicherer gehe, wenn er bereits fertige Werke, deren Priifung also vorher zulassig sei, an- kaufe. Weder das kritische Urtheil, noch die Bestimmung der Hohe des Honorars unterliege dann mehr einer Befangenheit. So sehr diese Ansicht dem praktischen Vortheile der Mitglieder des Vereins entgegen zu kommen scheint, so darf fir das bisher beobachtete Verfahren doch mancher gewichtige Grund angefiihrt werden. Vor allen Dingen ist das Vertrauen, das der Verein dem Kistler durch irgend eine Bestel- lung an den Tag legt, fiir diesen ehrenvoll, und ruft, wenn diesem dies zu rechtfertigen gelingt, ein Werk in’s Leben, das ein Gewinn fir die Kunstwelt ist. Wenn die Jahrbicher simmilicher deutschen Kunstvereine allerdings viele Belege getaéuschter Erwartungen. liefern, so wird es doch das Prinzip selbst nicht ginzlich widerlegen. Was tibrigens den Schlesischen Kunstverein betrifft, so haben dessen Ver- treter diesmal nur einen kleinen, namlich den achten Theil seiner zwei- jahrigen Einnahme, in dieser Weise verwandt. Die auf Bestellung gelieferten Kunstwerke waren: eine Statuette (Kranzwinderin) von Machtig, und die Gemalde: ,,Jakeb segnet die Kinder Joseph s“ von Krieger, und: ,,Lazarus und der reiche Mann“ von Zimmermann, alle drei in Breslau lebende Kanstler. Der Ankauf eines neuen treff- tichen Landschaftsbildes, des seinem Vaterlande Schlesien zum Ruhme gereichenden Karl Lessing in Disseldorf, gelang durch hesondere Umstande, und musste um so mehr erfreuen, als es diesem Meister fast an Zeit gebricht, die zahlreichen, allerwarts her ihm zugehenden Auf- trdge zu erttillen. mit einer Sauberkeit und Vollendung ausgefiihrt, die mit Recht Erstaunen und Bewunderung erregt. Was hierunter vorztiglich die Aufmerksamkeit anzieht, ist ein Rosenkranz, dessen Zeich- nungen man Holbein zuschreibt. Er gehérte vormals Heinrich VIII. und zeigt die Wunder des Lebens unseres Heilandes gegeniiber den hauptsichlichsten Begebenheiten aus dem A. T. Nichts libertrifft die Sauberkeit dieser Arbeit. Jetzt gehért er dem Herzog von Devonshire (vgl. De Fontenay, Dict. des artistes, Holbein). Ein anderes treffliches Sttick aus dem 16. Jahrhun- dert ist ein Holz-Basrelief, Adam und Eva darstellend, mit einem ganz vortrefflichen Rahmen. Unter den Schnitzwerken in Elfenbein fiel uns besonders ein Becher auf, dessen Stamm ein Herkules bildet, wahrend Schale und Deckel, der eine Diana tragt, mit Jagdstiicken geziert sind. Er ist das Werk eines Norwegischen Kinstlers, genannt Magnus Berger, und Higenthum der Kénigin. Ferner zeichnen sich aus cin Paar Basreliefs in Elfenbein, die man Fiamingo zuschreibt, und von. denen das eine Lot und seine Téchter, das andere Hagar und Ismael dar- stellt. Unter den Schniizwerken in Stein ist ein ausgezeichne- tes Stiick in Wetzstein (hone) hervorzuheben, auf dessen einer Seite ein Portrait des Kaisers Maximilian sich befindet und auf dem Revers eine weibliche Btste mit der Inschrift ,,Maria Ka- rol Dux Burgundi“. Dies Kunstwerk zeigt das Monogramm Albrecht Diirers und ist Eigenthum der Kénigin. Ferner ist ein Portrait von gleichem Verdienst da, von dem man meint, dass es Diirers Weib darstelle, und welches seine Initialen zeigt. (Schluss folgt.) Novitatenschau. Etudes Ceramiques, recherche des principes du Beau dans l’architecture, l’art céramique et la forme en général, théo- rie de la coloration des reliefs par J. Ziegler. Paris, 1850. от. 8. 348 5. Рг. 2 Thlr. — In Berlin bei F. Schneider et Comp. — Das Buch ist in 24 Studien getheilt. Der Verfasser geht aus von der Kunst im Allgemeinen und den Kunstarten, bleibt bei der Bau~ und Topferkunst stehn, entwickelt den Einfluss der griechischen Tépferei auf die Architektur und Formenver- wandtschaft beider Kiinste. Nach einer Betrachtung der ver- schiedenen Baustyle werden die primitiven, dann die gemisch- ten und zuleizt die zusammengesetzten Formen durchgegangen und die Identitat der ceramischen und architektonischen Gesetze festgestellt. Eine Studie ist dann den Gesimsen und den Напа- haben gewidmet, zwei andere der Ornamentation, ihrer Ge- schichte und ihren Gesetzen. Dann folgt eine Untersuchung iiber die Farbung antiker, mittelalterlicher Gebaude und Vasen, welche naher auf die Farben und ihre Classifikation, so wie auf die Gesetze der Firbung eingeht. Die Schlussstudie be-~ schaftigt sich mit einer Art Verkettung allgemeiner Grundsatze in Bezug auf die grade und krumme Linie, das Weisse und Schwarze, das Wahre und Falsche, das Rechte und Unrechte, Gute und Bése, Kirche und — Armee, das Starke und Schwa- che ес. Angehangt ist eine Cyligraphie, welche eine Erkla- rung sammilicher Benennungen von antiken Trinkgeschirren ent- halt, und der auch eine Uebersicht etlicher Schriftsteller bei- gefiigt ist, welche tiber Vasen geschrieben haben. — Ein Atlas der Vasenstudien soll unabhingig vom Buche herausgegeben werden. Déaunstvereine. Kine besondere Aufmerksamkeit verdient unstreitig stets die Wahl und Art der Herausgabe eines allen Mitgliedern des Vereins zu wid- menden Kunstblattes. Wahrend frither stets die Lithographie als Mittel gewahit wurde, suchte man diesmal durch Anwendung des Kupfer- stichs in geschabter Manier héhere Anforderungen zu befriedigen, Ob- gleich nun das so gelieferte Blatt bedeutend héher im Preise zu stehen kam, als eine Lithographie, so ist es doch auch gelungen, auf diesem Wege ein Blatt zu liefern, das allgemeines Lob verdientermaassen ge- erndtet hat. Es ist von Oldermann in Berlin nach einem Bilde von C. Hubner in Disseldorf: ,,Die Heirathsvermittelung’ sehr sorgfaltig searbeitet. Das zu diesem Zwecke angekaufte Originalbild ist unter die heutizen Gewinnste gestellt worden. Aus dem Bericht aber die Thatigkeit und Veranderungen des Sechlesischem Kunstvereins in der Etatszeit 1848— 49, von Professor Dr. Kahlert. Der zweijahrige Zeitraum, der seit der letzten General - Versamm- lung des Schlesischen Kunst- Vereins verflossen ist, hat so heftige Er-