eines Gebaudes von einfach gothischen Formen; Tafel УШ—Х
Bronzearbeiten spitmittelalterlichen Styles, die reichfigurirten
Taufgefisse der Kreuzkirche und der Aegydienkirche, auch Thir-
schilder und Wandleuchter aus hannéverschen Kirchen; Taf. XI.
Figuren von Grabsteinen des 16. Jahrh., zur Bezeichnung der
birgerlichen Tracht; Tafel XIT—-XVIII. die zum Theil reichen
Facaden biirgerlicher Wohnhauser aus gothischer Zeit, im Back-
steinbau ausgefiihrt, mit einer hinreichenden Anzahl von Details
in der erforderlichen Grésse, welche zur niheren Veranschau-
lichung der Construction und der Profilirungen dienen. Diese
der hauslichen Architektur gewidmeten Darstellungen sind in
mehrfacher Beziehung besonders schatzbar; sie geben willkom-
mene Belehrung, machen zugleich aber auch den Wunsch rege,
dass fir das Geschichtliche der Hauseranlage, der architekto-
nischen Disposition und Ausstattung der Wohnungen, nament-
lich in Deutschland, bald Umfassendes mége gearbeitet werden.
Die Culturgeschichte wtirde solche Darlegungen gewiss mit leb~
haftem Dank enigegennehmen. — In den Text der vorliegen-
den Lieferungen sind einige Holzschnitte eingedruckt. Bei Ge-
legenheit der Besprechung des schon in der ersten Lieferung
dargestellten Altargemaldes aus der Kreuzkirche, welches sich
gegenwartig in der geschatzten Sammlung des Baurathes Haus-
mann zu Hannover befindet, erfolgen zugleich einige Notizen
liber noch einige niedersichsische Gemalde dieser und. anderer
Privatsammlungen Hannovers. —- Das vierte Heft-wird die Denk-
maler von Hannover beschliessen und ebenfalls Darstellungen
	des mittelalterlichen Hauserbaues enthalten. Е. Kugler.

Beitrége xur Geschichte Westpreussischer
Kunstbauten. Ester Theil: Das Kioster Oliva.
	Von Dr. Theodor Hirsch, Professor etc. Danzig,
1550. 42 5. 4. und ein lithograph. Blatt in gr. Fol.
	Der Verfasser dieser Schrift, der sich auch schon ander-
weitig (z. B. in seinem ausfihrlichen Werk tiber dig Marien-
kirche zu Danzig) um die Culturgeschichte seiner Heimat ver-
dient gemacht hat, giebt hier einen schatzbaren Beitrag zur
Darlegung der kunstgeschichtlichen Entwickelungen im altpreus-
sischen Lande. Kloster Oliva, in reizender Gegend unfern
Danzig belegen, ist einer der frihsten und wichtigsten Aus-
gangspunkte christlicher Cultur in Preussen; die Kirche des
Klosters bewahrt den altesten Rest der in das Land cingefiihr-
ten kirchlichen Architektur. Zwar glaubte man seither, auf
unzureichendes Studium der literarischen Quellen und auf noch
weniger gentigende Bericksichtigung der architektonischen For-
men des Gebdudes gestiitzt, annehmen zu diirfen, dass hier
aus dlterer Zeit nichts erhalten sei und alles Vorhandene erst
aus der zweiten Hialfte des 16. Jahrhunderts herrihre. Das
Irrthiimliche dieser Ansicht wird von dem Verfasser jedoch aus-
fibrlich (wie gleichzeitig auch durch F. vy. Quast in seinen
libersichtlichen ,,Beitraigen zur Geschichte der Baukunst in
Preussen“, in Heft 1. des laufenden Jahrganges der Neuen
Preussischen Provinzialblatter) nachgewiesen. Der innere Kern
des Kirchengebaudes riihrt aus der, fir jene Lande sehr frithen
Bauperiode von 1235—1239 her. Er erscheint im Charakter
des Uebergangsstyles aus dem Romanischen ins Gothische, und
zwar in Formen, welche entschieden dem an den iiltesten Thei-
len der Kirche des weiland machtigen Klosters Colbatz in Pom-
mern, — des Mutterklosters von Oliva, — entsprechen. U. a.
findet sich hier auch dieselbe, den Ucbergangssty! bezeichnende
Kapitalform vor, die, unterwarts achteckig, nach oben in das
Viereck tibergeht und die, wie in Colbata, so auch anderwei-
tig in den nordéstlichen germanischen oder germanisirten Lan-
	den gefunden wird. Ueber Colbatz habe ich in meiner ,, Pom-
merschen Kunstgeschichte“ (8. 11. ff. u. 46 f.) ausfithrlich ge-
sprochen  ); auf den gréssern Cyklus der entsprechenden Bau-
werke dieser und der zuletzt vorangegangenen romanischen
Epoche, der seinen Schwerpunkt in Danemark zu finden scheint,
habe ich in meinem Handbuch der Kunstgeschichte (2. Aufl.,
S. 500) hingedeutet. Die adltesten Theile der Klosterkirche von
Oliva reihen den bisher bekannten Beispielen ein neues an, das
schon fiir die geographische Ausdehnung des Cyklus von Wich-
tigkeit ist.

Zu bedeutenden Verdnderungen gab ein grosser Brand An-
lass, der die Kirche und das Kloster von Oliva im J. 1350 er-
griffen hatte. Es erfolgten bei der Restauration der Kirche Ab-
anderungen in ihrer Disposition; cin neuer Kreuzgang und Ka-
pitelsaal wurden erbaut. Alles in dieser Zeit Entstandene und
ungestért Erhaltene tragt den Stempel der geschmackyollsten
Entwickelung des gothischen Styles, wie derselbe sich an den
Backsteinbauten unserer Gegenden manifestiren konnte. — Neue
Zerstorungen fanden im J. 1577 statt. Diese fihrten im J. 1582
namentlich zu einer neucn Ueberwélbung der Kirche, in den
spatest gothischen Formen eines reichen und zierlichen Netz-
gewolbes. 1594 folgte der Neubau eines glinzenden Refecto-
riums im brillanien Jesuiterstyl, den Traditionen des Mittelalters
schon abgewandt; im 17. und 18. Jahrhundert schloss sich end-
lich noch manche Rococoisirung an. Von der Zeit nach 1577
rihren sodann auch dic ornamentistischen und bildnerischen
Dekorationen her, mit denen die Kirche, zum Theil in nicht
sehr kiinstlerischer Weise, geschmiickt ist.

Der Verfasser verbindet in vorliegender Schrift die sorg-
lichste urkundliche Darlegung mit einer kritischen Untersuchung
des Bauwerkes in ‘allen seinen Einzelheiten, wodurch sich
ein, wie es scheint, vdllig gesichertes kunstgeschichtliches Re-
sultat ergiebt. Auf dem lithographischen Beiblatt ist ein Grund-
riss der Kirche und der an sie angelehnten Klosterbaulichkeiten
in grossem Massstabe und die Darstellung einer Anzahl charak-
	teristischer architektonischer Kinzelheiten enthalten.
Е. Kugler.
	СА его Е.
	J.J. Merlo Nachrichten von dem Leben und den Werken
Kélnischer Kiinstler. Mit 174 Monogrammen- Abbil-
dungen. Kéln 1850. gr. 8.
	Von Sotzmanih.
	In unsern alten Reichsstadten gedieh die deutsche Kunst
aus dem inersten Kern des Nationalcharakters und biirgerlichen
Lebens bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts selbstandig zu ihrer
schénsten Blithe. Sie wuchs empor aus eigenthiimlicher Wur-
zel, unabhangig von den Fiirsten und ihren Héfen, deren Gén-
nerschaft sie sich gern erfreute, ohne dadurch zu einer Treib-
hauspflanze derselben zu werden und fast ebenso unabhangig
vom Einfluss des Auslands, wenn wir den ausnehmen, welchen
die eycksche Schule, die im weiteren Sinn doch auch cine
deutsche ist, im 15. Jahrhundert auf sie ausgetibt hat. Sie
konnte in Deutschland wie der Wein den Boden, der sie trug,
nicht verliugnen; neben dem allgemeinen deutschen Charakter
hatte sie in jedem Lande, im Elsass und am Rhein, in Schwa-
ben, Franken, Sachsen und Westphalen eine mehr oder weni-
ger merkliche Eigenthiimlichkeit, die sie um so mannigfaltiger
	1) Vielleicht wiirde ich gegenwartig die urspriingliche Anlage der Kir-
che von Colbatz um ein Weniges spater setzen, als dort geschehen ist.