sland ist. Dem Dombilde sind nun heinahe allein 30 Seiten
gewidmet, dagegen ist dic Rathselhaftigkeit der angeblichen
Jahrzahl MNOX mit Stillschweigen tibergangen, und die Frage,
ob es ein Tempera- oder Oelbild sei, nicht néher auseinander-
gesetzt. Unter den iibrigen demselben Meister beigelegten Bildern
wird bei der Reinigung Marié im Tempel, im Darmstidter Mu-
seum, der grossen Uebereinstinmung mit dem Dombild in ein-
zelnen Theilen nicht gedacht, welche dieses Bild dem letateren
am nachsten stellt, vielleicht weil die Jahreszahl desselben
(1447) von der angeblichen des Dombildes ziemlich weit ab-
liegt. Ausser Wilhelm und Stephan kommen von kélnischen
Malern vor 1500 noch vor:

Johannes von KéIn, von dessen Arbeiten in Kirchen zu
Chemnitz, wo er sich zu Anfang des 14. Jahrhunderts nieder-
gelassen haben soll, Fiorillo spricht, Waagen aber (Deutschl.
Brief 2.) nichts mehr gefunden hat.

Dem Christoph von Kéln, der nach einer karthaiuser Chro-
nik 1471 ein Allarbild der heiligen Engel im ehemaligen Car-
thauser Kloster gemalt hat, welches aber nicht mehr vorhanden
ist, werden zwei andre noch in Kéln befindliche Bilder aus der
lyversbergischen Sammlung, Christus am Kreuz und der un-
gliubige Thomas, deshalb beigelegt, weil sie derselben Klo-

sterkirche vor 1501 geschenkt wurden.
Israel vy. Meckenen, der als westphialischer, nicht kélnischer

Kupferstecher bekannt ist, hat seinen Namen zu der lyversbergi-
schen Passion und andern hier beschriebenen Bildern hergeben
miissen, die aber sowohl von Israels Kupferstichen, als dem
sonstigen Charakter dessen, was man kélnische Schule nennt,

abweichen.

Auch die Tabletten der berliner k. Bibliothek mit Zeich-
nungen eines Kiinstlers, der sich auf denselben Jaques dalige
(der letztere Name ist undeutlich) nennt, werden unter dem Na-
men Dalime hieher gezogen, weil Passavant darin die alic
k6lnische Schule sieht.

Unter den Malern des 16. Jahrh., die abgehandclt werden,
sind die namhaftesten Barthol. de Bruyn, der letzte Auslaufer der
gedachten Schule, von dem das Altarbild zu S. Viktor in Xanten,
nach dem abgedruckten Verirag von 1529 gemalt wurde, Abrah.
de Bruyn, mehr als Kupferstecher und durch seinen Sohn Ni-
colaus bekannt, Joh. von Achen, Rudolphs Il Hofmaler in Prag,
Geldorp Gorizius, der ireffliche Bildnissmaler und Aug. Braun.
Aus dem 17. Jahrhundert sind ihrer noch weniger; hier muss
vor allen Rubens aushelfen, obwohl Kéln keinen andern An-
spruch an ihn hat, als sein Geburtsort und Wohnort wahrend
seiner Kinderjahre gewesen zu sein und seine von den Jabachs
in die S. Peterskirche gesliftete Kreuzigung dieses Apostels zu
besitzen. Sein Leben und kiinsllerischer Charakter, so wie die
von ihm in K6éln befindlichen Bilder, werden in einem ausfihr-
lichen Artikel nach den bekanntesten Quellen geschildert und
die Erérterungen iiber seinen Geburtsort und das von seinen
Eltern bewohnte Haus in Kéln wiederholt, auch am Schluss ein
Paar in Gachet’s Sammlung fehlende Briefe von ihm an Dupuy
nach den Autographen abgedruckt. Dass der Verfasser nicht
nur die am kurfirstlichen Hofe zu Bonn bediensteten Kinstler,
sondern auch solche aufgenommen hat, die in Kéln nur geboren
sind, oder nur eine Zeillang daselbst gelebt und gearbeitet ha-
ben, wie J. Schoreel, J. Breughel, Oite Veenius, oder von de-
nen gar nur mehrere Bilder in k6lInischen Kirchen befindlich
sind, wie Corn. Schut, wire an sich, bei der geringeren Er-
heblichkeit der andern, zwar nicht zu tadeln, zumal da jene
nur in specieller Beziehung auf Kéln, also meist kiirzer abge-
fertigt sind, indess tiberrascht es doch, unter ihnen auch Diirer
und sogar Lebriin, den Hofmaler Ludwigs XIV, zu finden, letz-
	teren. blos, weil er das Jabachsche Familienbild gemalt hat,  
	welches nicht einmal mehr in Kéln, sondern durch Ankauf im
Berliner Museum ist. Da die Hauptfigur in diesem Bilde nicht
der kéInische Senator Eberh. Jabach, sondern dessen gleich~
namiger Sehn, der durch seine Kunstliebe und Sammlungen, so
wie durch seinen Reichthum ausgezeichnete Bankier ist, der
nach 1638 in Paris seinen Wohnsitz nahm, wo er mit dem Hofe
und den Kiinstlern, mit Mazarin und Lebrin in Verbindung stand,
so hatte sich der Verfasser die angebliche Sage, Lebriin sei
auf einer Reise in Kéln erkrankt und habe fiir die Aufnahme
im Jabachschen Hause dieses Bild gemalt, ersparen und sol-
chen Kunstschriften, wie die der Frau Schopenhauer, iiberlas-
sen kénnen. (Schluss folgt.)
	Heitune.
	tT Sriffel, im April. Die Berechnungen der Ausgaben und
Einnahmen des Kiinsilerfestes vom 5. Januar ergeben folgen-
des Resultat: Ausgabe: Fir Ankauf von Kunstgegenstinden
29,4663 ТЫг. = 95,500 Fr.; fiir verschiedene Ausgaben, Mie-
thung des Saales, an die Kinstler-Retraéten—Kasse u. s. w.
56,780 Fr., Summa 40,274 Thir. 20 Ser. = 152,280 Fr. — Ein-
nahme: Fir einfache Tombolakarten 85,650 Fr., fiir 349 Série-
Karlen 57,350 Fr., Unterstiitzung der Regierung 10662 Thir. =
4000 Fr., Verkauf verschiedener Gegensténde, dic zum Fest
gedient halien, 4,980 Fr., Summa 151,380 Fr.

Das Deficit von 900 Franken (240 Thir.) ist durch den An-
kavf der grossen Vasen, welche die Galerie schmtickten, von
Seiten der Ausschussglieder gedeckt worden,

Die Stadt Ypres hat bei der Verloosung der Bilder des
Kiinstlerfestes das herrliche Gemalde von Gallait, ,der zer-
brochene Bogen“, gewonnen. — Der Bitrgermeister von Briis-
sel, C. v. Bruckern, hat die Perle der Ausstellung, ,,den Hund
des Gefangenen“, von Joseph Stevens, erhalten, ein gliick-
licher Zufall, da der Mann mit grosser Uneigenniitzigkeit von
Anfang an sich der Sache angenommen und den Kiinstlern we-
sentliche Dienste geleistet hatte. Den Namen des Gliicklichen,
der ,,die gliickliche Mutter“ yon Verboeckoven gewonnen,
kenne ich nicht, — Unter den tibrigen hervorragenden Kunst-
gegenstanden sind dem Kénige zugefallen: die kleine, aber un-
gemein lebendige Gruppe in Bronze von Jacquet, eine ,,Scene
aus dem Kindermord“; ,,der Windstoss“, Pastell von Lauter;
» Paul Potter beim Sludium“ von Tschaggeny (Edmund) aus
Brissel. ,,Die Wiege des Amor“ von Fraikin, von auffallen-
der Achnlichkeit mit ,,dem Kinde auf dem Riicken eines Del-
phin’s von Raphael, hat der Professor Lombard, an der Liit-
ticher Universitat, gewonnen; der Liitlicher Kunstverein (Cercle
artistique) das Gemalde von Joseph Lies: ,, Erasmus und Hol-
bein“, ein Baron de Vriére ,,die Rémerin“ von Frau O’Connel.

In einem Rundschreiben, welches im vergangenen October
im Moniteur abgedruckt war, hatte der Justizminister bekannt
gemacht, dass diejenigen Kirchenverwallungen, welche nicht
hinreichende Geldmiltel besissen, um Bildséulen und Gemalde,
heilige Gegenstinde darstellend, anzuschaffen, sich an die Re-
gierung wenden kénnten, die durch Geldunterstiitzung ihnen
die Erwerbung dieser Kunstgegenstinde méglich machen wirde.
Es scheint, dass diese Aufforderung eine grosse Anzahl Ge~
suche, sowohl bei der Abtheilung des Innern, als bei der der
Justiz hervorgerafen hat, wie es auch ein neues Rundschreiben
des erwabuten Ministeriums, welches sémmilichen eingegange-
nen Gesuchen genaueste Berticksichiigung verspricht, beslatligt.
Wenn bei dieser ausserordentlichen Zuvorkommenheit auch po-
litische Griinde mit unterlaufen mégen, so ist doch nicht zu
laugnen, dass vielleicht keine Regierung so viel fir die Kiinste