thut, als die belgische. Dies bezieht sich namentlich auch auf die Wiederherstellung der Offentlichen Bauten. So arbeitet man schon 10 Jahre lang an der Restauralion des Rathhausthurmes ; und diese Arbeit kann wohl noch 5 Jahre dauern, was fiir den, der die wunderbare Zartheit der Einzelheiten dieses meister- haften Bauwerks kennt, durchaus nichts Ueberraschendes haben wird. Die Spitze ist vollendet. Beschirmt vom neuvergoldeten Erzengel Michael, der tiber dem schwarzen Satan sein blitzen- des Schwert schwingt, bietet sie, in ihrem weissen Feierkleide, auf dem blauen Himmelsgrunde, bei hellem Sonnenschein, wie beim milderen Mondlicht, einen wunderbar schénen Anblick dar. Auch die Kathedrale St. Gudule wird sowohl innen wic aussen mit grosser Sorgfalt restaurirt. Die kleinen Statuetten tber den Thiiren der Thurm- und der Siidseite, so wie die, welche die Thiirme selbst schmiicken, sind von den ersten Bild- hauern Briissels gearbeitet. Die ganz verstaubten Glasfenster werden gereinigt, der Fussboden geebnet, kurz Alles wieder- hergestellt, was unter dem Zahne der Zeit gelitten, doch hilt man sich dabei streng an die urspriingliche Ausfiihrung, und enistellt durchaus Nichts durch moderne Verzierungen. Ganz neu sind nur die Malereien der vier Glasfenster hinter dem Altar. Sie sind nach Zeichnungen von Navez ausgefiihrt und stellen die vier Evangelisten mit ihren Attributen dar. Wenn sie auch, was die Zeichnung betrifft, die alten Glasmalereien der Kathedrale tibertreffen, so sticht doch ihr Kolorit sehr ge- gen die Farbenpracht ihrer dreihundertjahrigen Nebenbuhle- rinnen ab. Die Holzschnitzkunst, in der Brigge so viel Meisterwerke hervorgebracht, scheint durch die Anstrengungen und durch die Arbeiten einiger talentvoller junger Kiinstler wieder erste- hen zu wollen. Unter ihnen erwahnen wir namentlich August van Wedevalt, der ktrzlich in der Akademie fiir das-Aus- land eine bestellte Bildsaule ausgestellt hat, von der man all- gemein die kithne Ausfihrung lobt. Die, welche die Schwie- rigkeiten dieser Schnitzkunst kennen, kénnen nicht genug dic Kiinsiler ermuthigen, welche sich einer so undankbaren und so wenig eintréglichen Arbeit widmen. (Ren.) London, 23. Marz. (Schluss.) Die dritte Klasse bilden die Schmelzarbeiten, welche die alten Aegypter schon kannten, die Griechen und Rémer vorziiglich liebten und die so besonders ausgezeichnet aus den Werkstalten von Limoges hervorgingen, wo dieser Zweig der Kunst vom 12. bis zum Ende des 16. Jahrh. mit dem grossten Erfolg getrieben zu sein scheint. Die ausge~ stellten Arbeiten sind in drei Klassen getheilt: die eingefassten, die durchsichtigen und die gemalten. Unter den ersten ist ein schénes Stick, ein Heiliger mit einem Buche in der Hand; in den Gewandern herrschen Weiss, Grau und Tiefblau vor; ei- genthiimlich ist, dass die feinen Metallstreifen, welche die ein~ zelnen Farben trennen, fein durchléchert sind. Der gravirte Grund ist reich mit Blatterschmuck decorirt und der Rand eben- falls mit Schmelz verziert. Es ist eine Arbeit des 12. Jahr- hunderts und gehért Mr. G. Webb. Unter den klaren Schmel- zen ist ein Becher ausgezeichnet, welcher der Stadt Lyon ge- hért und ,,K6nig Johanns Becher“ genannt wird; er ist von Silber, zum Theil vergoldet und mit Figuren und Symbolen der Jagd auf Schmelzgrund verziert. Auch die gemalten Schmelz- arbeiten sind vorztiglich und unter ihnen ist ein Gemalde, die Verkiindigung darstellend, besonders hervorzuheben, welches vorziglich brillante Farben zeigt und mit Nachahmungen von Edelsteinen geziert ist. Diese Arbeit des 15, Jahrhunderts ist Eigenthum von Mr. C. S. Ball. Die vierte Klasse der ausgestellten Gegenstande bilden die Juvelierarbeiten und Leibschmuck — ebenfalls eine seltene und merkwirdige Sammlung. Unter anderen interessanten Sa- chen in dieser Abtheilung ist eine Kanne von Sardonyx erwah- nenswerth, mit Gold beschlagen, emaillirt und mit kostbaren Steinen geschmtickt. Dies glanzende Kunstwerk bildete vor der ersien Revolution einen Theil der Franzésischen Reichskleino- dien, ist aber jetzt Eigenthum der Vicomtesse Beresford. Auch sieht man ein kleines Gebetbuch in massiv goldenem mit Schmelz verziertem Einbande, welches der Kénigin Elisabeth, so wie ein Kleinod in Form eines Herzens, welches Maria Stuart gehérte. Auch die ausgestellten Stand- und Taschenuhren sind aus- serordentlich merkwiirdig, z. B. eine astrologische Tischuhr fir Sigismund den Grossen, Konig von Polen, 1525 verfertigt, eine achteckige Taschenuhr, eine kreuzférmige Taschenuhr, so wie eine Uhr Kénig Karls 1, von Edward East in London 1640 ge- arbeitet, welche der Konig, als er eben zum Schaffot abgeholt werden sollte, zum Andenken an Mr. Herbert schenkte. Die sechste Abtheilung enthalt irdene Gegenstande und be- egreift Gricchisches und Etruskisches, Rémisches della Robbia, Italienische Majolica, Deutsches und Vldmisches Steinzeug, (Fran- zosische) Henry II, Palissy, Bottcker Waare, und Terra cotta. Sie bietet nicht weniger Bemerkenswerthes, als die tbrigen Klassen. Die Proben von della Robbia werden vorztiglich die Aufmerksamkeit erregen, da die Bereitungsweise verloren ge- gangen ist, wie nicht minder die italienischen Majoliken wegen der Schénheit ihrer Zeichnungen und des Glanzes ihrer Farben. Es enthalt diese Abtheilung eine Biste des Lorenzo de’ Medici in Terra cotta, welche man allgemein Michel Angelo zuschreibt. Die Ziige des grossen Florentiners sind gross und voll Charak- ter und die Arbeit ist von frappanter Wahrheit und Kraft, so dass wenig Gegenstinde in der ganzen Ausstellung die Auf- merksamkeit mehr angezogen, als diese Biste. Die Sammlung von Glassachen umfasst Griechisches und Etruskisches, Rémisches, Venetianisches und Deutsches. Das schénste Stiick dieser Abtheilung ist wohl ein Trinkgefass, wel- ches von olivgriiner Farbe scheint, gegen das Licht gehalten aber eine réthliche Farbung zeigt. Es ist Eigenihum des Ва- ron Lionel Rothschild. Ausser diesen Abtheilungen findet man auf der Ausstellung einige seltene alte Gemilde, Briisseler Tapeten nach Zeichnun- gen von Rubens, Stickereien, Spitzen, Lederarbeiten, Waffen und geschnittene Steine. — Leider lasst die Aufstellung viel zu wiinschen tbrig. (Times. ) Zondow, im April. Das zweite in Bronze ausgefithrte Schlacht-Basrelief fiir das Nelson-Monument ist so eben an der Basis der Saule, der Nationalgallerie gerade gegeniiber, ange- bracht worden. Es ist das Werk Woodington’s, eines jungen Bildhauers, der dem Publikum durch mehrere Reliefentwiirfe, die viel poetische achte Schénheit verrathen, vortheilhaft be- kannt geworden ist, Das Basrelief hat die schéne Scene am Nil zum Gegenstand, wo der Schiffsarzt einen armen kranken Matrosen verlisst, um seine Hilfe dem verwundeten Admiral zuzuwenden, dieser ihn aber mit den Worten zuriickweist: „Мет, ich will mit meinen braven Gefahrten in der Reihe blei- ben.“ Die Art, wie der grosse Held den Schmerz unterdriickt und eine wirdige Fassung beobachtet, ist gut dargestellt, wie liberhaupt die ganze Scene wohl ausgefiihrt ist. Das Gewicht dieses Basreliefs betrigt zwei Tonnen weniger als das entspre- chende von Carew. Es ist beim Guss von wesentlicher Wich- tigkeit, die Form nicht zu tberhitzen oder zu verbrennen; je dinner daher das Metall auf die Form gegossen werden kann, desto weniger lasst sich das Verbrennen oder Zerstéren des zarten Modells erwarten. Dies hat sich Woodington zum Haupt- zweck bei Verminderung des Gewichts seiner Arbeit gemacht. —