Auf ible.
	Organ
der deutSchen Kunstvereine.
	“Zeitung
fiir bildende Kunst und Baukunst.
	Unter Mitwirkung von
	Kugler in Berlin — Passavant in Frankfurt — Waagen in Berlin — Wiegmann in Diisseldorf — Schnaase
in Berlin — Schulz in Dresden — FOrster in Minchen — Eitelberger v. Edelberg in Wien
	Ae 19.
	redigirt von Dr. F. Eggers in Berlin.
	Montag, den 13.
	Мат.
	lent fiir ihre Zwecke zu benutzen wussten, gewahrien ihm
alle Musse und Nachsicht mit seiner, von allen Gattungen
weltlicher Malerei nach ihren Begriffen am wenigsten siind-
lichen Beschaéftigung um so lieber, als diese ihnen Arbeiten
lieferte, mit denen sie angenehme Geschenke an Fiirsten machen
konnten, um sich bei ihnen in Gunst zu setzen. Ein solches
Geschenk wurde unter andern dem zum General -Gouverneur
der spanischen Niederlande ernannten Erzherzog Ludwig Wil-
helm, . Kaiser Ferdinands If Sohn, gemacht, als er 1648 nach
seinem Einzug in Antwerpen das dortige Jesuiterkollegium in
Augenschein nahm, wo er sich auch bei Seghers in seiner Werk-
statt umsah und huldreich mit ihm unterhielt. Das Gemilde,
welches ihm verehrt wurde, stellte S, Leopold von Oesterreich
in Anbetung vor der heil. Jungfrau dar, umgeben mit einem
herrlichen Blumengewinde von Seghers Hand und war auf einer
5 Fuss hohen kupfernen Tafel gemalt. Der Prinz wurde da-
durch sogleich zur Bestellung eines ahnlichen Bildes fiir seinen
Bruder, den Kaiser Ferdinand Il, veranlasst. Nichts desto we-
niger wollten dem Kistler seine Oberen nicht erlauben, Schiiler
zu halten und auszubilden und nur als hesondere Vergiinsti-
gung, in Riicksicht auf seine vornehme Herkunft, liessen sie
es bei J, Phil. van Thielen, Herren von Couwenborg, zu, der
deshalb nach Antwerpen zog und unter Seghers Anleitung fast
gleiche Vortrefflichkeit erlangte, die sich selbst auf seme drei
Tochter fortpflanzte. QOttomar Elliger, ein Schwede von Geburt
und guter Blumen- und Fruchtmaler, den der grosse Kurfirst
1670 als Hofmaler nach Berlin berief, wird zwar auch ein
Schiiler von Seghers genannt, mag sich aber mehr nach seinen
Werken, als unmiltelbar unter seinen Augen gebildet haben.
Seghers starb 1661 zw Antwerpen, 7i Jahr alt. Rubens, der
sein Talent schon frih bewunderte, hatte ihn gelehrt, seine Blumen
besser zu gruppiren und so anzuordnen, dass einige vor den an-
dern hervortreten und das Ganze dadurch reizender in die Augen
ВИ. Der beriihmte hollandische Dichter Justus van Vondel
verglich ihn, in den Versen, die er unter das Bildniss setzte,
welches der Maler Joh. Livens dem Seghers abgestohlen hatte,
mit der Bienc, die aus allerhand Blumen ihren Honig saugt,
und lisst eine Biene, die auf eins seiner Blumenstticke in der-
selben Absicht zufliegt und ihren Irrthum erkennt, ausrufen:
Natur, vergieb mir, hier hat mich der Pinsel des Malers betrogen! )
		1) Die Verse sind:
Den geest van Zegers is de Bie,

Waerop de Nederlanders roemen,
	Wie der grosse Kurfiirst fiir ein Gemalde Reliquien gab.
	Dic Darstellung von Blumen und Friichten im Einzelnen
begegnet uns schon in der Bliithezeit der flandrischen Miniatur-
malerei, wo diese Gegensiinde mit andern aus allen Reichen
der Natur, hauptsachlich die Einfassungen oder Randleisten von
Prachthorarien zieren. Weiterhin zu Raphaels Zeit zog sie Jo-
hann von Udine, in Gehangen und Festons verschlungen, in
den Kreis einer ebenso heitern als grossartigen Ornamentik.
Aber erst im 17. Jahrhundert wurden sie in den Niederlanden
zu einem besondern Zweig der Gattung von Malerei, die man
im Allgemeinen mit dem Namen von Stillleben zu bezeichnen
pflégt. Feines Auffassen und getreues Wiedergeben der Natur,
in der ganzen Manniefaltigkeit ihres Reichthums von Formen
	und Farben, geschmackvolle Anordnung und Verbindung mit
	Insekten und zierlichen Gerathschaften des Lebensgenusses,
machten die Blumen und Fruchtstiicke zu ebenso anmuthigen
als beliebten Kunstwerken und verschafften vielen Malern, die
sich ihnen ausschliesslich widmeten, Beschaftigung und Rubm.
Besonders ausgezeichnet waren darin fast gleichzeitig um die
Mitte des gedachten Jahrhunderts Daniel Seghers und Johan-
nes de Heem, beide in Antwerpen. Auch sie blieben in ihren
Gemilden noch haufig dem ornamentalen Charakter darin treu,
dass sie aus Blumen und Friichten eine breite Einfassung oder
einen Kranz bildeten, der eine Mutter Gottes oder eine andre
heilige Vorstellung oder ein grau in grau gemaltes Basrelicf in
der Mitte umgab, was dann wohl von Rubens selbst, meist
aber von einem oder dem andern seiner Schiiler hineingemalt
wurde. So befanden sich bei den Jesuiten in Antwerpen in der
Marienkapelle eine Madonna mit dem Kinde, mit einem Blumen-
gewinde umhingt, wo Rubens die Figuren gemalt hatte, und in
der Ignatiuskapelle ein Bildniss dieses heil. Vaters mit Engeln
von Corn. Schut gemalt, die tber ihm einen grossen Blumen-
kranz halten. Andre Beispiele der Art zeigen im Berlincr Mu-
seum die Bilder 963, 976 und 978 Seghers war, aus Neigung
zum ehelosen Stand und Liebe zu stiller Beschaftigung mit
Uebungen der Frémmigkeit und der unschuldigen Blumenwellt,
in den Jesuiterorden getreten, nachdem er sein Noviziat uber-
slanden und selbst zu den niedrigsten Geschaften dieses Gra-
des sich mit derselben Unterwtirfigkeit und Demuth hergegeben
hatte, die ihn auch spater nicht verliess, als er selbst von Fir-
sten besucht und geehrt wurde. Die Jesuiten, die jedes Ta-