ehrerbietiger Weise widerlegt zu werden und als er nach einigen
Jahren abermals nach Antwerpen kam und in Abwesenheit des
damals nach Rom gereisten Henschen, sich an Bolland wandte,
gegen den er sich des mit jenem gehabten Gesprachs freundlich
erinnerte, sagte er zu ihm ,es fehlte wenig, so hatte mich je~
ner feine Pater tiberredet, dass ich ein Papist oder Christ
wiirde, wie Konig Agrippa (Apostelgesch. 26, 8) zum Paulus
sprach*. 0 ware dies doch wahr geworden! aber nicht weit
von seinem Seelenheil entfernt, raffte ihn der Tod friher hin-
weg, als er mit Ernst an dasselbe denken wollte, wie es durch
Gottes gerechtes Gericht denen zu geschehen pflegt, die poli-
tische Riicksichten allein im Auge haben.

So weit Papebroch. Waren dic Jesuiten mit ihrem Bekeh-
rungseifer dem Kurftirsten naher getreten, so wirden sie ihn wohl
fester gefunden haben. Die eigenthiimliche Art, in der er sich
wegen des Gemaldes mit ihnen abfand und ohne sonderliche Un-
kosten Ehre dabei einlegte, zeigt den grossen-Ftirsten als prak-
tischen Mann, der da wusste, mit wem er zu thun und wie er
	seine Leute zu nehmen habe. Sotzmann.
	Nachtrage zur zweiten Ausgabe von Kugler s Handbuch
der Geschichte der Malerei, vornehmlich in Beziehung auf
Deutschland, und ganz besonders auf Bohmen.

Von G&G. F. Waagen.
	у.
Zur deutschen und béhmischen Malerei
von 1100—1350.
	Fiir das Sinken der Malerei in Deutschland wahrend der
ersten Hilfte des 12. Jahrhunderts, ohne Zweifel in Folge der
tiefen, politischen Zerriittung dieser Zeit, spricht ausser ande-
ren, mir bekannt gewordenen Handschriften mit Miniaturen, der
Psalter des heiligen Notker von St. Gallen, welcher von den
andern dieses Namens durch die Benennung labeo, auch teuto-
nicus, also der Dicklipp, oder der Deutsche, unterschieden
wird. Diese Handschrift (No. 21), ein 576 Seiten enthaltender
Band in einem, sich dem Quart nahernden Folio, enthalt in ro-
ther Minuskel den lateinischen Text der Vulgata, in schwarzer
die deutsche Uebersetzung des Notker. Initialen, wie figiirliche
Vorstellungen, bestehen, wie in dieser Zeit so haufig, blos aus
Zeichnungen. Erstere, so wie die Rander, beide in Zinnober-
roth, geben im Geschmack der Erfindung der friiheren Zeit
nichts nach, wie namentlich ein B (S.8) und ein O (S. 180)
beweisen, und zeigen in der Ausfiihrung eine ungemeine Fe-
sligkeit und Eleganz; die Bilder aber erinnern in ihren durch-
aus barbarischen und schematischen Ansehen, in der rein cal-
ligraphischen Behandlung an die irlandischen Miniaturen, welche
in diesem Falle, da in dem Kloster dergleichen vorhanden wa-
ren, einige Nachwirkung ausgetibt haben mégen. Der Art ist
die auf dem Drachensessel mit dem sehr dirftigen, bekleideten
Kinde thronende Maria mit schwarzen Schuhen (S. 4), 2u deren
Rechten Notker, zu deren Linken ein Cherub. Allen ist der-
selbe sehr einfache und kunstlose Typus von affenartigem Anse-
Беп gemein. An dem ebenso barbarischen David (S.5), wel-
cher die Lyra spielt, sind die sehr feinen Striche der ganz-
lich mechanischen Gewandmolive besonders charakteristisch.

Fir den Aufschwung, welchen die Malerci in Deutschland
in Folge der mehr geordneten politischen Zustande, wie eines
neuen und fiir die Technik fordernden Einflusses byzantinischer
Malerei in der zweiten Halfte des 12. Jahrhundert nahm, ge-
wibrt ein in der k. Bibliothek zu Miinchen befindliches Manu-
script aus dem Kloster der h. Ehrentrud zu Salzburg in Bezug
auf jene Gegend ein sehr bemerkenswerthes Beispiel. Dasselbe
	enthalt in einem Foliobande biblische Texte und Gebete und
ist wohl gegen das Jahr 1200 auf besonders glattem Pergament
in einer Columne in einer grossen und genihrten Minuskel ge-
schrieben. Obgleich von der zeichnenden Weise die Angabe
der Umrisse in Schwarz iibrig geblieben, so findet sich doch
wieder eine solide Guaschmalerei mit sorgfiltiger Angabe von
Licht und Schatten, eine gute Zeichnung, schéne, bisweilen
verstandene antike Gewandmotive, lebendige Bewegungen, Fest-
halten der Tradition in den Charakteren religidser Gestalten,
у’авгепа bei anderen Beobachtungen aus dem Leben vorkom-
men, endlich ungemein schéne und in den Figuren helle, ge-
brochene Farben vor. So zeichnet sich gleich der die zwélf
ersten Seiten einnehmende Calender durch die monatlichen Zei-
chen des Thierkreises und die hiibschen Initialen aus. An letz-
teren findet sich noch eine grosse Zahl meist von schdénfar-
bigen Feldern umgeben und von seltener Eleganz. Von den
figtirlichen Vorstellungen ist die erste, eine von vier Propheten
umgebene Maria, eine schatzbare Arbeit aus der ersten Halfte
des 15. Jahrh. und mithin spater hineingeklebt. Die gleichzei-
tigen befinden sich bis auf eine innerhalb der Initialen, so ent-
halt ein prachtvolles D den Paulus, ein O die Maria mit dem
Kinde unter byzantinischem Einfluss und auch mit der Bei-
schrift: Sca. Theotocos. Indess segnet das Kind nach dem la-
teinischen Ritus und ist die griine Farbe des Mantels der Maria
anstatt der blanen eine Verinderung im deutschen Kunstge-
schmack. In einem C wird die Maria nicht allein durch die
goldne Krone, sondern, welches mir neu, auch durch die Welt-
kugel mit dem Kreuz als Himmelskénigin bezeichnet. Ausser-
dem verdient eine Maria in einem F wegen des Adels im Mo-
tiv, wie im Ausdruck еше besondere Aufmerksamkeit. Das
Hauptbild ist endlich Christus im Mosaikentypus, welcher dem
Petrus die Schltissel, dem Paulus die Schrift ttbergiebt. Die
Ausftihrung ist hier besonders fleissig, der Goldgrund deutet
wieder auf byzantinischen Einfluss.

Noch ungleich bedeutender durch Zahl und Grésse der
Bilder, ungleich wichtiger fiir den Zustand der deulschen Ma-
lerei um 1200 durch eigenthiimliche und schéne Motive, ist ein
Psalterium der Stadtbibliothek zu Hamburg (No. 85), welches
aus der trefflichen Bibliothek Uffenbach in Frankfurt am Main
herstammt und wahrscheinlich in der Rheingegend beschafft
worden ist. Die Handschrift enthalt in gross Octav 304 Seiten,
und ist in einer starken und Jangen Minuskel in einer Columne
geschrieben. Sowohl in der Auffassung mancher Gegenstinde
und den langen Verhialtnissen der Figuren, als in der Farbung
und Behandlung ist auch hier ein byzantinischer Einfluss wahr-
zunchmen. Die immer eine ganze Seite einnehmenden Bilder
beginnen S. 14 mit der Verkiindigung. Bei der Geburt, S. 15,
welche wesentlich die byzantinische Darstellungsart festhilt, ist
die sich aufsttitzende Maria von besonders edlem Motiv, dass
das Kind sich nach ihr umsieht, aber cin gliicklicher Zusalz des
deutschen Kiinstlers. Dasselbe gilt bei der Darstellung im Tem-
pel, 8.18, von dem herzigen Motiv, wie das Kind die Mutter
liebkost. Die als Himmelskénigin thronende Maria mit dem
Kinde auf der S. 19 verrath in der Belebung byzantinischer
Vorbildcr ein Bestreben nach Grossartigkeit, nach Breile und
Schénheit der Form, welche an die Madonnen des Guido von
Siena und Cimabue erinnert, und eine sehr vortheilhafte Vor-
stellung von cinst sicher aus dieser Zeit vorhandenen Wandge-
malden dieses Gegenstandes in den romanischen Kirchen am
Rhein erweckt. Auch das Nachsinnen in dem Kinde, welches
die Linke an die Wange legt, ist sehr cigenthiimlich und be-
deutend. Die Krone der Maria hat wesentlich noch die Form
der Kronen der carolingischen Kaiser. In den vier rundlichen
	Eckfeldern sieht man David und drei andere Sanger mit flachen,
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