Der Obere des St. Franciscus-Institutes unsrer Stadt, Ма-
mens Xavier, hat auf dem Boden unter Gegenstanden yon we-
nig Werth zwei Gemialdefliigel gefunden, welche die Kenner
als von unserm beriihmten Memling gemalt erkannt haben.
Agenten des Herzogs von Aremberg haben diese Gemalde so-
gleich fiir 9000 Fres. (2400 Thlr.) angekauft, so dass ein Mem~
ling, von dessen Dasein man Nichts wusste, jetzt cine der
Hauptzierden in einer der reichsten Gemaldesammlungen Bel-
giens ist. (Imp. d. Bruges.)

Ein gewisser Hr. Fossoul hatte der Stadt Liittich seine
reiche Gemildesammlung vermacht. Dieses Testament ist aber
jetzt fiir ungiiltig erklart worden, da der Verstorbene es zu
datiren vergessen.

Die Jury, welche mit der Priifung der Plane fir eine dem
National~Congresse zu errichtenden Denksaule beauftragt war
(No. 8. S. 62), hat jetzt zwischen den, nach den Andeutungen
der Jury veranderten, Entwiirfen der beiden gekronten Kistler
der Preisbewerbung (E. Poelaert aus Briissel und Dens aus
Antwerpen) eine endgiiltige Entscheidung getroffen. Der Plan
von Joseph Poelaert, Baumeister an dem Brissler Rathhause,
ist als der beste erkannt und zur Ausfiihrung geeignet erklart
worden, welcher Beschluss mit Stimmeneinheit gefasst wurde.
Das Denkmal besteht aus einer dorischen Saule mit Cannelii-
ren, auf einem Sdulenfusse ruhend, der seinerseits auf einem
Piedestal von einfachem Charakter sich erhebt. Auf den Ecken
des Saulenfusses befinden sich 4 sitzende Bildsiulen, welche
die grossen verfassungsmassigen Freiheiten darstellen. Auf der
Hauptseite des Saulenfusses, die der Rue royale zugekehrt ist,
liest man die einfache Aufschrift: ,,4u congrés national. 1550.«;
die iibrigen Seiten sind mit den Namen der Versammlungsmit~
glieder bedeckt. Die Aufschriften sind von vergoldeter Bronze.
Den unteren Theil des Sdulenschaftes umgeben 10 Bildsiulen,
welche sich die Hinde reichen. Neun von ihnen stellen die
verschiedenen Provinzen dar; die zehnte ragt tber die tbrigen
hervor: sie stellt den Geist Belgiens oder den der Einigkeit
dar. Ueber dem Capital befindet sich eine Plattform, die von
einem Gelander umgeben ist, und zu der man vermitlelst einer
im Innern der Saule angebrachten Treppe hinaufsteigt. Im Mit-
telpunkte der Plattform erhebt sich auf einem Sockel die Bild-
saule der Verfassung. Der Eingang ist an der Hinterseite des
Piedestals angebracht. Das Ganze des Entwurfes ist einfach
und vortrefflich componirt. Auf dem Panoramaplatze errichtet,
yon wo aus es die Stadt und ihre Umgebungen beherrscht,

wird dieses Denkmal einen grossartigen Eindruck machen.
(Echo de Brux.)
	Rovitatenschau.

Revue archéologique etc. VII an. 4 liv. 15. Avril. Pa-
ris, 1850. — Inhalt: Victor Langlois, Eine Verfigung vom
	J. 1315 tiber die Mtinzen der franzosischen Barone, mit einer
Abbildung. — Troche, Historisches iber das Hotel des Haupt-
manns der Schaarwache (chevalier du guet) in Paris, jetzt zur
Mairie des IV. Arrondissements gehérig. — Brief von Chau-
druc de Crazannes iiber das Siegel von Béranger de Frédol.
— Guigniaut, Nachricht ber die Arbeiten der franzésischen
Schule in Athen. — Brief von Champollion-Figeac, betref-
fend eine Stelle des Papyrus von Turin aus der VI. Dyn. des
Manetho. — De Laborde, Verzeichniss der Gemialde, Bitcher,
Kostbarkeiten und Mobilien von Margarethe von Oéesterreich,
Tochter von Marie von Burgund und Kaiser Max. — Doublet
de Boisthibault, die Chorbithne der Frauenkirche zu Chartres.
	werbe und éffentliche Arbeiten in diesen Tagen dem Ober-Pra-
sidium in Breslau aufgetragen, die geeigneten Untersuchungen
anzustellen, um die vorhandenen Lagerungen zu priifen und
namentlich in Bezug auf ihr massiges Verhalten in der Ticfe
niher zu ergriinden und aufzuschliessen. Es sind der ge-
nannten Behorde hierzu die néthigen Geldmitiel iberwiesen,
gleichzeitig ist auch, um ausserdem noch weitere Anregung
zur Auffindung voratiglicherer Lager zu geben, der schon vor
einigen Jahren von dem Gewerbeverein auf die Nachwcisung
schénen Biisten-Marmors ausgesetzte Preis yon 500 Thirn. um
einen gleich hohen Betrag aus Staatsmitteln erhéht worden.
Ferner ist dem Ober-Prisidium anheimgegeben, bei den kinf-
ligen Chausseebau~ Antrigen sein Augenmerk mit auf den An-
schluss an die, zu einem grésseren Betricbe geeigneten Mar-
	morbriiche zu richten.
	Hriiffel, im April. Seit langer Zeit hal man den Aunsten
nicht so viel Ehre erwiesen und yielleicht niemals ist Laurea~
len einer Academie ein so glinzender Empfang geworden, als
ihn vor einigen Wochen zwei Zéglinge der Antwerpner Aka-
demie, die Herren Laureys und Pavot aus Briigge, in ihrer
Vaterstadt erhalten haben. Der Einzug dieser beiden jungen
Leute war von einer Pracht, die an die Festlichkeiten der Kor-
perschaften aus dem Mittelalter lebhaft erinnert.

Der Zug bildete sich auf dem Akademieplatze zu Briigge
und setzte sich um 2 Uhr nach dem Eisenbahnhofe zum Em-
pfange der beiden jungen Laureaten in Bewegung. Seine Zu-
sammensetzung war folgende: eine Abtheilung reitender Jager;
dic Musik des 7. Regiments; zwei Compagnicen Linientruppen;
die Zéglinge der Akademie; 11 verschicdene Gesellschalten ;
eine Abtheilung Municipalgarde; das Banner der Akademie; die
Musik ,,La Renaissance“; die Biirgerwehr; der Wagen des Hrn.
Pavot; der Traiger der Lorbeerkranze; der Wagen des Hrn.
Laureys; eine Abtheilung reitender Jager. Bei ihrer Ankunft
‘auf dem Bahnhofe wurden die Laureaten von einem Mitgliede
der Stadtbehérde und von dem Vorsitzenden der Akademiever-
waltung bewillkommnet. Nach einem Triumphzuge durch die
Hauptstrassen, wurden sie zum Stadthause geftihrt, wo ihnen
der Biirgermeister im Namen der Gemeinde, mit den warmsteu
Gliickwiinschen , Ehrendenkmiinzen tiberreichte. Von dem Stadt-
hause begab sich der Zug nach dem Akademiegebaude. Der
Vorsitzende der Akademieverwaltung richtete von Neuem eine
an glicklichen Gedanken reiche Rede an die Helden des Tages.
Nach Beendigung dieser Ansprache erhob sich ein machtiger
Beifallssturm, der in den Hurrahs der auf der Strasse versam-
melten Menge seinen Widerhall fand, und kawm von den Tu-
schen der Musik und dem Domer der Boller tibertént wurde.
Das war ein Ausbruch wahrer Begeisterung, ein Auftritt er-
- greifenden Eindrucks. — Bei dem den Laureaten gegebenen
Festessen waren 70 Gaste versammelt, unter denen man auch
den ersten Amtstrager der Provinz bemerkte. Viele lebhaft
applaudirte Trinkspriiche wurden ausgebracht, unter denen der
erste dem allgemein so geliebten und geachteten Kénige galt. —
Am Abende waren das Akademiegebaude und die von den Lau-
reaten bewohnten Stadtviertel festlich erleuchtet. Besonders dic
Erleuchtung der Akademie bot einen herrlichen Anblick dar.
Dieses Kiinstlerfest, das noch lange in der Erinnerung der Sladt
fortleben wird, wurde durch einen Ball beschlossen, den einige
bei der letzten Preishewerbung gekrénte Zéglinge der Akademie
in der Halle de Paris gaben. Die Verwaltung der Halle gelei-
tete, nebst einigen Freunden der Laureaten, die Herren Laureys
und Pavot dorthin, (Ren.)
	Verlag von Rudolph und Theodor Oswald Weigel in Leipzig. — Druck von Gebr. Unger m Berlin.