Prinzen Albert gewidmet. — Die glatten, schweren, pergament- artigen 80 Blatter dieses Prachtwerks zerfallen ihrem Inhalte nach in 4 Abtheilungen: I. Von 1—29: Architektonische Ornamente aller Art, Mosaiken etc. etc. Da findet man an- tike Thiiren und Kandelaber, Waffen aus dem 15. und 16. Jahr- hundert, aus dem historischen Museum in Dresden. Proben der Buchbinderkunst aus dem 16. Jahrhundert vom Vatikan entlehnt. Dann: Friese, Capiteller, Pilaster, Saulenschafte mit Festons, Holz - Mosaiken aus dem 15. Jahrhundert u.s.w. Dazwischen Blumen und Friichte nach der Natur, ornamentistisch zu einer Kante vereinigt ohne weitere erklirende Auskunft, also ver- muthlich eine Composition aus der Gegenwart, tibrigens sehr schén gezeichnet, geschmackvoll arrangirt und in prachtigem Farbendruck ausgefihrt. Il. Die zweite Abtheilung (von 30— 36) enthalt: Pompejana, bestehend natirlich aus Wandmale- reien, welche zum Theil aus der Casa de’ Bronzi und dem Hause der Medusa genommen sind, Alles Buntdruck. Dann folgen von 37—62, III. Kirchenornamente, darunter eine Mosaik -Liinette tiber dem Hochaliar der Basilika von St. Cle- mente in Rom (42 Jahrh.), Mosaiken aus St. Johannes in Late- ran, in Gold- und Farbendruck, ein von Giotto gemalter Pfei- ler etc. aus St. Francesco in Assisi, Details aus der Kirche Sta. Andrea zu Vercelli (13. Jahrh.) und Sta. Anastasia zu Ve- rona (14. Jahrh.), Deckengemalde und Holzschnitzereien aus den Kirchen zu Lodi (14. und 16. Jahrh.), Ornamente in Stein und Terracotta von Bramante (1492) aus der Kirche Sta. Maria delle Grazie zu Mailand, die Fresken von Bernardino Luini in den Mailindischen Kirchen, dann in Umrissen Grabdenkmaler aus der Maria del popolo in Rom, so wie bronzene und eiserne Gitter und Gitterthtiren ans dem 15. und 16. Jahrhundert, mei- stens aus Rom. IV. Von 63—80 endlich finden wir den Schmuck der Palaste ausgebreitet. Da giebt es die fusserst sauber bis in das kleinste Detail wiedergegebene Decke aus dem Cabinette der Isabella von Este im Pallast Vecchio zu Mantua, so wie andere Arbeiten aus diesem Hause von Giulio Romano und Pri- maticcio, aus mailindischen Palasten von Luini. — Den Beschluss macht das Badezimmer des Kardinals Bibiena und die Decke der Stanza della segnatura im Vatikcan von Raphael, wieder mit bewunderungswiirdiger Sorgfalt und Sauberkeit, so wie mit grosser Farbenlebendigkeit durchgefihrt. Die Auswahl ist be- sonders in den ersten beiden Abtheilungen etwas willkihrlich und bringt zum Theil schon Gegebenes; dagegen ist in den bei- den letzten Abtheilungen mehr chronologische Anordnung beob- achtet. — Es gereicht uns zum besonderen Vergniigen, unsern deutschen Lesern mittheilen zu kénnen, dass ungefahr 19 oder 20 der hauptsichlichsten und schwierigsten Blatter dieses mit Recht bewunderten Prachtwerks in Deutschland, und zwar in der lithographischen Anstalt von Winckelmann Séhne in Berlin unter Leitung des Herrn Storch angefertigt worden sind. So namentlich die Abbildungen der Gemalde yon Raphael, Romano, Luini und Primaticcio, die schéne Convolvulus-Kante, die Mo- saiken aus St. Clemente, das wichtigste Wandbild von Pompeji und Anderes, Alle diese Arbeiten tragen in ihrer Ausfiihrung das Geprige deutscher Sorgfalt und Gritindlichkeit und bewahren auf’s Neue, was deutscher Fleiss und englisches Geld mit ein- ander vereint in’s Werk richten kénnen. — Der versprochene beschreibende Text fehlt bei allen nach Berlin gekommenen Exemplaren, deren der Kénig mehrere hestellt und an die 6f- fentlichen Bibliotheken und den Architekten-Vercin geschenkt hat. Wir haben nicht in Erfahrung bringen kénnen, ob der beregle Mangel ein Zufall ist, der nur die hiesigen Exemplare trifft, oder ob der Text iiberhaupt noch nicht ausgegeben. Die Beendigung dieses Werks, wird nach dem bisherigen Forteange, in etwa 21 Jahren erfolgen. С. Beecher. деи 2. Serlin, im Mai. Wir erfahren, dass Lessings ,Huss*, den der Meister einige Wochen nach Pfingsten fertig zu bringen gedenkt, nur kurze Zeit in Diisseldorf ausgestellt werden wird, um sodann sogleich nach New-York gesandt zu werden, wo er der Ausstellung des Herrn Bécker neuen Glanz verleihen soll. Wenn das Bild dann spiter die Runde durch die vorziig- lichsten Stidte der vereinigten Staaten gemacht hat, beab- sichtigt der Besitzer, es in London gleichfalls auszustellen und vielleicht zu verkaufen. — Und Deutschland? Den Besitz des Werkes hat es sich vor der Hand entgehen lassen. Kann denn nichts geschehen, damit das Bild, eh’ es die gefahrliche Seereise unternimmt, in seinem Vaterlande, damit es we- nigstens hier, in dem so leicht von tberallher erreichbaren Berlin, vorher noch ausgestellt wird? Wir legen dies Allen an’s Herz, denen es obliegen kann, dies zu vermilteln und also zu verhiiten, dass die Kunstwelt des Vaterlandes um den Genuss einer jedenfalls grossartigen Erscheinung auf ihrem Gebiete komme. Wie wir héren, wird Kaulbach in diesen Tagen wieder anlangen, um an den Fresken im neuen Museum weiter zu malen, welche Arbeit schon von seinen jiingst eingetroffenen Schillern, Echter und Muhr, wieder aufgenommen worden ist. Prof. Rauch arbeitet an einem Entwurfe zu einer Bronze- gruppe, die cinen Reiter im Kampf mit einem Lowen darstellen wird. Dieselbe ist bestimmt, als Gegenstiick der Kiss’schen Amazonengruppe die Treppenwange des Museums zu zieren. B. HMleminget, im Mai. Das Gipsmodell des fir Luthers Elternort Moehra bestimmten Standbildes des grossen Refor- mators ist durch den hiesigen Hofbildhauer Ferdinand Miller in wirdiger und befriedigender Auffassung vollendet, und wird im Juni 1. J. nach Niirnberg zum Guss in Burgschmits Werk- slitle abgehen. Letzteres hatte schon friher geschehen kén- nen, allein die Wirren und Unruhen der letzivergangenen zwei Jahre liessen es dem fiir das Denkmal thatigen Ausschuss be- denklich erscheinen, die Vollendung zu betreiben. Wahrend der Guss der Bildsiule vorbereitet wird, wird der Kiinstler das von unscrm Baurath Doebner, Mitglied des Denkmalausschus- ses, entworfene kiinstlerisch-schéne Piedestal modelliren. Ein andercr hiesiger Kinstler, Hof- und Decorationsmaler P. Schellhorn bereitet unsrer kleinen Stadt einen Genuss vor, dessen sich in der Regel nur gréssere Stidte zu erfreuen haben. Er stellt niémlich ein Gebéude von bedeutendem Um- fang auf, um darin von ihm selbst gemalte Dioramenbilder zu zeigen, mit welchen er in der Folge auch gréssere Stadte zu hereisen gedenkt. Wir werden spater auf diese neuen und kunstvoll gemalten Dioramen zuriickkommen. Novitatenschau. Specimens of ornamental art, selected from the best models of the classical epochs. Mlustrated by eighty plates by Lewis Gruner, with descriptive text by Emil Braun. Lon- don. Thomas M’Lean. 1850. gr. Fol. Preis: gegen 500 Thir. Dem Verlag von Rudolph und Theodor Oswald Weigel in Leipzig. — Druck yon Gebr. Unger in Berlin.