165 Als Hauptmiltel zur Forderung der Kunstausstellungen wurde wie- derholt dringend empfohlen: es mégte ein jeder Verein, wenigstens alle 2 Jahre, ein grésseres Kunstwerk, 2. B. ein Gemilde im histori- schen Charakter von einem tichligen Kinstler durch Bestellung erwer- ben, zur gegenseitigen Miltheilung fir die Ausstellungen aber nicht nur fir den betreffenden Cyclus, sondern wo moglich zu noch ferneren Ausstellungen, damit der Norden mehr als bisher erfahre und schaue, was der Siiden zu leisten vermag und so umgekehrt, um das Entfern- tere gegenseitig zur Kenntniss, Gellung und Anerkennung zu bringen und um dadurch auch das Nationale zu férdern. Unter den Mitteln, welche vorgeschlagen wurden, das zu Geringe yon den Kunstausstellungen abzuweisen, wurde als das beste, das Bil- den von Commissionen erkannt, die je von der folgenden zu der vor- hergehenden Ausstellung reisen und die Entscheidung itbernehmen. Den Vereinsvorstanden wird zugleich empfohlen: in den betreffenden Local- blattern fir geeignete, den wahren Werth der Kunstwerke mit Liebe hervorhebende, die Kunstler weniger verletzende Beurtheilungen Sorge au tragen, Da die Ausstellungen des westlichen Cyclus, — Hannover, Braun- schweig, Halberstadt, Magdeburg, Halle, Gotha — ferner je in der Frahjahrzeit der geradzabligen Jahre gehalten werden, die des éstlichen sich an die grosse Berliner Ausstellung anschliessen, und die des nord- deutschen Gesammtvereins — Bremen, Hamburg, Litbeck, Rostock, Stral- sund, Greifswald — auf die geradzahligen Jahre fallen, so wird hier jede Collision vermieden, und gegenseitige Unterstiitzung méglich. Mit dem Gefihi der lebhaftesten Dankbarkeit wurde erwahnt, dass Se. Majestat der Kénig von Preussen, und die hohen Prinzen des Кб- niglichen Hauses wiederholt Gemalde vom héchsten Werthe den Aus- stellungen anvertraut hatten und von Andern die Hoffnung ausgesprochen, dass auch andere deutsche Firsten sehr gern dhnliche Begiinstigungen wiirden eintreten lassen, wenn man sich auf geeignetem Wege darum bewiirbe. Damit aber das Publikum itherhaupt grésseren Nutzen aus den Kunstausstellungen zu ziehen verm6ge und wirksamer als bisher Kunst- sinn und Geschmack geférdert werden kénnen, hielt man allgemein fir nothwendig, den hohen Ministerien aller deutschen Staaten dringend au empfehlen, in allen Schulen mehr und besser als bisher fir den Un- terricht im Zeichnen und Modelliren zu sorgen. Es wurde hervorge- hoben, dass man tberhaupt nur zwei durchgreifende Mittel zur Ver- standigung habe, wie fiir das Wort die Sprache und Schrift, — so fir die Form und Farbe, die Zeichnung und Formung; und so sei es zur allgemeinen Aus- und Durchbildung, zur Erkenntniss der Form, zur Gewinnung eines gewissen Schdnheitssinnes auch nothwendig, durch geeigneten Zeichnen- etc. Unterricht mit den Formen schon frith vertraut zu werden. Man hielt darum fir nothwendig, dass der Staat auf Ausbildung von Zeichnenlehrern besondere Aufmerksamkeit widme und deren An- stellung an allen, selbst an den héheren Schulanstalten anordne und zur Ausfihrung bringe. Als nachste Schritte zur Annaherung der verschiedenen deutschen Vereine zu einander, wollte man allen gegenseitige Mittheilung der Aus- stellungscataloge gleich bei Eréffnung derselben, aller gedruckten Schrift- stiicke, insbesondere der Vereinsnachrichten empfehlen, und sich zu- gleich gegenseitig Abdricke der Vereinsprimienblatier zu senden, diese aber nicht mit zur Verloosung bringen, sondern in jeder betreffenden Vereinsbibliothek bewahren. Das ,,deutsche Kunstbhlatt“ wurde als das geeignetste Organ fiir die Interessen und Besprechungen der Angelegenheilen der deutschen Kunstvereine erkannt und Allen dieses zu der betreffenden Mittheilung, aber auch zum Halten dringend empfohlen. Ruibmlichst und dankbar zu erwahnen ist, dass der Verein der Kunstfreunde die Versammlung zur Benutzung seines schénen Locals eingeladen und dass Herr Generaldirektor von Olfers in eigner Person die Gefalligkeit gehabt hat, den Deputirten das neue Museum mit dessen Schatzen zu zeigen, Berlin am 17. Mai 1850. Grubitz, Schmerfeld. Schwedor. C. Schiller. Dr. Lucanus. H. Karsten. Job. Maar. 10. Edm. Wodick. Dr. Weber. Dr. Gaedertz. Ackermann. Kuhtz. Aus dem Rechenschafts-Bericht ttber die Wirksamkeit des Kunstvereins zu Gotha wahrend der Jahre 1848 u. 1849. Die erste Kunstausstellung, welche von unserem i. J. 1646 gegriin- deten Kunstverein veranstaltet wurde, hatte im December 1846 und Ja- nuar 1847 stattgefunden. Die Collision, welche aber zwischen den Ausstellungen der Vereine Magdeburg, Halberstadt, Halle, Braunschweig, Hannover und Cassel, an welche der unsrige sich angeschlossen, und der alle 2 Jahre in Berlin veranstalteten Ausstellung entstanden, machte es nothwendig, die Ausstellungen der ebengenannten Vereine auf die Jahre yon ungrader Zahl zu verschieben, so dass die nachste Kunst- ausstellung fiir uns erst in der Mitte des J. 1849 hatte stattfinden kdn- nen. Diese Verschicbung liess es daher fir uns wiinschenswerth ег- scheinen, in der Zwischenzeit eine ausserordentliche Ausstellung zu ver- anstallen, damit nicht durch einen zu grossen Zwischenraum das Inter- esse fir den neuen Verein erkaltete. In Uebereinstimmung mit dem Be- schlusse der im Herbste 1847 gehaltenen Generalversammlung wurde deshalb in den letzten Tagen des J. 1847 die zweile Ausstellung erdff- net, deren Gemdalde zum Theil von Mitgliedern des Vorstandes auf der Leipziger Ausstellung ausgewahlt, zum Theil direct yon den Kdnstlern uns zugesandt waren, Allein die Hoffnungen, welche wir bei der Ver- anstaltung dieser Ausstellung hegten, wurden nur theilweise erfallt, da ungiinstige Witterung auswartige Besucher fast ganzlich fern hielt, so dass die Kosten der Ausstellung die Einnahme weit tibertrafen. Desto ginstiger war fir uns die im Juli des verflossenen Jahres erdffnete dritte Ausstellung, welche wegen der Jahreszeit und des weit zweckmassigern Ausstellungslocals in dem herzogl. Orangeriehause sich eines so zahl- reichen Besuches yon Auswartigen erfreute, dass die Kasseneinnahme noch einen kleinen Ueberschuss tber die Ausstellungskosten gewahrte. Angekauft wurden vom Vereine in beiden Ausstellungen 13 Oel- gemalde fitr 1186 Thir., zur Privatverloosung, sowie von einzelnen Kunstliebhabern: in der zweiten Ausstellung 9 Oelgemalde far 450 Thir., in der dritten 16 Oelgemalde fir 13264 Thir.; zusammen im zweijahrigen Cyclus far 29624 Thir. Ausserdem wurden vom Vereine zur Verloosung 30 Exemplare des Kupferstichs: ,der Improvisator* vom Kunstverein in Magdeburg, sowie eine Anzahl von Kupferstichen und Lithographieen von der Kunsthandlung Pietro del Vecchio in Leipzig angekauft. Die Einnahme in den Jahren 1848 und 1849 betrug 2825 Thir. 21 Gr. 7 Pf. Die Ausgabe 2658 ТЫ». 3 @г. 6 Pf., blieb Kassenbestand am Ende des Jahres 1849: 167 Thir. 18 Gr. 1 Pf. Von diesem Kas- senbestande sind noch die Beitrage zu den Kosten des Gesammtvereins, sowie einige kleine bis jetzt noch nicht eingelaufene Rechnungen zu bestreiten. — Die Portokosten betrugen im zweijahrigen Cyclus 100 Thir. 20 (г. 7 PP. Zur Entschadigung fir die Portofreiheit, welche den Kunst- vereinen in andern Landern bewilligt worden, hatte der Herr Furst von Thurn und Taxis im ersten Cyclus dem Vereine ein Geschenk von 50 Thirn. gemacht; das Gesuch des Vorstandes nm Erneuerung dieser Entschadigung im zweiten Cyclus ist aber abschlaglich beschieden worden. Die erste Ausstellung erforderte einen Zuschuss von ca. 700 Thirn., da der Verein die Gemilde an die einzelnen Kunstler schicken musste, die zweite einen Zuschuss von 238 Thir. 16 Gr. 1 Pf. dagegen gewahrte die dritte einen Ueberschuss yon 63 Thir. 23 Gr. 8 Pf. Dieses giinstigere Resultat ist erlangt durch den Umstand, dass wir die Gemalde, welche uns frachtfrei von Halle zugingen, nur frei nach Braunschweig zu schicken hatten, durch den Wegfall der Heizungskosten und, wie schon angefihrt, durch die Ausstellungszeit im Sommer, in welchem der Be- such von Fremden grésser gewesen ist, als es bei den fritheren Aus- stellungen im Winter der Fall ist. In der zweiten Kunstausstellung betrug der Ertrag einer Biichse, die neben dem Bilde: ,,die schlesischen Weber aufgehangt war, 44 Thir., welche unter dem 8. Marz 1848 an das Oberprasidium der Proving Sachsen fir die bedrangten schlesischen Weber tbersandt worden sind. In der dritten Ausstellung ergab der Ertrag der Bichse, welche neben dem Bilde von Miller: ,der Weihnachtsabend“, fir hiesige Waisen ausgestellt war, 13 Thir. 22 Gr. Diese Summe wurde zur Beschenkung von 10 Waisenknaben mit Kleidungssticken bestimmt. Verlag von Rudolph und Theodor Oswald Weigel in Leipzig. — Druck von Gebr. Unger in Berlin.