von Kunslwerken aus dem Ueberschuss der Casse angckault
und unter die Mitglieder verloost werden.

Fassen wir nun in kurzen Umrissen zusammen, was der
Verein in den Jahren 1847 bis 1830 geleistet hat.

a. Die wéchentlichen Versammlungen wurden zahlreich be-
sucht. An vorgelegten Kunstsachen fehlte es nie, haufig war
deren eine so grosse Anzahl vorhanden, dass zur Besichtigung
aller die Zeit fehlte. Als interessant zu erwahnen ist, dass
Personen, denen der Kunstsinn ganz entkommen war, plotzlich,
durch das Leben des Vereins angeregt, sich daran erinnerten,
dass sie noch von ihren Vorfahren her einzelne Kunstgegen-
stande, sei es in Schraénken, sei es selbst auf dem Speicher,
besissen, dieselben wieder aufsuchten und dem Vereine zur
Beurtheilung vorlegten. Auf solche Weise kam z. B. eine an-
sehnliche Sammlung dlterer und werthvoller Handzeichnungen
zum Vorschein.

Gréssere Vortrage iber einzelne Zweige der bildenden
Kunst wechselten mit der Mittheilung von Kunstnotizen, dem
Vorlesen gediegener kritischer und historischer Aufsdize tiber
Kunst und lebhaften Discussionen ab.

Wichtige Erinnerungstage fiir die Kunst wurden besonders
gefeiert. So veranstaltete z. B. der Verein im vorigen Jahre
am hundertjaéhrigen Geburtsfeste Géthe’s eine Ausstellung aller
auf ihn und seine Werke beziiglichen, in Wiesbaden befindli-  
chen Kunsigegenstinde. Deren Zahl war so gross, dass ein
nicht ganz kleiner Saal zu threr Aufstellung erforderlich wurde.

b. Auf der permanenten Kunstausstellung laslete die Un-
gunst der Zeit. Die Zahl der Aussteller und Besucher war ver-
halmissmassig gering. Mehrere Werke von Achenbach in
Dusseldorf, dem trefflichen Thiermaler Simmler in Geisen-
heim, von dem wackeren Landschafter, Professor Jacobi in
Wiesbaden, Cauer in Kreuznach uw. s. w. erwarben sich in-
dessen allgemeinen Beifall, auch wurde Mehreres an Kunstlieb-
haber verkauft.

с. Die im Juli 1848 veranstaltele grissere Kunstausstellung
war, wenn auch nicht gerade an Umfang, doch in Bezug auf
ihren Inhalt ausgezeichnet. Ausgestellt waren etwa 60 alte und
120 neuere Bilder, darunter Treffliches von Rethel, Portmann,
Kaltenmoser, Schirmer, Klein etc.

Vom Vereine wurden 7 der neueren Bilder fiir 431 FI.
zur Verloosung angekauft, 5 andere gingen in Privatbesitz iiber.

d. Ausserdem bewerkstelligte der Verein im Laufe der ge-
dachten zwei Jahre noch weitere 4 Verloosungen von Gemil-
den, Skizzen und Sculpturwerken nassauischer Kiinstler. Die
Mittel hierzu wurden theils aus der Vereinskasse, theils durch
Abnahme yon Loosen durch die Vereinsglieder, theils aber da-
durch aufgebracht, dass auch viele Nichtmitglieder Loose er-
warben. Unter den angekaufien Gegenstanden sind ehrenvoll
zu erwihnen mehrere Thierstiicke von Simmler in Geisenheim,
Landschaften von Porimann sen., Jacobi, de Laspée in Wies-
baden, Seestiicke von Baumann, ein Architekturstiick von Dief-
fenbach u. s.w. Im Ganzen wurden etwa 800 Fl. fiir die zur
Verloosung erworbenen Gegenstaénde verausgabt.

Sind die Lcistungen des Vereins auch nach dem Vorste~
henden, im Verhaltnisse zu denen anderer Kunstveine, noch von
geringem Umfange, so sind sie doch gewiss schon ganz er-
freulich zu nennen, besonders wenn man erwigt, dass der-~
selbe noch nicht 3 Jahre besteht, und dass die Miltel, tber
die cr bisher verfiigen konnte, dusserst beschrénkt waren.
Seine Zukunft ist indessen jetzt sicher begriindet, zahlt er doch
bereils tiber 130 Mitglieder, und darf er sich nunmehr der
Hoffnung hingeben, dass ihm fiir dic Folge cine Unterstiitzung
aus Staatsmitteln zu Theil und dic Pflege und Ueberwachung
der dem Lande gechérigen Kunstwerke anvertraut werden wird.
	ег 6fters vortheilhaft, oder doch ertraglich mm der Zeichnung;
dagegen aber, wo er nach eigenen Erfindungen gestochen hat,
ist er sehr schwach darin und unbehiilflich im Stich, so dass
er sich hier kaum tiber das Handwerksmiassige erhebt. Auch
scheint er mehr auf Erwer) als auf kiinstlerischen Ruf bedacht
gewesen Zu sein, da er nicht nur den Meister ES von 1466,
den Martin Schongauer und Albrecht Direr copirle, sondern
selbst Platten von ‘Franz von Bocholt mit seinem Zeichen ver-
sah und unter diesem verkaufte. Das Verdienst hat er sich
jedoch hierdurch erworben, dass mehrere Compositionen_ alte-
rer Meister auf uns gekommen, yon denen die Originale ganz
verloren gegangen oder nur noch in einzelnen Exemplaren vor-
handen sind. Das Verzeichniss seiner Blatter bei Bartsch, ob-
gleich 236 Stiick enthaltend, ist jedoch nicht vollstandig, da mir
bis jetzt noch 15 andere Blatter bekannt geworden sind. Шег-
mit den Kreis der altesten, mir bekannten, Kupferstecher Nie-
derdeutschlands schliessend, gehe ich iiber zu den eigentlichen
	Niederlindern der Eyckischen Schule. (Fortsetzung folgt.)
	Der Zustand der bildenden Kunst im Herzogthum Nassau,
und die zu ihrer Pflege gegriindete ,, Gesellschaft von
Freunden bildender Kunst“ zu Wiesbaden.
	(Schluss.)
	Jedenfalls lisst sich nicht laugnen, dass das Interesse an
der Malerei seit wenigen Jahren bedeutend gewachsen ist, Dic-
ses Interesse zu beleben, den Sinn fir Kunst im Allgemeinen
zu erhdhen, dic vorhandenen Kunstwerke zu erhalten und ihr
Verstandniss zu vermitleln, hat sich die vor wenigen Jahren
gebildete Gesellschaft von Freunden bildender Kunst
im Herzogthum Nassau“ zur Aufgabe geseizt. Die erste
Anregung zu ihrem Entstehen mag wohl dadurch gegeben wor-
den sein, dass es der wackere Landschaftsmaler de Laspée da-
hier im Jahre 1846 unternahm, eine gréssere Gemildeausstel-
lung zu veranstalten. Sie wurde zahlreich besucht, und der
gleichzeitig versuchte Verkauf von Loosen zum Zweck des An-
kaufs und der Verloosung von Bildern lieferte das erfreuliche
Ergebniss, dass von den ausgestellten Gemiilden, etwa 100 an
der Zahl, 8 erworben werden konnten.

Im Sommer des Jahres 1847 traten darauf mehrere Kiinstler
und Kunstfreunde zusammen, und stifteten den jetzt bestehenden
Verein, dessen Centralsitz Wiesbaden ist. Die Mittheilung von
wenigen Paragraphen der Statuten wird hinreichen, die Art, wie
der Verein seine Zwecke zu erreichen strebt, darzustellen:

§.1. Die Gesellschaft von Freunden bildender
Kunst im Herzogthum Nassau vereinigt sich in Wiesbaden
zu dem Zwecke, den Kunstsinn im Allgemeinen durch Zusam-
menwirken von Kimstlern und Kunstfreunden zu fordern. —
§. 2. Zur Erreichung dieses Zweckes veranstaltet die Gesell-
schaft eine permanente Ausstellung von inléndischen und aus-
landischen Werken der Kunst. Zur Ausstellung gecignet ist
alles, was ktinstlerischen Werth hat, von Zeichnungen, Ent-
wiirfen, Skizzen, Lithographien und Kupferstichen anfangend,
bis zu ausgefiihrten Gemalden fortschreitend. — §. 3. Ferner
finden jeden Freilag Abend Zusammenkiinfle der Mitglieder in
einem besonderen Locale statt, welche den Zweck haben, zu
Besprechungen, Mittheilungen und Vortrigen, dic sich auf bil-
dende Kunst beziehen, Gelegenheit zu geben, sowie Entwiirfe,
Skizzen und sonstige Kunstgegenstande zur Ansicht vorzulegen.
— §.4. Die Gesellschaft wird von Zeit zu Zeit gréssere Aus~
stellungen yon inlandischen und auslandischen Kunstwerken zu
veranstalten suchen und die hiermit verbundenen Geschafle cin-
leiten und tberwachen. — §. 6. Alljihrlich soll eine Anzahl