treffenden unbekannten Ktnsller ganz und gar von holn ab-
	scheiden zu wollen. Es ware ein Leichtes, diese Ansicht (viel-
leicht auch jene von einer ,,sogenannten“ kélnischen Maler-
schule) zu widerlegen — wenn ich mir es nicht grundsatzlich
versagen miisste, bei gegenwirliger Gelegenheit mit Hrn. 8.
uber seine Ansichten rechten zu wollen.

Den Maler Cornelius Schut habe ich aufgenommen, nicht
weil von ihm nur mehrere Bilder in kélnischen Kirchen befind-
lich sind, sondern weil derselbe seine Kunst in K6éln ausgeiibt
hat. Letzteres ist eine lingst bekannte und ausgesprochene
Thatsache.

Hmsichtlich des Diirer, welchen ich den kélnischen Kiinst-
lern zugesellte, wird Hr. 8. tibersehen haben, dass dieser niclit
der Maler Albrecht D., sondern dessen Vetter, der Goldschmied
Nicolas D. genannt Unger ist, der sich zu Kéln niederge-
lassen hatte und dessen Albrecht an verschiedenen Stellen
seines Tagebuches der niederlandischen Reise erwahnt. Al-
brecht erscheint bei mir als Berichterstatter tiber den in Kéln
wohnhaften Goldschmied Nicolas D., dessen Name auch vor-
gesetzt ist.

Nachdem auch die Begegnung des Charles Le Brun Hrn.
5. itberrascht hat, trigt er Einiges tiber den ausgezeichneten
kélnischen Kunstfreund und Sammler Everhard Jabach vor,
und will denselben nach 1638 K6éIn entfremden und nach Paris
entfihren, um auf diese Weise das beriihmte Familienbild dort
entstehen zu lassen und die ,angebliche* Sage, welche die
Ausfithrung desselben in K6éIn geschehen lasst, zu vernichten.
Es zeigt sich aber hier, dass tiber die Jabach’sche Familien-
geschichte nur eine gar diirftige Kunde zu Gebote stand. Da
in der zweiten Abtheilung meines Werkes den vormaligen wie
den gegenwarligen Kunstsammlungen in K6In und ihren Begriin-
dern ein eigener Abschnitt bestimmt sein wird, so unterliess
ich es, in den Kinstlernachrichten eine Anmerkung mit bio-
graphischen Notizen tiber jenen bedeutenden Mann einzuschalten.
Ich will nun hier einiges Nahere im Umrisse mittheilen, so weit
es fiir den jetzigen Zweck erforderlich scheint. Der in Rede
stehende Everhard Jabach war der einzige Sohn des gleich-
namigen hiesigen Senators und Bankiers, des Bestellers des
Petrusbildes von Rubens, wie unser Historiograph Gelenius
bezeugt. Auf ihn ging die Leitung des grossartigen Bankge-
schafts in Kéln tiber, zu welchem mehrere Nebencomptoire in
andern Hauptstadten gehérten, darunter eines in Paris. Der
Familiensitz aber blieb unausgesetzt in Kéln. Am
25. October 1648 feierte er seine Vermahlung mit Anna Maria
de Groote, einer hiesigen Patrizierin — ein Paar Gedenkblatter
mit den Bildnissen von J. H. Léffler findet man §. 263 meines
Buches — und 1695 ist er gestorben. Sein einziger Sohn
Everhard III war 1721 Senator zu Kéln, bekleidete auch die
Wiirde eines Stimmmeisters, dic héchste nach dem Consulat.
Der Erstgeborne von dessen Séhnen, Everhard IV., der sich
mit der Tochter des Biirgermeisters Theodor von Dulman ver-
miahlte, gelangte ebenfalls zur Senatorwiirde in Kéln und starb
am 10. August 1742. (Ein jiingerer Bruder, Gerhard Mi-
chael, stand dem Filial-Bankgeschafte in Livorno vor.) So
bliihte dieses edle Geschlecht in Kéin fort und hatte sich viel-
facher und wohlverdienter birgerlichen Auszeichnungen zu er-
freuen. — Das pariser Neben-Comptoir hat unsern Everhard
Jabach If ohne Zweifel haufig in die franzésische Hauptstadt
gefiihrt, und stellte das Bild nur ihn selbst dar, so liesse sich
wenig dagegen einwenden, wenn man die Entstchung in Paris
fir wahrscheinlicher halten und der Tradition den Glauben ver-
weigern wollte. Aber ausser dem Familienhaupte fihrt das
Bild die Gemahlin Jabach’s und seine simmtlichen Kinder, unter
letztern einen Saugling von nur wenigen Monaten, vor. Hier-
	4. В. von Tielmann aus Wesel, von dem das Pariser Cabinet
ein vollstandiges Spiel besitzt, und noch weniger mit einer ge-
ringeren deutschen Copie sich auch nur entfernt vergleichen
lassen. Von dieser letateren Ausgabe bewahren die Cabinette
in Wien mchrere Blatter, alle ohne Zeichen, aber beim Konig
zu Pferde No. 39 steht am Zaum des Pferdes die Inschrift:
DEMi.ICH. WAR. GETREI., wodurch zum wenigsten deren
deutscher Ursprung beurkundet ist.

Ich kann die altniederlindischen Kupferstecher nicht ver-
lassen ohne noch eines Meisters zu gedenken, der, wie mir
scheint, diesem Lande angehért. Es ist namlich der feine, ori-
ginelle Kinstler, der sich W & bezeichnet hat und von dem
Bartsch Band VI. §. 56. 31 Blatter beschreibt, denen ich aber
noch 25 andere, ihm unbekannt gebliebene, beifiigen kénnte.
Meine Griinde fiir obige Annahme beruhen einzig auf ihrer nie-
derlindischen Behandlungsweise der Gegenstinde und des Stichs.
In Bezug auf erstere ist es auch bemerkenswerth, dass er drei
Blitter mit Sceschiffen gestochen hat; auf dem einen von Bartsch
beschriebenen (No. 22) steht auf dem Pariser Exemplar bei sei-
nem Zeichen noch das Wort Wiraecit, welches von Caraco
kommt, was so viel als ,grosses spanisches Schiff* bedeutet.
Noch mache ich darauf aufmerksam, dass die blatterartige
Verzierung No. 23 nach dem Stich des Meisters € 9 1466
	No. 112 copirt ist. (Forts. folgt spater.)
	Zur Sotzmann’schen Recension tiber Merlo’s ,,Nachrichten”
in No. 18 u. 19 des deutschen Kunstblattes.
	Ohne im Geringsten den Besprecher meines Buches tuber
die kélnischen Kistler in der Freiheit seiner Ansichten und
seines Urtheils beeintrachtigen zu wollen, muss ich mich in-
zwischen eben so berechtigt als aufgefordert fiihlen, wenigstens
einige der thatsachlichen Missgriffe, welche die Recension
in No. 18 und 19. d. Bl. enthalt, zu berichtigen und auf das
Gebiet des wirklichen Inhaltes des Buches zurtickzufihren.

Herr Sotzmann, nachdem er sich tiber das nur geringe Er-
gebniss an Malernamen aus den hiesigen Schreinsurkunden
ausgelassen, nennt fiinf Maler aus dem 14ten Jahrhundert, wel-
che ihm bereits vor 80 Jahren aus dem Scrinium Columbae Ъе-
kannt wurden, und von denen er nur zwei bei mir wiederfinden
will. Ich erlaube mir, Hrn. S. zu einer kurzen Wanderung in
mein Buch einzuladen, und (um seine Reihenfolge beizubehalten)
$. 345 begriissen wir dann 1. den Maler Reinkinus, 2. 8. 152
den Peter Gréne, 3. S. 346 den Meister Reynard mit Frau
Durginis, 4. 8.509 u. 10 den Wilhelm de Herle mit Frau
Julla, und S. 167 erscheint endlich auch 5. Hermann Hef-
fenmenger nebst Frau Metza (nicht Mette). Nachdem nun in
dem Haupttexte diese Kiinstler eingereiht waren, gehérten nur
der zweite und fiinfte nochmals in die zweite Zugabe, weil dort
neue sie betreffende Daten angezeigt werden — und so ent-
zieht sich mir die Veranlassung, Hrn. S. hier fiir eine vermeint-
liche Erganzung Dank wissen zu miissen.

Dem Christoph von KéIn, der 1471 das Altarbild der
Engel in die hiesige Karthiuserkirche gemalt hat, werden zwei
andere Gemalde, weil sie derselhen Kirche vor 1501 geschenkt
wurden, von mir nicht beigelegt, sondern ich habe 5. 84
dieser mehrfach anderwarls vorkommenden Folgerung, als einer
wu gewagten, meine Zustimmung versagt.

Noch entschiedener habe ich 8. 275 die Meinung bekaimpft,
welche dem Israel van Meckenen die Werke cines vorziig-
lichen kélnischen Malers zuschreibt, der bis gegen Ende des
15. Jahrhunderts gebliiht hat, und so diirfte auch hier kein An-
lass zur Riige vorgelegen haben. Hr. S. scheint aber den be-