Universitat griindete, viel fiir seinen Herrn, die Stadt und dice
nihere Umgegend gearbeitet zu haben. Schon 1508 verlieh ihm
sein Gonner den Wappenbrief, worin ihm die gefligelte Schlange
mit Fledermausfligeln, die einen Ring mit einem Rubin im Munde
halt, als Sigillum vorgeschrieben wird.

Diesem Herrn diente er bis zum 5. Mai 1525, wo Friedrich
der Weise zu Lachau verschied. Ihm folgte nun in der Chur-
wiirde Johann der Bestindige, zu welchem Cranach in demsel~
ben dienstlichen Verhdltnisse blieb. Indessen war das Leben
dieses Firsten nur von kurzer Dauer, denn derselbe starb schon
am 16. August 1532. Cranach hatte demnach in kurzer Zeit
einen doppelten Verlust zu beklagen, der ihm jedoch bald durch
Friedrich den Grossmiithigen ersetzt wurde, welcher sich zu
ihm in das freundschafilichste Verhaltniss stellte und ihn zu
liberleben bestimmt war.

Im Schmalkaldischen Bundeskriege, 1547, wurde der Chur-
first nach der unglicklichen Schlacht bei Mihlberg, am 24sten
April gefangen genommen und Lucas Cranach in’s Feldlager
zum Kaiser berufen. Dort bewies er standhaft die Treue zu
seinem Fiirsten, indem er dem Kaiser den Eid nicht leistete,
wozu Melanchthon fir eine Mitze voll Thaler leicht bewogen
wurde.

Zwei Jahre der Gefangenschaft waren beinahe verflossen,
als im Churfiirsten das Bedtirfniss, seinen Freund Cranach bei
sich zu haben, immer lebhafter erwachte. Von diesem Wunsche
in Kenntniss gesetzt, machte der Kiinstler im Anfange des Jah-
res 1550 sein Testament, verliess Haus und Hof und ZOg Zu
seinem Herrn nach Augsburg. Am 2. September des Jahres 1552
kehrten beide nach Jena und am 26sten desselben Monats nach
Weimar zuriick.

Von da an lebte Cranach in Weimar hei seiner Tochter, in
deren Armen er am 16. Oktober 1553, im 81. Jahre seines Le-
bens, den Geist aufgab. Sein Fiirst folete ihm kurze Zeit dar-
	auf, am o. Marg 1054. (Fortsetzune felgt.)
	4ur Kunstgeschichte.
	kommen deutlich bezeichneé sind. — Das Erscheinen des Heftes
macht freilich den Wunsch sehr rege, dass die ausfiihrlichen
kiinstierischen Aufnahmen von Maulbronn und von den Einzel-
heiten seiner Architektur, die durch Mauch und Eisenlohr
und unter ihrer Leitung gefertigt sind, bald in angemessener
	Ausstattung der Oeffentlichkeit ibergeben werden mége.
F. Kugler.
	Von der Harmonie der Spharen.
	Kim Vortrag, gehalten im wissenschaftlichen Kunstverein zu
Berlin am 15. October 1849,
	von De. Ferdinand Piper.
(Fortsetzung.)
	Abgesehn aber von diesen Mythen, — wie vielfacher Bei-
fall auch der Lehre im Alterthum zu Theil geworden, da sie
nicht weniger der wissenschaftlichen Forschung, als dem poe-
tischen Geftihl Nahrung gab; sie hat auch cinen grossen Geg-
ner gefunden, den Aristoteles ), der die pythagorcische
Amahme kinstlich und auserlesen, aber unwahr neunt. Er
giebt zu, dass wenn der herrschenden Meinung zufolge die Him-
melskérper in der durch das All verbreiteten Luft oder im Feuer
(Aether) sich bewegten, ein gewaltiger Ton entstehen miisse;
er leugnet aber die Voraussetzung, da nach seiner Lehre nicht
die Sterne sich bewegen, sondern die Spharen, in welchen die
Sterne befestigt sind. Also geben die letztern auch keinen Ton:
denn, sagt er, was selbst sich bewegt, giebt einen Ton; was
aber in dem sich Bewegenden fest oder enthalten ist, wie in
einem Schiff dessen Theile, das kann keinen Ton hervorbringen
und so auch das Schiff selbst nicht, wenn es im Fluss sich be-
wegt, Er beruft sich aber auch auf die Wahrnehmung (und
findet gerade darin die Wahrheit seiner Annahme von der Be-
wegung der Gestirne bezeugt), dass wir von solcher himmli-
schen Musik nichts héren noch empfinden: das wiirde aber im
andern Fall unméglich sein, da ein ibermachtiges Getése selbst
leblose Kérper zersplittere, wie vom Donner Steine zerspalten
wiirden.

Die letztere Bemerkung richtet sich gegen die Erklarung,
womit man auf pythagoreischer Seite der nahe liegenden Ein-
wendung zu begegnen suchte, wie es doch ungereimt scheine,
dass man das Tonen der Gestirne nicht hore. Den Grund da-
von fand man in der Gewohnheit, dass sofort von der Geburt
an der Schall vorhanden sei, daher er nicht hervortrete in Be-
ziehung auf die entgegengesetzte Stille: denn wechselseitig sei
die Unterscheidung des Lautes und des Schweigens, — so dass,
wie es den Schmieden aus Gewohnheit keinen Unterschied zu
machen scheine, so es auch den Menschen gehe?). Oder man
erklirte es sich*) aus der Schwiche des menschlichen Gehérs :
dass von dem Ton, den der Wellumschwung hervorbringe, die
Ohren der Menschen betaubt seien, wie die Vélkerschaft, welche
an den Katarrhakten des Nils wohnt, von der Gewalt des Ge~
riusches das Gehdér verloren habe; die Ohren der Menschen
kdnnten jenen Ton nicht fassen, so wenig als sie in die Sonne
sehen kénnten, von deren Strahlen ihr Gesicht geblendet werde.

Durch solche Erklarungen gegen die Anspriiche einer niich-
ternen Empirie geschitzt, hat die Lehre von der Harmonie der
Sphiren bis in die spatesten Zeiten des heidnischen Alterthums
Anhinger gefunden. Sie ist aber friihzeitig auch von christ-
lichen Theologen aufgenommen und bis ticf in das Mittelalter
fortgepflanzt worden.
	1) Aristot. De coelo Lib. IL c. 9. p. 290 sq. ed. Acad. Boruss.
2) S. bei Aristot. lc. p. 290. b, 24—29.
3) Bei Cicer. De republ. VI, 18. p. 492 sq.
	Artistische Beschreibung der vormaligen Ci-
stersienser-Abteit Maulbronn. Von Kari Klun-
	singer. Ми einem Grundriss derselben. Stuttgart,
1819. 44 §. in &.
	Die reichen Gebaulichkeiten des schwabischen Klosters Maul-
broun sind in ihrer Gesammianlage noch vorhanden und geben
fiir das Klosterleben des Mittelalters ein so charakteristisches
Bild, wie sie in ihrer architektonischen Beschaffenheit zum Theil
sehr merkwirdige Belege der baugeschichtlichen Entwickelung
und in ihren zahlreichen Denkmalern der Bildnerei und Malerei
noch in weiterer Bezighung ein mannigfaltiges Interesse gewah-
ren. Das in der Ueberschrift genannte Heft enthalt ein Ver-
zeichniss alles dessen, was in Maulbronn der Besichtigung werth
ist, wobei iberall sovicl als thunlich die Zcitbestimmung des
Einzelnen, namentlich auch bei den verschicdenen Bautheilen
auf den Grund urkundlicher Zeugnisse, angegeben ist. Das Heft
wird fiir den Besucher des Klosters cin schatzbarer Fiihrer sein.
Mit besonderm Dank haben wir den Grundriss des Klosters, der
demselben beigefiigt ist, enlgegenzunehmen. In gentigender
Grésse und mit klarem Verslindniss ausgefiihrt, vermehrt er
unser noch geringes Material zur Anschauung kldsterlicher An-
lagen in erfreulicher Weise; auch gewinnt cr dadurch cin be-
sonderes Interesse, dass die Bauzeiten der einzclnen Theile,
vom romanischen bis zum spitgermanischen Style und bis zu
den neveren Zusatzen, durch verschiedenartige Schraffirung voll-