Aussagen der alten Gewahrsmanner der Lehre, des Plato und
Cicero, des Macrobius und Boethius, zusammenstellt, auch den
Spruch aus Hiob anfiihrt; worauf er entgegnet: Plato nehme
eine vernunftmassige Bewegung des Himmels an ohne Ton, auch
Aristoteles leugne, dass die Bewegung der Sphéren einen Ton
hervorbringe; demnach hiatten die Philosophen nicht gemeint,
dass die himmlische Musik mit dem Obr vernommen, sondern
mit dem Geiste verstanden werde. Hingegen Adam von Fulda
in seinem Werk itber die Musik!) vom Jahre 1490 stellt beide
einander entgegen, indem er die Meinung von der Erfindung
der Musik nach Analogie der himmlischen Harmonie (wobei er
des Plato gedenkt, dem zufolge auf jeder Sphire eine Sirene
stehen sollte) durch Berufung auf die Widerlegung des Aristo-
teles beseitigt. (Schluss folet.)
	meituns.
	 

 

W. amfterdant, im Ма. Zugleich mit der Ausstellung
in Rotterdam, die tiber 400 Nummern zahlt, und wozu meist
hollandische und belgische, so wie einige franzdsische Kinstler
Beitrage lieferten, findet hier gegenwartig im Saale der Gesell-
schaft Arti et Amicitiae eine kleinere Ausstellung statt. Die
grossen Kunstausstellungen, welche alle zwei Jahre im Haag,
Amsterdam und Rotterdam gehalten werden, und denen dann die
grésseren Stadte des Landes folgen, gehen von den stadtischen
Behérden aus und nicht, wie in Deutschland, von den Kunst-
vereinen, die in Holland bis jetzt noch nicht bestehen. Da fiir
die zugelassenen Kunstwerke blos die Riickfracht bezahlt wird
— fiir die vom Auslande eingegangenen blos bis zur Landes-
grenze — so sieht man auf den hollandischen Ausstellungen
wenig fremde Bilder und namentlich deutsche Bilder fast nie.
Ich lasse es dahingestellt sein, ob die Ausstellungsvorstande
nicht besser thalen, ausgezeichneten Kinstlern des In- und
Auslandes vollkommene Frachtfreiheit zu versichern, statt aus
dem Erlése der Eintrittskarten und Kataloge die oft bedeuten-
den Ueberschiisse den staidtischen Armenkassen abzuliefern. Die
Bilderlotterien, die gewéhnlich nebensachlich bei den Ausstel-
lungen versucht werden, wollen nur selten gelingen; doch hat
der Buchhandler K. Fihri im Haag, Verleger des hollaéndischen
Kunstblattes (Kunstkronyk), aus solch einer Bilderlotterie, die
er mit der Abnahme seines Blattes verbindet, eine Privalspe-
kulation gemacht und, wie es scheint, mit Glick. Im vorigen
Jahre hatte er dreissig, meist recht gute Bilder zu diesem Be-
hufe angekauft, dieselben in den Hauptstadten des Landes aus-
gestellt und obendrein einen Kupferstich nach Murillo als Nie~
tenblatt vertheilt. Auch hatten im vorigen Sommer die franz6-
sischen Kistler den Herrn Marc, einen Schiler Delaroche’s,
mit einer schénen Auswahl von Gemalden, Zeichnungen und
Bronzen von den ersten Meistern ihrer Schule hergesandt, um
hier im Lande Aktien fiir die grosse Pariser Bilderlotterie un-
terzubringen oder auch Bestellungen entgegenzunehmen. Nichts
desto weniger méchten noch Jahre hingehn, ehe man in Holland
Geschmack an derartigen Verloosungen findet, denn der reiche
hollandische Liebhaber liebt es nicht, Bilder fiir seine Samm-
Jung zu ,gewinnen“, die vielleicht gar nicht nach seinem Ge-
schmack sein kénnten, und der minder reiche findet hier nur
allzuviel Gelegenheit, bei den haufigen Gemaldeauktionen seine
Bilderlust zu befriedigen; ohnehin wird in dem kleinen Hol-
land, wo in jedem Anstreicher ein Stiick Maler steckt, so er-
staunlich viel gemalt, dass man sich wundern muss, wo denn
all die guten und schlechten Bilder, die denn freilich auch oft
spottwohlfeil von den Kiinstlern abgelassen werden, cin Unter-
kommen finden.

Da hier in Amsterdam im Herbst die grosse Ausstellung
abgehalten wird, wo dann die besten der gegenwarlig ausge-
stellten Bilder nochmals vorkommen werden, so erlassen Sie
es mir: wohl, tiber dieselben jetzt schon zu berichten. Unter
diesen zog ein kolossales Portrait des jetzigen Kénigs von N.
Pienemann, namentlich durch scine Dimension, die Aufmerk-
samkeit auf sich; cin anderes Portraitbild von demselben stellte
Wilhelm II in englischer Marschalisuniform vor und war vom
Konig als Geschenk fiir den United Service Club bestimmt, des-
sen Mitglied der verstorbene ritterliche First war. — Dem k6~
nigl. niederlindisehen Institut fiir Kinste und Wissenschaften,
dessen Thatigkeit wegen Geldmangels unterbrochen zu werden
drohte, hat der Kénig aus seiner Privatkasse 5000 Gulden ge-
schenkt. Auf die Preisfrage der 4. Klasse desselben ,,Petrus
und Johannes beim Grabe Christi“ wurden von den eingegan-
genen Gemalden die yon den jungen Malern J. yan Dyk und
Wynfeld mit der goldenen Medaille und 300 Gulden gekront.
Der Kupferstecher J. W. Kaiser erhielt gleichfalls die goldene
	Berlin, im Juni. Der Conservator der Kunstdenkmaler,
Baurath v. Quast, unternimmt mit Genehmigung des Hrn. Cul-
tusministers eine Reise im Interesse der Erhaltung der Denk-
miler in Schlesien und in den Hohenzollernschen Fiirstenthi-
теги. Eventuell wird sich die Reise auch auf einen Theil der
Rheinprovinz und der Provinz Sachsen, so wie auf einige fremde
Staaten ausdehnen, um daselbst von dem Zustande der Denkmaler
und den Mitteln ihrer Erhaltung Kenntniss zu nehmen. (В. №.)
	эщетит, пи Ма. Пе „510%. Мо\у.“ melden, dass der
Dichter Kollar dieser Tage einen Ruf nach Mecklenburg er-
hielt, um dort eine Sammlung heidnischer Gétzenbilder, die,
etwa 200 an der Zahl, nebst mehreren Grabdenkmialern und
Inschriften in jenen, einst von Slaven bewohnten Gegenden aus-
gegraben wurden, zu untersuchen und die Inschriften zu deuten.
Kollar wird Mitte Juni dem Rufe der Grossherzogin folgen.
	V Sdjwerin, im Mai. In diesen Tagen hatten wir Ge-
legenheit, in dem Atelier des Hofmalers Lenthe hierselbst zwei
Oelgemalde, Luther und Melanchthon, lebensgrosse Figuren, zu
sehen, ein Geschenk des Grossherzogs fiir die hiesige Garnison-
Kirche. Die Auffassung in diesen Gemilden schliesst sich mit
Sorgfalt den bekannten Holzschnititen und Gemalden von Lucas
Cranach an, und darf in Character, Haltung und Bewegung der
Figuren, welche den Gegensalz des Denkens und Handelns,
der Theorie und der Praxis darstellen, eben so wie in der
technischen Ausfithrung gelungen genannt werden.
	B. Hlemmgen. Auf die Vermahlung unseres Erbprinzen
Georg mit Prinzessin Charlotte von Preussen ist durch die
Kinstlerhand des rihmlichst bekannten Hofmedailleurs F. Hel f-
richt zu Gotha eine Gedachtnissmedaille in der Grésse von
1: Zoll im Durchmesser geschnitten und ausgeprigt worden,
welche in feinem Silber zu 4 Thirn. und in Bronce zu 1 Thir.
das Exemplar verkauft wird. Die Vorderseite zeigt in vollen-
deter technischer Ausfiihrung die wohlgetroffenen Brustbilder
des neuvermahiten fiirstlichen Paares mit den beiderseitigen Na-
men; die Riicksejte einen guigedachten gefliigelten, schweben-
den Genius, welcher in der rechten Hand eine Rose und einen
Palmzweig, in der Linken aber eine brennende Fackel hill,
nebst der Umschrift: Wonne der Herzen. Gliidilides Walten.
friede des Gimmels. 18. Slat 1850. — Diese Medaille wird
allen Sammlern moderner Miinzen in Silber oder Bronze wil]
	kommen sein.
	1) Adamide Fulda Music. P. IL c. 7. bei Gerbert Script. eccles. de
musica sacr. potiss. T. TI. p 340. h.