есепеп \Уегке5. Da umarmte der sterbende Ktinstler den un- bekannten Freund, der ihn fiir die Ungerechtigkeit seiner Zeit- genossen entschadigte. Der Zeit des zweiten Aufenthaltes in Paris, wohin der be- rihmt gewordene Kistler bekanntlich unter glinzenden Aner- bietungen berufen wurde, vindicirt Clément die drei Gemilde: »die Taufe, das Abendmahl und den heil. Xaverius.“ Yon der ,letzten Oelung* (aus der Darstellung der Sakramente) findet er, dass die grossartige Anlage und das einfache Pathos der- selben von Poussin nur in seinen spateren Werken, ,dem Kin- dermord® (in der Galerie zu Florenz) und dem ,Testamente des Eudamidas“, tibertroffen worden sei. Beide Gemilde setzt Clé- ment um das Jahr 1645. Von dem letzteren, das er fiir frii- her halt, als dic Sakramente, meint er, es exislire nicht mehr. Allerdings glauble man frither eine Zeit Jang, es sei durch _ Schiffbruch zu Grumde gegangen. [Kugler (Geschichte der Ma- lerei Il, S. 469) gibt an, es sei im Privatbesitz in Paris. Wenn indess dem so ware, so liesse sich nicht gut denken, dass Clément davon gar nichts wtisste. Den richtigen Aufschluss iiber diese zu den grossartigsten Kompositionen gehdrende Sché- pfungen finden wir bei Nagler. Dieser gibt in seinem Kiinst- ler-Lexikon die Nachricht, dass dieselbe sich zu Kopenhagen in der Sammlung des Grafen Moltke befinde. ) Mit der Riickkehr nach Rom hebt die dritte Periode der Poussin’schen Kunstthatigkeit an. Charakteristisch fiir diesen dritten Styl findet Clément den Umstand, dass von nun ab das Landschaftliche auch in den historischen Bildern des Meisters mehr und mehr vorwiegend wird. Benutzte dieser die Land- schaft auch friher schon als Hintergrund seiner Darstellungen, so fing dieselbe nun an, zucrst dem geschichtlichen Vorgange .das Gleichgewicht zu halten, endlich sogar, ihn ganz zuriick- zudringen. Mit dem zunehmenden Alter wachst tiberhaupt ge- wohnlich die Vorliebe fiir die Landschaft. Dies ist natirlich. Je mehr die Krafte des Kérpers und des Geistes nachlassen, desto mehr bemachtigt sich der Seele eine Sehnsucht nach Frie- den und Ruhe. Diese findet sie nicht in dem Reiben und Trei- ben der von tiefen Regungen, von gewaltsamen Leidenschalten. bewegten Menschen. Sie sucht und findet aber diesen ihr zum Bediirfniss gewordenen Frieden in dem stillen Walten, dem mehr passiven Verhalten der leblosen Natur. Daher die Land- schaflsmalerei. Clément macht eine ahnliche Beobachtung Бег Rousseau, in dessen nacheinanderfolgenden Werken: Nouvelle Heloise, Confessions, Lettres 4 M. de Malesherbes, Réveries Фип promeneur solitaire, er ein stufenweises Zunehmen des landschaftlichen Grundes nachweist. Ueberhaupt bringt er diese beiden Landschaftsdichter in eine Parallele. Beiden ist das lie- bevolle Versenken in die Natur gemeinsam, nur dass der Hine seine Naturscenen mit der Feder dichtet, der Andre mit dem Pinsel, Beide brachen, der Eine auf der Leinewand, der Andre in seinen unsterblichen Schriften, dem frither nur unbestimmt ausgesprochenen Drange aus den conventionellen Verdrehungen ihrer Zeit in die frische, unverkiinstelie Natur Bahn; Beide wirklen in dieser Weise bestimmend auf ihr Jahrhundert. Dass Clément ibrigens in etwas einseitiger Beurtheilung Poussin als Landschafter sogar tiber Claude setzt, kommt auf Rechnung seiner tbergrossen Vorliebe fiir Ersteren. Doch sollte man nie in solcher Weise Vergleichungen zwischen Kiinst- lern anstellen, da man dadurch nicht zu einer klaren objektiven Wiirdigung eines Jeden gelangen wird. Weit entfernt, einen willkiirlich angenommenen Maassstab an Kunstwerke zu legen, soll viel mehr die Kunstwissenschaft sich zur Kunst wie eine 1) Allerdings ist dem so; der Moltke’sche Catalog enthalt eine langere Beschreibung des Bildes. D. R. переуоПе altere Schwester verhallen, die mit Lust jeder Be- wegung der von frischer, riihriger Lebenslust schwellenden Jiin- geren folgt und jede Acusserung dieses reichen Wesens in ih- rer Berechtigung zu verstehen sucht. Halten wir diesen Ge- sichtspunkt fest, so erkennen wir in Poussin’s Landschaften die erhabene Ruhe und Abgeschlossenheit eines tiefernsten, von grossen Empfindungen bewegten Gemiithes, — schitzen aber darum nicht minder bei Claude die ewige sabbathliche Heiter- keit und Anmuth eines hohen Geistes, der die weitesten Fer- nen mit seinem Blick durchschweift und doch, ohne sich darin zu verlieren, auch die naichste Nahe mit beseligender Harmonie verklart. Ww. Lithhke. Zur Kunstgeschichte. La Basilica di San Marco in Venexia, esposta nei suoi musaici storici, ornamenti scolpiti e vedute architettoniche ece. Deutsch unter dem Titel: Der Dom des heil Markus in Venedig, darge- stellt in seinen historischen Mosatken, scutpir- ten Ornamenten und architektonischen An- sichten. Nach der Natur gezeichnet und auf eigene Kosten herausgegeben von Johann u. Louise Kreuts. In Stein, Kupfer und Stahl ausgefiihrt von verschiede- nen Kiinstlern. Mit erklirendem Text in drei Spra- chen: italienisch, franxisisch und deutsch. Venedig, bei den Unternehmern; Wien, in Commission bet H. F. Eine wundersame Hieroglyphe, diese Stammveste des hei- ligen Markus, von der einst sein Seepter tiber das Meer und itber drei Kénigreiche sich hinaus erstreckte. Ein Werk des alten in sich versenkten byzantinischen Gedankens, darauf das Stammhaus Venedigs gegriindet ward, wie ein versteinertes Rathsel in das Leben der Jetztzeit hereinragend. Ein Bau, fast wie ein troglodytisches Werk, wo Wélbung an Wolbung sich schiebt und der dunkle Naturtrieb nach Gestallung nur in den Saulen, welche der Tropfstein bildet, in den Nestern der Krystalle, in dem glitzernden Schein der eingesprengten Erze sich kund giebt, wihrend erst in spaterer Zeit (hier in der gothischen Zuthat liber den schweren Giebelbégen des Aeussern) ein vegetatives Leben dariiber hin gewachsen ist. Und Alles, zumal Wande und Wolbungen des Innern, wiederum nur dazu da, um in aus- gedehnter Bilderschrift, wie jene Riesenbauten Aegyptens, die Urkunde des alten Geschlechts, seiner Gedanken und Gesinnun- gen, aufzunehmen, sie der stets neuen Wechselfolge der Spa- teren hinzureichen und durch sie Vergangenheit und Zukunft aneinander zu kntipfen. Aber die junge Zeit ist eine andre worden, als die alte war; sie sieht mit anderm Auge, sie wirft das Senkblei ihrer Gedanken nach anderm Grunde aus. Wenn du zur Abend- stunde in die Markuskirche trittst und nur von einem Seiten- altar noch der murmelnde Schall einer spaten Messe ertént und der verlorne Schimmer der Kerzen tiber die geschwarzten Goldgriinde an Wanden und Wélbungen hinirrt; wenn du Nachts, beim Gewitter, unter den Bogengingen des Markusplalzes wan-~ delst und das Bild der Kirche wie ein Meteor im Blitzlicht aus dem Dunkel auftaucht und wieder verschwindet, dann fihlst du wohl das Mahrchen ihres Daseins und den phantastischen Reiz desselben, aber eben nur wie ein Mahrchen, wie ein Spiel der Phantasie. Wenn heller Sonnenschein auf dem Platze liegt, wenn drin in der Kirche ein lustiges Volk sich festlich dringt.