аи ФА. Organ der deutSchen Kunstvereine. 4eitung fiir bildende Kunst und Baukunst. Unter Mitwirkung von Kugler in Berlin — Passavant in Frankfurt — Waagen in Berlin — Wiegmann in Disseldori — Schnaase in Berlin — Schulz in Dresden — FOrster in Miinchen — Bitelberger v. Edelberg in Wien JN S. Die neueste Todtentanz - Literatur. Von Ludwig Bechstein. Enraste Zeiten rufen ernste Gebilde der Kunst hervor, dess sind die Todtentanze Zeugen, die zuerst in Frankreich, Italien und Deutschland als Sculpturen, als Gemilde, als Pro- ducte der xylographischen Kunst in verschiedenen Zeitepochen zur Erscheinung kamen, was sich bis in unsere Tage fortsetzt. Es ist ein eigenthimlicher, halb unbewusster Zug im Vélker- leben, der fort und fort fir diese besondere Richtung einzelne Talente weckt und einzelne Kiinstler begeistert. Von diesem Gesichtspunkt aus erfasst, gehéren die Tod- ientinze allzumal, wie reich auch durch sie in einem Zweige die Literatur geworden, vorzugsweise in das ,,Kunstge- biet*, sind hauptséchlich von diesem aus zu wirdigen und zu beurtheilen und wirken ungleich mehr durch ihre der Anschau- ung gebotene Umittelbarkeit, als durch ihr literarisches Bei- werk, ihre Erklarungen, Ausdeutungen und Paraphrasen in Poesie und Prosa, wie vielfach immer letztere sowohl in fri- heren, als in spateren Zeiten (auch durch uns selbst) ver- sucht worden. Wir setzen billig alles, was iber Todlentinze und Tod~ lentanzbilder von Fiorillo, v. Rumohr, Weigel u. A. vorziiglich aber von Massmann verdffentlicht worden (welcher Letztere mit einer ganz besonderen Vorliebe, Ausdauer, Gelehrsamkeit und dchtdeutscher Grindlichkeit, wie kein Anderer, die Tod- tentanz- Literatur erforscht und zum Gemeingut gemacht hat), bei unserm Publikum als bekannt voraus, und richlen unsern Blick vorzugsweise nur auf diejenigen neuen Erscheinungen auf diesem anziechenden artistisch-lilterarischen Gebiete, die _in Prof. Dr. H. F. Massmann’s ,,Literatur der Todtentaénze. Bey~ trag zum Jubeljahre der Buchdruckerkunst. Leipzig, T. 0. Wei- gel. 1840. noch nicht enthalten sein konnten. Da von der im angefihrten Werk von dem fleissigen For- scher Massmann versprochenen 4ussern und innern Geschichte des Gegenstandes, ausser der Literatur des Holbeinischen Tod- tentanzes nur erst die der Bascler Todtentanze erschien, welche unten ihre Besprechung findet, dic weitern Fortsetzungen aber wu hoffen und zu erwarten sind, so beschranken wir uns auf die neuen Zugange einer Privatsammlung von Todtenlaénzen und Imagines morlis, die bereits zu einer gewissen Reichhal- redigirt von Dr. F-. Hgegers in Berlin. Montag, den 25. Februar. tigkeit gediehen, und knipfen an dieselbe erlauternde Betrach- tungen an. Ш. In Frankreich erschien zunachst nach Verlauf des Jah~ res 1840: Explication de la Danse des Morts de la Chaise-Dieu, Fresque inédite du XV.Siécle, pré- cédée de quelques détails sur les autres monumens de ce genre. Par Achille Jubinal. Paris Challamel et Cie, éditeurs. 1841. gr. 4. 20 Seiten, mit 1 Lithographie (Gruppe des Ritters zwischen 2 Todten), und einigen Vignetten, von denen die am Schluss befindliche das Portal der Kirche zeigt, in welcher der beschriebene T. T. als Mauergemalde vorhanden ist. Der Verfasser spricht nicht ohne Kenntniss tiber die Ent- stehung der Danses Macabres, gestitzt auf mancherlei Quellen, erwihnt als den Altesten deutschen gemalten T. T. den zu Min- den vom Jahr 1383, und den in Frankreich als altestgenannten auf dem ehemaligen Kirchhof des Innocents zu Paris von 1424, bringt @бег den Ausdruck Macabre viel Muthmassliches bei, kommt auch auf Holbein zu sprechen, dem er irrig den Ba- seler T. T. zuschreibt, fihrt in chronologischer Folge die T. T. zu Dresden, Annaberg, Leipzig, Bern, Erfurt, Luzern, Amiens, Rouen auf, schépft viel aus dem bekannten Werk des Francis Douce, und kennt die deutschen Forschungen tiber seinen Ge- genstand, namentlich die beziiglich der Holzschnitt-T. T., so gut als gar nicht. Seite 14 geht der Verfasser nun zu seinem eigentlichen Gegenstand ber, den T. T. in der Abtei-Kirche von la Chaise- Dieu (Casa Dei) in Auvergne und giebt von demselben eine ausfilhrliche Beschreibung. Er fihrt zundchst das Werk des Baron yon Taylor an: ,, Voyages pittoresques dans l’ancienne France“‘, darin bereits der beregte T. T. geschildert, eine Gruppe desselben abgebildet und tiber andere T. T. Frankreichs Einiges gesagt wird. Wir erfahren, dass die erwahnte Kathe- drale an baulichen und anderen Merkwiirdigkeiten sehr reich sei, und namentlich auch Tapisserien von grosser Schénheit enthalte. Leider droht, wie so vielen, der Zahn der Zeit, der schon machtig auch an diesem T. T. nagte, dem Kunslwerk des Alterthums dieselbe Vernichtung, welche der Baseler T, T. und andere erfubren. Der Verfasser sagt: М. le baron Taylor avait raison, en- core quelques années, et cette fresque Jantastique, qui s ecaille chaque jour sous les doigt des siecles, aura disparu. Nous pou- vons done nous féliciter a bon droit de ce que des circonstances particuliéres nous ont permis den faire executer un dessin com- 8