erscheinend, die Stinder abruft und wobei Text und Verse, in
ihrer Art beiderseits erbaulich, beigefiigt sind.

HEH. Das Jahr 1843 brachte uns in langem Querfolio den
Todtentanz oder Spiegel menschlicher Hinfallig-
keit in 8 Abbildungen, welche, von VON WYL ge-
malt, im ehemaligen Jesuitenkloster in Luzern
aufbewahrt werden. Getreu nach den Originalien litho-
sraphirt von Gebr. Eglin in Luzern. Mit Text von Burkart
	Leu, Chorherr und Professor in Luzern (deutsch und franz6-
	sisch). Luzern bei Rudolph Jenni. 1843.
Es ist dies nicht der auf der Luzerner Spreuerbricke von
Kasper Meglinger gemalte T. T., sondern ein bisher fast ganz-
	lich unbekannter, von der Kunstgeschichte noch nicht gewtr-
	digter, der in einem Gange des Regierungsgebaudes ziemlich
vernachlassigt sich befand, 1832 aus unverdienter Nichtachtung
durch den Bibliothekar der Kantonsbibliothek, dessen Name
uns die Schrift nicht hitte vorenthalten sollen, gezogen und
restaurirt wurde. Е

Ein Luzerner Maler, Jacob von Wyl, aus altem, edlem
Geschlecht, welcher 1621 starb, ist der Schopfer dieser geist-
vollen Bilderreihe, die aus sieben grossen Tableaux und einem
achten, kleineren, besteht und 24 Bildgruppen zeigt. WVorhan-
den gewesene gereimte Ueber- oder Unterschriften sind zur
Zeit der Revolution weggeschnitten worden und verloren ge-
gangen. Die Poesie wird nicht allzuviel an diesen Versen
verloren haben.

Die kurze Einleitung, der wir diese Andeutungen ent-
nehmen, dussert sich dahin, dass dem Kistler dieses Lu-
zerner Todtentanzes, der zu Basel bekannt gewesen, da
mehrere Bildgruppen ihm nachgeahmt seien, wobei auf die
Ausgabe Mechels von 1740 verwiesen wird. Allein was Mechel
als Baseler T. T. gab, sind ja nur Nachahmungen des Holbei-
nischen Holzschnitt-Todten-Tanzes und diesem letztern, nicht
dem Baseler T. T. sind von Wyl’s Gruppen nachgeahmt und
zwar, obschon frei und geistreich: die Vertreibung aus dem
Paradiese, der Cardinal, die Kaiserin, der Bischof, der Pre-
diger, die Nonne, der Weltgeistliche, der Graf, der Krieger,
die Braut, der Kramer, der Blinde und endlich der Triumph
der Todtenengel (Gebein aller Menschen), bei welchen Grup-
pen allen mehr oder minder Holbeins Figuren den kiinstleri-
schen Gedanken gegeben haben. Und wenn nun in der Hin-
leitung weiter behauptet wird, dass in den nicht nachgeahmten
Bildern Jacob von Wyl selbstandig gearbeitet und die Vor-
ginger (also hauptsachlich Holbein) sinnreich verbessert
habe, auch dass dieser T. T. sich vor allen andern durch
Geist, Leben und Wahrheit auszeichne, so scheint uns dies
— abgesehen, dass Zeichnung und Farbengebung des Origi-
nals immer gelungen sein mégen, — etwas zuviel gesagt.

Doch soll damit kein Tadel ausgesprochen sein, deshalb
bleibt auch die wohlgemeinte beschreibende Erklarung der Bild-
gruppen in ihrem vollen Recht, denn unserem Gefiihl nach ist
und bleibt es immer eine Anmassung, einem mit Liebe begon-
nenen und vollbrachten Werke den kalten, besserwissenwol-
lenden Tadel da entgegenzustellen, wo es sich nicht um grind-
liche Wissenschafts~ und Kunslkritik, sondern um eine Phan-
tasieschépfung handelt. Wir freuen uns vielmehr, auch durch
dieses Heft die Reihe bekannter T.T. und ihrer Literatur um
eine nicht unbedeutende Nummer bereichert zu sehen.

HW. Das Jahr 1844 brachte ein Buch: Der Tod in allen
seinen Beziehungen, ein Warner, Tréster und Lu-
stigmacher. Als Beitrag zur Literaturgeschichte der Todten-
tanze von F. Naumann. Mit 3 Tafeln Abbildungen. Dresden.
Verlag von H. H. Grimm 1844.
	Aus der Vorrede erfahren wir, dass der Dichter des
	»Freischiilz“ Fr. Kind, die Idee gehegt habe, eine verglei-
chende Uebersicht des T. T, zu bearbeiten, wahrend gleich-
zeitig Herrn Naumann dieselbe Idee, nur in anderer Weise
der Ausfiihrung, vorschwebte. Dieser wollte nur eine verglei-
chende Uebersicht alles dessen geben, was seines Wissens
zu den bildlichen Darstellungen des Todes gehért, obschon in
gedrangter Kiirze.

Wie sehr nun auch jeder gute Wille zu achten ist, so ist
das vorgesteckte Ziel ein Unerreichbares von vorn herein,
denn wie millionenfach wurde da und dort und dort und da
der Tod kiinstlerisch abgebildet, alltaéglicher Kirchhofplastik
und dergleichen Malerei nicht zu gedenken! Ein solches Werk
wirde tiefe, grimdliche Studien, und autoptische Ansicht der
bertihmtesten Kupferstichkabinette erfordern. Da frommt gar
wenig eine Wiederholung antiker Lemurenbilder aus Vulpius
Curiositaten, и. dergl.

Welche Mannichfaltigkeit von Todtenbildern bieten nicht,
um nur eines Kunstgebietes zu gedenken, die Medaillen und
sonstige Geprage dar!

Hrn. Naumanns Arbeit zerfallt in 3 Hauptabtheilungen.

1. Einzelne bildliche Darstellungen des Todes.
Hier werden einige Belegstiicke angefthrt, ausserordentlich
fliichtig, nicht einmal die Namen der Meister, nicht Beham,
Pencz, de Bry u. A. genannt. Alle die schénen Einzelblatter
des Todtenbildes von Hr, Schauflein, H. Burgkmaier, D. Hop~
Гег и. А. sind tibergangen.

2. Die eigentlichen Todtentanze. Hier geschieht
zunichst der Baseler und des Holbeinischen Holzschnitt-Todten-
tanzes Erwihnung, mit vielen ausgehobenen Stellen aus unserm
eignen Versuch einer Paraphrase dieser wellberiihmten Holz-
schnitte, welche erstere ihrer Zeit einigen Beifall gefunden;
hierauf des Berner, des Luzerner (dsgl. des von uns. unter
Nr. If so eben besprochenen), mit einer Copie dreier Grup-
pen, des alten Luzerner, des Liibecker,- dessen matte moder-
nisirte Reimverse milgetheilt werden, des Erfurter, des Dres-
dener von 1534, welcher beschrieben wird, und von welchem
eine ganz gute Lithographie seiner Figurenreihen in Conturen
beigefiigt ist. Eine ahnliche Lithographie in gleicher Grdsse,
wie die dem Buche Naumanns beigefiigte, — erschien als Ein-
zelblatt schon mehrere Jahre frither.

3. Der Tod bei Aufztigen, Processionen ete. ele.
Dieser werden sieben von verschiedenen Orten mitgetheilt,
die allerdings weniger bekannt sind, daher denn auch deren
Mittheilung verdienstlich erscheint. Es tritt dadurch recht
lebendig erértert vor Augen ein Ausspruch Uhlands:

Wie bei alten Rilterfesten

Mit dem Tode zog Hanswurst —-
zu denen sich zumeist (und auf Bildern namentlich noch vor-
herrschend) auch der Teufel gesellte.

W. ‘In dieser Zeit erschien ohne Verlagsort, ohne Ver-
fasser-, Zeichner- und Verleger-~Angabe, ohne Jahr und Datum
ein Bilderheftchen, betitelt ,,Gevatlter Tod, ein Marlein.“
Sechs einzelne Blatter (so lose ist das kleine Werkchen) zeigen
eben so viel einfache balladenartige Gedichte in schier sell~
samer Weise, jedes davon genugsam geistreich und originell
illustrirt, und das bekannte deutsche Volksmarchen behandelnd,
wo ein armer Kohler, dem dberreicher Kindersegen zu Theil
wird, ausgeht, einen Pathen zu seinem dreizehnten Kinde zu
suchen, und — nachdem er den lieben Gott und den Teufel
-abgewiesen, — den Tod zu solchem annimmt. Der Tod tbt
das iberlragene Amt, giebt seinem Pathen, als dieser erwachsen,
das Heilkraut, das ihn zum herihmten Arzt macht, doch unter
einer bindenden Bedingung. Diese bricht der junge Arzt, in
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