des Hrn. v. Imredy. Zwar ist es wahr, solche Gegenstande
haben nicht den Reiz der Neuheit fiir sich (obwohl] der Schiff-
zug auch in dieser Beziechung allen Anforderungen entspricht),
aber in der Behandlungsweise, in der tiichtigen, sicheren Durch-
fihrung, kénnen wenige deutsche Kunstler mit Gauermann sich
messen. Dieser besiizi in seinem Fache ein umfangreiches
Wissen, und man muss seine Studien nach der Natur in Oel-
farbe durchgesehen haben, um die Schnelligkeit der Auffassung
und die Meisterhaftigkeit des Pinsels kennen zu lernen. Sie
sind ein wahrer Schatz, den der Kiinstler nur wenigen seiner
Freunde miltheilt, der aber mitunter das Bedeutendste enihill,
was Gauermann gemalt hat. — Ausser Gauermann haben Ranftl,
Heicke und Swoboda Thierstiicke ausgestellt, von denen
die Ranftl’s und Heicke’s mit einer in gewissen Kreisen gerne
gesehenen Eleganz vorgelragen sind. —- Unter den Genrema-
lern sind bloss die Leistungen Eybl’s, Ritter’s und Swobo-
da’s hervorzuheben. Ersterer besitzt, bei einem an und fir
sich beschrankten Gesichtskreise in der Wahl des Gegenstandes,
eine tichtige Technik, die bis zur Durchfiithrung in das kleinste
Detail geht und zwar glatt aber im Ganzen doch harmonisch
und originell ist. — Im eigentlichsten Sinne des Wortes tiber-
filllt ist die Ausstellung mit Landschaften, von denen aber nur
_ sehr wenige tber die Miltelmassigkeit hinausgehen. Die mei-

sten sind blosse Schularbeiten ohne alle Bedeutung. Zu den
besseren Landschaften gehéren Fischbach’s mit breitem Pin-
sel vorgetragene Gemalde, die Arbeiten von Steinfeld (Vater),
Kriehuber, Raffalt und Hansch. Steinfeld ist ein berihm-
ter Kunstveteran, der eine gesunde, natiirliche Auffassung mil
‘einer sicheren Vortragsweise verbindet. Kriehuber’s Donauau
voll Leben in der Zeichnung und Auffassung. Raffalt’s Leistun~
gen zeichnen sich durch eine cigenthiimliche Haltung im Tone,
die von Hansch, durch ein schénes und reiches Detail aus.
Einige geistvolle Landschaften von Marko, Vater und Sohn,
und gewandte Architekturstiicke von Alt, das ist beilaufig Alles,
was sich in dieser Richtung auf der Ausstellung befand. Die
Skulptur war fast gar nicht vertreten; dieses Fach ist hier (mil
Ausnahme der Arbeiten Gasser’s) ganz heruntergekommen. Ein
geschabtes Blatt von Prof. Stéber, das Portrait des F. M. Ra-
detzky, verdient, der Sellenheit solcher Leistungen wegen, ge-
nannt zu werden. Schliesslich erlauben Sie mir, des Gemildes
von Adam, die Schlacht von Novara (1848) zu erwahnen, ein
Gemilde, welches schon die A. A. Z. seiner Zeit zu rihmen nicht
vergessen hat. Was Rihmenswerthes daran ist, das reducirt
sich auf eine klare verstindige Komposition, eine feste Technik
und grossen Fleiss in Details. Dieser Eigenschaften wegen hat
es hier in vielen Kreisen Anerkennung, sonst aber keine Be-
geisterung zu erwecken verstanden.
	BOriuffel, im Juni. Wie man weiss, hat die kéniglich bel-
gische Akademie auf den Vorschlag eines ihrer Mitglieder, des
Herrn van Eycken, eine Preisbewerbung fiir Wandmalerei aus-
geschrieben. Die Aufmerksamkeit, welche diese Gelehrtenge-
sellschaft auf einen bis jetzt in Belgien so vernachlassigten
Zweig der Malerei gewendet hat, scheint schon Friichte zu
tragen. Einer unsrer jungen Meister der Brisseler Schule hat
vor Kurzem den Auftrag crhalten, zwei Freskogemalde in der
neugebauten St. Nicolas-Kirche (vor dem Kélner Thor) aus~
zufiihren,

Der Minister des Innern hat die Ausfiihrung einer Stand-
siule des Kénigs dem Brisseler Bildhauer Wilhelm Geefs
ubertragen.

Auch der Baron Gustav Wappers hat ktirzlich eine Be-
	stellung erhalten. Bekanntlich haben die Februarereignisse dem
berithmten Kiinstler eine bedeutende Bestellung geraubt: „Пе
Belagerung von Rhodus“, welche Ludwig Philipp fir das Ver-
sailler Schloss bestellt hatte, war vollendet, als die Verktindi-
gune der Republik dazwischen kam. (Echo d. B.)
	Zondon, im Juni. Eine Denkbildsdule des verst. Marquis
von Londonderry — ein Geschenk seines Bruders, des jetzigen
Marquis — ist so eben, Canning gegentber, in der Westmiin-
ster-Abtei errichtet worden. Die Figur ist in Lebengrésse
und in carrarischem Marmor ausgefiihrt. Die cine Hand tragt
eine Rolle mit der Inschrift: ,Friede von Paris, 1814%, wah-
rend die andere den lang herabwallenden Staatsmantel des Ho-
senbandordens unterstitzt. Herr J. E. Thomas hat das Stand-
bild gefertigt. Die Inschrift des Piedestals lassen wir absicht-
lich unerwahnt, da sich die Huldigung verwandtschaftlicher Liebe
nicht gut der inquisitorischen Kritik unterwerfen lasst, zumal
da sie die Geschichte kaum zu ihrem Material benutzen wird.

29. Juni. Zu den erfreulichen Resultaten, welche Dr.
Waagen’s gegenwirliger Besuch in England gehabt hat, soll
auch die Entdeckung bei dem Grafen von Suffolk, zu Charlton
in Wiltshire, gehéren, dass sich dort das Original der heili-
gen Familie von Leonardo da Vinci, bekannt unter dem
Namen ,,La Vierge aux Rochers,“ (worin die Jungfrau knieend
in einer felsigen Gegend, vor ihr das Christuskind von einem
Engel gehalten, dargestellt wird) befinde. Herr Passavant
und Herr Eastlake, welche Dr. Waagen nach Charlton be-
gleiteten, stimmten sogleich mit dieser Meinung iiberein. Das
Bild in Louvre, welches bisher fir das Original gehalten wurde,
ist sehr beschadigt. Das , wirkliche Original, wenn es dies
in der That ist, sollte im nachsten Jahre auf der Ausstellung
alter Meisterwerke im britischen Institut eine Stelle finden. (Ath.)
	Madrid, im Juni. In der Werkstatt des Bildhauers Pi-
quer sicht man eine colossale Statue des h. Antonius, aus
Holz, welche fir die Stadt Tolosa bestimmt ist. — Die bei-
den Maler Aranda und Bravo werden ebenfalls an der Aus~
schmtickung des Theaters de Oriente Theil haben; dem letztern

werden die Deckengemilde tiber den Hauptireppen des Thea-
ters tibertragen. (B. N.)
	Novitatenschau.
	Revue archeologique etc. VH an, liv. 2. 15. Mai. Ра-
ris, 1850. — Inhalt: J. Quicherat, Ueber den Spitzbogen
und die gothische Architektur. — Museum der Thermen und
des Hotel von Cluny (hierzu eine Abbildung). — De Laborde,
Verzeichniss der Gemilde, Kostbarkeiten, Mobilien etc. der
Margarethe von Oesterreich (Fortsetzung und Schluss). — Pau-
lin Paris, Erklérung der im Stadthause zu Beauvais aufbe-
wahrten, unter dem Namen Jeanne Hachette bekannten Fahne
(hierzu eine Abbildung). — T, Pinard, das Schloss von Cor-
beil, Dep. Scine-ct-Oise. — A. Maury, Bericht tiber die yon
Hrn. Vincent im Institut gegebenen Erlauterungen iiber die Mu~

sik der Alten. — №. Leclére, Brief tiber die Ruinen vom Lam-
besa, Algérien. — Ueber die Erforschung der Alterthiimer von
Nieder-Chaldéa durch Hrn. Loftus. — Noliz iiber cin in S,

Francesco al pralo zu Pescia entdecktes Gemialde (den heiligen
Franciscus und die Hauptmomente seiner Legende darstellend,
	ши аег Ощегзсйт Ш: „Вопауещига ВегИпомег 4а Тлеса рт-
хц 1235.“)
		Veriag von Rudolph und Theodor Oswald Weigel in Leipzig. — Druck von Gebr. Unger in Berlin.