Noch giebt es manche andere Copien oder Blatter in der Art des M. Schongauer, die aber nicht bezeichnet, und meist im Anhang bei Bartsch beschrieben sind. Neben diesen zwei Hauptgruppen von Kuplerstechern des 1Sten Jahrh. in Ober ~ Deutschland treffen wir noch einzelne Mei- ster, die in ihrer originellen Weise fir sich stehen. Hiezu gehdrt besonders Veit Stoss aus Krakau (?), der zuerst um 1486 nach Niirnberg kam, und seit 1495 sich dort niederliess. Schon Sandrart berichtet, dass er auch des Kupferstechens kundig ge- wesen und seine in neucrer Zeit aufgefundenen Monogramme auf seinen Bildhauerarbeiten lassen keinen Zweifel tibrig, dass das Zeichen {*6S auf Kupferstichen demselben Meister FIT oder FITVS STOSS, wie er sich unterzeichnet hat, an- gehdren. Uebrigens stimmt auch die Darstellungsweise oder die Zeichnung in seinen Kupferslichen ganz mit der seiner Bild- hauerarbeiten tiberein. Bartsch VI. S. 66 kannte nur 3 Blatter von ihm, ich habe deren noch acht andere aufgefunden. Zu den Niirnberger Kupferstechern, welche gegen Ende des 15ten Jahrhunderts und zu Anfang des 16ten gelebt, sind noch zu zéhlen: Matthius Zasinger aus Niirnberg, der sich nachmals in Miinchen niedergelassen, und Ludwig Krug, der zu Niirnberg im Jahre 1532 gestorben ist, wie dieses v. Murr nachgewiesen hai. Zu den originellen oberdeutschen Kupferstechern, deren Aufenthaltsorte aber nicht gekannt sind, gehdren noch die Mo- nogrammisten {t 1B, oder В М von 1481 (Bartsch VI. S. 312), der ofters ins Carricaturartige tibergeht, so wie der phantasti- sche Meister L C3 von 1491, von dem Bartsch VI. S. 361 nur 2 Blatter kannte, denen Brouillot aber noch sechs andere hin- zugefiigt, und Meister Mair, der die meisten seiner Stiche mit der Jahreszahl 1499 bezeichnet hat. Paul Behaim nennt ihn Mair von Landshut, ohne anzugeben, ob darunter das in Bayern oder jenes in Mahren zu verstehen sei. Noch giebt es viele andere deutsche Kupferstecher des {5ten Jahrhunderts, die ihre Blatter aber nicht bezeichnet und unter sich von sehr verschiedener Art und Gtite sind. Die meisten scheinen Probestiicke angehender Goldschmiede zu sein, indem damals zu ihrem Geschafte auch das Eingraben in Metall und das Nielliren gehérte. - Albrecht Diirer gehért hauptsichlich dem i6ten Jahr- hundert an, die Anfange seiner Kupferstecherkunst reichen je- doch in das 15te hinauf. Da sich nun ein bis jetzt unbekannt gebliebenes Blatt in dem Dresdener Cabinet vorgefunden hat, welches mir unbezweifelt ein erster Versuch im Kupferstechen des Meisters zu sein scheint und mir als solcher auch durch die Gefalligkeit des Herrn Dir. Frenzel bekannt geworden ist, so will ich ihn hier naher angeben. Es stellt die Bekehrung Pauli dar. Auf dem zur Erde niederknieenden Pferde sitzt Saulus, mit der Rechten die Ziigel fassend und die Linke er- hebend zum Schutz gegen den Glanz von oben, wo Christus in Wolken erscheint. Bei beiden befinden sich unbeschriebene Spruchbinder. Links hinter Saulus befindet sich ein niederge- sturzter Reiter mit Turban, rechts entflieht ciner. Im Grunde links steht eine Burg, rechts sieht man ein Segelschiff auf einem breiten Fluss. Ohne Zeichen, jedoch fehlen die beiden untern Ecken. Héhe 10 Zoll 10 Linien, Breite 8 Zoll, — Die Behand- lung des Stiches hat mit der des grossen Couriers die grosste Aehnlichkeit, sie ist noch etwas roh und unbeholfen, aber tiichtig und sehr lebendig in der Zeichnung. Viele Eigenthiim- lichkeiten erinnern auffallend an andere Werke des Meisters, namentlich auch die Landschaft. Ich halte daher dieses Blatt, von dem kein zweites Exemplar auf uns gekommen zu sein scheint, fiir den ersten Versuch Albrecht Diirer’s in Kupfer zu stechen. (Fortsetzung folgt spdter.) weitem der genialste und productivste derselben und tbertrifft in der Anmuth seiner Gestalten, der Schénheit und Frémmig- keit seiner Marien-— und Engelsképfe, wie auch in der Lebens- frische seiner Charaktere alle seine deutschen Zeitgenossen. Die zwei einzigen mir bekannten Stiche von Ludwig Schon in dem Cabinet des Erzherzogs Karl in Wien, bekunden einen tiichtigen Zeichner in der Art seines Bruders Martin, jedoch ist er etwas derber im Stich und Zeichnung. Jene zwei Blatter stellen eine Kreuzabnahme, und einen Elephantenfiihrer dar. — Barthel Schén steht dem Martin in der Behandlung des Grab- stichels noch naher und dirfte dessen Schiiler gewesen sein. Nach Christ ware eines seiner Blatter mit 1479 bezeichnet. Bartsch beschreibt deren 22, doch habe ich noch 14 andere angetroffen. Er zeigt sich darin weniger originell, da er Mehreres nach Martin Schongauer und nach dem alten Niederlander, den Du- chesne den hollandischen Meister von 1480 nennt, copirt hat. Ein feiner Meister der Schongauerschen Schule ist 4G, welchen Sandrart Albrecht Glockenton nennt und der 1432 zu Nurnberg geboren worden sein soll. Das Blatt der Kreuzi- sung, Bartsch No. 14, hat er fir ein Wirzburger Missale von 1484 gestochen, wie mir Hr. C. Becker brieflich mitzutheilen die Gefilligkeit hatte. Auch Wenzel von Olmiitz, der sich mit einem W be- zeichnete, hat hauptsichlich nach Martin Schongauer copirt. Einige Blatter beweisen, dass er sich am Rhein aufgehalten, namlich das Martyrthum der Apostel Andreas und Bartholomaus, bei Bartsch No. 23 und 25; diese sind einer Folge von zwdlf Bildern des Meisters Stephan entnommen, welche frither in einer Kirche zu Kéln, jetzt im Staédelschen Kunstinstitut zu Frankfurt a. M. sich befinden. Da Wenzel bereis 1481 den Tod der Ma- ria nach Martin Schongauer copirt, so konnte er sehr wohl noch Schiiler bei demselben gewesen sein. Der Meister W/RH (Bartsch VI. 8. 400), von geringem Verdienst, hat nur nach Martin Schongauer und Albrecht Glocken- ton copirt. Mehrere dieser Blatter arbeitete er fir das Eich~ stadter Missale von 1483 bis 1497. Auch diese Notiz ver- danke ich der brieflichen Mittheilung des Herrn C. Becker in Wirzburg. Der Meister I. C., bei Bartsch VI. 8. 382, hat nur nach M. Schongauer copirl. Das Wappen mit den drei Kronen, wel~ ches er zuweilen zwischen obige Buchstaben gesetat, ist das von Kéln, daher anzunehmen, dass er aus dieser Stadt gebiirtig oder darin wohnhaft war. Der Schule des M. Schongauer gehért auch der Meister BM an, von dem Bartsch VI. §. 392 vier Blatter verzeichnet, denen ich noch vier andere beifiigen kénnte. Obgleich origi- nell, erinnern sie alle mehr oder weniger an jene Darstellungs- weise. Eines derselben: Christus vom Kreuz abgenommen und von den Seinen betrauert, wurde von der Gegenseite copirt und mit dem Zeichen des M. Schongauer versehen. S. Bartsch VI. S. 167 No. 3. Auch der Meister B. dR. (mit dem Anker) bei Bartsch VI. 5. 394, ist zu den Schilern oder Nachfolgern des M. Schon- gauer zu zahlen, doch ist seine Zeichnung schlecht, sein Stich steif. Im Blatt der Maria No. 4 steht er dem M. Zasinger naher. Folgende Monogrammisten gehéren noch zu den Nachah- mern oder Copisten unseres Meisters Schongauer, nimlich: Bartsch VI. 5. 386, VG on» 390, HLL » » 9» 406, tb ” » » 408, GRr 1511 » » » 409, ofof W » o» » All, SW , Wil, 7.