Rul ile, Or gan der deutSchen Kunstvereine, 4eitung fiir bildende Kunst und Baukunst. Unter Mitwirkung yon Kugler in Berlin - Passavant in Frankfurt — Waagen in Berlin — Wiegmann in Diisseldorf — Schnaase in Berlin — Schulz in Dresden — FGrster in Minchen — Eitelberger v. Edelberg in Wien redigirt von Dr. EF. Begers in Berlin. Montag, den 29. Juli. gespannte Rundbogenoffnungen hindurch. Doch diirfte diese ausgezeichnet schéne Kryptenanlage aus Grimden, die hier zu erértern zu weitlauftig wdéren, der Erbauungszeit vielleicht nicht ganz gleichzeilig sein, Gewiss spiter als die Kirche, aber doch wohl noch im Laufe des XII. oder im Anfange des darauf fol- genden Jahrhunderts, wurden die mit rundbogigen Tonnenge- w6élben tiberspannten schmalen Seitenkapellen des Chors ange- baut, die an der Ostseite wieder mit kleinen Absiden schlies- sen; friher schlossen sich solche wohl unmittelbar der Ostseite der Kreuzesarme an. Noch spiter, um die Mitte des XIII. Jahr- hunderts, wurde dann, wie schon oben erwahnt, die alte West- front abgebrochen, dem Schiffe selbst noch eine Rundbogen- stellung nebst viereckigem Pfeiler hinzugefigt und eine neue Fagade mit Doppelthirmen errichtet, die den Uebergangssty] aus dem Romanischen ins Gothische mit bereits vorherrschen- dem Spitzbogen zeigt; der dllere Theil der Kirche, mit Ein- schluss jener Zubauten am Chore, zeigt durchgehend nur den Rundbogen, sowohl im Innern, wie im Acussern, wo ausser den einfachen Einschliessungen der Thiir und Fensterbégen nur noch schmale Wandstreifen, durch Rundbogenfriese ver- bunden, die sonst glatten Mauern schmiicken. . Diese ganze Anordnung verrath keine besondere Eigen- thiimlichkeit gegen gleichzeitige Kirchenanlagen des Steinbaues im benachbarien Sachsenlande; nur fallt hier allerdings die noch ausschliessliche Anwendung der runden Saulen auf, wahrend die- ses dort schon seit etwa 20 bis 30 Jahren abgekommen war, in- dem nunmehr Pfeiler oder doch wechseinde Saulen und Pfeiler zwischen Haupt- und Seitenschiffe gestellt, letztere auch wohl schon mit Kreuzgewélben tberspannt wurden; in den westli- cheren Rheingegenden auch schon bei bedeutenderen Bauten die Mittelschiffe. Bei der Kirche von Jerichow wurde also ein alteres Prinzip noch festgehalten. Sonst aber findet kein wesentlicher Unterschied statt. Ganz anders ist es nun jedoch mit der Detailbildung; schlies- sen wir hier die Krypta aus, deren Details, d.h. alle freien und Wandsaulen mit ihren reichen Kapitélen und Basen, aus Stein gearbeitet sind und méglicher Weise sogar einer etwas spatern Periode angehéren; so ist der gesammte Kirchenbau liber einer ganz einfachen Basis von Plétzker Steinen nur aus Ziegeln aufgefiihrt — bei den spateren Anbauten auch die Ba- sis, mit etwas reicherer Gliederung. Hier tritt nun sogleich das allen Ziegelbauten aller Orten und aller Zeiten (in dem genannten Landergebiete) gemeinsame 4ur Uharakteristik des Alteren Ziegelbaues in der Mark Brandenburg, mit besonderer Riicksicht auf die Kloster- kirche zu Jerichow. Von F. v. Quast. (Fortsetzung.) Der erste sicher documentirte Ziegelbau in der Mark Bran- denburg nicht nur, sondern im Umfange des obengenannten Landergebiets tberhaupt, ist die ehemalige Klosterkirche zu Je- richow, welche an ihrer gegenwartigen Stelle zwischen den Jahren 1147 and 1152 angefangen wurde zu bauen. ) Dieser Bau ist noch gegenwartig im Ganzen wohlerhalten; doch hat er im Laufe der Zeit einige Zusaize erhalten, unter denen, einiger geringen und ganz spdten Zusatzen zu geschweigen, der westliche Vorbau mit den beiden eleganten Thurmen etwa hundert Jahre jiinger sein mag. Der urspriingliche Bau zeigt nun eine Kirchenanlage, wie sie zur selben Zeit etwa auch im tibrigen Deutschland tiblich war, namlich eine Basilika mit hohem Mittel- und niederen Seitenschiffen, welche durch runde Saulen und Rundbégen von einander getrennt werden; ein Querschiff und einen quadratischen Chor von gleicher Héhe wie das Mittel- schiff und endlich eine Abside am Ostende des Chors. Das Kreuzesmiltel 6ffet sich gegen die vier Seiten hin je durch grosse Rundbégen, die an den beiden dstlichen Ecken auf fla~ chen und mehrfach rechtwinklich profilirten Wandpfeilern, an den beiden westlichen aber tiber Halbsiulen aufsetzen, die die Wandecken hinauflaufen. Alle diese verschiedenen Bautheile sind, mit Ausnahme der dstlichen Halbkuppel, ohne Gewdlbe und nur mit hélzernen Decken flach eingedeckt. Den unteren Theil des Chores und Kreuzesmittels nimmt dagegen eine Krypta ein, welche бег einer mitlleren Sdulenreihe mit rundbogigen, quadralischen Kreuzgewélben iiberspannt ist, wie dergleichen zwischen flachen Gurten, aber noch ohne Kreuzrippen, in jener Zeit hiufig vorkommen; da sie nicht tief im Boden eingesenkt liegt, so steigt sie desto héher in den Raum der Kirche hin- auf, so dass der darter befindliche hohe Chor gegen die iibrige Kirche bedeutend erhaben liegt. Enge, in der Mauerdicke fast ‘verdeckte Treppen fiihren hinauf, wahrend zur Krypta breite Treppen hinabsteigen, auf jeder Seite, gegen das Schiff und die beiden Kreuzarme je zwei, zusammen also sechs, durch weit- 1) Vergl. Riedel in y. Ledebur s Archiy VIII. S. 238.