PSA sole selbst nur die Breile einer Bogeneinfassung hat, jede der- selben also nur zur Halfte auf ihr sich stiitzen kann. Der in- nere vertiefte Zwischenraum des Bogens bis zur Console hinab, ist durchgehend mit Kalk geputzt. Ueber dem Rundbogenfriese sind zum Theil Stromschichten tibereckgelegter Ziegel zwischen den glatten Ziegelschichten angeordnet, zum Theil auch einfach profilirte Consolen, tiber denen der héhere Theil bis zum Dache hinauf weiter hinauskragt. Der einfachere Rundbogenfries findet sich nur an den Sei- tenschiffen angewendet; der sich kreuzende an allen anderen Gesimsen, auch an denen, welche die schragen Giébel der Kreuzesarme und des Chorschlusses hinanlaufen. Endlich ist noch der Form der Saéulen zu gedenken, wel- che, je drei zu jeder Seite, die Rundbégen tragen, welche Haupt- und Seitenschiffe von cinander trennen, und denen analog auch die Halbsiulen gebildet sind, welche an drei Seiten eines jeden Eckpfeilers zwischen Schiff und Kreuz angeordnet sind, deren je zwei za den grossen Bégen hinaufsteigen, die das Kreuzes- mittel einschliessen, je einer aber dem Rundbogen zum Aufla- ger dient, der aus den Seitenschiffen in das Querschiff fihrt; auf den Aussenseiten ruht er dagegen jedesmal auf einem ecin- fach vortretenden Wandpfeiler. Jene Sdulen haben ohne das nach allen Seiten vortrelende Deckgesims der Kapitéle, das allein aus Stein gebildet und im Style jener Zeit mehr oder weniger reich profilirt oder auch ornamentirt ist, eine Héhe von nur vier Durchmessern der nach oben hin nicht verjiingten, véllig cylinderfirmig gebildeten Заше; dieser Durchmesser betrigt 3 Fuss und ist dem der Mauer dariber villig gleich. Die ganze Séule mit Einschluss der Basis und des Kapitals ist aus sorgfiltig geschnittenen Zic- geln aufgebaut, die niemals tiberpulzt werden sollten. Die Basis ist gleichfalls vollig rund und ohne sonst tblichen viereckigen Sockel und deshalb auch ohne alle, beide Formen vermittelnde, Eckblatter oder Warzen, welche doch im gleichzeitigen Steinbau und so auch an den Saulen der Krypta herrschen. Die Basis ist nur drei Schichten von zusammen 10 Zoll hoch, deren milt- lere flach wie der Schaft und auch von demselben Durchmesser ist; die obere bildet einen Rundstab, die untere dagegen einen abfallenden Karniss mit Platte darunter, welche Form hier um so zweckmissiger den Anschluss an den Fussboden vermittelt, als die Basis einer Platte crmangell. ` Im Gegensatze gegen die niedre Basis zeigt das Kapital eine bedeutende Héhe, welche mit Einschluss der schon ge- namiten steinernen Deckplatte, dem Durchmesser der Saule ziemlich entspricht, und aus acht Ziegelschichten besteht, deren untere scharf profilirt vortretend, dasselbe von dem Schafie trennt. Die Formbildung des Kapitélkérpers zwischen der uniern runden Saéule und der vierseitigen Deckplatte ist nun im héch- sten Grade merkwirdig. Es war der Uebergang zwischen bei- den Formen ohne Anwendung aller Ornamente und ohne Vor- sprung eines Theiles vor der allgemeinen Saéulen- und Mauer- dicke zu vermitteln. Hiebei bediente man sich einer den so- genannten Wiirfelkapitalen des Steinbaues analogen Form. Bei den Wiirfelkapililen wird auf jeder der vier Seiten ein Halb- kreis, die Sehne nach oben gerichtet und das Deckgesims stiit- zend, angeordnet und die Zwischenraume zwischen demselben bis zum Schaftringe hinab werden dann mit Kugelabschnilten ausgefiillt. Dem ahnlich verfuhr man hier auch im Ziegelbau, jedoch mit dem wesentlichen, durch das Material bedingten Un- terschiede, dass hier die vier senkrechten Scitenflichen nicht aus Halbkreisen, sondern aus Trapezen bestehen, deren obere breile Seite der Breite der Deckplatle entspricht, wahrend die schriagen Seiten die Vermittlung bilden; in anderen, in Jerichow jedoch nicht vorkommenden Fallen, verwandelt sich jene Trapez- Prinzip hervor, die Construction des Mauerwerks weder am Aeussern noch im Innern durch Abputz zu verdecken, vielmebr dieselbe als wesentlichsten Schmuck zu behandeln. Nur einige wenige Ausnahmen finden von dieser Regel statt, und diese wieder in allgemeiner Geltung; man putzte stets alle diejenigen Theile, bei denen ein Verhauen der Ziegel und dadurch ein weniger sorgfaltiger Verband bedingt wurde, wie alle Gewdlbe- flachen, alle Bogenleibungen der Verbindungsbégen, Thiiren und Fenster, so weit sie nicht gegliedert sind, doch so, dass der Rand der Leibung nach jeder Seite hin noch stets um et- liche Zoll breit den reinen Ziegelbau zeigt; endlich pflegten auch die Flachen der Nischen und Mauerblenden geputat zu werden, so wie alle vertieften Gesimsstreifen. Ausserdem fin- det absichtlich ein Putzen der Wandflichen in grésserer oder geringerer Ausdehnung noch dort statt, wo man Gemialde oder liberhaupt einen reicheren Farbenschmuck anbringen wollte, wie dieses auch noch an den inneren Wanden des Chores zu Jeri- chow zu sehen ist. Ueberhaupt liebte man es, namentlich in der alteren Zeit, auch jene anderen geputzten Theile mit figir- lichen Darstellungen oder Ornamenten in mehr oder weniger lebhaften Farben zu schmiicken; doch scheint dieses in Jeri- chow weniger stattgefunden zu haben. Was nun das eigentliche Ziegelmauerwerk dieser Kirche hetrifft, wie wir es namentlich am Aeussern noch vorziiglich erhalten sehen, so ist es durchaus in der dem ganzen Mittel- alter eigenthiimlichen Weise, aber in der héchst méglichen Vollendung ausgefiihrt; irre ich nicht, so diirfte dieses dlteste Ziegelbauwerk im nordlichen Deutschland zugleich auch das tech- nisch vollendetste sein, wenn wir hier von allen spaiteren Kiin- steleien absehen und allein die Vollendung des glatten Mauer- werks betrachten. Der spitere Thurmbau steht in dieser Be- ziehung schon bei weitem zuriick. Alle Ziegel, alle Figuren sind wie abgemessen und so fest, dass nicht der mindeste Schaden sich irgendwo gezeigt hat; der Anblick des Mauer- werks allein gewahrt ein hohes Vergniigen, das durch den grtinlichen Anflug feiner Moose nicht gestért wird, die seit un- denklichen Zeiten sich den Ziegeln angesetzt haben, ohne ir- gend wie schadlich auf dieselben einzuwirken; man michte sie hier die Patina des Ziegelmauerwerks nennen, die den sonst einformig rothen Farbenton in erfreulichster Weise veredelt. Das dussere Mauerwerk schmticken nun die senkrechten Lis- senen, welche in ansehnlicher Breite an allen Ecken der dusse- ren Mauern als isolirte theilende Streifen von miassiger Breite, jedoch nur an den Wanden der Seitenschiffe und in der Mitte der Kreuzgiebel und der Ostseite des stidlichen Kreuzarmes, so wie mehr schon als dinne Polygonwandpfeiler an der grossen Abside angebracht sind. Alle tibrigen Wandflachen ermangeln derselben. Sie sind nur flach und springen in einfach rechtem Winkel aus der sonst glatten Wand hervor. Die Rundbogenfriese, welche jene Lissenen verbinden, sind gedoppelter Art, einfache itiber Consolen von verschiedenartig profilirter Form, und sich kreuzende, indem der kleine Verbin- dungsbogen jedesmal von der ersten zur dritten, von der zwei- ten zur vierten Console u. s. f. hiniiberspringt. Der kleine Bo- gen besteht in beiden Fallen aus mehreren im Steinschnitt zu- sammengefiigten nicht profilirten Ziegen von der Dicke eines gewohnlichen Ziegels, so dass die obere Fuge den Bogenschnitt concentrisch wiederholt und die Zwickel dariiber in gewéhnli- cher Weise ausgemauert sind. Bei den sich kreuzenden Bogen durchsetzen sich alle Bogeneinfassungen der Art nach derselben Richtung hin, dass eine jede derartige Hinfassung die andere einmal durchschneidet und einmal von ihr durchschnitten wird. Wo beide gleichzeitig auf der Console aufsitzen, bilden sie in beiden Fallen eine senkrechte Fuge gegeneinander, da die Con-