form in die eines Dreiecks, dessen Spitze nach unten gekehrt ist, was im Wesentlichen keine Aenderung macht, da auch hier die schragen Seiten die Vermittlung bilden. In beiden Fallen werden die Zwischenraéume aber, stets der Sache gemiss, nicht wie bei den Wiirfelkapitalen des Steinbaues durch Kugel-, son- dern durch Kegelabschnitte vermittelt. Der Gesammtanblick dieser Séulen mit ihren oben geschil- derten Eigenthiimlichkeiten ist ein iberaus ernster und dieselben tragen vorzugsweise zu dem feierlichen und doch so harmoni- schen Eindruck bei, den das Innere dieser Kirche gewahrt. In gleicher Weise, wie schon oben die hohe Vollendung des Mauerwerks dieser Kirche in technischer Beziehung hervorge- hoben wurde, lisst sich nun auch aussprechen, dass die Ge- sammtanordnung dieser Kirche im Innern wie im Aeussern und die Vollendung aller Details, trotz ihrer noch grossen Einfach- heit, die héchste Staffel unter allen Ziegelbauten nicht nur in der Mark Brandenburg, sondern in dem ganzen weiten Gebiete, dessen wir oben erwahnten, einnimmt. Diese oben geschilderten Eigenthiimlichkeiten des Ziegel- baues der Kirche zu Jerichow sind nun solche, welche dem gesammten Ziegelbau innerhalb des ihm angehérigen Gebietes angehdren und theilen sich wieder in solche, welche entweder in der ganzen Zeit der mittelalterlichen Baukunst oder in sol- che, welche nur bis zur volligen Einfiihrung des gothischen Bauslyles angewendet wurden, die also auch dort, wo die Kul- tur erst spaler eindrang , entweder gar nicht vorkommen konnten oder doch nur in spateren bereits modificirten Uebergangsformen. Zu allen Zeiten und an allen Orten fand jene oben ausfithrlich geschilderte Eigenthiimlichkeit der Behandlung des Mauerwerks statt, so wie das Verhiltniss derjenigen Theile zu einander, welche die reine Ziegelconstruktion zeigten und derjenigen, wel- che mit Mértel iberzogen wurden. Fiir die Dauer des Roma- nischen Bausystems allein hatten allgemeine Geltung: die Ver- zierung der Aussenflichen mit Lissenen und deren Verbindung durch Rundbogenfriese der angegebenen Arten, so wie jene dem Ziegelbau ganz cigenthtimliche Kapitalform. Letztere wurde noch iiber hundert Jahre spdter т derselben einfachen Haupt- form wie zu Jerichow angewendet, wenn schon gleichzeitig daneben auch reichere Kapitélformen Geltung und endlich bei volliger Einfihrung des gothischen Bausystems ausschliessliche Anwendung gefunden haben. Das System der Lissenen und Rundbogenfriese ward spater gleichfalls durch reichere Formen- bildungen, namentlich seit Aufnahme des Spitzbogens und seiner reichen Nebenformen, modificirt, doch finden wir ihn in ur- springlich einfachster Weise selbst noch in der Mitte des XII, Jahrhunderts angewendet. Sehen wir nun diese typischen Formen des Ziegelbaues an unserer Kirche, als dem dltesten sicher datirten Beispiele, nicht nur iberhaupt zur Anwendung gebracht, sondern auch in einer solchen hohen Vollendung, wie sie kein folgendes Beispiel wie- der aufweist (es lasst sich vielmehr ein allmabliches Sinken der Technik wahrnehmen) — so sind wir gewiss zu der Frage be- rechtigt, wo und in welcher Zeit sich jene typischen Formen ausgebildet haben, da man nicht wohl annehmen darf, dass die der Kirche zu Jerichow, wo sie in so hoher Vollendung er- scheinen, auch die ersten Beispiele der Art iberhaupt scien. Die Beantwortung jener Frage ist jedoch nicht allein tberaus schwierig, sondern gegenwartig wohl noch tiberhaupt unmég- lich, da uns noch keinesweges ein genauer Ueberblick alles vorhandenen Materiales vorliegt, namentlich nicht aus denjeni- gen Gegenden, wo eine frihere Einfihrung des Christenthums, und mit thr der Kultur tiberhaupt, eine solche frihere Anwen- dung und Ausbildung voraussetzen lasst. Statt der eigentlichen Beantwortung jener Frage erlaube ich mir nur die Thatsache anzuftihren, dass sich mehrere jener Kigenthiimlichkeiten des Ziegelbaues auch im noérdlichen Italien gleichfalls im XII. Jahr- hundert sicher datirt vorfinden, in einem Lande, wo der Zie- gelbau tiberhaupt wegen Mangels an Hausteinen, seit den Ré- merzeiten her in wenig unterbrochener Folge tiblich war und theilweise zur héchsten Vollendung gedieh. An den Alteren Kirchen zu Mailand, Pavia, Verona u. a. O. finden wir nicht nur die Lissenen und Rundbogenfriese, welche ja im romanischen Style Italiens und Deutschlands tiberhaupt vorherrschen, sondern auch speciell jene Ziegelrundbégen in der oben geschilderten ge- doppelten Art und genau mit allen Details denen der Kirche zu Jerichow und so vieler anderen im nérdlichen Deutschland vél- lig entsprechend. Eine so genaue Uebereinstimmung ist gewiss nicht zufallig und deutet sicher auf einen gemeinsamen Ursprung hin, der jedoch allerdings nicht nothwendig der eben bespro- chenen Zeit anzugehéren braucht; vielmehr ist es wahrschein- lich, dass derselbe in eine viel frihere hinaufgreift, wie’ wir denn schon in den Kirchen zu Ravenna aus dem Y. und Vi. Jahr- hundert jene Lissenen und Rundhbogenfriese, obgleich seltener und in etwas cinfacherer Weise vorfinden; diese aber deuten jedenfalls auf Vorbilder in Byzanz und dem iibrigen Orient hin, da sich gleichzeitig in Rom nichts Aehnliches vorfindet. Dass also eine Uebertragung auf Deutschland hin stattgefunden habe, diirfte ausser Zweifel stehen; die Zeit jedoch, wann es gesche- hen, ist viel schwerer zu bestimmen, da wir diese Einfihrung gleichzeitig mit der rémischen Architektur in deren Besitzungen am Rhein u. s. w. nicht wohl annehmen diirfen, indem der r6- mische Ziegelbau in altester Zeit wohl tberhaupt nicht sichtbar bleiben sollte; erst sehr spat haben wir vereinzelte Beispiele, die schon in die Zeit hinibergreifen, wo die christlichen Basi- liken allgemein aus Ziegeln ohne Abputz im Aeussern erbaut wurden. (Schluss folgt.) Die diesjahrige Berliner Kunstaussiellung. (Fortsetzung. ) Es geht uns wie gewiss manchem Maler, der, was er unter dem Himmelblau Italiens gesehen und empfunden hat, unter Anleitung einiger Striche in seinem Buche und unter dem Him- melgrau unseres lieben Vaterlandes malen will. Der tiefe Ein- druck auf ein leicht empfangliches Gemiith kann allerdings dau- ernd und nachhaltig sein, allein es giebt noch allerlei andere Dinge in Bezug auf Farbe und Form zu beachten, ohne welche eben jener Eindruck nie dagewesen, und auch nicht wieder her- stellbar ist. Firchtet man schon, dass viel verloren gehe auf dem weitem Wege von dem Auge zur Hand, um wie viel mehr mag nicht verloren werden, auf dem langen Wege von Italien nach Deutschland. — Gurlitt veranlasst uns zu dieser Bemer- kung. Nicht als ob er von der sonnigen Hohe, auf welcher er zu weilen pflegt, herabgestiegen wire, seine beiden grossen Land- schaften: die eine aus dem Albaner-, die andere aus dem Sabi- nergebirge trugen ganz das Geprage seiner gesunden und glick- lichen Auffassung der italischen Natur; dennoch aber neigte sich die letztgenannte Landschaft einer gewissen Kihlheit und Niichternheit zu, die uns auf den Gedanken brachte, dass hier meistens aus der Erinnerung gemalt sein miisse. Das wiirde ibrigens weit weniger bemerkbar sein, wenn es nicht gerade zu Gurlit’’s Vorziigen gehdrte, dass er mit fester, sicherer und rascher Hand den unmittelbaren Eindruck, den sein klares Auge aufgenommen hat, in ganzer Frische und Fille zu geben weiss. Wie angenehm treten diese Eigenschaften an einem Blumenstiick hervor, womit uns der Landschafter tiberraschte. Das waren frisch gepfliickte und halb in einen Glaskorb geordnete, halb 20%