chenden spitzbogigen Kreuzgewélbe ohne Rippen, so wie die
damit zusammenhangenden Wand- und Gewélbemalereien noch
jiinger sein; folglich auch die zu Ratzeburg, welche jedoch
jedenfalls urspriinglich sind und noch dem XIII. Jahrhundert
angehéren. (Уего]. die von der meinigen abweichende Mei-
nung von Lisch, Meckl. Jahrb. XI. 420 und die daselbst ver-
zeichneten Citate.)

Fig. 4. Kirche zu Bjernede bei Soroe auf Seeland. Diese
interessante kleine Rundkirche wird von 4 runden Saulen, mit

Kreuzgewélben ohne Gurte zwischen Gurtbégen gestittzt; Al-
les, wie es scheint, in sehr stumpfen alterthiimlichen Spitzbd-
gen. Zufolge Rafn (Mém. sur la découverte de P Amérique au di-
xiéme siécle, p. 46), dem ich die Skizze dieses Kapitals ent-
lehne, ward die in der Mitle des XII. Jahrhunderts von einem
Oheim des berithmlen Erzbischofs Absalom gegriindete Kirche,
von dem Sohne des ersleren, der an der Eroberung Arconas
1168 Theil nahm, von Steinen neugebaut; der Architektur zu-
folge aber sei das jetzige Gebiude noch jiinger. — Obschon
es nicht ausdriicklich gesagt wird, so lasst die Form der Ka-
pitéle doch annehmen, dass sie von Ziegeln gebildet sind, wih-
rend die derselben Schrift beigegebene Abbildung der Krypta
des Doms von Viborg nur Saéulen mit dem bekannten Stein-~
wirfelkapitél zeigt. (Ebenso sollen sie auch in der Krypta des
Doms zu Lund sein, der miachtigsten Kirche des Nordens.)

Fig. 5. КариМе ап den Halbsaulen u. s. w. des Chors und
Kreuzes der Klosterkirche zu Bergen auf der Insel Rigen.
S. das Nahere tiber diese 1193 gegrtindete Kirche bei Kugler
(Pommersche Kunstgeschichte 8. 3 seq.). Die Vergleichung mit
den tibrigen auf der Tafel vereinigten Beispielen lasst erken-
nen, wie Kugiers Vermuthung (a. a. O. S. 13) tiber danischen
Einfluss auf den Bau der Kirche zu Bergen und auch ander-
warts in Pommern in so weit nicht unbegriindet ist, als na-
mentlich die so charakteristische Kapitalform der Kirche zu Ber-
gen und andrer altester pommerscher Kirchen allerdings, wie
das Beispidl von Bjernede zeigt, in Daénemark einheimisch ist;
nicht minder, und.in noch 4lteren Beispiclen finden wir sie
aber, wie eben die vorgenannten Beispiele zeigen, auch im be-
nachbarten Norddeutschland, von wo aus sie erst nach Dane-
mark gekommen sein diirfien, das in jeder kirchlichen Bezie-
hung von Deutschland fortwahrend abhangig blieb; daher dirften
auch die Baumeister jener pommerschen Kirchen wohl eher aus
Norddeutschland herzuleiten sein.

Fig. 6. Kapitéle an Wandpfeilern neben dem Kreuze der
Klosterkirche zu Eldena. Sie treten tiber Consolen aus der
Wand hervor und werden von weiter vortretenden Wandpfeilern
iberstiegen, die den Gewélbgurten als Trager dienen. Die
ganze Anordnung zeigt schon etwas sehr Manirirtes, ebenso wie
die nur schwichliche, in einer Curve gebildete Vebergangsform
des Kapitaéls. Ich kann daher Kuglers Urtheil (a. a. 0. S. 38)
nur beistimmen, welcher die Errichtung der jetzigen Kirche mit
der Stiftung des Klosters in den ersten Jahren-des XIU. Jahr-
hunderts nicht gleichzeitig halt. Selbst die von Kngler auf 1230
angenommene Erbauungszeit halte ich noch fiir zu frith.

Fig. 7. Kapital der mittleren Pfeilergruppe der Kirche zu
Мот. Diese in sich sehr vollendete und merkwiirdige Kirche
steht mit dem benachbarten Dome zu Ralzeburg in allen De-
tails in sehr enger Verbindung; doch ist hier der Spiizbogen
bereits fast durchgangig, namentlich in allen Hauplformen, zur
Anwendung gekommen.

Vig. 8. Kapitale der Wandpfeiler im Kreuzgange des Doms
и Гафеск. Das Ziegelwiirfel- Kapital mit der dreieckigen Vor-
derseite wechselt hier mit der halbkreisformigen in Fig. 8. a.,
derjenigen, welche, wie schon offer bemerkt wurde, dem Stein-
	bau eigenthtimlich ist. Im Ziegelbau ist sie mir sonst nur noch
	35. S. Marien- (Ober-) Kirche zu Frankfurt.
36. $. Marien~Kirche zu Neu - Brandenburg.
37. S. Marien- Kirche zu Pasewalk.
	38. 1325—1339. 5. Marien-Kirche zu Prenzlau. Hochste Kuhn-
heit des gothischen Ziegelbaues.

In der aweiten Hiilfte des XIV. Jahrhunderts erschlafft der
Baustyl (Beweis der Chor der S. Jacobi-Kirche zu Perleberg
von 1361). In der ersten Halfte des XV. Jahrhunderts jedoch
entsteht eine Reihenfolge der grossartligsten Bauwerke, welche
theils wie die S. Catharinen -Kirche zu Brandenburg (um 1400)
und die S. Marien~Kirche zu Kénigsberg in der Neumark (1407
geweiht) die tippigste Entfaltung der durchbrochenen Flachenver-
zierungen, theils wie der Umbau des Doms zu Havelberg (1411
geweiht), der Dom zu Stendal (vor 1224 begonnen), die Ma~-
rien- Kirche daselbst (1447 eingewdlbt) und vor Allen die maich~-
tigste Wallfahrts-Kirche in Wilsnack (um dieselhe Zeit) die gross-
artigsten Anlagen bei auffalliger Reinheit des Styles entwickeln.
(Siche des Verf. Aufs, tiber d. Dom zu Stendal, Mark. Forschungen
III, 132 seq.) Die Fille der aus jener Zeit vorhandenen Mo-
numente veranlasst mich, nur jene bedeulenderen hervorzuhe-
ben, denen sich andere, noch immer tiichtige Werke bis weit
ins XVI. Jahrhundert anschlossen, wie die erst 1519 im Ge-
wolbe beendete Pfarr~Kirche zu Bernau.
	Лиг Ег ашегипо der beifolgenden Tafel.
	Die Tafel enthalt eine Zusammenstellung von 16 verschie-
denen Formen von Ziegelwiirfel-Kapitilen an 13 Gebauden im
noérdlichen Deutschland und in Danemark.- Ich habe sic sammt-
lich, mit Ausnahme des Kapitéls ad 4, an Ort und Stelle ge-
zeichnet. Leider besitze ich nicht von allen geniigende Dar-
stellungen, da meine Zeit mir haufig nur eine flichtige Skizze
zu nehmen erlaubte. Die tibrigen Figuren enthalten die Haupt-
formen der bei Romanischen Ziegelbauten vorkommenden Gesimse.

Fig. 1. Карие па Бом der Kloster-Kirche zu Jeri-
chow. Der obige Aufsatz enthalt das Nahere dartiber. Der
mit ziemlich alterthiimlichem Ornament gesclimtickte Abakus ist
von Stein, und hat nur an einem Kapitile die hier gezeichnete
Form; an den andern kommen verschiedenartige strengroma-
nische Profile vor, meist Zusammensetzungen von Rundstaben
und Hohlkehlen; bei einer Halbséule des Kreuzes wird die
schrige Schmiege durch tibereinander vortretende Wirfel ge-
schmiickt. Ueber dem Kapital ist der Anfang der Bogenleibung
dargestellt, deren Profil einen rechtwinklichen Absatz ет,
und die in der Mitte geputzt ist.

Fig. 2. Vordere und Seiten-Ansicht des Kapitals an den
Ecken der Kreuzarme der Kloster -Kirche zu Lehnin (1180 ge-
stiftet). Die urspriinglich mit einer flachen Decke iberspannte
Kirche (d. h. Chor und Kreuz) wurde im XIII. Jahrhundert tiber-
hoht und eingewélbt. Damals ist das Deckgesims des Kapitals
zerstort und eine viereckige Pfeilererhdhung dariiber aufge-
mauert worden.

Fig. 3. Kapitale des Mittelpfeilers der stidlichen Vorhalle
des Doms zu Ratzeburg. Dieselbe ist um etwas, wenn auch
nicht um Vieles jiinger als der Dom selbst. Letzterer, ein
ausgebildeter rundbogiger Gewélbbau, mit altspiizbogigen Kreuz-
gewoélben ohne Rippen, gehért auf keinen Fall der Grindung
des Domstifis in der Mitte des XII. Jahrhunderts an, sondern
frihestens dem Anfange des XIII. Jahrhunderts. Derselbe ist
eine, mil den fiir den Ziegelbau nothwendigen Abadnderungen
versehene, fast wortliche Kopie des S. Blasien-Doms zu Braun-
schweig, der bekanntlich erst 1172 gegriindet und 1194 ge-
weiht wurde. 1127 war wieder cine neue Einweihung dieser
Kirche, und diirften die dem Ratzeburger Dome vollig entspre-