in zwei Beispielen vorgekommen, am Stdportale der Kloster-
kirche zu Arendsee in der Altmark (gegr. 1184) und in der
Krypta des Doms zu Brandenburg, beide Male, so wie hier,
in ganz kleinem Maassstabe. Gegenwarlig ist nur noch die
Ostseite und eine Wand der Stidseite dieses Kreuzganges vor-
handen. Ich halte sie, so wie das Juwel des Uebergangstyles,
die nérdliche Vorhalle des Doms, fir Theile derjenigen bedeu-
tenden Bauten, welche in der zweiten Halfte des XII. Jahrhun-
derts aufgefithrt wurden, und auf welche sich zwei merkwir-
dige, im grossherzoglichen Archive zu Oldenburg aufbewahrte
Ablass -Urkunden aus den Jahren 1266 und 1276 beziehen,
von welchen der grossherzogliche Archivar Dr. Leverkus die
Giite hatte, mir Miltheilung zu machen.
	Fig. 9 und 10. Zwei Kapitalformen der §. Lorenz-Kirche
zu Salzwedel, erstere der unteren Bégen zwischen Haupt- und
Seitenschiffe; letztere der Gewélbtrager des Mittelschiffs. Noch
mehrere Abarten derselben Hauptform finden sich in der Kirche
vor. Es dirfle wenig Bauwerke des Uebergangsstyles geben,
welche cine so geistreiche Verbindung verschiedenartigster Bau~
formen zu so liebenswiirdigen Gestaltungen und mit einer so
ausgezeichneten Technik verbinden, als wie diese kleine Kirche,
welche in der zweiten Halfte des XII. Jahrhunderts errichtet
sein diirfte. Leider sind die Seitenschiffe schon von lange her
abgebrochen, und der Rest dient als Salzmagazin noch immer
einer unwiirdigen und der Substanz des Gebaudes gefahrdro-
henden Bestimmung.
	Fig. 11. Kapitél der Halbsaule, welche den altspitzbogigen
Gurtbogen zwischen Chor und Schiff in der §S. Marien-Kirche
zu Gardelegen tragt. Auch in einigen anderen Theilen dieser
spater véllig verdnderten Kirche findet sich das genannte Kapital.
	Fig. 12. Kapital im Schiffe der Klosterkirche zu Lehnin.
Dieser Bautheil, so wie die Ueberhéhung und Einwélbung des
dlteren Chors und Querschiffes gehért erst dem Uebergangsstyle
an, und soll im Jahre 1272 vollendet worden sein.
	Fig. 13. 14. Kapitéle des Chors und Querschiils der Klo-
sterkirche zu Colbatz; 14. Gewélbtrager an den Eckpfeilern zwi-
	зепеп Свог чипа Ктеии: 19. Trager der kleinen Yerbindungs-  
	bégen zu den der Ostseite der Kreuzarme angebauten Kapellen.
Alle Bégen sind Spitzbégen. (Vergl. Kugler a. a. O. S. 11 seq.)
Die auch von Kugler als gleich alt erkannten Gewdlbegrate der
beiden Kreuzarme zeigen ein sehr eigenthiimliches alterthiimliches
Profil, welches an den ad 12. erwabnten spateren Theilen der
Klosterkirche zu Lehnin so genau wiederkehrt, dass man noth-
wendig auf Uebertragung derselben Form, in welcher die Ziegel
geformt wurden, von dem einen Kloster desselben Ordens auf
das andere schliessen muss. Diese Verbindung beider Kléster
zeigt sich ausserdem noch an der wértlichen Wiederholung des-
selben héchst ausgebildeten Rundbogenfrieses, der in Colbatz
an der westlichen Facade vorkommt (Kugler a. a. O. S. 19) und
in seinen eben so eigenthiimlichen wie reichen Formen nur die
Annahme der Uebersendung der Formen von dem einen Kloster
an das andere zulasst. (Aehnliche Verbindungen vdllig tiber-
einstimmender reicher Friesformen des spitromanischen Styles
findet man auch bei den altern Theilen des Schlosses Marien-
burg und der Schlosskapelle zu Lochstadt in Preussen, beide
yom deutschen Orden erbaut; eben so bei den alteren Theilen
der beiden Dominikaner-Kirchen zu Breslau und Krakau.) Hier-
durch wird sich auch auf gleichzeitige Erbauung beider Ge-
baudetheile schliessen lassen, und diirften deshalb selbst die
alteren Theile zu Colbatz erst gegen die Mitte des XII. Jahr-
hunderts errichtet worden sein, wahrend die Einwélbung des
Querschiffs und der Bau des Schiffs nur als unmiltelbare Fort-
setzungen desselben Baues anzunehmen sind. Dic nicht unbe-
	deutenden Verschiedenheiten beider Theile erklaren sich durch
die inzwischen erfolgte Adoption des gothischen Bausystems.
	Fig. 10. Kapitale der Arkaden des Schiils und der Kreuz-
pfeiler des Klosters Oliva. In den ,Beitrigen zur Geschichte
der Baukunst in Preussen“ (Neve Preuss. Prov.-Bl. IX. S. 15 seq.)
habe ich tiber diesen Bau das Nahere mitgetheilt und nachge-
wiesen, dass derselbe, wo jene Kapitilform am meisten gegen
Osten hin erscheint, wohl einem Neubau nach der Zerstérung
im Jahre 1251 angehdrt und dass der Bau wohl unier Einfluss
des Klosters Colbatz vollfiihrt wurde, dessen Tochterkloster

eben Oliva war.
	Fig. 16. Kapitale der Wandsaulen der $. Johannes-Kirche
des ehemaligen Franziskaner-Klosters zu Prenzlau. Das ein-
fache Rechteck der Kirche (auch im Osten geradlinigt geschlos-
sen) wird an den Wanden von einfachen Halbrundsaéulen mit
den bezeichneten Kapitélen umstellt, welche dem schénen go-
thischen Kreuzgewélbe als Auflager dienen. Erstere und die
Kirche tiberhaupt scheinen nicht alter als der letztere zu sein.
Das ganze Gebdude tragt schon entschieden den gothischen Ty-
pus, trotz der einfachen Feldsteinwande, welche jedoch von
grossen, in Ziegeln ausgefiihrten Spitzbogenblenden unterbrochen
werden, die jedesmal drei altgothische Schlitzfenster zusammen-
fassen. Die Erbauung der Kirche diirfte nicht viel vor dem
Jahre 1270 anzunehmen sein, wo dies Kloster zuerst urkundlich
erwahnt wird (eine Urkunde von 1223 ist falsch) und jeden-
falls erst nach der Mitte des XHI. Jahrhunderts, wo die Uker-
mark unter die Herrschaft der Markgrafen von Brandenburg

kam und hiermit gleichzeitig daselbst erst eine wirkliche Ваи-
thaligkeit eintrat.

Obigen 16 Beispielen von Ziegelwiirfel-Kapitilen, welche
13 verschiedenen Gebiuden entnommen sind, fiige ich noch
einige hinzu, von denen mir Zeichnungen fehlen, deren Vor-
handensein mir aber theils durch eigene Anschauung bekannt
ist, theils durch Beschreibungen Anderer gewiss oder doch
wahrscheinlich wurde. Es sind folgende:
	17. 5. Marien-Kirche zu Jiterbogk. Die Halbsdulen unter
dem Gurtbogen, zwischen Kreuz und Schiff sind mit Ziegel-
wiirfel-Kapilélen geschmiickt. Der Bogen selbst ist zwar zu-
gespitzt; es ist jedoch walrscheinlich, dass die Saule nebst
Kapital noch dem dlteren rundbogigen Bau angehért, den das
ganze lbrige Kreuz zeigt, und somit noch aus dem Ende des
XII. Jahrhunderts stammen kénnte. Hierzu wiirde es passen,
dass die gesammte Kirche keine Gewélbe zeigt. Die Spitzbogen
des Schiffs erklaren sich durch in Folge der seit 1282 gesche-
henen Verlegung eines Cisterzienser-Nonnenklosters dahin, mit
dem Schiffe der alteren Kirche vorgenommenen Veranderungen,
da hier, der Gewohnheit bei Nonnenkléstern gemass, deren
Chor auf einer Empore anzubringen war (wovon noch Spuren
vorhanden sind). Ob aber und welche Theile des Querschiffs
noch der altesten Kirche von 1172 angehéren, welche 1174
geweiht wurde, die aber bei dem Einbruch der Slaven im Jahre
1179 (Chr. mont. ser. ed. Mad. p. 43) wohl nicht unverschont
blieb, ist sehr schwierig zu sagen, da der Styl des Querschiffs
zwar im Wesentlichen derselbe rundbogig Romanische ist, jede
Seite desselben jedoch von der anderen mehr oder weniger in
Kleinigkeiten abweicht und auch durch vielfache Maueransatze
die nicht gleichzeitige Vollendung aller Theile erkennen 14551.
	18. Die Kirche zu Schénhausen bei Jerichow (Besilzthuin
des Herrn у. Bismark -Schénhausen) soll in einem der Kloster-
kirche zu Jerichow sehr verwandten Style erbaut sein, und
auch dieselben Kapitalformen zeigen. Das nahe Verhdltniss ver-
dient um so mehr einer genauen Beachtung, als das Jahr der
	Einweihung der Kirche 2u Schonhausen, 1212, durch eine gleich-
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