den, und erwahnen nur noch, dass der Holzschnitt, dem wir
auch bald ein Kapitel zu widmen gedenken, in gewohnter Mei-
	sterschaft durch Unzelmann, Gubitz und ihre Schtiler ver-
	treten war. Was die Lithographie betrifft, so nennen wir Kar!
Fischer mit den Portraits des Prinzen von Preussen nach Kri~
ger und dem eines Stadtverordneten nach Olto; beide Originale
befanden sich auf der Ausstellung. Mit Vorliebe scheinen uns
die gemiithvollen Bilder unsers Meyerheim wiedergegeben zu
werden. Wir bemerkten deren mehrere von Fischer, Fe-
ckert und Rohrbach, welche die zarte Art des Meisters
sehr sorgfaltig und getreu wiedergaben.

Unter den architektonischen Entwiirfen heben. wir die von
Fr. Hitzig hervor. Zeichnungen zu drei in Mecklenburg aus-
gefihrten Schléssern, héchst ansprechend durch die Reinheit
und geschmackvolle Gefilligkeit des Stiles. Wie wir héren, ist
der Baumeister damit beschiiftigt, seine simmtlichen zehr zahl-
reichen Entwiirfe, die lauter ausgefiihrten Bauwerken ihre Ent-
stehung verdanken, zu ver6ffentlichen, wo wir dann Gelegen-
heit haben werden, nicht blos ausfihrlicher darauf zuriickzu-
kommen, sondern durch beizufiigende Zeichnungen unsern Le-
sern eine Anschauung von der kinstlerischen Thatigkeit dieses
fleissigen Architekten zu verschaffen. ,

Eh’ wir diesen unsern Bericht iiber die Ausstellung be-
schliessen, sei es uns noch erlaubt, iber einige verwandte Ge-
genstande ein Wort zu sagen. — Zuerst tiber den Verloosungs-
den s.g. Thalerverein. Dies ist ein Verein, der Bilder klei-
nerer Dimension zu méglichst billigen Preisen ankauft und diese
durch Loose, welche einen Thaler kosten, durch die Glicksurne
vertheilen lisst. Wer wollte gegen die Tendenz etwas haben?
Wer wire gegen die wohlthatige Verwendung des eingekom-
menen Geldes, wer missgénnte den Malern die Verkaufe, wer
im Publikum méchte nicht gern den Versuch wagen, gegen ein
Geringes ein tiichtiges Bild zu erwerben? — Aber da sitzt es
eben, ein tichtiges Bild! Man ist eben nicht strenge genug in
der Auswahl. Wir haben sehr gute, gediegene Bilder darunter
gesehen, aber es waren auch vicle darunter, welche wir 2u
gewinnen nicht hatten riskiren mégen. Es ist wahr, ein Theil
des Publikums ist mit solchen Bildern zufrieden ; aber man soll
es nicht in dieser Zufriedenheit bestarken, wenn man der Kunst
dienen will. Auch den Einwurf, dass man junge Talente for-
dern und unterstiitzen wolle, lassen wir nicht gelten. Man
thue es doch, aber nicht dadurch, dass man dem Publikum
nicht gediegene Werke aufdring!. Wie anders ist das in der
Poesie. Es wird schon leider Vieles zu diesem oder jenem
wohlthaligen Zweck gedruckt, was sonst nicht gedruckt wor-
den wire, allein im Publikum findet doch nur Aufnahme und
Verbreitung, was wirklich innern Werth hat und von dem Be-
sten macht man Schillerausgaben, damit gerade dieses in aller
Welt Hinde komme und zwar auch in die Hande derer, welche
ein ungelauterter Geschmack missleiten wirde. — Uns fallt eime
Geschichte von Voltaire ein, zu dem ein mittelmassiger Dichter
sagte: ,aber ich muss doch leben“. — ,Ich sehe die Noth-
wendigkeit davon nicht ein“, war die Antwort. Weit entfernt
dieses Wort an unsere Maler zu richten, sagen wit nicht ein-
inal, dass wir nicht einsehn, warum sie malen missen. Mige
doch Jeder malen so riistig und so gut, als er kann; aber das
bekennen wir offen: warum manche von ihren Bildern unter
das Publikum gebracht werden missen, davon sehen wir die
Nothwendigkeit nicht ein. Die Kunstvereine sind jetzt in ikrer
Entwickelung so weit gediehen, dass sie, denen man nur zu
oft Schuld gegeben, sie seien die Beforderer eines Kinstler-
proletariats, dass sie, nachdem sie hinlangliche Breite der Aus-
dehnung gewonnen haben, jetzt in die Tiefe gehen und ihr
Augenmerk auf die Interessen der Kunst selber und dadurch
	absichtlich und pretentids. erscheint. So Dertihrt es unange-
nehm, wenn man, wie in dem vortrefflich durchgefithrten Frih-
stiick yon Looschen, wo die saftigsten herrlichsten Pfirsiche,
Trauben, Orangen und dergl. auf einem beteppichten Tische in
einem Korbe zu einem héchst appetitlichen duftigen Ganzen ge-
ordnet sind, wenn man da neben manchen Trinkgefaissen ein
gesprungenes Bierglas und ein anderes, halb mit abgestandenem
Biere gefiillt, erblickt. Wir geben ja zu, dass es eine gewisse
Poesie der Tafelreste giebt, aber man wahle entweder das cine
oder das andere; die Freude an der blossen Virtuositat kann
uns nicht geniigen und wir kommen erst nach einem kleinen
innern Kampfe zur gerechten Bewunderung der naturwahren
Darstellung. Auch der ,Maiwein im Walde“ von L. Holthau-
sen in Disseldorf und zwei Frucht- und Blumengruppen von
Ed. Schultz waren nicht frei von derartigen kleinen Verstéssen
gegen eine harmonische und charakteristische Anordnung, ob-
gleich wir, namentlich in den zuletztgenannten Bildern héchst
gelungene Erzeugnisse zu bewundern hatten. Gurlitt’s Rosen
haben wir schon riihmend erwahnt, und namentlich in diesem
Blumenstiicke diejenigen Bedingungen gefunden, die wir so
eben gefordert haben und die es zum Kunstwerke machen.
Eben dasselbe fand in den herrlichen Leistungen von St. Jean
aus Lyon und Preyer statt. Jener hatte den Garten, dieser
das Feld reprasentirt. Die Blumenvase Preyer’s war wie von
einem anspruchslosen Madchen auf der Wiese gepiliickt und
sinnig geordnet, dann mit miniaturhafter Sauberkeit vom Kunst-
ler ausgefiihrt. Das Terracotlagefass von St. Jean trug die
stolze Pracht der Gartenbeete, die der Gartner fiir den Salon
geschnitlen und das Fraulein des Hauses nachlassig und halb
mit andern Dingen beschaftigt, in den Behalter gesenkt hatte.
Bei allem Reiz und Glanz der Anordnung keine bestechende,
sondern iiberzeugende Naturwahrheit. — Auch Adolf Blan~
kenburg hatte gelungene Arbeiten ausgestellt.

Das Stillleben war nur durch zwei Bilder von Hoguet
und Hermann Weiss vertreten. Jener zeigte ein Schilfwinkel-
chen am Strande, wohin man einen Korb mit frischgefangenen
glatten, schuppenglanzenden Fischen gestellt hatte, dieser einen
Kiichentisch mit den Praliminarien zu einem Mahle. Beides
lobenswerthe Arbeiten und frei von den oben besprochenen
Fehlern.

Aus der Thierwelt war wenig zu schauen. Das Hauptsttick
war von Karl Steffeck. Zwei Wachtelhunde, beschaftigt den
vom Lehnstuhl herabgeglitlencn Knicker der gnaidigen Frau auf
eine sehr destruktive Art als Spielzeug zu traktiren. Ein in
Erfindung und lebendiger Durchfihrung sehr ansprechendes Bild.

An Zeichnungen in Blei sahen wir eine sehr sauber gear-
beitete Folge von historischen Genrebildern aus dem Leben be-
rihmter Maler von L. Léffler. Unter den Skizzen von Lud-
wig Burger zeichneten sich zwei Portraits durch Kraft und
Modellirung aus. Kreideportraits boten 1’ Allemand und Louis
Grand in bekannter Tichtigkeit.

Die vervielfaltigenden Kinste hatten sehr viel Tichtiges
aufzuweisen, was wir hier nicht Alles einzeln anftihren konnen.
Wir heben hervor die von Eichens, Jacoby und Trossin
gearbeiteten Stiche der Portraits des Kénigs von Preussen, Pe-
ters von Cornelius und Alexanders von Humboldt, nach Biow’-
schen Lichtbildern angefertigt und zu dem bei den Gebriidern
Weigel erscheinenden Nationalwerk ,,deutsche Zeitgenossen“
gehérig. Wir werden Gelegenheit nehmen, darauf spater be-
sonders zuriickzukommen. Ferner: Paul Habelmann’s sehr
gelungener Stich nach Hybel’s Gemilde: der grosse Kurfiirst
bei Fehrbellin. — Professor Schultz gab mehrere Probedrucke
seincs in No.8 unseres Blattes besprochenen Werkes. Ueber
andere Leistungen werden wir ebenfalls spiter besonders re~