tungen haben wir es nie mit einer Vedute, oder conventionell
componirten Landschaft zu thun, er schildert uns stets ihren
Geist und Character, indem er aus ihr ein Individuum mit eige-~
nem Leben und empfindender Seele schafft und sie so unserem
Geiste zufihrt und uns dadurch zum tieferen Verstandnisse
derselben auffordert.

Wer demnach in jenen acht Blatlern nur brillant gezeich-
nete und technisch vollendete Naturstudien, wie wir dergleichen
in hinlanglicher Anzahl von franzésischen und andern Kinstlern
besitzen, zu finden glaubt, der wird sich bei Betrachtung dieser
Compositionen getéiuscht sehen — aber freudig getéuscht, da
er statt dessen wahrhaft gediegene Werke der Landschaft, mit
echt deutscher Empfindung durchgefiihrte Bilder erblickt, die
nicht nur einen dusserlichen, angenehmen Eindruck auf das
Auge beabsichtigen, sondern wahrhaft ergreifen und das Innere
der Seele durchdringen.

Mit grosser Freude betrachten wir diese Arbeit als ein
schénes Resultat echt kinstlerischen Strebens und fiigen schliess-
lich den Wunsch hinzu, dass es mehreren trefflichen Kiinstlern
gefallen mége, von Zeit zu Zeit den Pinsel mit der Radirnadel
und der Kreide zu vertauschen, um der Kunst und dem Publi-
kum einen dbnlichen Dienst zu leisten, wie unser trefflicher
	Weber durch diese landschaltlichen Compositionen.
H. Weiss.
	weitunse.
	als harmonisch, mehr sicher als urspriinglich und empfunden.
Im Ganzen wiirden diese Gemalde eine entsprechende dekora-
tive Verzierung sein, wenn sich Gebaude finden, wo der Ge-
genstand passend ware. — Ausserdem hat Hr. Kandler mehrere
Skizzen zu projektirten Fresken in der Taufkapelle der Thein-
kirche in Prag und der St. Rafaelskapelle des Prager (Prof.
Klar’schen) Blindeninstitutes ausgestellt. Sie sind in der Manier
gemalt, die jetzt fiir Kirchenbilder vorzugsweise beliebt ist. In
der Taufkapelle sind die Statuen der slavischen Apostel Cyrill
und Methud von Em. Max ausgestelll. Die projektirten Fresken,
welche die wichtigsten Momente der Einfiihrung des Christen-
thums in Béhmen (die Taufe des ersten christl. Herzogs Borziwoi,
das Wirken des heiligen Sigismund, Prokop, Vitus und Ivan)
und die wichtigsten Dogmen der kathol. Kirche darstellen, wiir-
den wahrscheinlich der Theinkirche eine bessere Zierde sein,
als die héchst mittelmassigen Arbeiten von Hellich. In der
Rafaelskapelle sind gegenwartig schon Gemilde vom Professor
Fiihrich al fresco in Goldgrund. Die Skizzen Kandler’s — sie
stellen Momente aus dem Leben Christi dar — sollen jene
Fiihrich’schen Gemilde ergaénzen, und die Seitenwinde der Ka-
pelle ausfiillen.
	London. Der ,Builder* giebt folgende interessante Ueber-
sicht von der Thatigkeit britischer Kistler. Dic Ausstellung
der Akademie zahlt 1456 Kunstwerke. Mehr als {000, Einige
sagen 1400 Werke wurden abgelehnt.(!!) Rechnet man hierzu
die anderswo ausgestellten Produktionen, nimlich in British In-
stitution, 500; in der Suffolk-Strasse-Galerie, 735; in der
Portland- Galerie, 373; in der Aquarellen-Galerie, 380; in der
neuen Aquarellen-Galerie, 329; und bedenkt, dass auch hier
Zuriickweisungen staligefunden haben, so wird sich die ganze
Anzahl der fir Ausstellungen in diesem Jahre angefertigten
Kunstwerke wenigstens auf 5500 belaufen. Inzwischen haben
die Kiinstler alle méglichen Arten von Dioramen, Cosmoramen,
Cycloramen, Panoramen u. s. w. ausgestellt, verschiedene Fel~
der im Parlamentsgebiude sind fertig geworden, die Portraitma-
lerei._hat nicht geruht, die Biicherillustration hat sich verviel-
faltigt und die Provinzialausstellungen, obgleich zum Theil durch
die in der Hauptstadt gewesenen Werke beschafft, haben doch
auch ihre eignen Beitrage aufzuweisen gehabt. Im vorigen Jahre
war die Gesammtanzahl: 3796, im Jahre 1848: 4023.

Dasselbe Journal berichtet, dass dem Dichter W. Cowper
in der Westminster-Abtei ein Monument nach einem Entwurfé
des Bildhauers Marshall, welcher im J. 1849 sich auf der Aus-
stellung der Konig]. Akademie befand, errichtet werden soll.
	féaumstwereine.
	* (Dien, 7. Juli. Seit emigen Tagen sind hier einige histo-
rische Gemalde eines Deutschbéhmen, des Hrn. Kandler aus-
gestellt, der sich in den letzten Jahren in Rom aufhielt. Das
ist derselbe Kiinstler, von dem ein grésseres radirtes Blatt,
die letzte Belagerung Roms durch die Franzosen darstellend,
in den Handen des ganzen italienischen Publikums ist. Die Ge-
milde, welche Hr. Kandler hier gezeigt hat, stellen dar, wie
Karl IV. den Sprudel in Karlsbad entdeckt, wie Jakob Molay die
Sache der Tempelherren standhaft verficht, und wie der acht-
zigidhrige Greis, Gregor der IX., einen Aufstand in Rom, dem
man Kaiser Friedrich den II. in die Schuhe schiebt, durch sein
personliches Erscheinen niederschlagt. Wir wissen nicht, ob
Hr. Kandler zu diesen Gemilden eine spezielle Aufforderung
hatte, oder ob er dem Drange seines Gefiihles folgte. Dass
er fir den Luxemburger, dem erst jiingst in Prag aus der Hand
liichtiger deutscher Kiinstler ein Monument gesetzt wurde, in
Bohmen begeistert ist, das ist recht begreiflich, so wie dass zu
einer Zeit, wo man mit sehustichtigen Blicken nach jenen Epo-
chen zuriickblickt, wo B6hmen unabhangig und gross war, sich
viele in Bohmen fiir den verdienten Monarchen enthusiasmiren.
Was aber die anderen zwei Gemilde betrifft, so weiss man
nicht, ob sie nicht der guelfischen Partei in Italien oder jenen
Ultramontanen zu Liebe gemalt sind, die in Bildern gerne den
Sieg der geistlichen Gewalt iber die wellliche verherrlicht sehen.
Die letztgenannten Bilder werden bei uns nur in sehr geringen
Kreisen Sympathieen erwecken, das erstere hat ohne Zweifel
seine Liebhaber in Bohmen, wenn es gleich bedeutend schwa-
cher ist, als die anderen Gemalde.

Nur zu solchen, mehr ausserlichen, Belrachiungen geben
die Bilder Veranlassung; zu tieferen, die Sache selbst bertth-
renden, wenig. Sie zeigen weder in der Auffassung noch in
der Durchfiihrung ein bedeutendes Talent, wenn auch Fleiss
und Sorgfalt tberall sichtbar ist. Das Kolorit ist mehr bunt
	Ueber die Hamburger Austeilung erhallen wir folgende No-
tizen: Der Catalog zahlte 819 Nummern. Angekauft wurden
64 Bilder deutscher Kinstler far 1200 Fr.d’ors.
	25
6
3

n

2”

”

niederland.
franzésischer
danischer

n

”

5)

”

”

700
350
50

n
	in Summa 96 Bilder fir 2300 Fr.d’ors.

Fir die seit Kurzem gegriindete stadtische Galerie ward theils aus
Kunstvereinsmilleln, theils mit Prival-Beitragen ein treffliches Bild von
Decaisne ,,eine Charitas“ erstanden. Ausfihrlicheres iber einzelne her-
vorragende Bilder dieser den Cyklus durchwandernden Ausstellung, deren
Stamm jetzt bis 14. Aug. in Libeck sich befindet, werden wir nach-
stens mittheilen.
	Der heutigen Nummer Jiegt ein lithographirtes Erlaiuterungsblatt bei.
	Verlag von Rudolph und Theodor Oswald Weigel in Leipzig. — Druck von Gebr. Unger in Berlin.