und treuer Wiedergabe mehr geleistet worden sei, als in den bereits 1830 zu London erschienenen Nachschnitten der Ge- schwister Byfield, wobei die bescheidene Art nicht unerwahnt bleiben darf, mit welcher der genannte Kinstler in der Anmer- kung a. a. O. sich selbst tiber seine Leistung ausspricht, zu- gleich aber klar die Schwierigkeiten wie die Vortheile ausein- andersetzt, die mit dem nachahmenden Holzschnitte verbunden sind: ,,dass nach der Vollendung des Schnittes eine wesentliche Correctur nicht mehr méglich ist, erschwert die Sache beson- ders. Dennoch wird keine Vervielfaltigungskunst im Stande sein, den Charakter der Originale so treu wiederzugeben, als eben der Holzschniit u. s. w.* (Fortsetzung folgt. ) Verlorene Denkméaler. TL diges vermag, wahrend der gleichfails mehrgenannte ,, Todtentanz fir alle Stande* yon L. Merkel, in Holz geschnitten von J. G. Flegel in seiner Freiheit und Feinheit, Zartheit und Kraftliefe mehrfach fast an den Kupferstich streift. Dazu wirkt freilich viel das, wenn das Auge uns nicht triigt, auch hier in Anwen- dung gebrachte neuere Verfahren, wonach nie mehr von der eigentlichen Holzplatte, sondern nur von Abklatschen abgedruckt wird, die sich immer erneut von jener nehmen lassen, wihrend sie selbst unabgenutzt bleibt. Ein ahnliches Verfahren ibt man bekanntlich neuerdings auch beim Steindrucke, besonders in Be- treff von Landkarten, welche in grosser Menge vervielfaltigt werden sollen: auch hier wird meist nicht mehr die urspriing- liche, sei es federgezeichnete, sei es gravierte, Platte oder Zeich- nung genommen, sondern Um- oder Ueberdriicke von ihr. Jenes kupferstichartige Abdriicken von metallischen Ab- klaischen der Holzschnitte (deren Behandlung ja auch schon auf jene Absicht berechnet werden muss) hat etwas Aechnliches und Verwandtes mit dem Eindrucke, welchen auch schon in friihe- ren Jahren manche Titelumrandungen Baseler Druckwerke des 16. Jahrhunderts nach offenbar holbeinischen Zeichnungen auf mein Auge machten. Sie waren in ihren Strichen wie in ihrem Schnitte behandelt wie Holzschnitt und waren dies doch nicht. Erst da wurde mir der Zwiespalt gelést, als ich beim genannten sel. Haas in Basel die alten Stécke sah, die in Kupfer ge- schnitten waren. Diess trifft namentlich den s. g. Bauern- oder Génsetanz mit den Kinderséulen und das gréssere obere Titelstiick von IF, wo Christus der Erstandene vor Gott den Vater tritt, unter dem der heilige Geist schwebt, und die Heerschaaren der Engel ihn preisen. Erst durch jene, gewiss 6fter geiibte That- sache verstand ich das dem Holzschnitte Fremdartige, wie es in vor mir liegenden Abztigen mich erneut anblickt. Die Holztafeln zu Holbeins grosserem Todtentanze, wie er in unzdhligen Ausgaben in Lyon herauskam, scheinen dort spur- los verschwunden zu sein. Was aber der Holzschnitt in jener Zeit war, wie das Messer meisterhaft gefiihrt wurde, das lehrt die schéne, grosse, wohlerhaltene Buxbaum-—Platte von Erasmus Bilde mit dem Terminus, dieser trefflichen Zeichnung Holbeins, diesem trefflichen Schnitte Liitzelburgers, wovon ein alter und ein durch den sel. Haas auf gebrauntem Papiere, mit den alten Lettern des lateinischen Reimspruches gefertigter neuer Abzug vor mir liegt: auch nicht ein Ausbruch, ein Fehl, ein Wurmsiich! der neue Abdruck rein und tief, wie der erste bei Erasmus Lebzeiten, ja schéner als jeder, der uns davon in einem Buche jener Zeit iberkommen ist, weil er freilich sorg- faltiger abgezogen wurde, als in der Buchdruckerpresse. — Indem wir nach diesem Absprunge zu dem bewundrungs- wiirdig in unsern Tagen hervorgetretenen Nachbildungstriebe der Todtentanz~Alfabete Holbeins und Liitzelburgers (deutet etwa diese Verbindung das bekannte vielbesprochene Hu im grés- seren Todtentanze?) zuriickkehren, so haben wir hier die die- ser Tage erst, bei Georg Wigand in Leipzig, erschienene Holzschnittnachbildung der holbeinischen Bilder des Alten Testamentes in urspriinglicher Grésse, von Hugo Briick- ner, mit einer Einleitung von D. F. Sotzmann begleitet, an- zureihen. Sie fiihren den Titel , Hans Holbeins Altes Testament in funfzig Holzschnitten getreu nach den Originalen copirt.* Bekanntlich sind diese Bilder (oder Icones) Holbeins zum alten Testamente gleichfalls 1538 und darauf mehrfach zu Lyon im gleichen Verlage wie der Todtentanz (bei Trechsel-Frellons) erschienen, cingeleitet von den (viel schmaleren) vier ersten Blattern des grésseren Todtentanzes, die bei jener neuen Aus- gabe 1850 nebst einer weiteren Anzahl wegblieben. Ohne An- stand stimmen wir Rudolf Weigels S. 18. von Sotzmann beige- brachtem Urtheile bei, dass hier durch Brickner in geistvoller Wohl selten mag ein Kunstfreund uber den Abhang unsrer nordwestlichen Gebirge in die éden Haidstrecken des Hanno- verschen Westphalens sich verlieren, wo der ,einsame Wan- derer“ selbst das Gekrachz des Raben als willkommenen Le- bensgruss vernimmt und sogar den wilden Schéferhund nicht ungern sieht, den Wachter der dortigen einzelnen Taciteischen Gehéfte, der klaffend und mit gestréubtem Haare heranstirmt, um sein schon von Urahnen ihm iiberkommenes Erbtheil in Schutz zu nehmen. Und doch hat die ewig gleich und freund- lich waltende Natur es nicht verschmaht, in diesem Lande einen Geist an das Tageslicht zu fiihren, der, einst ein inniger Jiin- ger und wahrer Priester der Kunst, jetzt auch einen Platz in der Halle ihres Ruhmes einnehmen wiirde, wenn das Schicksal seinem dunklen Loose eine giinstigere Stelle angewiesen hatte. Nah bei dem unbekannten Stadtchen Fiirstenan liegt die noch unbekanntere Bauerschaft Hollenstede. Diese war der Geburts- ort des Bildhauers Wessel, des Sohnes eines Bauern, dessen Talent, durch Bilder in benachbarten Kirchen und die in dem zum Theil katholischen Lande am Wege stehenden Schépfungen der sog. Herrgottschnitzer angeregt, von dem Geistlichen der Gegend bemerkt und nach Kraften unterstttzt, im Auslande zwar heran- gebildet wurde, jedoch spater in seiner Heimath einen zu engen Wirkungskreis fand und fast unbemerkt voriibergegangen ist. Zeugnisse seiner Kunst sind noch einige Altére, deren gross- artige Auffassung und schéne Ausfihrung mit dem sonstigen, oft armlichen Aussehen der Kirchen, darin sie enthalten sind, in gar keinem Verhiltnisse stehen. — Ferner einige Marmor- arbeiten im Schlosse zu Osnabriick, einige Statuetten aus Ala- baster u. a. — Wovon wir aber zu sprechen gedenken, das ist eine Jugendarbeit Wessel’s. Vor dem kleinen hdlzernen Schul- gebdude jener obengenannten Bauerschaft befindet sich namlich vor dem Giebel, unmitlelbar iber der Thiir, mit starken Klam- mern befestigt, eine etwa 2} Fuss hohe und 2 Fuss breite Sand- steinplatte, mit einem kraflig ausgepragten Hautrelief geschmiickt, davor die alleren Bewohner des Ortes, wenn sie voriibergehen, ehrerbielig den Hut abnehmen, das der muntern Schuljugend aber schon seit langen Jahren zum Ziele ihrer Wurfiibungen dient. Das Bild stellt die heil. Mutter dar, ihren gekreuzigten Sohn auf dem Schoosse tragend, von Engeln umgeben. Als ich es zufallig entdeckte und zuerst anschaute, wurde ich nicht weniger von Ueberraschung, als von Bewunderung erifiillt. Ich glaubte, ein durchaus nicht verdchtliches Denkmal der alten Rheinischen oder Mimsterischen Schule vor mir zu haben, bis mich der alte Schulmeister aufklirte und mir sagte, das sci eine Arbeit von Wessel; dieser habe sie seinem Geburtsorte zum Andenken vermacht und diesen dadurch zugleich, was ihm bisher gefehlt, in den wichtigen Besilz cines Heiligenbildes