1846 No. 56. die Rede ist, glitcklich ermiltelt. Die vier er- wahnten Medaillons enthalten Scenen aus dem Leben eines Hel- den, der sich der heiligen Sache weihet. a. Maria preiset und weihet den Tapfern, der vor ihr stehet; b. der Held im Begriff das Kampfross zu besteigen und mit seinen Reisigen in den Kampf zu ziehen; с. der gefallene Held wird von Kriegern auf einer Tragbahre aus der Schlacht getragen; d. dem Gefallenen wird, wie es scheint, der Lohn fir seine heldenmitthige Auf- opferung zu Theil. Wie bereits vorn gesagt, ist die Wieder- herstellung der Malereien in der Kirche erst im Oktober 1848 durch die Ausfihrung der Figuren in der Altarnische vollendet. Sie ist aber nichts weniger als glicklich zu Stande gebracht. Die hohe Bedeutung, der Charakter und die Eigerithiimlichkeit dieser uralten Kunstwerke lag hauptsichlich in der Zeichnung. Da war eine Sicherheit, eine Meisterschaft, eine Gewalt wie bei Michel Angelo. Die technische Ausfihrung war sehr unterge- ordnet. Die Umrisse und Haupilinicn sind nun zwar bei der Wiederherstellung zum Grunde gelegt, allein man ist gar zu eifrig und emsig bemtiht gewesen, alles in moderner Technik durchzubilden, und wie man meinte, 2u héherer Vollendung zu bringen! Dadurch ist aber die machtige Linearzeichnung Neben- sache, und dic Ausfithrung Hauptsache geworden, der urspriing- liche Charakter ist dadurch verwischt, und slatt der alten Ge- stalten von gewaltig imponirendem Eindruck haben wir, wie gesagt, weich und glatt ausgefiihrie, aber fast bedeutungslose Figuren. Gliicklicherweise gewéhren die véllig getreuen Durch- zeichnungen der urspriinglichen Darstellung, welche in der Kirche bewahrt werden, eine sehr gute und lebendige Vorstellung von den alten Kunstschalzen, und wer weiss, ob nicht der gewallige Geist dieser alten Kunstwerke diese moderne Hille einmal eben so gliicklich abschiittelt, als vor wenig Jahren die Kalktiinche, deren Last und Einwirkung sie tiber 300 Jahre gelragen und ihr widerstanden haben. Dagegen muss rithmend hervorgehoben werden, dass die Restauration der Malereien an der Decke der Barbara-Capelle (von 1446) mit wahrhafter Pietat und mit vdlligem Verstandniss ausgefiihrt sind. Denn nur allein die Linearzeichnung ist in so weit belebt, als dieses zum deutlichen Verstandniss der Figuren néthig war. Die edie Schénheit der sitzenden Maria, die geniale Grossartigkeit der Darstellung des Gott Vater und die eigen- thitmlich interessante der Evangelisten und der Engel ist wieder sehr deutlich zu erkennen, und das reicht eben aus, um sie vollig zu wirdigen und zu bewundern. Haiberstaat. Dr. Fr. Lueanwus. Tdunstliteratur. Albrecht Diirer’s Randzcichnungen aus dem Gebetbuche des Kaisers Maximilian l., mit eingedrucktem Originat- text. Nebst einer Einleitung von F. X. Stéger. Miin- chen, G. Franz. 1850. Der wiedererwachte Unternehmungsgeist deutscher Verleger, dem wir in diesem Jahre schon manches Erfreuliche verdanken, beschenkt uns mit einer neuen Ausgabe der beriihmten Direr’- schen Handzeichnungen zum Gebetbuche Kaiser Maximilian’s, von denen schon Sandrarl in seiner deutschen Akademie (II, 224) sagt, sie seien ,von Direr* mit der Feder tber die Massen verninfltig schraffiret und geistreich gebildet, dass solche fiir eine der gréssten Zierden seiner Hand gehalten werden.* Ве- kanntlich existiren von dem Horarium Maximilianeum zwei Exem- plare; das eine, in der K. Bibliothek zu Minchen, ist zwar un- vollstandig, hat aber durch die Handzeichnungen Direr’s und menten der Chirurgey etc. Zu Strasszburg bey Hans Schotten. M. DXL.* fol. A—G. I—M. R—Z. vom kleinen, C. G. 1. L. M. N. 8. T. vom grésseren Schnitte. Ausser diesem bisher besprochenen lateinischen Todten- tanz-Alphabete Holbein’s ist aber auch noch ein griechisches von ihm vorhanden. In dem 1526 bei Wolfg. Cephalaus zu Strassburg erschienenen Vetus Testamentum Th. I. erscheint das lateinische Alphabet (in seinem 1524 erschienenen Nov. Te- stam. graece noch keine Spur), in Theil Iff. und IV. aber neben dem lateinischen ABC noch die griechischen 4. 0. K. 4. М, in der 1530 bei ihm erschienenen Concordanz von Lienhart Brunner ausser dem lateinischen Todtentanze noch das griechi- sche 7 (statt des YV.). In Basel aber erscheint das griechische Todtentanz- ABC 1538 in Valentin. Curio Lexicon graecolatin.; М. ©. 3. T (das 4 umgekehrt gegen Cephalaus), 1538 in Galeni opp. (Cra- tander, Heruagen und Bebelius): I. 4. O. И. 3. Q. (Schluss folgt.) und deren werlhvolle Kunstschatze sind schon haufig Gegenstand der Besprechung (Kuglers Museum 1833., Stuttgarter Kunst- blatt 1845 durch von Quast) gewesen, und in No. 59. des letz- genannten Kunstblattes von 1848 hat Herr Kugler eine Beurthei- lung der bei Gelegenheit der Einweihung — Pfingsten 1848 — erschienenen Beschreibung derselben gegeben. Die Restauralion der Malereien ist jedoch erst im Oktober 1848 vollendet und dann gemeinschaftlich von dem Restaurations-Baumeister Wa- gener und dem Verfasser der betreffenden Beschreibung, Dr. Lucanus, Alles nochmals genau gepriift, was waihrend und bei Gelegenheit der Restauration beobachtet und notirt war. Die Angaben, dass Otto I. als der Griinder der Cultur und Kunst anzusehen, die sich im Mittelalter hier entwickelt, glan- zend documentirt und von hier aus weiter verbreitet hat, er- scheinen eben so unbezweifelt, als die der ersten Bauperiode der Liebfraunkirche (Jahr 1000), aus welcher freilich nur noch die westlichen Thirme stammen. Chor und Kreuz ist jedoch nicht allein in der zweiten Periode (bis 1089) begonnen, son- dern auch vollendet, und gleichfalls hat sich herausgestellt, dass der Ban der Nebenthiirme in die dritte Periode (1146) fallt. Aus der Ermittelung, dass die Vermauerung des Bogens der siidlichen Abside, und deren Einrichtung als Capella sub claustro um 1446 geschehen, geht wiederum hervor, dass in diesen Jahren die héchst kunstwerthen Wand- und Deckengemilde, welche zu den schénsten und edelsien Bhithen der deutschen Kunst gehéren, ,Tod der Maria“, ,Maria*, ,Gott Vater u. s. w., ausgefiihrt sein miissen, So hat sich ferner herausgestellt: dass die Abseiten, welche urspriinglich flache Holz-Decken hatten, -Zugieich aus dem Hauptschiffe in Kreisbogen tiberwélbt und, als diese durch das Ausweichen der Frontmauern ihren Halt ver- loren, erst um 1446 mit Spitzbogen tiberwélbt sind, die aber, statt, wie man ohne Zweifel in jener Zeit meinte, mehr Halt zu bieten, das Uebel noch vermehrt haben. Bei naherer Untersuchueg der Bleibedachung ist noch sehr reicher Schmuck aus der germanischen Zeit entdeckt. An den stidlichen Dachfléchen der stidlichen Thirme befinden sich tiber- lebensgrosse schwebende Marien in ganzer Figur, in den Fel- dern herunterlaufendes Kantenwerk, aus Kleeblatt, Eichenblatt und Weinranke construirt. Es ist mithin in jener Zeit auch fir den Schmuck des Aeussern aller Aufwand von Kunst aufgeboten, um die Herrlichkeit der Maria zu feiern. Zugleich ist die Bedeutung der 4ltesten Malereien aus der allerersten Periode (1089— 1100), von welchen im Kunstblatt