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	Етагиек аБег!аз5еп. Вто an der dreiseiligen Brustungsmauer
der Treppe ist der wundervolle Amazonenfries von Phigalia
angebracht. Das ist ein Witz des Baumeisters. Er wollte nicht,
dass man den gewaltigen Raum stiickweise beim Treppensteigen
nach und nach iberschauen sollte, sondern erst wenn man oben
stinde. Darum fasste er die Briistung mit diesem herrlichen
Relief ein; freilich verdiente es einen bessern, selbstandigern
Platz, anstatt den einer blossen Decoration; freilich werden
einige Theile zu sehr aus der Ferne, zu sehr von unten, an-
dere zu nah gesehen, andere endlich nur, wenn man sich auf
der Treppe férmlich ansiedelt. Aber wie gesagt, der Baumei-
ster hatte seine Griinde, und, wie cs scheint, er hatte Voll-
macht, alles. Andre, noch so Wichtige, seinen Grinden unter-
zuordnen.. у

Nun stehn wir also auf der obersten Stufe und diirfen um-
blicken. Fiirwahr, cin imponirender Raum von den schdénsten
Verhaltnissen. Der Treppe gegeniiber trigt cin Siulengang die
Galerie, die die Gemicher des Obergeschosses verbindet. Die
beiden Langwainde zu den Seiten dieser Galerie sind fir die
sechs grossen Kaulbach’schen Bilder bestimmt, die von den
zwei grossen Fenstern in den beiden schmalen Wanden ein
treffliches Seitenlicht erhalten werden. Einfache, geradlinige,
griechische Formen. Die Treppe wendet sich und fihrt in zwei
geraden Armen héher. Wo die Arme sich begegnen, steht ein
Karyatidentempel — was licheln Sie wieder? Sie fragen, was
er da soll? Mein Golt, muss denn Alles, was hiibsch aussieht,
einen Zweck haben? — In der Architektur allerdings. — Nun
so wissen Sie denn, dass es das sogenannte Pandroscion am
Erechtheus-Tempel zu Athen ist. — Aber dort hat es seinen
schicklichen Platz im Zusammenhang mit dem Uebrigen. Hier,
als Treppenbekrénung mittenhingesetzt, unterbricht es die schéne
Weite des Raumes, bricht das Licht des einen Fensters und ist
wiederum nur Decoration.

Ich weiss Ihnen diese Bedenken nicht zu heben. Aber Sie
stecken mich an. Ich komme nun selbst mit Bedenken. Be-
trachten Sie das griechische Dach, griechisch, was die flache
Neigung der Giebelseiten betrifft. Denn dass man von innen
diesen Giebel und seine Construction bemerkt, ist doch wohl
nicht griechisch. Aber nun weiter. Die Balken, die den Giebel
tragen, liegen unmiltelbar auf dem Sims auf, der die Wande
abschliesst. Wer erwartet nicht, dass die Wande, diesem Ge-
balk entsprechend, durch Pfeiler gegliedert, dass diese Pfeiler
durch vorspringende Kampfergesimse als Trager der Balken
charakterisirt seien? Nichts von alle dem. Die Wande sind
vollig glatt, wir glauben ihnen nicht, dass sie die schwere
Dachconstruction ohne Gefahr tragen kénnen. Aber mussten sie
nicht glatt sein, um die Bilder aufzunehmen? Allerdings. Dann
hatte man aber billiger Weise darauf verzichten sollen, das
Daehgebalk frei sichtbar werden zu lassen, hatte ein flaches
Bretterwerk auf die Hauptbalken legen kénnen, und, wir sind
es tiberzeugt, fir den Gesammteindruck des Treppenhauses ware
dadurch viel gewonnen worden. Denn abgesehen von der dun-
keln, massenhaften Bemalung der Decke kommt noch etwas hin-
zu, sie driickend erscheinen zu lassen. Man hat auf die Quer-
balken schwere phantastische Thiergestallen, glanzend vergoldet,
Paar und Paar gegen einander gestellt. Welche Vermischung
der verschiedenen Stile! Pandroseion und griechische Weisse
der Treppenseiten und diese bunte ungcheuerliche Romantik!
Statt dessen denke man sich, dass der Raum so einfach be-
dacht ware, wie seine Grundverhaltnisse von der edelsten Ein-~
fachheit sind, und man wird zugeben, dass die Kaulbach’schen
Bilder hundertmal grossartiger wirken wiirden, als cinziger
Schmuck dieses miachtigen Raumes. Die alte Regel des guten
Geschmacks, dass der sich nicht schmtickt, der sich tiber-
	mit zum grossen Theil erganzten Reliefs bedeckf. Und so Er-
ginzung iiber Erginzung. Warum lacheln Sie nicht mehr? Ist
es Ihnen nach gerade ausser Spass, wie hier eine Fille von
Material vergeudet worden ist, um im Grunde nichts zu Stande
zu bringen, als — eine artige Spielerei? — Kommen Sie wei-
ter, es ist hier elwas beschrankt.  

Der Saal, wo die Mumien aufgestellt sind, ist geraumig
und einfach. Leider erhalt er von der Seite des Hofes ein
verkiimmertes Licht, und die kleinen Gerathe, die hier aufge-
stellt sind, lassen sich tbel betrachten. Die Schraénke an den
Wanden sind noch nicht gefillt. Was der Saal sonst enthallt,
ist Ihnen aus dem alten Agyptischen Museum bekannt; wir

wollen also voriibergeln, da es uns vor Allem auf das neue
Gebéiude ankommt,
	Noch einmal durch das Grabergemach und durch den Tempel.  
	Der Saal zur Rechten des Gotzen heisst der historische. Ute
Wande sind mit agyptisechen Malereien véllig bedeckt — mit
alien? Nein, man hat den Denon, Caillaud und Hoskins ge-
pliindert. Aber warum ein so enormes Bilderbuch, das der Laie
angafft und der Gelehrte hier nicht sucht? Warum hier nur der
fliichtigen Neugier zu Willen gehandelt, Kinderschuhe der Kunst,
aus denen sie seit Jahrtausenden herausgewachsen, mit so viel
Mihe frisch auflakirt, anstatt sie in ihrer ehrwiirdigen verstaub-
ten Unscheinbarkcit hinzustellen? Mit Ihren Fragen! Das Volk,
das diese Raume als Laie durchwandelt, soll eine Anschauung
von diesem uralten Culturleben erhalten, da es die Prachtwerke
der Bonaparte’schen Expedition doch schwerlich zu Gesicht be-
kommt. — Das liesse sich héren. Indessen — stehen die Frichte
dieser gewonnenen Anschauung mit den Anstrengungen, die sie
moglich machten, im Verhaltniss? Ist das eine Frucht zu nen-
nen, dass der Laie am Ende Gott dankt, diesen Windeln ent-
ronnen zu sein? Und, wenn man mit denselben Kosten wahr-
hafte Kunstwerke erworben hatte, die eimen modernen Sinn liu-
tern und erheben kénnten, hatte man da nicht besser gethan?
— Das eine thun und das andere nicht lassen. Ob man besser
gethan hatte, muss die Zukunft lehren. Wer weiss, was dies
agyptische Museum fiir wohlthatigen Einfluss auf unsere Cultur
noch tiben wird. Einige Uebelstinde sind freilich mit dieser
Einrichtung verbunden. Man kann nichts auf die Borten stellen,
die doch im Grunde zur Aufnahme der alten Reste bestimmt
sind, ohne die Bilder zu verdecken. Man wird schwerlich Raum
finden, auch nur einen kleinen Theil der wichtigen Papyrusrollen
schicklich auszubreiten, da die Wande schon bedeekt sind. Aber
was will das sagen? Man hat dafiir so hibsche Bilder und die
frischen Farben stehen dem Saal weit besser, als die alten
Schnorkel der Schriftrollen ihn kleiden wirden.

Aber im Grunde muss ich Ihnen Recht geben: Auf die Al-
terthimer und deren Aufstellung ist es bei all diesem am we-
nigsten abgesehn, die stehn sehr beilaufig herum, die sind, wenn
man will, mehr Decoration des Saales, als die Hauptpersonen,
denen zu Ehren der Saal gebaut ware. Aber es giebt zwei
Definitionen von , Museum“, nur durch zwei kleine Worter un-
terschieden. Die erste: Ein Museum ist ein Gebaude, zur Auf-
nahme von Kunstdenkmalern bestimmt. Wie kénnen Sie wissen,
ob man nicht hier die zweite Definition im Sinne hatte: Ein
Museum ist ein schénes Gebiude, auch zur Aufnahme von
Kunstdenkmialern beslimmt?“ Kommen Sie weiter. Ich уег-
stehe mich wenig auf Hieroglyphen.

Wir treten wieder in die Sdulenhalle hinaus, die kiinftig
der durch die Hauptpforte Eintretende zuerst passiren wird.
Hine noch mit Brettern versehlagene slatiliche Treppe fiihrt ge-
rade in die Hohe. Ein tiheraus grossartiger Raum, vielleicht
das colossalste Treppenhaus der Welt dffnet sich vor unsern
Blicken. Aber Sie diirfen sich beim Hinaufsteigen nicht diesem