27 Етагиек аБег!аз5еп. Вто an der dreiseiligen Brustungsmauer der Treppe ist der wundervolle Amazonenfries von Phigalia angebracht. Das ist ein Witz des Baumeisters. Er wollte nicht, dass man den gewaltigen Raum stiickweise beim Treppensteigen nach und nach iberschauen sollte, sondern erst wenn man oben stinde. Darum fasste er die Briistung mit diesem herrlichen Relief ein; freilich verdiente es einen bessern, selbstandigern Platz, anstatt den einer blossen Decoration; freilich werden einige Theile zu sehr aus der Ferne, zu sehr von unten, an- dere zu nah gesehen, andere endlich nur, wenn man sich auf der Treppe férmlich ansiedelt. Aber wie gesagt, der Baumei- ster hatte seine Griinde, und, wie cs scheint, er hatte Voll- macht, alles. Andre, noch so Wichtige, seinen Grinden unter- zuordnen.. у Nun stehn wir also auf der obersten Stufe und diirfen um- blicken. Fiirwahr, cin imponirender Raum von den schdénsten Verhaltnissen. Der Treppe gegeniiber trigt cin Siulengang die Galerie, die die Gemicher des Obergeschosses verbindet. Die beiden Langwainde zu den Seiten dieser Galerie sind fir die sechs grossen Kaulbach’schen Bilder bestimmt, die von den zwei grossen Fenstern in den beiden schmalen Wanden ein treffliches Seitenlicht erhalten werden. Einfache, geradlinige, griechische Formen. Die Treppe wendet sich und fihrt in zwei geraden Armen héher. Wo die Arme sich begegnen, steht ein Karyatidentempel — was licheln Sie wieder? Sie fragen, was er da soll? Mein Golt, muss denn Alles, was hiibsch aussieht, einen Zweck haben? — In der Architektur allerdings. — Nun so wissen Sie denn, dass es das sogenannte Pandroscion am Erechtheus-Tempel zu Athen ist. — Aber dort hat es seinen schicklichen Platz im Zusammenhang mit dem Uebrigen. Hier, als Treppenbekrénung mittenhingesetzt, unterbricht es die schéne Weite des Raumes, bricht das Licht des einen Fensters und ist wiederum nur Decoration. Ich weiss Ihnen diese Bedenken nicht zu heben. Aber Sie stecken mich an. Ich komme nun selbst mit Bedenken. Be- trachten Sie das griechische Dach, griechisch, was die flache Neigung der Giebelseiten betrifft. Denn dass man von innen diesen Giebel und seine Construction bemerkt, ist doch wohl nicht griechisch. Aber nun weiter. Die Balken, die den Giebel tragen, liegen unmiltelbar auf dem Sims auf, der die Wande abschliesst. Wer erwartet nicht, dass die Wande, diesem Ge- balk entsprechend, durch Pfeiler gegliedert, dass diese Pfeiler durch vorspringende Kampfergesimse als Trager der Balken charakterisirt seien? Nichts von alle dem. Die Wande sind vollig glatt, wir glauben ihnen nicht, dass sie die schwere Dachconstruction ohne Gefahr tragen kénnen. Aber mussten sie nicht glatt sein, um die Bilder aufzunehmen? Allerdings. Dann hatte man aber billiger Weise darauf verzichten sollen, das Daehgebalk frei sichtbar werden zu lassen, hatte ein flaches Bretterwerk auf die Hauptbalken legen kénnen, und, wir sind es tiberzeugt, fir den Gesammteindruck des Treppenhauses ware dadurch viel gewonnen worden. Denn abgesehen von der dun- keln, massenhaften Bemalung der Decke kommt noch etwas hin- zu, sie driickend erscheinen zu lassen. Man hat auf die Quer- balken schwere phantastische Thiergestallen, glanzend vergoldet, Paar und Paar gegen einander gestellt. Welche Vermischung der verschiedenen Stile! Pandroseion und griechische Weisse der Treppenseiten und diese bunte ungcheuerliche Romantik! Statt dessen denke man sich, dass der Raum so einfach be- dacht ware, wie seine Grundverhaltnisse von der edelsten Ein-~ fachheit sind, und man wird zugeben, dass die Kaulbach’schen Bilder hundertmal grossartiger wirken wiirden, als cinziger Schmuck dieses miachtigen Raumes. Die alte Regel des guten Geschmacks, dass der sich nicht schmtickt, der sich tiber- mit zum grossen Theil erganzten Reliefs bedeckf. Und so Er- ginzung iiber Erginzung. Warum lacheln Sie nicht mehr? Ist es Ihnen nach gerade ausser Spass, wie hier eine Fille von Material vergeudet worden ist, um im Grunde nichts zu Stande zu bringen, als — eine artige Spielerei? — Kommen Sie wei- ter, es ist hier elwas beschrankt. Der Saal, wo die Mumien aufgestellt sind, ist geraumig und einfach. Leider erhalt er von der Seite des Hofes ein verkiimmertes Licht, und die kleinen Gerathe, die hier aufge- stellt sind, lassen sich tbel betrachten. Die Schraénke an den Wanden sind noch nicht gefillt. Was der Saal sonst enthallt, ist Ihnen aus dem alten Agyptischen Museum bekannt; wir wollen also voriibergeln, da es uns vor Allem auf das neue Gebéiude ankommt, Noch einmal durch das Grabergemach und durch den Tempel. Der Saal zur Rechten des Gotzen heisst der historische. Ute Wande sind mit agyptisechen Malereien véllig bedeckt — mit alien? Nein, man hat den Denon, Caillaud und Hoskins ge- pliindert. Aber warum ein so enormes Bilderbuch, das der Laie angafft und der Gelehrte hier nicht sucht? Warum hier nur der fliichtigen Neugier zu Willen gehandelt, Kinderschuhe der Kunst, aus denen sie seit Jahrtausenden herausgewachsen, mit so viel Mihe frisch auflakirt, anstatt sie in ihrer ehrwiirdigen verstaub- ten Unscheinbarkcit hinzustellen? Mit Ihren Fragen! Das Volk, das diese Raume als Laie durchwandelt, soll eine Anschauung von diesem uralten Culturleben erhalten, da es die Prachtwerke der Bonaparte’schen Expedition doch schwerlich zu Gesicht be- kommt. — Das liesse sich héren. Indessen — stehen die Frichte dieser gewonnenen Anschauung mit den Anstrengungen, die sie moglich machten, im Verhaltniss? Ist das eine Frucht zu nen- nen, dass der Laie am Ende Gott dankt, diesen Windeln ent- ronnen zu sein? Und, wenn man mit denselben Kosten wahr- hafte Kunstwerke erworben hatte, die eimen modernen Sinn liu- tern und erheben kénnten, hatte man da nicht besser gethan? — Das eine thun und das andere nicht lassen. Ob man besser gethan hatte, muss die Zukunft lehren. Wer weiss, was dies agyptische Museum fiir wohlthatigen Einfluss auf unsere Cultur noch tiben wird. Einige Uebelstinde sind freilich mit dieser Einrichtung verbunden. Man kann nichts auf die Borten stellen, die doch im Grunde zur Aufnahme der alten Reste bestimmt sind, ohne die Bilder zu verdecken. Man wird schwerlich Raum finden, auch nur einen kleinen Theil der wichtigen Papyrusrollen schicklich auszubreiten, da die Wande schon bedeekt sind. Aber was will das sagen? Man hat dafiir so hibsche Bilder und die frischen Farben stehen dem Saal weit besser, als die alten Schnorkel der Schriftrollen ihn kleiden wirden. Aber im Grunde muss ich Ihnen Recht geben: Auf die Al- terthimer und deren Aufstellung ist es bei all diesem am we- nigsten abgesehn, die stehn sehr beilaufig herum, die sind, wenn man will, mehr Decoration des Saales, als die Hauptpersonen, denen zu Ehren der Saal gebaut ware. Aber es giebt zwei Definitionen von , Museum“, nur durch zwei kleine Worter un- terschieden. Die erste: Ein Museum ist ein Gebaude, zur Auf- nahme von Kunstdenkmalern bestimmt. Wie kénnen Sie wissen, ob man nicht hier die zweite Definition im Sinne hatte: Ein Museum ist ein schénes Gebiude, auch zur Aufnahme von Kunstdenkmialern beslimmt?“ Kommen Sie weiter. Ich уег- stehe mich wenig auf Hieroglyphen. Wir treten wieder in die Sdulenhalle hinaus, die kiinftig der durch die Hauptpforte Eintretende zuerst passiren wird. Hine noch mit Brettern versehlagene slatiliche Treppe fiihrt ge- rade in die Hohe. Ein tiheraus grossartiger Raum, vielleicht das colossalste Treppenhaus der Welt dffnet sich vor unsern Blicken. Aber Sie diirfen sich beim Hinaufsteigen nicht diesem