Wenig Aquarells und noch weniger Zeichnungen und Radirun- gen. Ausser der Gesellschaft fiir Ermuthigung der schénen Kiinste hat man wenig Ankéufe gemacht. Diese Gesellschaft hat zwilf Gemalde gekauft, die unter die Actionaire verloos’t werden sollen. Die, welche nichts gewinnen, haben die Wahl zwischen vier Kupferstichen, von denen der Ausschuss meh- rere Blatter angeschafft. Unter diesen Tombolabildern befindet sich ein sehr schoner Stierkampf von Verboeckhoven. (Indép. B.) OHriigge, im August. Der Prof. Zahn verweilt auf seiner Kunstreise tiber Paris und London seit mehreren Tagen zum fiinften Male in Briigge, um unsere schénen Werke der Briider van Eick, des Hemling und anderer Meister des 15. Jahrhunderts naher zu priifen; es scheint als wolle er in seinem Prachtwerke iiber die Kunstwerke in Belgien mehrere Gemilde des Hemling in der Originalgrésse und in den Farben der Originale geben, wenigstens scheinen seine hier gemachten ausfithrlichen Studien darauf hinzudeuten. Hrn. Zahn’s eifriges Nachforschen in vie~ len bis jetzt noch nicht benuizten hiesigen Archiven, so wie in den Archiven zu Maldeghem, von wo das Hospital des h. Jo- hannes mit den herrlichen Gemalden des Hemling dotirt wurde, scheinen héchst interessante Aufschliisse tiber die wahren Na- men der van Eick und des Hemling zu geben, deren hbaldige Mittheilungen gewiss der ganzen Kunstwelt von grossem Inter- esse sein diirften. Auch scheint Hr. Zahn in mehreren Fami- lien-Archiven durch die Contracte und Rechnungen viele Na- men der bedeutendsten Miniaturmaler des 14. und 15. Jahrhun- derts der Briigger Schule entdeckt zu haben, deren Werke die Bibliotheken de Bourgogne zu Вгйззе! und viele andere Biblio- theken schmiicken. Bei den Untersuchungen der Archive sind Hrn. Zahn die hiesigen Familien, an die er vielfach durch Hrn. Convay, Intendant der Civilliste des Kénigs, empfohlen, beson- ders aber die als Schriftstellerin bekannte, geistreiche Grafin Lalaing, geborne Grafin Maldeghem, die sich einige Tage hier aufhalt, so wie der Abbate Karton und der sich hier seit vie- len Jahren aufhaltende Herr Steinmetz sehr behiilflich. Nach- dem Prof. Zahn seine hiesigen Studien vollendet, wird er nach Lille gehen, um daselbst die schénen Original -Zeichnungen des Raphael, die friher im Besilz des Hrn. Vicard in Rom waren, wieder zu sehen; von dort geht er auf einige Tage nach Ghent, um die Meisterstiicke der van Eick von neuem zu bewundern, und von dort wird er die Stadte Mecheln, Lowen, Liittich und Briissel besuchen und dann seine Riickreise iiber Rotterdam, Haag, Leyden, Amsterdam und Westphalen nach Berlin antre- ten, um noch in diesem Herbste das. dritte Heft seines grossen Prachtwerkes ,,Pompeji, Herculanum und Stabiae* erscheinen zu lassen. Wie wir héren, wird Hr. Zahn nachsten Winter wieder in Italien, vorzugsweise in Neapel und Pompeji, zubringen. (B.N.) London, im August. Chaldadische Sarge aus Back- steinen. Herr Kennet Loftus, der erste Europaer, welcher die Ruinen von Warka in Mesopotamien besucht hat, und welcher der zur Festsetzung der Grenzlinie zwischen Tiirkei und Persien errichteten Vermessungs— Commision des Oberst Williams bei- gegeben ist, macht uns folgende Mittheilungen. ,,Warka ist ohne Zweifel das Erech der Schrift, die zweite Stadt Nimrods, und zugleich das Orchoe der Chaldéer. Die Grabhigel inner- halb der Mauern sind fiir den Geschichts- und Alterthumsfor-~ scher von hohem Interesse, indem sie angefiillt, ja, man méchte sagen, im wértlichen Sinne zusammengesetzt sind aus Sargen, die sich bis zur Héhe von 45 Fuss tiber einander thiirmen. Es ist augenscheinlich der grosse Begrabnissplatz ganzer бепе- rationen von Chaldéern gewesen, wie noch heute Meshad Ali und Kerbella bei den Persern. Die Sarge haben sehr seltsame: Formen; sie gleichen gewohnlich einer Badewanne, doch etwas Mitte des finizehnten Jahrhunderts gesetzt werden ditirfte. Ein hohes localgeschichtliches Interesse behaupten tibrigens diese schlichten Zeichnungen und Schriftzeilen um so entschiedener, als sie unsers Wissens das einzige gréssere Denkmal sind, welches von der innern Ausschmitckung der altesten Residenz der Wittelsbacher dahier auf unsere Tage sich gerettet hat, nachdem erst in unserm Jahrhunderte (!) die reichen Bau- und Kunstzierden der von Ludwig dem Bayern mit kaiserlicher Mu- nificenz bedachten Burgcapelle (der nachmaligen St. Lorenz—Hof- kirche) schonungslos verschleudert worden. (N. M. Z.) Bruffel, im Juli. In der Sitzung vom 4. Juli hat die Kunstklasse der Briisseler Akademie dem Central~Verwaltungs- ausschusse der allgemeinen Kiinstlerkasse noch fir die Stadte Antwerpen, Gent und Liittich besondere Ausschiisse hinzuge- fiigt. Die Commission der von der Stadt Gent bewerkstelligten Ausstellung hat einen Theil der Einnahme fiir die Kiinstlerkasse bestimmt. In derselhen Sitzung sind dic Fragen flr die naichtse Preisbewerbung festgestellt werden. Es sind dieselben, welche fiir das vergangene Jahr gestellf waren, aber nicht beantwortet worden sind: 1. Welchen Einfluss hat zur Zeit der Renaissance die Literatur auf die Malerei, die Bildhauerei und die Baukunst ausgetibt, und welche Vortheile und Nachtheile vom Standpunkte der Kunst aus betrachtet, hat dieser Einfluss zur Folge gehabt? 2. Betriffi die Musik. 3. Beschreibung der Umwandlungen, welche die Saulenbasen und Kapitéler in der Folge der ver- schiedenen Baustyle erlitten, und Angabe der Grtinde dieser Umwandlungen. 4. Ueber den Ursprung und den €harakter der flamischen Malerschule unter der Regierung der Herzége von Burgund; iiber die Ursachen der Blithe und des Verfalls. — Die betreffenden Abhandlungen miissen vor dem 1. Juni 1851 an den Secretair gesandt werden. — Auf der Tagesordnung befand sich ferner die wichtige Frage wegen der Geschichts- und literarischen Prifung, welcher man die Laureate der gros- sen Preisbewerbungen in der Malerei, Bildhauerei, Bau- und Aetzkunst unterwerfen will, bevor man sie ins Ausland sendet. Der Minister des Innern hat diese Frage angeregt. Sein Vor— schlag ist von den Mitgliedern der Kunstabtheilung mit einigen . Verdnderungen angenommen worden. Die hauptsachlichsten Be- stimmungen sind folgende: Der Laureat wird von einer beson- deren Jury geprift. Die Priifung ist miindlich und schrifilich. Besitzt er die nothigen Kenntnisse, um von seinem Aufenthalte im Auslande Nutzen zu haben, so kann der Laureat sogleich abreisen. Ist aber der Urtheilsspruch verneinend, so muss er sich nach Verlauf einer festgesetzten Frist zu einer neuen Prii- fung melden. Die Gegenstinde der Priilung sind folgende: 1. Die franzésische Sprache; 2. die allgemeine Literatur, durch die Dichtwerke Homer’s, Virgil’s, Dante’s, Tasso’s und Milton’s, so wie durch die Bibel vertreten; 3. die Geschichte und die Alterthiimer der Hebrier, Griechen, Rémer und des Mittelal- ters; 4. die Geschichte Belgiens mit Einzelrheiten; 5. die An- thropologie oder die Kenntniss der kérperlichen, geistigen und sittlichen Organisation des Menschen. — Die Liitticher Kunstausstellung ist vor Kurzem geschlos- sen, nachdem sie dem Publikum sechs Wochen gedéffnet gewe- sen. Sie war nicht so reich wie die von 1847. Der Catalog enthalt nur 240 Nummern. Mehr als jemals zeichnete sich die religidse und Geschichtsmalerei durch Abwesenheit aus. So bestand die Ausstellung fast nur aus Genrebildern und Land- schaften. Portraits waren selten. Das ist gerade kein Uebel, aber ein Beweis der misslichen Lage unserer Maler; denn von allen Zweigen der Kunst hat natirlich die Portraitmalerei stets am meisten den finanziellen und socialen Krisen getrotzt. Die Bildhauerel war nur durch den Liitticher Jehotte vertreten.