tigkeit, Analogie und Unterbrechung der arithmetischen Pro-
gression zu veranschaulichen, kommt er zu dem Ausspruch, dass
es hier, eben wie fiir die Form, eine ideelle Schénheit gibe,
was er durch Beispiele und Vergleiche darzuthun sucht. —
Dasselbe Prinzip fir Composition und Helldunkel wendet er nun
auch auf die Farbe (Capitel IV.) an, die er indess mehr als
Schmuck, wodurch die Schénheit erhéht und die Hisslichkeit
gemildert wird, betrachlet, und nachdem der Verf. specieller
tber Ton, Reflex, Contrast, tiher warme und kalte Farben ge-
sprochen hat, empfiehlt er besonders das Studium des mensch-
lichen Korpers als das schénste und erhabenste Vorbild fir dic
Harmonie der Farbe. — Mit dem Capitel V. (Von der Ueber-
tragung der Natur durch die Kunst) schliesst der Haupttheil des
Werkes ab. Auch dies letzte Capitel enthalt héchst beachtens-
werthe Bemerkungen. Von der zwiefachen Art die Natur zu
	betrachten, mit dem Auge oder mit dem Geist, hangt der Ge-
danke des Kunstwerkes ab: Die Hand ist geschickt, wenn sie
von Kopf und Herz geleitet wird u. s. w.; besonders macht er
darauf aufmerksam, nicht durch zu viele Einzelheiten dem En-
semble zu schaden, da es ja der Totaleffect ist, welcher uns
zuerst am lebhaftesten beriihrt, und die Wirkung desselben
wiederzugeben, das ist, worauf es zumeist ankommt; dann
fahrt der Verf. fort sowohl tiber die Fehler einzelner Kiinstler
wie tiber so manche falschen Lehrmethoden der Jetztzeit beleh-
rend zu sprechen. Nachdem ein flichtiger Vergleich zwischen
dem Studium des Landschaftmalers und dem des Figurenmalers
angestellt wird, schliesst das Kapitel mit den Worten: Ja vie
est courte, Tart est long.

Das auf obige Abhandlung folgende erste Supplement ist
eine Fortsetzung von Beispielen zu Capitel V., bei deren Er-
lauterung manches Treffliche itber die Werke bedeutender Kinst-
ler, besonders des Rembrandt u. s. w. beigebracht wird — und
vielleicht, um sich gegen etwaige Einwirfe zu sichern, dic
man dieser Schrift machen kénne, da sie bisher fast ausschliess-
lich die Landschaft behandelte, foigt im zweiten Supplement
eine Abhandlung tiber die Schénheit des Weibes, worin der
Verf. das Princip des Hogarth, in Betreff der Schénheitslinie,
wicder aufnimmt und die angenehme Wirkung derselben auf
das Gefithl nicht nur am weiblichen Kérper, sondern auch an
andern Gegensténden aus der Natur und Kunst nachzuweisen
sucht. Dass es ihm eben so wenig gelingen wird, dieser Linie
die bestimmten Grenzen yorzuschreiben und dieselben festzu-
stellen, gesteht er gern, indem er sagt: je crois, que la for-
mule du beau est plutét dans le coeur de homme, que dans
les livres de mathématiques transcendantes — und da auch wir
derselben Ansicht sind, so mége dieser Ausspruch figlich den
so zusammengedrangten Inhalt dieses in vieler Beziehung
ausgezcichneten Werkes beschliessen. Da es zu weit fiihren
wiirde auf Einzelheiten der Schrift noch specieller einzugehen,
so mussten wir uns schon mit einer stark zusammengezogenen
Darstellung des Hauptinhalts geniigen. Mége dieselbe hinrei-
chen, um auf dic Eigenthiimlichkeit und den Werth dieser Schrift
aufmerksam Zu machen, die sich von vielen derartigen theore-
lischen Werken wesentlich dadurch unterscheidet, dass simmt-
liche in ihr niedergelegten Resultale auf praktische Erfah-
rung gegriindet sind und, so viel es uns scheint, mit prakti-
schem Sinne erfasst und angewandt werden kénnen. Dies Werk
enthalt des Trefflichen und Brauchbaren so viel, dass eine Ueber-
tragung in das Deutsche, mit einigen Modificationen, nicht nur
eine belohnende, sondern auch fiir die Kunst fruchttragende
Arbeit werden kénnte, besonders in einer Zeit wie die jetzige,  
wo so Mancher die Grenze iiberschreitet und bei dem Streben  
nach dem Ungewohnlichen leicht zur Unnatur hinabsteigt.
	ВЯ. Weiss,
	BO wupherstichs.
	Die Jagdversammlung am Morgen. Landschaft
von Joh. Both, die Figuren von J. B. Weeniz ge-

malt, und gexeichnet und gestochen von Fried. Geiss-

ler in Nurnberg. Preis 2 Thir.
	In einer Zeit, wo die Kupferstecherkunst im Landschafts-
fach selten etwas Ausgezeichnetes leistet, weil Streben nach
grellem Effekt und glatler glinzender Vortrag die Augen der
Nichtkenner zu bestechen sucht, wahrend die Kenner nur all-
zuschr die edle Einfachheit, Wahrheit und Charakteristik der
Natur vermissen, ist es gewiss eine sehr erfreuliche Erschei-
nang, endlich cin Werk zu erblicken, das nach dem Gemialde
eines grossen Altern Meisters, des J. Both, ganz im Geiste

desselben in Kupfer gestochen worden ist.
Es ist dies eine gebirgige italicnische Landschaft, von der

Morgensonne beleuchtet, mit der Aussicht auf einen Fluss, im
Vorder- und Mittelgrund hohe Baume von den schénsten For-
men, unter welchen sich eine Strasse hinzieht, die mit Jagern
zu Fuss und zu Ross und ihren Hunden belebt ist.

Ein Veteran im Landschafts- und Thierfach, der Kupfer-
slecher Friedrich Geissler, hat dieses Bild, das sich in der
bekannten Kunsitsammlung des Kaufmann Hertel in Niirnberg
befindet, und von Herrn Director Waagen in seinem Buch tiber
die Kunstwerke im Erzgebirge und Franken lobend erwahnt
ist, aus freier Wahl und von dessen Schénheit angezogen, in
gross Querfolio in Kupfer gestochen und mit allem Jugendfeuer
ausgefiihrt.

Sein Stich erfillt alle Anforderungen, die man an den
Kupferstecher, der nur Schwarz und Weiss hat, um allen Far-
benzauber eines Both wieder zu geben, machen kann; und er
hat diese fusserst schwierige Aufgabe sehr gliicklich gelds’t,
so dass man den Maler in der Klarheit des Lichts, in der
Durchsichtigkeit der Schatten, in der Leichtigkeit des Baum-
schlags und in der geistreichen Fithrung des Pinsels ganz wie-
der darin findet.

Das kunstliebende Publikum ist durch diese Arbeit eines
Stechers, dem es aus friiheren Zeiten in dem Prachtwerk: ,le
musée de Napoléon* meisterhafte Stiche nach Ruisdael, Wy-
nands, Berghem, y. d. Velde u. a. verdankt, um ein Blatt, das
alle Beachtung verdient, reicher geworden. м.
	ФЕ аниВ о.
	J.D. P. £vankfurt a. H., im Aug. Versteigerung der
Kunstsammlungen Wilhelm’s Й., Kénigs der Nieder--
lande, welche im Haag am 12. Aug. d. J. ihren Anfang nahm. —
Nicht ohne Staunen des Auslandes und unter einem peinlichen Ge-
fiihl fiir die Inlander hat Holland eine seiner schénsten Zierden
verloren. Die herrlichen in der Gallerie aufgestellten бете,
Zeichnungen und Statuen, welche einst der Prinz von Oranien
in Briissel, spater als Konig Wilhelm II. im Haag mit grossem
Aufwand zusammengebracht hatte, und welcher die allgemeine
Bewunderung der Kunstfreunde zu Theil geworden war, ist
nun, um des Geldes willen, in alle Welt zerstreut. England,
	  Frankreich, Belgien, Deutschland und Russland haben sich haupt~
	sichlich mit diesen Бевамеп der Kunst bereichert, wahrend
verhaltnissmassig nur wenig fiir Holland erhalten wurde, Denn
	auch diejenigen Werke, welche, im Betrage von beiliufig
	400,000 Е ., den Taxationspreis nicht erreichten und zuriicker-
	  Steigert wurden, diirften friiher oder spater gleichfalls ins Aus-
	land wandern. Antrage deshalb wurden bereits an die Beauf-