tragten von Paris und Frankfurt gemacht. Unter diesen zuriick- ersteigerten Bildern befinden sich noch einige sehr ausgezeich- nete, aber auch andere, deren grosser Name mit immensen Sum- men bezahlt worden sind, die jetat aber nicht dafir anerkannt werden. Ueberhaupt ist zu bemerken, dass die Kunstliebe des Konigs in friiheren Zeiten zu Briissel weit besser bedient wor- den ist, als spater in Holland, wo die argsten Betrtigercien staltgefunden haben sollen. Es war deshalb beim Ankauf in der Versteigerung die priifendste Vorsicht ndthig, um nicht nach- her beim Entdecken der Wahrheit Reue empfinden zu miissen. Die erste Stelle unter den Kaufern von Gemalden nahm der Marquis von Herlford cin, der in einem Tage sieben Bil- der um 169,050 Fl. gekauft hat; alle waren Edelsteine der Samm- lung, namlich: No. 63. Rubens, die Schliisseliibergabe, erkauft um 18,000 Fl. — No. 71 und 72. Ant. van Dyck, die Portraits des Henry Leroy und dessen Gemahlin, ganze, stehende Figu- ren, um 63,600 FI. — No. 84 und 85. Rembrandt, die Portraits des Jos. Pellicorne mit seinem Sohn, und dessen Frau mit ih- rer Tochter, um 30,200 FI. — No. 98. Hobbema, Landschaft mit Mihle, um 27,000 FI. — No. 181. Andrea del Sarto, die h. Fa- milie von Padua, um 30,250 Fl. — Er stand Ofters im Kampf gegen den Abgeordneten Russlands, aber stets grossartig den Sieg tiber denselben erhaltend. Als man den edeln Lord mer- ken liess, dass er sehr hohe Summen fiir die gekauften Bilder gezahlt, soll er geantwortet haben: ,Beim Kauf sehe ich nicht auf das Geld, sondern auf die Bilder“. Fiir den Kaiser von Russland wurden um 131,325 Fl. fol- gende neun Gemalde gekauft: No. 1. Joh. van Eyck, die Ver- kiindigung, eine reiche Composition, aber noch etwas trocken in der Farbung, um 5375 Fl. — No. 22, Quintyn Messys, die Himmelfahrt Maria, 2000 Fl. — No. 46. Joh. v. Mabuse, die Kreuzabnahme, 7000 Fl.; zu diesem Altarblatte, das sehr ge- litten hat, gehéren dic Fligel mit dem Taufer und dem Apostel Petrus (No. 36 u. 37), die aber besonders versteigert und um 4350 Fl. zuriickgekauft wurden. — No. 82. B. van der Helst, ein grosses Familienbild, 11,900 Fl. — No. 120 u. 121. Velas- quez, die Portraits CarlsIV. und des Herzogs Olivarez, 38,850 FI. — No. 107. Guercino, die Enthauptung der hetligen Catharina, : 10,100 Fl. — No. 177. Raphael(?), Portrait des Sannazzaro, 16,000 FI.; dieses Bild ist so sehr beschaidigt und tibermall, dass jetzt nichts von Raphael, wenn je, daran zu erkennen ist. — No. 191. Leonardo da Vinci(?), La Colombine, aus der Gal- lerie Orléans, 40,000 Fl.; es ist ein schénes Werk des B. Luini, dessen Bilder tiberhaupt oft fir solche seines grossen Mei- sters gelten. Einen der wichtigsten Kaufe machte das Pariser Museum in dem schénen Madonnenbild mit Engel und Heiligen, No. 170, von Pietro Perugini. Es ist noch in seiner frithern Weise in tempera gemalt, aber von dem seelenvollsten Ausdruck und vortrefflich erhalten. Da es mit 23,500 Fl. bezahlt wurde, йе] der Auftrag fiir Berlin mit 20,000 Fl. zu kurz, und Lord Hert- ford liess es gegen den Andrea del Sarto fahren, was von vielen Englindern sehr bedauert wurde. Eine andere Erwer- ‘bung fiir das Pariser Museum ist das herrliche Bildniss des Henri de Vicq, No. 67, von P. P. Rubens, um 7025 FI. Es hat fiir Frankreich das besondere Interesse, dass der Dargestellte es war, der den Auftrag erhielt, mit dem Maler wegen der zu fertigenden Bilder zur Verherrlichung der Maria von Medicis, Konigin von Frankreich, zu verhandeln. Das Brisseler Museum hiclt sich bei seinen Ankiufen an Фе Niederlindische Schule und verausgabte dafiir 38,500 FI. Namlich fiir No. 80, Consales Coques, ein Familienfest auf dem Lande, 7200 Fl. —— No. 73. Ant. van Dyck, Portrait des Martin Pepin, ein treffliches Bild, aber elwas kalt und schwer im Ton, 4300 Fl. — No. 88. Rembrandt, Biltniss eines Madchens, 3700 FI. — No. 93. Joh. Both, eine grosse schéne Landschaft, 10,400 FI. — №. 94. Jac. Ruisdeal, grosse Landschaft mit Figuren von v. d. Velde, 12,900 FI. Fir Deutschland erwarb das Berliner Museum den kdst- lichen Reisealtar Karl s V.(?), No. 17, von Roger von Briigge, welchen Kénig Johann Il. im Jahre 1445 ins Kloster Miraflores, bei Burgos, gestiftet hatte. Sodann No. 18 und 19 die Geburt Johannes des Taufers und die Taufe Christi mit reicher archi- tektonischer Umgebung, ahnlich der am Reisealtar. Diese Bil- der sind von einem Schiiler des Roger von Briigge geferligt und zwar fiir dasselbe Kloster, wo er sich von 1496—1499 aufgehalten hat und Meister Johann aus Flandern genannt wird. Das dritte Bild dieser Folge, dic Enthauptung Johannes des Tau- fers darstellend, wurde kiirzlich in einer Londoner Versteige- rung an den Kunsthandler Hrn. Farrer verkauft. Dieselben drei Gegenstinde, von denselben Compositionen und von demselben Meister, aber feiner in kleinerem Massstab ausgefiihrt, erwarb das Stadel’sche Kunstinstitut zu Frankfurt vor mehreren Jahren aus dem Mailandischen. Der Reisealtar, von trefflicher Erhal- tung, wurde mit nur 6000FI., die beiden anderen Bilder mit A000 Fl. bezahlt. Auch Frankfurt hat fiir sein Kunstinstitut zwei schéne Eyck- sche Bilder erhalten, namlich No. 2. Johann van Eyck, die h. Jungfrau aus Lucca, um 3000 Fl. — und No. 20. ein mannliches Bildniss in Landschaft, von Hans Memling, um den geringen Preis von 300 Fl — Sodann No. 172. ein Portrait einer reich- gekleideten Dame, von Sebastian del Piombo, um 3500 FI., wo- fiir der Kénig 16,000 Fl. gezahlt hatte. Auch kam vom Prinzen Heinrich der Niederlande nach dem Kauf das Ansuchen an den Beauftragten fiir Frankfurt, cs ihm um den gegebenen Preis wieder abzulassen, dem aber nicht Folge geleistet werden konnte. Fir die Sammlung neuerer Bilder wurde fir Frankfurt noch erkauft: No. 22. L. Gallait, die Abdankung Karl’s V, um 3900 FI. — No. 75. H. Leys, Scene vor einem Gasthause, um 2530 Fl. — No. 146. Eug. Verboeckhoven, ein Stall mit Schafen, um 1600 FI. Nach Deutschland kommen noch von den neueren Bildern durch Ankauf des Herrn Consuls Schetter in Leipzig: No. 142. Eug. Verboeckhoven, Schafheerde bei einem Gewitter, ein gros~ ses Bild, um 3100 FI. — No. 35. Gudin, Algerische Landschaft, 410 Е!. — No. 68. v. der Laar, Salvator Rosa portraitirt bei Raubern ein Weib, 220 Fl. — Der bekannte Kunstliebhaber Hr. Baranowsky kaufte zwei gute Landschaften von Koekkoek um 2300 FI. und 2470 Fl. Wie alle Werke dieses Meisters, sind auch diese mit dem sorgfaltigsten Studium aufs ausserste voll- endet, entbehren jedoch irgend einer Stimmung, dessen, was die Poesie der Landschaft genannt werden konnte. Als echter Patriot zeigte sich Herr Grandy, welcher das Bild seines Landsmannes D. Wilkie, das Innere einer heimli- chen Branntweinbrennerei im Hochland darstellend, um 10,100 Fl. erkaufte, obgleich es zu den spateren, minder guten Werken des Meisters gehért. Von neueren Bildern gingen noch nach England durch An- kauf des Herrn Dingwal: No. 37. Hamman, die Heimsuchung, 600 Fl. — No. 70. Lamme, die Ehebrecherin, 200 F). — No. 112. Raden Saleh, der Indier, zwei Lowen im Kampf, 155 Fl. — No. 124. v. Schendel, Fischmarkt, 1320 Fl. — No. 144. E. Ver- boeckhoven, Italienische Gegend mit Vich, 1370 Fl. — No. 162. yan der Vyver, ein Monch, 170 F). — Ferner durch Herrn Ha- rington: No. 51. Knip, Landschaft bei Spa, 300 Fl. — No. 64. H. Koekkoek, Marine, 600 Fl. — No. 65. J. H. Koekkoek; Vater des Hermann, ebenfalls Marine, 400 Fl. — Endlich durch Herrn Hoar: No. 42. Claude Jacquand, Wilhelm yon Oranien verkauft