seschmiickt. Jedes Capitel beginnt mit einer Initiale der fein- sten Art in demselben Geschmack, und mit einer auf dem In- halt desselben beziiglichen Vorstellung z.B. das zweite mit der Anbetung der Kénige. Das Kind ist sehr frei bewegt, die Képf- chen der Kénige, zumal des jungen mit blondem Haar, reizend, das Ganze von sehr feiner und harmonischer Farbenwirkung. Ausserdem hebe ich nur noch die Verklarung Christi hervor, wobei derselbe, wie meist in diesem Manuscripte im jugendli- chen Typus erscheint. Auch die tbrigen Képfe, so wie die Motive der Theilnahme in den Jéingern sind sehr gelungen. In dem Evangelium des Markus verdient die Vorstellung der Ge- fangennehmung Christi vor allen Beachtung. In den beiden anderen Evangelien dirfte sich der Kiinstler eines Gehiilfen be- dient haben; die Képfe der Figuren mit dunkeln Umrissen sind minder fein und Bilder wie Verzierungen bunter. Dagegen erkennt man wieder véllig seine Hand in dem grossen Schluss- bilde, welches oben Christus als Weltrichter in rosenfarbner Mandorla, mit verehrenden Engeln, unten Maria und Johannes vorstellt. Zwei posaunende Engel und zwei mit den Leidens- werkzeugen deuten noch naher das jiingste Gericht an. Die Képfe sind hier besonders edel und wiirdig, die Ausfihrung sehr zart, die stylgemassen Falten weich vertrieben. Der Grund ist blau mit Mustern. So sind auch die meisten tibrigen Grinde farbig. Der prachtige Kinband mit Léwenképfen und Arabesken in vergoldetem Silber zeigt durch die mit dem Jahr 1446 auf einem der Hacken befindlichen Buchstaben 4 ELOY, dass sich dieses kostbare Denkmal spiter im Besitz vom Kaiser Frie- drich HI. befunden hat. Hochst wichtig fiir die Lebendigkeit, den Geschmack und den Schonheitssinn, womit die Maler der béhmischen Schule schon sehr friihe Vorginge aus dem Leben behandelt haben, ist eine Handschrift in bohmischer Sprache auf der Universi- tatsbibliothek zu Prag (mit XVII.A.b. bezeichnet), welche die Schrift von der Lehre der christlichen Wahrheit eines Thomas Stitny enthalt, und in deren Vorrede sich das Jahr 1373 als das der Abfassung angegeben findet. Die theils in den hib- schen Initialen vorhandenen, theils Vignetten bildenden Vorstel- lungen zeigen viel Verwandtschaft zu dem oben erwdahnten Gebetbuch des Erzbischofs Ernst, sind indess minder fein aus~ gebildet, obwohl ich dem Wocél nicht beistimmen kann, welcher hier nur die Hand eines Dilettanten erkennen will ). Folgende Bilder scheinen mir eine besondere Beachtung zu verdienen. Bl. 37.b. ein schénes, blondgelocktes Madchen in prachliger, fiirstlicher Tracht, lasst sich von einem blonden Ritterjiingling den Hof machen. Die Verfiihrung ist durch ein Teufelchen in Gestalt einer Fledermaus ausgedriickt, welcher ihm die Hand fiihrt und ihr etwas zufliistert. In der Zeichnung fallen hier nur seiné mageren Beine und die spitzen, langen Fiisse auf, Sonst ist Alles ungemein gliicklich individualisirt. Der Grund besteht aus mit dem Pinsel aufgetragenem Golde mit rothen Arabesken. — BI. 44.b. einige Jungfrauen, von denen sich die vorderste besonders auszeichnet, weihen sich dadurch, dass sie knieend Kréinze auf dem Altar opfern, zu Brauten Christi. — Bl. 47.a., in einem P. eine edle Frauengestalt im Gebet, in einem Gewande von besonders wahren und weichen Falten. — BI. 116.a., die Firmelung, eine sehr gelungene Composition, worin sowohl der Kopf des Bischofs, als der der einen Frau einen national béhmischen Typus haben. — BI. 124.a. die Trau- ung von ganz ungemeinem Reiz! — BI. 127. die Beichte, wo- bei sowohl das Sprechen als das Zuhéren sehr gui ausgedriickt ist’ — BI. 148.b. ist der Tod auf die eigenthiimlich grassliche, mir neue, Weise dargestellt, dass eine diirre Gestalt mit einem 1) In dem angef. Werke. S. 153. Von derselben Hand sind ebenfalls die Miniaturen in dem Brevier des Bischofs Johann von Leuthomischl, liber viaticus geriannt, ein an derselben Stelle befindlicher, 1360 geschrie- bener Folioband. Bei der Verkiindigung sieht man in der Luft das von Gott Vater herabgesendete Christuskind. Die Bilder befinden sich hier innerhalb der Initialen. Doch auch in den schénen Randverzierungen im deutschen Geschmack kommen figiirliche Vorstellungen vor, wie die sehr naiv aufgefasste An- betung der Hirten, so auch Propheten. Mit welchem Erfolg die béhmische Malerschule in den da- mals so eng mit Béhmen verbundenen Landern Schlesien und Mahren Wurzel geschlagen, dafiir gewihrt ein durchweg sehr schén mit goldenen Lettern auf dem feinsten Pergament ge- schriebenes Evangeliarium in der k. Bibliothek zu Wien ein sehr lehrreiches Beispiel. Dasselbe enthalt namlich zu Ende in grossen abwechselnd goldnen und blauen Buchstaben folgende Notiz: ,Et ego Johes de Oppavia (Troppau) psbiter. Cano- nicy Brunnensis, plebanuus in Landscrona hunc librum cum auro purissimo de penna scripsi, illuminavi atq. deo cooperante cplevi, in anno domini Millesid trecentesimo, sexagesimo VIII.“ Wie die vorkommenden Wappen beweisen, ist diese Handschrift fir den Erzherzog von Oesterreich Albrecht Il., mit dem Bei- namen der Astrolog oder auch mit dem Zopf, einen Beschiit- zer von Kunst und Wissenschaft, welcher bekannilich 1365 die Universitat in Wien erneuerte, geschrieben worden. Dieser Umstand beweist, in wie hohem Ansehen die béhmische Schule in jener Zeit stand. Die schénen Bildchen dieses Buches zeigen nun in allen Theilen die grésste Uebereinstimmung mit den gleichzeitigen Miniaturen, welche als von béhmischen Kiinstlern beglaubigt sind, namentlich findet sich auch hier die rundliche Form der Képfe, durch welche sich der ideelle Typus der boh- mischen Schule von dem anderer Lander unterscheidet. Ue- brigens zeigt sich dieser Johann von Troppau in Erfindung, in gliicklichen Motiven den, bis auf die schwachen Beine und Fisse, yélligen und guten Formen der Zeichnung, wie in der breiten Behandlung, als ein sehr tichtiger Kunstler. Noch hoher aber steht er in dem tectonischen Schmuck der Initialen und Rander, und dafir ist dieses eins der schénsten Denkmale jener Zeit, wie sich denn auch schon Dibdin ) welcher einige Proben giebt, in ahnlicher Weise ausspricht. Bei den Initialen zeigt sich indess ungleich entschiedener als bei den Meistern bohmi- scher Kunst aus dem 14. Jahrhundert ein Einfluss der deutschen Weise. Dagegen findet sich fiir die Vergoldungen das schwarze Poliment der Béhmen angewendet. An der Spitze eines jeden der Evangelien befinden sich hier anstatt der gewohnlichen Vor- stellung des schreibenden Evangelisten, zwélf Vorstellungen aus dessen Leben, welche eine ganze Seite einnehmen und durch farbige Streifchen getrennt, allesammt von einem Men- nigstreifen eingefasst sind. So enthalten die Bildchen auf dem ersten Blatt, wie Matthius bei den Mohren das Christenthum Yehrt, Wunder verrichtet und den Tod leidet. An den Ecken befinden sich die Wappen von Oesterreich, Steyermark, Karn- then und Krain. Das sehr reiche L zu Anfang des Evange- liums, auf der Seite gegentiber ist rosafarben und enthilt acht zierliche, musicirende Engel von derselben Farbe. Innerhalb der blauen Fillung, worauf goldne Linien feine Rauten bilden, zwanzig verschlungene Drachen, welche eben so viele Vorfahren Christi umgeben. Diese zeichnen sich durch lebendige Motive, die mannlichen Képfe auch durch Mamnigfaltigkeit aus. In dem rothen Felde, welches dieses L einfasst, befinden sich blaue und griine Acanthusmotive, im Geschmack der Initialen deut- scher Kunst. Auch der Rand ist noch mit zierlichen Schnoérkeln 1) A bibliographical tour. Vol. 3. p. 464 ff.