rium ftir die Erhaltung aller Denkmailer etwas zu thun ent- schlossen scheint. Es steht zu erwarten, dass eine Reichs- anstalt errichtet wird, deren Aufgabe nicht bloss Pflege пап Erhaltung alter Kunstwerke, die nicht bloss mit der Macht ausgestaltet ware, im Namen der Staatsgewalt der modernen Barbarei da ein Halt zuzurufen, wo sie die Monumente antastet, sondern auch so organisirt ware, dass eine wissenschaftliche Verarbeitung der Denkmiler in einer umfassenden Weise vorge- nommen werden konnte. Von welcher Seite aber die Organi- sation dieser Anstalt ausgehen wird, ist noch nicht entschieden. Bei der Errichtung der Ministerien wurde leider die bildende Kunst vergessen; die Leitung dessen, was mit ihr in Verbin- dung steht, ist zersplittert, die Akademie der bildenden Kiinste, deren vorziiglichste Seile der Unterricht sein oder werden soll, wurde dem Ministerium des Unterrichts und Kultus zugewiesen; das Ministerium der 6ffentlichen Bauten macht natiirlicherweise auch einen bedeutenden Anspruch auf Leitung der Kunstange- legenheiten, und glaubt besonders bei der Einrichtung der héheren Bauschulen ein Wort mitsprechen zu miissen, das Mi- nisterium des Innern fithlt sich natirlich berufen, den alten Denkmilern gegeniiber jene Stelle zu tibernehmen, die Guizot und Salvandy so ausgezeichnet in Frankreich vertreten; die Bildergallerie im Belvedere, das Antikenkabinet und die Am- brassersammlung unterstehen vorerst einer Hofstelle, dem Oberst- kimmerer; die s. g. Freiheit der Kirche hat eine nicht unbe- deutende Zahl von Kunstdenkmalern den Handen der Staatsge- walt entriickt, und auf diese Weise fehlt Hinheit des Handelns, da bei der Verschiedenheit der Individuen an Einheit des Ge- dankens nicht zu denken ist; Reibungen die leicht eintrelen, wo das Interesse an der Sache nicht das voraziiglichste Motiv des Handelns ist, erschweren, dass tiberhaupt etwas geschieht, und Vorschlage, deren Verwirklichung man schon vor Monaten erwartet hatte, sind in diesem Augenblicke noch nicht ausge- fiihrt. Und wenn, troiz dieser Hindernisse, deren Hinwegrau- mung grésseren Schwierigkeiten unterliegt, als es auf den er- sten Blick den Anschein hat, so liegt der Grund darin, dass ‚ рег den Mannern, die an der Spitze des Staates stehen, ein guter Wille vorhanden ist, und die bildende Kunst der Gegen- wart, und die Denkmaler der Vergangenhcit in einem Zustande der Verwahrlosung sich befinden, der ein schnelles Handeln zur Pflicht macht. Bei dieser Gelegenheit wiirden auch meh- rere jiingere ésterreichische Schriftsteller, die sich mit dem Studium vaterlindischer Kunstwerke und mittelalterlicher Ar- chaologie beschaftigt haben, zu Lehrkanzeln an ésterreichischen Universitaten (man nennt Wien, Prag und Gratz) berufen wer- den. Sie werden begreifen, dass die projektirten Unternehmun- gen der Ministerien von allen Freunden der Kunst mit Freuden aufgenommen werden. Die Anzahl der Kunstdenkmaler in Oester- reich ist viel grésser, als es bis jetzt bekannt ist, auf einen kleinen Raum konzentriren sich oft die verschiedenartigsten Richtungen, Style und Jahrhunderte, in vereinsamten Gebirgs- thilern und Kldstern hat sich vieles erhalten, was der Strom der Zeit in anderen Kulturlandern vernichtet hat. Die Kunst- geschichte hat vielerlei Bereicherungen zu erwarten, dem Kiinst- ler werden neue Anregungen zukommen, und das Volk, das im besten Falle gleichgiiltig an den Monumenten vortiberging, wird seine warme Theilnahme, die es bier Kunstwerken tber- haupt schenkt, auch der Klasse unter denselben zuwenden, die mit seiner Geschichte auf das innigste verschwistert sind. Wir werden demnichst Gusseisen bei Bauwerken und Mo- numenten in grésserem Maassstabe verwendet sehen, als &s bisher der Fall war. Unsere Architekten sind emsig bemiiht, ein Baumaterial zu finden, das vollkommen der Zeit entspricht und glauben es charakteristisch genug im Eisen und zwar im weder dieses noch sonst ein beglaubigtes Blatt von Gherardo erhalten. Ottley glaubt eines in der Darstellung, wie Virginius seine eigenem Tochter dem Tode weiht, zu erkennen; allein die Behandlung dieses Kupferstiches und auch die Art der Zeich- nung hat nichts mit der unseres deutschen Meisters gemein; letztere ist ganz italienisch, erstere in engen, feinen und re- gelmassig geordneten Strichen der Schattirung ausgefiihrt, die ein nur sehr enges Licht lassen und dem Ganzen ein Metallglanz- artiges Ansehen geben. Dieser Stich scheint von einem Gold- schmied herzurtihren. Mit weit besscren Griinden ist dem Ghe- rardo ein rundes Blatt von 5 Zoll 10 Linien Durchmesser zu- zuschreiben, eine Pieta vorstellend; denn dieser Stich ist augen- fallig nach einer Composition des Martin Schongauer von einem italienischen Kupferstecher gefertigt und von ausgezeichneter Schénheit. Christus, mit tiber die Brust geschlagenen Armen und Dornenkrone, steht hinter einen Sarkophag. Maria sich mit der Linken die Thranen trocknend, fasst Christus mit ihrer Rechten. Gegeniiber Johannes, ein Buch haltend, unterstiitzt mit der Linken den Ellbogen Christi. Vor dem Sarkophag be- findet sich das Schweisstuch mit dem Antlitz des Heilandes. Dieses merkwirdige Blatt besitzt das britische Museum. Hier- her gehért wohl auch der Christus mit den sechs Engeln. B. VI. 8.169. No. 6. Ein Blatt, das unverkennbar nach Martin Schon- gauer’s Zeichnung von einem Italiener gestochen worden ist. Die Baume sind namentlich in der Zeichnung eben so behan- delt, wie wir dergleichen in den Reliefs von Lorenzo Ghiberti finden. Noch giebt es viele andere sehr merkwiirdige Kupferstiche der altflorentinischen Schule des XV. Jahrhunderts, tiber die alle zu berichten hier zu weit fiihren wiirde, ohne dass da- durch ein bestimmtes Ergebniss fiir die Kunstgeschichte zu er- reichen wire. Ich begntige mich daher hier nur noch des Flo- rentiner Goldschmiedes Robetta zu gedenken, der ums Jahr 1512 gebliht. Die Compositionen seiner Stiche haben etwas sehr Phantasiereiches und Anmuthsvolles, dagegen ist die Zeich- nung sehr mangelhaft, die Technik ist ungeordnet und unbe~- hilflich. Dr. Waagen hat daher die Ansicht ausgesprochen, dass einige seiner Stiche nach Zeichnungen des Luca Signo- relli gefertigt zu sein schienen, welcher Ansicht ich jedoch nicht beistimmen kann, vielmehr glaube ich, dass Ottley voll- kommen Recht hat, sie nach Zeichnungen von Filippino Lippi zu halten. Das Blatt der zwei Musen(?), B. No. 23, ist sicher nach einem Entwurf dieses Meisters gestochen, indem er ihn mit einigen Abanderungen und von der Gegenseite in der Ka- pelle Strozzi der Kirche S. Maria novella zu Florenz, grau in grau al fresco ausgefihrt hat. Ottley giebt in seiner ,¥loren- tine School* Tab. LI. eine Abbildung davon. (Forts. folgt.) Meitune. Herlin, im September. Die Maler Alexius Geyer und Leo- pold Giiterbock aus Berlin, welche eine zehnjahrige Studien- reise unternommen haben, gedenken sich einige Zeit in ihrer Vaterstadt aufzuhalten, um ihre Skizzen den Kunstfreunden in ‘hren Ateliers aufzustellen. Ersterer bringt eine reiche Sammlung italienischer und orientalischer Studien mit, von welchen jene aus Sicilien, Aegypten, Nubien, Armenien, Syrien, Palastina, Grie- chenland, Kleinasien , grosses Interesse erregen méchten. Letz- terer hat die Genrescenen jener Linder mit gliicklichem Er- Го] ое aufgefasst. (В. №.) *Wiett, im September. Es wird allen Kunstireunden cine erfreuliche Nachricht sein, zu héren, dass das ésterr. Ministe-