kaufs eine Beleidigung gegen alle hierher zum Kauf geladenen
und gekommenen Liebhaber war. Endlich jedoch siegte das
bei Auctionen in Amsterdam rechilich Gebrauchliche tber die
Ansichten der Willktir im Haag und so kam der Sturm nicht
zum Ausbruch. Der Hauptschatz der 370 Handzeichnungen alter
Meister bestand in den Originalblattern von Raphael, Michel
Angelo, Leonardo da Vinci, Rubens und A. van Dyck. Auch
von Fra Bartolomeo, Correggio, Andrea del Sarto und Seba-
stian del Piombo enthielt die Sammlung schéne Exemplare.
England und Holland, Frankreich und Deutschland haben sich
in diese Schatze getheilt, so jedoch, dass beide ersteren Lin-
der das Meiste erhielten, letztere aber eine strengere Wahl
trafen, wobei besonders die Zeichnungen Raphael’s in Betracht
kamen. Das Pariser Museum erhielt deren sechs, wobei die
Trauer iiber den Leichnam Christi, ehedem in der Sammlung
des Grafen Fries in Wien den ersten Rang in der k. Samm-
lung ecinnahm und mit 6900 Fl. bezahlt wurde. ‘ Dasselbe Mu-
seum erwarb noch drei Zeichnungen von Michel Angelo und
eine kleine h. Familie von Fra Bartolomeo, die schén wie Ra-
phael ist. Die Raphaelische Zeichnung, welche den zweiten
Rang in der k. Sammlung einnahm, ist ein Studium zum un-
tern linken Theil der Disputa, saémmtliche Figuren unbekleidet.
Timoteo Viti hatte sie von Raphael erhalten, Crozat kaufte sie
von dessen Erben, dann besass sie Mariette; das Stadel’sche
Kunstinstitut zu Frankfurt erkaufte sie um 1510 Fl., welches
ausser dieser noch acht andere desselben Meisters erwarb, so-
dann auch eine Taufe Christi, ein késtliches Blatt von Peru-
gino, einen Michel Angelo, drei Correggio, wobei der erste
Entwurf zu dem Bild des h. Sebastian in Dresden. — Eine
schéne Erwerbung fiir Deutschland machte auch Hr. Weber aus
Bonn in der Zeichnung der Anbetung der Hirten von Raphael,
welche Ottley in Facsimile herausgegeben hat.

Von den Englindern kaufte Hr. Woodburn aus London die
meisten Zeichnungen, namenilich viele von Michel Angelo, die
schénsten und echten bezahlte er mit 800 bis 1800 Fl. — Auch
solche von Raphael, oder die ihm zugeschrieben werden, ka-
men viele in seinen Besitz, dabei befindet sich das schéne le-
bensgrosse Portrait, wofiir er 3200 Fl. bezahlte. Die Zeichnung
zu einer Schiissel, No. 109, obgleich nur von einem Schiler
Raphael’s ausgefiihrt, erhielt von ihm den Preis von 1050 FI.
— Von Fra Bartolomeo (No. 100, falschlich dem Andrea del
Sarto im Catalog zugeschrieben), Seb. del Piombo, Venusti,
Rubens u. A. ersteigerte er gleichfalls gute Blatter. Nach Eng-
land gingen auch durch Herrn Colnaghi mehrere Zeichnungen
Raphael’s, und Herr Hall, ein feiner Kunstkenner aus London,
erwarb einen der schénsten Federentwirfe zur Grablegung von
Raphael, indem er 2000 FI. dafiir zahlte.

Die 10 Apostelképfe von Leonardo da Vinci ersteigerte
Herr Weimar im Haag um 8000 FI., ein Preis, der sehr billig
erscheint, wenn die Zeichnungen besser erhalten waren und
man die volle Ueberzeugung gewinnen diirfte, dass sie Origi-
nale des Meisters seien. Von den Blattern anderer Meister,
welche noch derselbe kaufte, ist besonders eine Rothstiftzeich-
nung von Correggio hervorzuheben, Entwirfe zu den Amori-
nen, mit den Attributen der Diana, fiir das Kloster S. Paolo zu
Parma, da sie von ausserordentlicher Schénheit sind. Es wur-
den 340 FI. dafiir bezahlt. — Die zwei bewunderungswirdigen
Federentwiirfe Raphael’s zu der Frauengruppe in der Grable-
gung Borghese , wo das Skelett in die in Ohnmacht sinkende
Maria hineingezeichnet ist, kaufte Hr. Leembrugge um 1230 FI.
— Noch manches andere schéne Blatt kam in den Besitz hol-
Jandischer Kunstfreunde, viele aber wurden auch zurickbehal-
ten, namentlich die fiinf Képfe nach den Raphaelischen Car-
tons No. 1—5. Die zwei Bicher mit Studien von Fra Barto-
	fomeo, mehrere Zeichnungen von Rubens, Studien zu dem jar-
din d’Amour, die késtlichen Bildnisse des Const. und Christ.
Huyghens von Anton van Dyck u. a. m.

Sehr interessant war eine Folge grosser in Tusch aqua-
rellirter Zeichnungen von Schotel, Seestiicke darstellend. Zwei
derselben wurden um 135 FI. fiir das Institut zu Frankfurt
gekauft. #

Die lebensgrossen Marmorstatuen von den Bildhauern J. C.
und G. Geefs, von Royer, J. A. v. der Ven, Cartellier und
Е. Simonis erlangten nur die geringen Preise von 1000—
3600 Fl. — In den Besitz des Herrn Weimar im Haag kam z. B.
das ausgezeichnete Werk von J. Geefs, der Engel des Bésen
um 3000 Fl. — Die Charitas von Royer um 2200 Fl. — Das
Fischermadchen von J. Geefs ersteigerte Hr. Lamme um 3600 FI.
und das Kind mit dem Hunde spielend, von G. Geefs, Herr
Weeninck um 2325 FI.

Nahere Angaben tiber jeden einzelnen Artikel kann nach-
gesehen werden in dem ,Souvenir de la galerie de feu Sa
Majesté Guillaume II. etc. vendue 4 la Haye le 12 Aout 1850
avec annotation authentique des prix et des acquéreurs. Am-
sterdam chez W. Willems. 1850.

Nach aufgefundenen Notizen soll dem Kénig Wilhelm II.
seine Kunstsammlung die ungeheure Summe von mehr als sie-
ben Millionen Gulden gekostet haben. Der Gesammterlis der
Versteigerung betrug 1,229,743 FL, namlich: 1. fiir alte Gemalde
891,105 Е1., 2. fir neue Gemilde 223,330 FL, 3. fir Hand-
zeichnungen 90,683 Fl., 4. fiir Statuen und Biisten 24,625 FI,
Summa 1,229,743 Fl. Von dieser Summe sind jedoch fir zu-
rickgekaufte Gegenstinde abzuziehen, etwa 400,000 FI., wonach
sich der wirkliche Erlés beschraénkt auf beildufig 829,743 FI.

Mit einem Gefiihl der Wehmuth schliesse ich diesen Be-
richt tiber den Verkauf der herrlichen Kunstsammlung eines
Kénigs, der mit Lust und Liebe sie vereinte und auf’s Liberalste
allen Freunden der Kunst zuginglich machte. Diese schéne
Schépfung, welcher Wilhelm II. noch die eines grossartigen
Hauses mit exotischen Gewachsen und eines Gartens mit den
schénsten Pflanzen zugesellte, und so die Freude an Werken
	der Kunst mit der an der Natur vereinte, diese edle Pracht
	und Herrlichkeit ist nun ohne alle Pietat zerstort worden, denn
auch die Pflanzen in den Hausern und Garten sind an den Meist~
bietenden verkauft. Ja man firchtet selbst, dass die bronzene
Reiterstatue Wilhelm’s von Oranien, die der verstorbene Kénig
vor dem gothischen Gebiude hat errichten lassen, nach Delft
wandern, der Palast selbst aber, den er bewohnt, zu einem
Hotel und Caffeehaus herabgewiirdigt werde!
	Foudon, im Aug. Kingsstoner Krénungsstein. Es
ist aus der Geschichte bekannt, dass die Kroénung von wenig-
stens sieben englischen Kénigen aus dem sachsischen Hause
zu Kingston a. d. Themse stattgefunden hat. Der rohe Stein,
auf welchem sie gekrént wurden, stand friher dem alten Rath-
hause gegeniiber, auf dem Markte, und wurde i. J. 1837, beim
Bau eines neuen, nach dem Hofe des Assisengebaudes geschafft,
wo er bis jetzt, wenn auch wohl verwabrt, doch der Beachtung
entzogen blieb. Spater richtete der Rath der Stadt seine Auf-
merksamkeit auf diesen Gegensland, setzte ein Comite ет, den-
selben naher in Erwagung zu ziehen, wahlte dann einen von
Herrn Davis entworfenen angemessenen und schénen Plan aus
und bewilligte cine Summe Geldes zur Deckung der Errich-
tungskosten. Nach dem gedachten Plan, dessen Ausfihrung
nunmehr beginnen wird, soll der Krénungsstein auf einen sie-
beneckigen Steinblock, von sechs Fuss Durchmesser und funf-
zehn Zoll Dicke, welcher inmitten sieben steinerner, durch ein
eisernes Gelinder verbundener und genau in dem Charakter