Ende des 14. Jahrhunderts die Lage der Burg, an deren Fuss die alte Bergstrasse vorbeiging, welche die Schweiz, Baiern, Schwaben, Franken und Elsass mit der reichen Stadt Frankfurt, Hessen, Sachsen etc. verband, um Wegelagerung zu treiben. Zur Unterdrickung dieser Raubereien verbanden sich im Ап- fange des J. 1499, der Pfalagraf Ruprecht, die Erzbischéfe von Mainz, Trier und Céln, die Stadte Speier, Mainz, Worms, Frank- furt u.a., wozu noch zuletzt Hilfstruppen des Herzogs Leopold von Oesterreich und des Grafen Eberhart von Wirttemberg stiessen. Am 27. Juni wurde das Lager vor der Burg aufge- schlagen und dieselbe, nach einem ausserst hartnackigen Kampfe, am 21. Juli erstiirmt. Hartmut von Cronenberg wurde mit den 48 iibrig gebliebenen Vertheidigern, von welchen nur fiinf un- verwundet waren, gefangen und die Burg durch Sprengen und Feuer ganzlich zerstért. Die Kupfertafel I. enthalt drei verschiedene Muster von go- thisch verzierten Platten aus gebranntem Thon (Fliesen), zur Belegung der Fussbéden. Taf. II. Il. und IV. eine Anzahl von sehr schénen Ofenkacheln mit Laubwerk, Drachen und andern Verzierungen. Taf. V. eine Auswahl von irdenen Tépfen, theil- weise noch in antiker Form, Taf. VI, ein grosses Gefass eben- falls in romischer Form, Bronze -Kessel, Hackmesser, Waagen, Beile, Leuchter, Glocken, Eissporen etc. Taf. УП. eine Hand- biichse von Messing, Pfeilspitzen, Messer etc. Taf. VIM. Min- zen (sogenannte Handelheller), Schnallen, Schliissel, Maultrom-- mel, Feuerstahl u. a. ‘Taf. IX. Schwert, Dolche, Sporn und mancherlei Pferdegeschirr etc. Taf. X. eine selten vorkommende Kesselhaube (bassinet), Eisenhandschuhe, Eisenspangen von Brust- und Riickenharnischen, eine vollstandige Handmihle etc. Taf. XI. enthalt, als erlauternde Zugabe, Darstellungen nach gleichzeitigen Kunstdenkmalen tber die Art und Weise, wie die Waffenstiicke etc. in den verschiedenen Perioden im Ge- brauche waren. Besonders interessant ist die Handhabung der Handmihle durch Frauen, nach einem gleichzeitigen Miniatur- gemilde. Taf. XII. zeigt den Grundriss der Burg mit zwei ver- schiedenen Ansichten. Das schéne Titelblatt, im gothischen Styl, ist nach Motiven, welche sich auf den gefundenen Gegen— standen befinden, componirt. Die Geschichte der Belagerung des Tannenbergs, welche in die Zeit fallt, als die Kriegskunst, in Folge des erst kurz yorher in Anwendung gekommenen Schiesspulvers, eine ganz~ liche Umwandlung erfuhr und ungeheuere Steinkugeln zur Zer- trimmerung der Mauern und Thiirme gebraucht wurden, giebt nicht allein werthvolle, kriegsgeschichtliche Aufschliisse, son- dern es bietet dies irefflich ausgestattete Werk auch einen in- teressanten Beitrag zur Geschichte der Einrichtung der mittel- alterlichen Burgen und der friher gebrauchlich gewesenen Waffen und der zum Theil noch nach antiken Vorbildern gefertigten Ge- rathsehafien. С. Becker. 7аг Копфе 4ег &Нежеп Kupferstecher und ihrer Werke. Von J. DD. Passarvant. (Fortsetzunsg. ) cher die Propheten und Apostel in dem von mir an dem ange- fiihrten Orte beschriebenen Psalter des Herzogs von Berry aus- gefiihrt hat. Dagegen ist die Vorstellung desselben Herzogs, welcher von dem Kinde auf dem Schoosse der Maria einge- segnet wird, BI. 7. b., ganz farbig gehalten. Auch diese, so wie siebzehn farbige Bilder aus dem neuen Testament, von der Verkiindigung bis zur Grablegung Christi, deren jedes eine ganze Seite einnimmt, rihren meines Erachtens von demselben Kunstler her. In allen diesen Bildern ist der Vortrag sehr fein punktirend, die Oberflache matt. Die Vignetten, wie die Vor- stellungen der Initialen verrathen dagegen durch den breiteren Vortrag, die kraftigeren und leuchtenderen Farben den nieder- landischen Kiinstler, welcher die Bildchen des Kalenders in dem grossen Gebetbuch gemacht hat, und héchst wahrscheinlich je- ner Johann von Limburg, oder einer seiner Briider ist, von denen viele Bilder in dem Gebetbuch desselben Herzogs her- riihren, welches sich im Jahre 1835 im Besitz eines Grafen von St. Mauris zu Paris befand. Nur ungern versage ich es mir, auf die nahere Schilderung einiger jener Bilder einzuge- hen, und bemerke nur, dass die reiche Darstellung der Kreu- zigung Bekannischaft mit der Auffassung dieses Gegenstandes in der Schule des Giotto verrith, welche der Kiinstler leicht durch ejnen der italienischen Miniaturmaler jenes Herzogs ge- macht haben konnte. (Fortsetzung folgt.) Deutsches Mittelalter. Die Burg Tannenberg und ihre Ausgrabungen. т Аир trage Sr. kiniglichen Hoheit des Grossherzogs von Hes- sen und bei Rhein etc. bearbeitet von Dr. J. v. Hefner und Dr. J. V. Wolf. Frankfurt a. M. 1850. Verlag der S. Schmerberschen Buchhandlung, Mit einem reich verxierten Titel und 12 Kupfertafeln. ki. Fol. 3 Thir. Im Sommer des J. 1849 liess der Grossherzog von Hessen die blos aus einigen zerbriéckelten Mauerresten bestehenden Ueberbleibsel der Burg Tannenberg an der Bergstrasse, un- weit Zwingenberg, aufraumen. Bei dieser Gelegenheit wurden eine Menge von Waffenstiicken und Gerathschaften der Vorzeit aufgefunden, welche ein um so grésseres Interesse fiir den Alterthumsforscher darbieten, als dieselben noch aus dem 14. Jahrhundert herriihren miissen, weil urkundlich die Burg im J. 1499 ganzlich zerstért und spater nicht mehr aufgebaut wurde. Wie selten Waffen und Hausgerathe aus dieser Epoche sind, bedarf wohl keiner nihern Auseinandersetzung. Der historische Text des Werks, die Geschichte der fri- _hern Besitzer und die Belagerung der Burg enthaltend (S. 1— 80) ist von Dr. Wolf mit grosser Griindlichkeit bearbeitet. Ausser dem reichhaltigen Material von 44 abgedruckten Ur- kunden, aus den Archiven von Darmstadt, Weilburg, Miinchen, Frankfurt etc. sind mehrere auf die Burg beziigliche Lokalsagen und eine Abhandlung iber den Burgenbau des Mittelalters, von Krieg von Hochfelden, beigefiigt. Die Abbildungen und Beschreibung der entdeckten Alterthiimer, welche mitunter iiber- raschende Aufschliisse gewihren, sind von dem bekannten For- scher im Gebiete des deutschen Mittelalters, Dr. J. v. Hefner. Nach den Forschungen des Herrn v. Krieg, reicht der Bau der Burg Tannenberg nicht in die erste Halite des 12 Jahrhun- derts zurick. Urspriinglich war dieselbe, wie auch schon der Name andeutet, im Besitze der Ritter von Tannenberg. Spiter Gauerbschaft verschiedener Geschlechter, waren die bekannten michtigen Ritter von Cronenberg Mithesilzer derselben. Ei- ner dieses Geschlechts, Hartmut der jiingere, benuizte gegen Andrea Mantegna und seine Nachfolger. Масв Уазаг! ВаЦе Мащеста, Бег зетег Апууезеппей т Вот unter Innocenz VIIL, Kupferstiche des Pollajuolo kennen gelernt und sich dadurch veranlasst gefunden, selbst in Kupfer zu stechen. Hat dieses seine Richtigkeil, so fielen seine ersten Versuche darin zwischen die Jahre 1484 und 1491. Unterstiilzt wird ciniger- maassen diese Angabe durch eine Zeichnung des Mantegna zum Triumphzug des Casar, in der Florentiner Sammlung, die mit der Jahrszah] 1491 bezeichnet ist; die Stiche nach diesen Cam-