posilionen gehoren aber nicht zu seinen spatesten. Unbestreitbar
war er der erste, welcher in der Lombardei die Kupferstecher-
kunst in Aufnahme brachte, daher es auch begreiflich wird, wie
Lomazzo glauben konnte, er sei der Erfinder derselben gewesen.
Dieses spate Auftreten des Mantegna als Kupferstecher, gegen
Ende der achiziger Jahre, wird auch noch dadurch bestitigt,
dass jene Schiiler oder Kunstgenossen, welche mehrere Blatter
nach seinen Zeichnungen gestochen haben, wie Zuan Andrea,
Giov. Antonio da Brescia, Nicoletto da Modena, oder
ihn nachgeahmt haben, wie der Meister von 1515 u. A.,
vielmehr dem 16. als dem 15. Jahrhundert angehéren. Diese
Kupferstecher haben anfanglich ganz in der Art des Mantegna
gearbeitet, sich aber nachmals, mit Ausnahme des Erstern, der
sich immer treu geblieben, verschiedenartig ausgebildet, theils,
indem sie Stiche nach Albrecht Direr copirten, theils indem
Sie sich der Schule des Mare Antonio zuwendeten. Bei Giov.
Ant. da Brescia wird diese Verschiedenheit seiner Behand-
lung des Grabstichels selbst so gross, dass mehrere Blatter,
die er in Rom geferligt, wenn er nicht ein Paar derselben be-
zeichnet hatte, wie z. B. die Darstellung der Maria im Tempel
В. №. 4., уме fiir die seinigen zu erkennen waren. Hiezu ge-
héren и. а. auch: Joseph’s Becher im Sack des Benjamin ge-
funden, B. XV. S. 11. No. 7. — Zwei Sibyllen mit Engen, B.
	ХУ. 5. 46. No. do. Beide nach Raphael. — Ein Blatt mit drei
mannlichen Figuren, nach Michel Angelo. —- Ein rémischer Milch-
verkaufer. — Saulenfuss und Capital nach der Antike in Rom.
	— Auch das ,Quos ego* des Marc Anton hat er copirt. Im
Ganzen war er kein guter Zeichner. Er fand daher in der
strengen Behandlungsweise des Mantegna einen hessern Halt,
als spdter, wo er nach freier ausgefiihrten Zeichnungen oder
nach seinen eigenen gestochen hat.

Als einen Schiiler des Mantegna ist Zuan Andrea zu
betrachten, indem die Behandlungsweise seines Sliches der
dieses Meisters nicht nur sehr nahe kommt, sondern er hat
auch viel nach ihm copirt und mehrere Stiche nach dessen
Zeichnungen geferligt. Sonst hat er auch verschiedene Nach-
sliche Dtirer’scher Blatter gemacht. Hin Blatt von ihm, der
Kampf eines Drachen mit einem Léwen B. No. 20., nach einer
Zeichnung in Rothstein des Leonardo da Vinci gestochen, welche
schon Lomazzo in seinem Trattato della pittura S. 336 erwahnt
und sich jetzt in der Sammlung des Stidel’schen Kunstinstituts
zu Frankfurt befindet.

Zwei Blatter, welche der Behandlungsweise des Zuan An-
drea sehr nahe kommen, aber doch wieder Verschiedenheiten
zeigen, indem sie sich der venetianischen Schule annahern,
sind: 1. sieben Amorinen mit zwei Widdern. B. XIII. S. 302.
No. 14. dem Zuan Andrea selbst zugeschrieben. — 2. Maria mit
Епоеш. В. ХИ. 5. 85. №.3. Beide Stiche haben sehr eigen-
thimlich componirte Landschaften; reich mil Gebauden ge-
schmiickte Felsen am Wasser darstellend, die in Erfindung und
Stich aufs genaueste tibereinstimmen.

Zu derselben Gruppe gehért auch das Blatt des Meisters
I. F. T., Hercules die Schlange erlegend, welches Bartsch XIII.
$. 324. №. 12. unter die des Giov. Ant. da Brescia gesetzt hat.
Der Behandlungsweise nach ware auch hier ein grosses Blatt
von Bramante aus Urbino zu erwahnen; da es jedoch in
Mailand gefertigt worden ist, so wird die nihere Angabe dar-
tiber erst bei den Kupferstechern in jener Stadt erfolgen.
	Venetianisch-lombardische Meister.
	Sollten die Tarokkarten, bei Bartsch XIII. 8. 132, ve-
netianischen Ursprungs sein, wie eben sowohl die Darstellungs—
weise und volle Zeichnung, als auch der venetianische Dialekt
in den Unterschriften: Doxe, Zintilomo u. a. zu beweisen schei~
	nen, SQ muss angenommen werden, dass ein venetianischer
Kinstler wenigstens gleichzeitig mit Mantegna die Kupferstich-
kunst in Oberitalien eingefiihrt habe. Die Behandlung des Sti-
ches ist weder die des Mantegna, noch die des Baccio Baldini,
oder des Pollajuolo, sondern hat viel mehr Uebereinstimmendes
mit den Metallschnitten der bellinischen Schule in den venctia-
nischen frihern Werken der Buchdruckerei, die ich zwar nicht
als Vorbilder betrachte, sondern vielmehr als eine Art des Vor-
trags in der Zeichnung, wie er grade durch jene Stiche in Ve-
nedig in Uebung gekommen ist. Schon Zani und auch Ottley
haben mit Recht gegen Bartsch behauptet, dass die von diesem
zuerst beschriebenen Spielkarten, 8. 120, Copien seiner zweiten
Folge, §. 132, seien. Unbestreithar ist Letztere weit schéner
und feiner in der Zeichnung, sind mehrere Beiwerke mit weit
mehr Schénheitssinn behandelt, als die erste Folge S. 120.
Die vorztiglicheren Stiche sind aber stets als die Originale zu
betrachten. Auf der Copie der Karte Aritmeticha XXV. steht
die Jahreszah] 1485, woraus unlaugbar hervorgeht, dass die
Originale friher, wie es scheint von einem Schiiler des Gio-
vanni Bellini, sind gefertigt worden. Die Fac simile bei Ottley
sind nach Abdriicken schon abgenuizter Platten genommen. Auch
giebt es Copieen von Joh. Ladenspelder aus Essen; sein Mo-
nogramm befindet sich unten links auf der Figur der Fides.

Einer weit spatern Zeit gehéren andere venetianische Ta-
rokkarten an, von denen die Wiener Hofbibliothck drei Blatter
aus der Sammlung der Marchesa Busca Serbelloni in Mailand
besitzt, und deren 20 andere aus dem Cabinet des Grafen Fries
in das des Erzherzogs Karl gekommen sind. Zani und Cico-
gnara sahen ein vollstandiges Spiel unter zwei Besitzer in Nea-
pel vertheilt. Leizterer giebt in seinen Memorie Tav. XII. und
Xill. Abbildungen von sieben derselben, Auf der Karte des
Bacco No. XIV. befinde sich die Angabe ,,Col permesso del Se-
nato Veneto nel anno ab urbe condita MLXX.“ woraus er fol-
gert, dass, da die Griindung Venedigs nach den sichersten
Nachrichten in’s Jahr 421 falle, jene Karten im Jahr 1491 ge-
ferligt seien; indessen giebt er selbst an, dass die Erbauung
Venedigs auch in das Jahr 453 gesetzt werde, wonach die
Karten vom Jahr 1523 waren; und diese Bestimmung vertragt
sich weit besser mit der Art der Zeichnung und den iibervollen,
gewaltsam bewegten Figuren in der Art des Pordenone. Die
Behandlung des Stiches ahnelt der des Zuan Andrea. Vom
Meister dieser Karten giebt es auch einen St. Sebastian mit
vielen Pfeilen durchschossen und an eine Saule gebunden; links
sitzt ein Schitize, rechts halt einer das Seil, das dem Heiligen
um die Fiisse gebunden ist. Auf dem Wirfel, worauf die Saule
steht, ist der Name des Martyrers geschrieben. Hohe 7 Zoll
% Lin., Breite 4 Zoll 7 Lin. In der Hofbibliothek zu Wien.

Zu den friihern venetianisch-lombardischen Kupferstechern
gehért Girolamo Mozetto aus Verona. Nach Vasari war er
ein Schiller des Bellini. Dieses bestétigen eben sowohl ein
Altargemilde in S. Nazaro e S. Celso zu Verona, eine Madonna
mit dem Kind, und in den Nebentafeln zwei Heilige darstellend,
als auch jene schdnen Glasfenster der vier h. Streiter in 5S.
Giovanni e S. Paolo zu Venedig, welche Hieronymus Mocetus
bezeichnet sind. Diese Werke gehéren unverkennbar einem
Schiller des Bellini an. Zwei seiner Stiche, Madonnenbilder
darstellend, bei Bartsch XII. §. 218. Nr. 3. und 4. scheinen
nach Zeichnungen jener Meister gefertigt; dasselbe ist auch der
Fall mit einer Auferstehung Christi, eine reiche Composition,
Héhe 16 Zoll 9 Lin, Br. 11 Zoll, mit dem Namen des Kupfer-
stechers. Die Ausfiihrung ist ctwas rauh, aber sorgfaltig be-
handelt. Das Blatt besilazt die Sammlung des Erzh, Karl in Wien.
Eben daselbst befindet sich auch die zweite Halfte einer Schlacht
mit dem Namen Mocclus, von der Bartsch unter No. 8. nur den