MDXVII. — Padre Resta sagt in den Lettere sulla pittura II.
S. 341, dass er ein Schiiler des Bramante gewesen, ohne je-
doch eine Autoritat hierfiir anzugeben. — Seine beiden Kupfer-
stiche zeigen immer vier Amorine; auf einem sind sie tanzend,
auf dem andern musicirend dargestellt. Auf dem ersten befin-
det sich die Inschrift: ALTOBELO.V.F. Das V bezeichnet
wohl seinen Geburtsort und kénnte auf Vicenza oder Verona
gedeutet werden. Ottley giebt 8.550 eine genaue Beschrei-
bung derselben, und sagt, dass sie, mit vielem Verstandniss
behandelt, einen nicht gewoéhnlichen Meister verrathen. Ich
selbst habe diese Blatter nicht gesehen, glaubte sie jedoch hier
erwibnen zu missen, da ich iiber einige seiner Gemalde eine
	Auskunft zu geben vermochte, die bis jetzt noch gefehlt hat.
(Fortsetzung folgt.)
	Zur Statistik der Kunst.
	Aus emer klenen Schrift, in der man dergleichen zu su-
chen sich nicht leicht veranlasst sehen michte, betitelt: ,,die
Armenpflege in Bayern, insbesondere in der k. Haupt- und
Residenzstadt Minchen von Dr. Bauer, Biirgermeister. Miinchen
1850.“ entnehmen wir folgende Angaben tiber die Summen,
welche Kénig Ludwig aus eignen Mitleln, d. h, aus seiner
Cabinetcasse auf die Ausfiihrung seiner grossen Kunstunterneh-
mungen yerwendet hat, mithin zugleich in den meisten Fallen
den Preis, um welchen die Werke hergestellt worden sind.
Der Bau der Glyptothek ist ausgefithrt worden fiir 1,206,970
Fi.; die Allerheiligen-Hofcapelle fir 481,500 Fl. (mit der
Einrichtung); die kénigliche Residenz, und zwar der Kénigsbau
fiir 2,157,429 Fl.; der Saalbau fiir 1,004,640 Fl.; das Blinden-
Institutgebaude fiir 121,291 Fl. 343 Ky.; die Basilica St. Bonifa-
cius mit der innern Einrichtung ftir 841,355 FL; das dazu ge-
hérige Kloster und das Ausstellungsgebaude fiir 682.578 FI.;
	die Feldherrnhalle fiir 245,739 Fl.; die Brunnen auf dem Uni-
	versitatsplatze Гаг 174,435 Fl.; die Villa der Konigin Therese
an der Schwabinger Strasse, nebst der Einrichtung, fir 100,000
Fl.; die bayrische Ruhmeshalle (einschliesslich 140,000.FI. fiir
‘len Koloss der Bavaria) fiir 708,642 Fl.; das Siegesthor fiir
346,852 FI.; die neue Pinakothek fiir 273,932 Fl. Die Herstel-
lung des Isarthores kostete 25,858 FI.; die Verschénerung der
Arkaden des Hofgartens 71,920 Fl.; die Bemalung des Theater-
gebiudes 21,878 Fl.; der Monopteros im englischen Garten
42,000 Fl. — Zum Bau der Ludwigskirche gab Kénig Ludwig
einen Beitrag von 101,065 Fl.; zu dem der Marienkirche in der
Vorstadt Au 100,000 FI. und die 19 gemalten Glasfenster, welche
209,374 Fl. gekostet haben; zu dem Bau des Klosters vom guten
Hirten 10,000 F). und zu dem des Mutterhauses der barmher-
zigen Schwestern ebenfalls 10,000 Fl. Auf Ankéufe von Kuust-
werken, Herstellung von Denkmilern und auf Glasmalereien in
und um Miinchen hat K. Ludwig aus seiner Cabinetcasse ver-
wendet 1,338,267 Fl. Die Herstellung der Walhalla bei Regens-
burg kostete dem K. Ludwig 2,165,425 Fl. Fir die Befreiungs-
halle bei Kelheim hat .er bisher verausgabt 697,855 Fl. Das
pompejanische Haus bei Aschaffenburg hat 222,354 FI., die Villa
bei Edenkoben auf der Ludwigshéhe in der Rheinpfalz 271,853
Fl. gekostet. Die Glasgemilde fiir den Regensburger Dom sind
fiir 68,070 Fl. beschafft worden und fir die Restauralion und
Ausmalung des Speyrer Domes sind 117,059 FI. angewiesen.
Ungeachtet dieses Verzeichniss noch lange nicht erschépfend
ist, namenilich die Glasgemalde fir den CélIner Dom, die Denk-
male in Bayreuth, Erlangen etc. nicht enthalt, so reicht ihre
Gesammtsumme schon nahe an 14 Millionen Gulden, welche der
Monarch allein aus seinen Privatmitteln zur Belebung und Aus-
bildung der Kunst verwendet hat; wobei zur richligen Wirdi-
	bung der Lowenjagd, bei Bartsch No. 1, nach einer Copie von
	der Gegenseite genommen ist, weshalb hier auch die beiden
	РР verkehrt stehen. Das Originalblalt, von der zartesten Be-
handlung, besitzt das britische Museum. Die oben erwdhnten
zwei anderen Stiche des Meisters sind: 1. David, vom Ricken
gesehen und nur leicht mit emem Gewand bedeckt, steht auf
die Keule gestiitzt bet dem Kopfe des Goliath, Hohe 12 Zoll
4 Linien, Breite 5 Zoll 4 Linien; in der Sammlung des Erzher-
zogs Karl in Wien. Sodann ein h. Christoph, der das Christ-
kind trégt und sich auf einen Palmbaum stiitzt. Héhe 2 Zoll
10 Linien, Breite 2 Zoll 7 Linien. Im Pariser Cabinet.

Ein anderer origineller Meister, der gleichfalls der vene-
tianischen Schule sehr nahe steht, ist Marcello Fogolino.
Von ihm befindet sich im Stadthaus zu Vicenza ein Bild der
Anbetung der Kénige mit der Bezeichnung Marcellus Fogolinus
P.P. Das erste der P., welches wohl seinen Geburtsort be-
zeichnet, kénnte andeuten, dass er aus Padua gebiirtig sei. Die
Behandlung seines Grabstichels ist sehr malerisch, leicht und
frei, mit kurzen und regelmassigen Schraffirungen. Oft scheint
das Aetzen und die kalte Nadel angewendet und die Vollen-
dung durch Punkte mit der Punse bewirkt. Die Zeichnung des
Nackten ist voll in der venetianischen Art aus dem Anfange
des 16. Jahrhunderts. Director Frenzel giebt im Kunstblatt von
1825 $. 362 еше ausfithrliche Beschreibung der drei lange Zeit
einzig gekannten Stiche von ihm, namlich: 1. Ein fast unbe~
	kleidetes Weib sitzt mit ihrem Kind bel einer reichen Archi-  
	tektur. 2. Die Reiterstatue des Marc Aurel in Rom, damals
bei Porta S. Giovanni stehend, wie es auch auf dem Blatie an-
gegeben ist. 3. Fragment einer antiken weiblichen Statue, bei
Tempelruinen stehend. — Zu diesen kann ich noch folgende beifii-
gen: 4. die Geburt Christi. Bei Ruinen, gleich denen eines
Amphitheaters, sitzt Maria, das Christkind vor sich haltend.
Im Grunde rechts steht Joseph, beschaftigs Wasser aus einem
Ziehbrunnen zu schépfen. Auf einer Tafel links steht der Name
MARCELLO FOGOLINO. Hohe 7 Zoll 5 Linien, Breite 5 Zoll
8 Linien. — 5. Die kleine Maria, zum Tempel aufsteigend. Sie
steht auf der ersten Stufe, eine Kerze haltend, und wird von
einem Priester verehrend empfangen. 5. Anna, Zacharias und
ein Weib stehen dabei rechts. Links ein Mann und ein Dudel-
sackpfeifer. Ohne Namen des Kiinstlers, aber sicher von ihm.
Hohe 5 Zoll 4 Linien, Breite 5 Zoll 5 Linien. — Dass der Ktinstler
sich auch in Rom aufgehalten, geht aus der Abbildung der Rei-
terstatue des Mare Aurel unbestreitbar hervor.

Der Meister I. B. mit einem Vogel hat gleichfalls schéne
Stiche geliefert. Sie sind cbenfalls in der Art eines Malers
aus Oberitalien behandelt. Zani glaubt, dass das Zeichen sich
auf Giovan Battista del Porto, Maler aus Modena, beziehe
und erwahnt ein Blatt von ihm mit der Jahreszahl 1502. Dass
er Stiche des Albrecht Diirer studirt,. bezeugen einige seiner
landschaftlichen Hintergrimde, die jenen entnommen sind. Aus
einigen Blattern ist ersichtlich, dass er in Rom gewesen, na-
mentlich aus dem Blatt der Leda, Bartsch XIII. 8. 246 No. 3,
wo im Hintergrund dic Ruinen des sogenannten Tempels der
Minerva medica in Rom abgebildet ist. Er bediente sich des
Actzens und vollendete mit der Schneidenadel. Den von Bartsch
verzeichneten Blattern kann ich noch fiinf Kupferstiche und drei
Holzschnitte beifiigen.

Zu den Versuchen oberitalienischer Maler, in Kupfer zu
stechen, gehdren auch die zwei Blatter von Altobello, aus
der Familie Melone. In der Brera zu Mailand befindel sich von
ihm cin schénes Bild der Geburt Chrisli mit einem dabei knie-
enden Donator, von tiichtiger Zeichnung und tiefkrafligem Ton.
In Fresco malle er vier Bilder aus dem Leben Christi im Dom
zu Cremona, wobei die Inschrift: Altobellus de Melonibus f.