nungen u. s. w. ei Unterkommen gewahrt wird, so kann man aber da fragen, wo, wie vor nicht langer Zeit in Bremen, eigene Ausstellungsgebaude errichtet worden sind. Wir hatten vor Kurzem Gelegenheit, der Anordnung der eben beendigten Rostocker Kunstausstellung beizuwohnen. Man hat dort mit dem besten Erfolge, sowohl in Bezug auf die Auf- stellung nach einem Prinzip, als auch auf die Stellung der Wande Versuche gemacht. Die Ausstellung findet dort in dem fiir gewdéhnlich unbewohnten Pallast des Grossherzogs stat. Ausser dem grossen und sehr hohen Hauplsaale giebt es noch eine Anzahl kleinerer Zimmer, die zum Theil von zwei Seiten mit gegeniiberliegenden Fenstern versehen sind. In diesen Ka- binetten stellte man die Wande so, dass deren zwei gegen das eine Fenster zu auseinandergingen, indess sie gegen das kor-- respondirende Fenster zusammenliefen, dessen noch iibrigge- bliebene Wirkung dann durch Verkleidung abgewehrt wurde. So gab es also, zumal die Wande nicht allzugross waren, an ihnen, selbst an den, dem Fenster am fernsten Sttilen, kaum einen unvortheilhaft beleuchteten Fleck. Dieser Umsiand be- ginstigste den Versuch, in einer der so gebildeten Abtheilungen aus allen Darstellungskreisen das Vorziiglichste der niederlan- dischen Schule, in der nadchsten aber das der franzésischen neben ecinander zu haingen und dadurch einen interessanten Blick auf die Schulen, so wie einen Vergleich derselben zu gewih- ren. Weiter wurde das Prinzip des innern Zusammenhanges noch in dem Hauptsaale ausgefiihrt, wo cine der grossen Wiinde den Charakter der Disseldorfer Landschaftsmalerei, vertreten durch Schirmer, Scheuren, Schulten, Klein, Adloff, Michaelis, Happel, Schulze und Zielke, klar veranschaulichte, eine ganze Wand voll Herbstelegie, Mondschein, Sonntagsfeier, Einsamkeit und Sonnenuntergang. Das machte nun in der That den Ein- druck ciner Ausstellung, eines Ringplaizes, wo die Schulen zu- sammentreten, die verschiedenen Facher mit den Talenten, welche sie aufzuweisen haben, und das ist doch anziehender, belehrender und fiir kunsthistorische Resultate der Gegenwart befriedigender, als eine Ausstellung von Zimmern mit Gemalden oder ein Markt, wo die materiellen Interessen, fir welche an- derswo Raum ist, sich breit machen. Obschon wir von Seiten praktischer Kiinstler manche Be- denken, namentlich in Bezug auf die vorgeschlagene innere Anordnung haben héren missen, so miissen wir doch zugleich anfiihren, dass es gerade wieder andere аизйЪепае Kistler gewesen sind, welche uns die Anregung zu den obigen Be- merkungen gegeben haben. Wir betrachten die Sache hiermit nicht fir abgeschlossen. Vielmehr sei uns erlaubt, zunachst nun die Magnus’schen Vorschlage in Bezug auf aussere An- ordnung ausfihrlicher mitzutheilen, was in der folgenden Num- mer geschehen soll. Е. Egeers. Nachtrége zur zweiten Ausgabe von Kugler’s Handbuch der Geschichte der Malerei, etc. You G. EF, Waagen. an Schonheit und Fleiss der Ausfthrung wenige ihres Gleichen haben, muss ich ein Gebetbuch in der kaiserlichen Bibliothek zu Wien (No. 1855) erwdhnen, welches Elisabeth, dic Tochter Kaiser Maximilian II., als sie nach dem Tode ihres Gemahls, des Kénigs Karl IX. von Frankreich, nach Wien zuriickkehrte, dahin mitgebracht hat. Dasselbe enthalt in gross Quart 261 Blatter eines sehr feinen und sehr geglattcten Pergaments, und ist héchst wahrscheinlich fiir eine franzésische Konigin geschrie- ben worden, deren Wappen sich auf dem urspriinglichen Ein- bande befunden haben diirfte. Der jetzige Einband von schwar- zem Sammet, mit reichen, silbernen Beschligen, méchte nach dem Charakter der sehr zierlichen Arbeit in Frankreich zur Zeit der Konigin Elisabeth gemacht worden sein. Dieses Denk- mal steht auf der Granze der idealen Kunstweise und der rea~ listischen, welche durch die van Eyck zu einer so hohen Aus- bildung gelangte. Die edle, aber einférmige Bildung vieler Képfe, die slylgemassen Falten, das Gebrochene mancher Far- ben der Gewiinder gehdren noch der ersteren, die bestimmtere Individualisirung anderer Kopfe, das Kraftige und Ganze ande- rer Farben, ganz besonders aber die feine Ausbildung ar- chitektonischer Raumlichkeiten und verschiedenen Hausgeraths der zweiten Kunstweise an. Dieses Denkmal schliesst sich aber nicht allein in den Bildern, sondern auch in den Initialen einer~ seils eng den auf Geheiss des Johann von Berry gemachten Miniaturen, andererseits dem berihmten Brevier des Herzogs von Bedford an ). Indem ich eine ausfiihrliche Beschreibung meinem Buch tiber den Kunstschatz yon Wien vorbehalte, hebe ich hier nur Einiges hervor. Der zwélf Blatter einnchmende Kalender ist in dem kiinstlerischen Schmucke der reichste, wel- cher mir jemals vorgekommen ist. Ich gebe hicr zur Probe ‘die Beschreibung des Blattes yom Januar. In dem untern Theil des noch im Geschmack des 14. Jahrhunderts gehaltenen KI. zwei Fillungen mit den Brustbildern von Personen, welche auf den Monat Bezug haben, so hier die der heiligen drei Kénige, neben dem Ki]. zunichst das Zeichen des Thierkreises, also hier der Widder in einer sehr einfachen Landschaft mit Per- gamentgrund, daneben die auf den Monat beziigliche Beschaf- tigung, hier ein vornehmer, unter einem purpurnen Traghimmel bei Tafel befindlicher Herr von vier Leuten bedient; darunter am Seitenrande auf jenes Mahl beziigliche Nebenvorstellungen, ein prachtiger Schenktisch, an dessen Decke unten goldne Li- lien auf azurnem Felde mit dem Schenken, und ein Vorschneide- lisch, an welchem der Braten auf eine derbe Weise zerlegt wird. Der untere Rand enthalt immer kirchliche Vorstellungen, so hier, oben Gott Vater als Greis, mit der Beischrift: „Ош omnia creavit deus est*, unten ein romanischer Bau mit go- thischem Giebel, tiber dessen Thir die Kirche als gekrénte Frau mit einer goldenen Fahne, worauf das Brustbild Christi, daneben rechts Paulus als Apostel der Heiden, links Petrus und der Prophet Jeremias im Gespriach. Auf dem Rande der zweiten Seite, als halbe, aus Blumenkelchen hervorragende Figuren, vier Heilige, so hier, oben in der Mitte ein heiliger Bischof, wahrscheinlich Marcellus, an der Ecke Antonius der Einsiedler, unten, in der Mitte die heilige Agnes, an der Ecke ein Heiliger in rothem Goldbrocat und mit einer goldenen Palme. Auf dem Rande an der Seite ein ahnlicher Heiliger, oder auch eine historische Vorstellung, so hier dic Bekehrung des Pau- lus,ewelcher, in der Tracht der Zeit genommen, von einem Schimmel stirzt. Ausserdem enthalten die Rander Windungen mit goldenen Knépfchen und Blattchen und zierlichen Farben und Arabesken. Daraus, dass bei jedem Monate auf der ersten 1) Siehe eine Beschreibung und _kritische Wirdigung: Kunstwerke und Kiinstler in Paris §. 351 & Zur Malerei in Bohmen, Deutschland, Frankreich und den Niederlanden von 1350 — 1450. (Fortsctzung.) Als eines der Denkmiler franzésischer und niederlandischer Miniaturmalerei aus dem ersten Viertel des 15. Jahrhunderts, welche an eigenthiimlichen Erfindungen, sowohl auf dem Ge- biete der kirchlichen, als jencr komisch-welllichen Vorstcl- lungen auf den Randern, den Vorlaufern der humoristischen Genremalerei, so wie an Reichthum in beiden Arten, endlich