ben, auf lichtem Hintergrunde ausgefiihrt. Haufig ist Gold und Silber angewendet. Die Zeichnung tragt ganz das Gepriige der Burgkmair’schen Holzschnitte des Weisskunigs, aus welchem sich sogar Mehreres hier wiederholt findet. Auf der Seite 37 beginnen die Darstellungen des Gestechs »ibers Dill* (Barri¢re) zur Verherrlichung der am 9. Januar 1553 in Augsburg gehaltenen Hochzeit des Grafen Jacob von Monfort mit Catharina Fugger. Bufgkmair nennt sich hier aus- dricklich den Schépfer des Werks durch die Beischrift: ,wie ichs Hans Burgkmair maller abgemalt vnd ver- tzaichnet hab*. Derselbe hat also noch in gedachtem Jahre, in einem Alter von 8{ Jahren, gelebt, wodurch die Vermu- thungen tiber seinen frither erfolgten Tod wegfallen und die Angabe Stettens ), dass der Meister noch im Jahre 1550 im Gerechtigkeitsbuche von Augsburg vorkomme, vollige Bestati- gung erhilt. Nach dieser allgemeinen Andeutung folgt hier die Beschrei- bung der einzelnen Darstellungen mit ihren jedesmaligen Bei- schriften. S. 1. trigt in Fracturschrift folgenden Titel: , Etliche wei- lend des Allerdurchleuchligisien hochmechtigisten Fiirsten vnnd herren herrn Maximilian Roémischen Keysers p. p. hochloblich- ster gedechtnus Ritterspile, zum tail durch Ir Maiestatt selbs erfunden angeben уп@ sonst mit anndern Irer maiestat gelegenn zu lust vnd kurtazweil gebraucht werdenn.* 8.2. In einer Cartouche: ,Bei Kay. Mait zeittenn ist her Antoni vonn Iffon oberster Durniermeister gewesen.* S. 3. Dieser Turniermeister zu Pferd, in blauer Riistung mit weissen Federn auf dem Barett und einer Lanze bewaffnet, woran cine Tafel hingt: ,Imp: Caes: Maximiliani aug: prac- exercitamenta militaria. “ S. 4. ,,Dise manier braucht man zum Durnier zu fuosz iber die schranken mit spiess brechenn. Darnach mit den schwertter annannder zw sehlagenn. 8.5. Zwei geharnischte Rilter zu Fuss mit Lanzen. Der yordere mit weissen und rothen Federn auf dem Helm, der hintere mit rothen und gelben Federn, in rothem Wappenzeug. S. 6. ,Dises ist ain felddurnier oder auff ainem platz. das si die stangenn brechen darnach, mit den schwerltern einandcr zu schlagen. “ S.7. Zwei gepanzerte Ritler zu Pflerd mit aufgerichteten Lanzen. Der vordere mit gelb und blauen, der andere mit weissen Federn. Beide tragen Stahibarte. (Hisensticke zur Deckung des Kinns am Brustharnisch befestigt.) S.8. ,Bey Kay: Maie: zeitenn ist herr Wolfgang von Bol- heim Rennen vnd gestochmaister gewesenn. * ` 9.9. Dieser Gestechmeister zu Pferd mit einem Kranz im Haar und einer grossen gelben Fahne in der Hand, worauf der schwarze Doppeladler mit cinem Herzschild mit dem 6sterrei- chischen Wappen. §. 10. ,,Diss ist das gemain scharif Rennen vnd wan man wil so haist es denn schwaif gerennt ynd migen fallen.“ $. 11. Zwei gepanzerte Ritter zu Pferde mit aufgerichteten Lanzen. Das Pferd des vordern Rillers ist mit einer roth und griin horizontal gestreiften Decke belegt, worauf die Figur eincr Betllerin und abwechselnd dic Buchstaben A und B. ` 8.12. ,Diss haist man das Bunnt Rennen vad migenn auch fallen, oder die dartzenn gannd hin Wegh.* 5. 13. Zwei Ritter zu Pferde mit erhobenen Lanzen. Ueber den Kopf des einen flicgt cine Tartsche. S. t4. ,Disses haist mann das pfannen Rennen vynd ist gar besorglich dann sie miessen fallen.“ 1) у. Stetten, Kunst- und Handwerksgeschichte von Augsburg. Augsh. 1779. 8уо. $. 276. immer noch viel an ihnen. Das, was der Zerstorung Trotz ge- boten hat, herauszufinden unter dem Schleier, den die Zeit und die Menschenhand dartiber geworfen hat, zu entdecken, ist ein weit fruchtbareres Bemihen, als die citele Nachweisung der doch nicht verborgen bleibenden Verderbnisse. №. Braun. Hans Burgkmair’s Turmerbuch. Dieses, nicht allein wegen des Inhalts, sondern auch als das Werk eines unserer bedeutendsten dllern Maler, héchst merkwiirdige Buch, im Besitze des Firsten von Hohenzollern- Siegmaringen, stellt in einer Reihe von Gemalden in Wasser- farben die bei verschiedenen Turnieren getibten Kampfe zu Fuss und zu Ross dar, wie solche im Laufe des XV. bis tiber die Halfte des XVI. Jahrhunderts im Gebrauch waren. Mehrere Darstellungen enthalten solche Kampfspiele, welche als ecigne Erfindungen des rilterlichen Kaisers Maximilian I. ausdriicklich angegeben sind und zeigen mitunter die Veranderungen der Turnierkampfe 1) in der Epoche, wo die ritterlichen Waffen- itbungen, durch Kinsteleien in der Bewaffnung und in den ver- schiedenen Kampfgattungen, bereits ihren ursprtinglichen Ernst verloren hatten und bald nachher in die Spielereien der Ringel- rennen etc. ausarteten und ihr Ende erreichten. Das Buch besteht aus 52 starken Papierblattern, von 143 Zoll Héhe und 10 Zoll Breite. Der braune Ledereinband ist anscheinend noch der urspriingliche. Die bildlichen Darstel- lungen, welchen jedesmal die Kampfesart und die Namen der kampfenden Ritter, auf der vorhergehenden Seite oder ober- halb der Figuren, in deutscher Fracturschrift beigefiigt sind, nehmen nach der Grésse des Gegenstandes eine oder zwei Seiten ein und sind mit scharfen Umrissen, in kriftigen Far- ) Diese Kimpfe waren so mannichfaltig, dass es zur Erlanterung der Darstellungen erforderlich scheint, dieselben nach den alten Benennungen, nach Fr. yon Leber’s Abhandlung tiber die Turniere, hier anzufiihren. A. Kampfe zu Pferd: 1. der Kampf zu Ross mit dem Kolben, 2. derselbe mit dem Schwert, a. Gesteche: 3. das altdeutsche Gestech in hohem Zeug, 4. das gemeine deutsche Gestech, 5, das Gestech im Beinharnisch, 6. das wilsche Gestech, 7. das deutsche Gesellengestech, 8. das walsche Gesellen- gestech, b. Rennen: 9. das wialsche Rennen mit Murnetten, 10. das Gardebras- (Renn- oder Stechtartsche) rennen, 11. das alte Feldrennen, 12. das Schwaifrennen (der Schwaif), 13. das Scharfrennen, 14. das Schiltrennen, 45. das Wulstrennen, 16. das Pfannenrennen. c. Rennen mit Kinste~ leien: 17. das Bundrennen, 18. das Geschiftrennen, 19. das Scheibenrennen, 20. das Helmlerennen. B, Kampfe zu Fuss: 21. Kampf mit dem Aalspiess, 22. Kampf mit der Wurfhacke, 23. Kampf mit der Mordhacke, 24. Kampf mit der langen Mordhacke (Helmbarte), 25. Kampf mit dem Kiirissschwert, und 26. Kampf mit dem Schlachtschwert. Bei den Gestechen hatte der Mann in der Regel einen schweren Stechhelm, Brust und Ricken, den Diechhar- nisch, und manchmal auch die Schienbeine in Eisen; bei andern Arten waren Kniee und Schienbeine ohne Eisenschutz. Die Lanze hatte eine Brechscheibe (eine Art grossen Stichblattes) und einen Kronig (Lanzenspitze mit drei oder mehreren Zacken). Bei den meisten Rennen dagegen hatte der Mann den Rennhut, den cisernen Bart (Kinnblech), Brust- und Riickenstiick, an der Brust den Riisthaken, um die Lanze einzulegen, den Diechharnisch, die Beine in der Regel blos, jedoch durch die schweren Diilgen (Beinbedek- kungen am Sattel angebracht) geschitzt, Die Lanze hatte eine Schweb- scheibe (gardebras flottant) und eine scharfe Spitze, ahnlich den Bolzenspitzen, oder dreiscitig. Der Schutz der Pferde war bei verschiedenen Kampfen уег- schieden. Bald war die Kantz (Theil des Halses) cisern, bald nicht; bald war die ganze Stir (Rosskopfy mit Eisen bedeckt, bald nur die obere Halfte (Hauptstiick) ; bald waren sie geblendet (die Augen verdeckt), bald nicht. Bald war der Schweif geknotet, bald lang flatternd. Die Bedeckung des Pferdes war entweder Seiden- oder Samnitstoff, oder Gold- und Silber- stlick, oder Leder, oder Metall (stets nach Vorschrilt) und hatte besondere Namen, je nach seinen einzelnen Theilen. Man hatte verschiedene Sattel mit Steigledern und Stegreifen, wie Stech-, Renn- und Kiirisssittel. Ausser den angefiihrten Kampfarten gab es gegen Ende des XVI. Jahr- hunderts noch eine Menge anderer, deren Angabe hier 2u weitldufig ist.