Frankfurt erscheinen. Hine Anzahl bereits vollendeter Blatter
in Originalgrésse zeichnen sich durch treue Wiedergabe der
Urbilder und durch prachtvolle Ausmalung aus. ©. Beeker.
	Die Kreuzabnahme.

Cemilde von G. Lenthe in Schwerin.
	Es ist erfreulich, dass bei der politischen Aufregung und
Bewegung, die das deutsche Vaterland ergriffen, der Sinn fiir
die Kunst und das ernste Streben ihrer besseren Jiinger nicht
iiberall niedergedriickt und gelahmt wurde. Ein Werk, wel-
ches wihrend der letzten zwei Jahre begomnen und vollendet
ward, und entschieden zu den besten Leistungen gezahlt wer-
den muss, die mecklenburgischen Kinstlern ihre Entstehung
verdanken, giebt auch in Schwerin hievon Zeugniss. Der Gross-
herzog Friedrich Franz, der Beférderer kirchlichen Lebens,
der Schutzherr kinsilerischer Bestrebungen, hat der Kirche zu
Tempzin ein Altargemalde verliehen und die Ausfihrung des-
selben vor zwei Jahren dem Hofmaler G. Lenthe tbertragen.
Der Raum, den das Bild am Altare einnehmen soll, war ein
gegebener und musste sich die Wahl des Gegenstandes den
Verhaltnissen anschliessen. Es galt eine Altarflache von 124 Fuss
Héhe und 5 Fuss Breite, welche oben in der Form eines Spitz-
bogens geschlossen ist, mit einem Gemilde zu schmiicken, wel-
ches seinem Inhalte nach Mittelpunkt und Haupizierde ciner
protestantischen Kirche sein konnte. Der Kiinstler wahlte die
Abnahme vom Kreuze zum Gegenstande der Aufgabe, und
brachte durch scine Composition diese Schlusshandlung der Lei~
densgeschichte Christi auf eine ticfergreifende Weise zur An-
schauung. Die ganze Handlung, welche durch acht lebensgrosse
Figuren dargestelll wird, ist von ihm so einfach und wahr vor~
gefiihrt, dass sie auch bis in den kleinsten Theilen von Jeder-
mann yerstanden, dass sie von jedem Standpunkte in der Kirche
iibersehen und aufgenommen werden kann. Wenn hierin ein
Lob fir die gewahite Anordnung liegt, so gebithrt dem Werke
gewiss noch. ein grésseres, wenn man nicht bloss dic dusseren
Verhaltnisse, sondern den innern Zusammenhang und den Sinn
in’s Auge fasst, der aus dem Bilde spricht, und der den Kinstler
bei seiner ernsten Aufgabe erfiillte.

Die Abnahme vom Kreuze ist an sich eine schwierige Auf-
gabe und ist verhaltnissmiassig selten von Kiinstlern dargestellt.
Raphael hat den Gegenstand nur ein Mal, viele der grossten
Maler haben ihn niemals behandelt. Die beiden bertihmtesten
Gemilde dieses Gegenstandes sind von Daniel da Volterra in
Rom und von Rubens in der Kathedrale von Antwerpen. Das
Bild von Volterra, das ja zu den vier gréssten Meisterwerken
italienischer Malerci gezihlt wurde, ist von so gewaltiger Wir-
kung, von so kiihnen Verhaltnissen, dass es mehr wie irgend
ein anderes den Schtler des grossen Michel Angelo kund giebt.
Das Werk des Rubens ist in ganz anderer Weise, aber nicht
minder ausgezeichnet, als jenes italienische Bild, es ist eine
der vollendetsten Leistungen des grossen Niederlanders, der
denselben Gegenstand sechs Mal componirt und ausgefiihrt hat.
Gewiss liegt in dem Gegenslande’ selbst der Grund, dass er
von anderen Kiinstlern so selten gewahlt wurde, denn derselbe
enthalt zwei durchaus heterogene Elemente. Wahrend der Sinn
der ganzcn Handlung cinen Ernst, cine Feier der Darstellung
erfordert, wenn sic des grossen Trauermomentes der Leidens—
geschichte Christi wiirdig sein soll, so ist es andcrerseils na-
lirlich, dass die Kraftanstrengung der den Leichnam Christi
hebenden Figuren, wenn sie Wahrheit enthalten sollen, dem
feierlichen Ernste entgegenwirken. Zwar ist es ftir den Kiinstler
an sich schon eine interessante Aufgabe, solche Geslalten volt
	fassnacht vber das Dill auff dem weinmarckt, dise zwen her-
nach benannten herren, wie hieumb vertzeichnet ist.“

S. 68 u. 69. Links oben steht: ,,Herr von der weidtmillenn“;
rechts: ,,Graff hugo von mundtfurth“. Rennen tbers Dill. Der
Ritter links ein silbernes A auf Decke und Helm; der rechts
einen Fuchs auf dem Helm.

S. 70, 71 u. 72. Leer.

-§. 73. ,,Im 1533 Iar den 9 Jenner hatt der wolgeborn herr
уп graff Iacob vo Mundtfurth alhie zn Augspurg hochzeit ge-
halten mit der edlen dugentsamen Iunckfrauen Katterinn Fug-
gerin vnd auff den 2 tag darnach ist ein gestech vber das dill
auff dem weinmarck durch die hernach benannten Grauffen vnd
herren Inen zu Ehrn gehalten worden vnd mein gnediger herr
Remundus Fugger hatt die bésten Rennen vnd dreffen gethonn
vnd den danck davon erhalten vnd gewumen, wie ichs Hans
Burgkmair maller abgemalt vnd verltzaichnet hab.“

8. 74. Leer.

5. 75. ,,Dise zwen hernach benannten herren hand den er-
sten Ritt mit einander gethon Iber das dill, wie hierumb ver-
tzaichnet ist.

Den andern Ritt hatt herr Carl Echinger getroffen vnd der
herr von windischgratz gefeldt,

Den dritten Ritt- hand die zwen herren bedt gefeldt.“

S. 76 u. 77. Links oben steht: ,,Carell Eheinnger“; rechts
» Sebastian von windischgratz“. Rennen tibers Dill. Der Ritter
links eine Decke mit rothen und weissen Rauten; der rechts
eine mit silbernen Sternen. besiete Decke.

S. 78. Leer.

Von S. 79 bis 104 sind noch sechs ahnliche zur Feier die-
ser Hochzeit gehaltene Stechen tibers Dill ) abgebildet. Die
Ritter erscheinen in dem prachtvollsten Costiime und in aben-
theuerlicher Ausschmitckung der Helme mit mancherlei Kleino-
dien. Die Pferdedecken, meistens aus Seide, oder Gold- und
Silberstiick, sind besonders reich verziert. 1

Die turnicrenden Paare waren:

1. Remundus Fugger und Stentzel Dorssi,

2. Graff Joachim von Ortenburg und Marx Fugger,

3. Junker Enderis Welser und Junker Christopf Herwart,
4. Junker Anthoni Meitting und Victor Welser,

5. Daniel Felix von Spaur und Hans Fugger,

6. Junker Marx Herwart und Christopf von Losenstein.

Ausser dem, von Th. und Clemens Senefelder, mit Text
von Fried. Schlichtegroll, im Jahre 1817, Q.-Fol. herausgege—
benen Turnierbuche des Herzogs Wilhelm IV. von Baiern”),
welches indessen nicht so reichhaltig in den verschiedenen
Kampfarten wie das vorliegende ist, und auch in ktinstlerischer
Ausfiihrung zuriicksteht, wurde bisher kein ahnliches Werk
bekannt gemacht. Da das Burgkmair’sche Turnierbuch nicht
allein fiir die Kunstgeschichte, sondern auch in historischer Hin-
sicht von hohem Inieresse ist, so hat der durch sein Werk
liber die Trachten des christlichen Mittelalters bekannte Pro-
fessor von Hefner die Herausgabe dieses Werkes unternom-
men. Dasselbe wird in der Schmerber’schen Buchhandlung zu
	1) Diese Art von Stechen ist sehr gut abgebildet in dem Turnierbuch,
Frankfurt bei Feyerabend. 1566. Fol. mit vielen Holzschnitten von Jost Amman.

2) Dieses Turnierbuch, von des Herzogs Waffenmeister Hans Schenk
angegeben und von Hans Ostendorfer aus Regensburg in den Jahren
1541 —44, ш Farben, mit Gold und Silber ausgefiihrt, kam im dreissigjih-
rigen Kriege als Beute aus Miinchen nach Gotha und wurde im Jahre 1816,
von dem Herzog August von Gotha, dem Kénig Ludwig von Baiern ge~
schenkt, wonach dasselbe wieder in die Manchener Bibliothek gelangte.
Dem Einsender ist kiirzlich ein anderes Exemplar dieses Turnierbuchs zu Ge-
sicht gekommen, welches wegen seiner weit meisterhafteren Ausfiihrung als
das Original dieses Werks erscheint, wahrend das Miinchener blos eine

sleichzeitige Copie sein diirfte.