haft grosses Talent fir die Darstellung derartiger Scenen, und wahrend wir hier die Lebendigkeit der Auffassung bewundern, erfreuen wir uns gleichzeitig an dem liebenswiirdigen, dem Bilde innewohnenden Humor. Diese List, dies Schalkhafte und Verschmitzte selbst im Spiel dieser Thiere, dies Schlanke und Gewandte der Bewegung kann kaum besser empfunden und dar- gestellt werden. — Grdssere Schwierigkeiten wie F. Happel hat §. Lachenwitz bei seinen Vorwiirfen zu tiberwinden. Hat Ersterer vielfache Gelegenheit, sei es auf der Jagd oder selbst beim Spatziergange seine Vorbilder genau in ihrer Natur und ihrem Wesen zu beobachten, so muss sich Letzterer auf wenige hie und da miihsam gesammelte Studien beschranken. Seine Bilder sind demnach mehr, wie die von Happel, als Producte der Phantasie zu betrachten, und daher zeigt es sich auch wohl, dass sie besonders da, wo es auf detaillirtere Ausfiihrung an- kommt, Manches zu wiinschen tibrig lassen. Nichtsdestoweniger ist die Lebendigkeit der Auffassung und die ausserordentliche Pinselfertigkeit in der Behandlung zu bewundern. Wiirde La- chenwitz mehr Gelegenheit geboten, durch eigene Anschauung zu studiren, so wiirden sich seine Bilder gewiss bald den besten Leistungen in diesem Genre anreihen. Dies scheint mir zum wenigsten aus dem von ihm ausgestellten Bilde (eine Lowen- familie von Tigern tiberrascht; Lebensgrésse) hervorzugehen. Ich sprach am Anfange dieses Aufsatzes von der hohen Vollendung, welche die Werke der hiesigen Landschafts- maler auszeichnet — und, wie ich meine, mit Recht, denn nicht nur der Zahl, auch dem kiinstlerischen Werthe nach behaupten sie im Allgemeinen die Herrschaft iiber die anderen Genres. Unter den 86 Nummern (wovon etwa 6 auf Architektursticke und 5 auf Marinebilder abgehen) kaum 4, die man als schlecht und héchstens 8, die man als mittelmassig bezeichnen kann, — alles Uebrige gut, darunter sehr vieles Ausgezeichnete. Bei naherer Betrachlung der ausgestellten Landschaftsma- lerei wird man gewahr, dass es vornehmlich drei Richtungen sind, in denen sich die Bilder, ihrem Inbalte und ihrer aussern Darstellungsweise nach von einander sondern. Jede dieser Rich- tungen hat ihren eigenen Reprasentanten und dieser steht ge- wissermassen als Vorganger einer besonderen Gruppe von Kiinst- lern da, auf die er unbewusst seinen kiinstlerischen Einfluss austibt. und die ihm mehr oder weniger bewusst nachfolgen. Ausser diesen bestimmter ausgepragten Richtungen, sind hier indess zwei Kistler, welche dagegen ohne bestimmte Nach- folge als unerreicht und einzig in diesem Genre der Kunst sich behaupten. Diese sind Lessing und Andreas Achen- bach. Beide zeichnen sich durch grosse Universalitét und ein Streben nach Wirklichkeit aus. Wahrend in den Landschaften Lessing’s stets ein bestimmter tief poetischer Grundgedanke den Gegenstand bedingt, so greift And. Achenbach in die vollkraf- tige frische Natur und zieht so die dersclben innwohnende Poesie mit in seine Darstellung. Viele Landschaften von Lessing haben noch einen eigenthiimlichen Vorzug vor ailen anderen, der darin liegt, dass er es versteht, die menschliche Figur, die soge- nannte Staffage, mit der Stimmung der landschaftlichen Com- position in einer ticf ergreifenden Weise zu verweben, dass beides so innig mit einander zusammenhangt, dass keins ohne das andere gedacht werden kann. Eine solche geistige Ver- schmelzung zwischen Figur und Landschaft findet sich bei ‘Achenbach nur selten und selbst da, wo es sich scheinbar findet, wird еше Trenmung beider dem Eindruck weniger storend. Beide verfolgen cine rein naturalistische Richlung, und wenn Achenbach dem Beschauer die glihende italienische Sonne oder das nordische sturmhewegte Meer in héchster Naturtreue und _tielergreifender Wahrheit vorfiihrt, so zich! uns unbewusst Les- sing mit hinecin in scinen Gedanken und stimml uns, das_mit- sten, zur Verherrlichung eines Mannes, der in Weimar ftr Deutschland, fir die Welt sich gross bewahrte. Wann aber endlich werden wir es dahin bringen, nicht nur an hundert- jahrigen Jubeltagen unsern grossern Mannern den schuldigen Zoll der Verehrung zu entrichten, sondern dass wir immer und taéglich ihr Andenken so durch die That im Herzen tragen, dass wir dem hamischen Ausland auch als Nation uns gross und méachtig zeigen und nicht nur in den einzeluen Namen unsrer Poeten und Schriftsteller? “ ef. Die Kunstausstelitung. (Schluss.) Verhaltnissmassig gering war die Anzahl der ausgestellten Bildnisse, Dies hat hauptsachlich darin seinen Grund, dass die meisten derartigen Bestellungen nicht sowohl von Dissel- dorfern, als vielmehr von anderen, ausserhalb Diisseldorf (Kéln, Elberfeld, Krefeld u. s. w.) wohnenden Personen gemacht wer- den und dass diese, sobald ihr Conterfei beendigt ist, es mit sich fortfiihren. Auch ist die Zahl der hiesigen eigentlichen Portraitmaler eine geringe und mit Ausschluss von Boser, der fast nur in kleinem Maassstabe arbeitet, sind fir lebensgrosse Portraits die Professoren Hildebrandt und Sohn vorzugsweise die Reprasentanten dieser Malerei. Sohn ist der Maler der weiblichen Schénheit und seine Bildnisse zeichnen sich sowohl durch dusserst geschmackvolle Anordnung, wie durch Leucht- kraft und Frische des Colorits aus. Sein Streben geht mehr auf das Plastische, das er mit hoher technischer Vollendung — man erlaube mir den Ausdruck — malerisch behandelt. Er ist vor Allem bemiht, auf Kosten unbedeutender, ihn sté- render Einzelheiten dem Ganzen den Stempel reiner Schén- heit aufzudriicken. Dies bestatigt auch ein, nicht im Katalog verzeichnetes, lebensgrosses weibliches Portrait, das sich noch besonders durch eine ausserordenilich noble Haltung in den Toénen auszeichnet. — Von Hildebrandt zeigt die Ausstellung zwei minnliche lebensgrosse Bildnisse, das eine eine sitzende Figur, Kniestiick — das andere ein Brustbild. Hildebrandt hilt sich streng an das Charakteristische der Erscheinung. Er sucht die Natur mit allen ihren Einzelheiten und Zufalligkeiten wie- derzugeben und dadurch den Charakter, die Individualitat des Darzustellenden nach den verschiedensten Richtungen hin zu erfassen und zu fixiren, wobei er indess stets bemiiht ist, den gtnstigsten Moment fiir seine Darstellung abzupassen. So ge- hort denn vor Allem das Brustbild mit zu den ausgezeichnetsten Werken dieser Art und behauptet mit jenem anderen Portrait den ersten Rang unter den hier vorhandenen. Ehe wir zu den Landschaften ibergehen, betrachten wir die Darstellungen aus der Thierwelt. Auf diesem Felde be- wegen sich hier vornehmlich zwei Kiinstler, von denen indess Jeder, so zu sagen, seinen besondern Thierkreis hat. Wa&hrend Friedrich Happel es sich zur Aufgabe macht, die Haus- und Jagdthiere zu studiren, verfolgt Siomund Lachenwitz mehr das uns fernliegende, wildere Thiergeschlecht. Er fiihrt uns vor die Héhlen der Lowen, der Tiger und Baren u. s. w., Jener aber in die heimathlichen Walder oder auf die Bauernhdfe. — Unter en Werken Happel’s sind es besonders zwei der ausgestellten Bilder, die durch ein hoheres Studium der Natur und durch ein tiefes Eingehen in das innere Wesen der Instinktwelt tiber- raschen; das eine: ,ein, von einem Iltis, tiberfallenes Huhn¢, das andere: » vor ihrem Bau -spielende junge Fiichse“. In die- sem tetzten Bilde besonders enlwiekelt dor Kunstler ein wahr-