schon ausgebildeten Capitaélformen, reichen romanischen Styles,
wogegen die benachbarte Kathedrale St. André in Lavant nur
noch sparliche Reste ihrer unbedeutenden, spat gothischen Bau-
art aufbehalten hat. Bei weitem am besten von allen stellt sich
dar —- 3. die Kathedrale von Gurk, dem Ende des 12. Jahrhun-
derts angehérig, von weissem Marmor erbaut, mit einer Krypta
von hundert Saulen, also der gréssten, die wir wohl iberhaupt
besitzen (nach Art der vielsduligen Moscheen, wie z. B. die
von Cordova), einem mit italienischem Reichthum gegliederten
Marmorportale und einer davorliegenden Vorhalle, deren Wande
mit Historien aus dem alten und neuen Testament geschmiickt
sind. Das Tonnengewilbe dartiber aber ziert auf blauem Grunde
ein Sternenhimmel und viel anderes Ornamentwerk in italieni-
scher Weise. Das Ganze wird beleuchtet durch altgothische
Glasmalereien in der Fagade der Vorhalle. Dariiber befindet
sich ein ehemaliger Nonnenchor, der durch zwer auf einander
folgende Kuppelgewdlbe gebildet wird. Seitenwinde und Kup-
peln sind mit alterthiimlichen Malereien ganz und gar bedeckt.
Ein Fries von Bischéfen und andern Heiligen durchzieht in der
Hohe der Kampfergesimse die Wande. Darstellungen aus dem
Leben Christi sind in den Schildbégen der Wande enthalten.
Eine Madonna in trono mit vielen anderen nebenthronenden
Heiligen-Personifikationen nehmen den Raum oberhalb der
Rundbégen ein, durch welche die Aebtissin und die Nonnen in
die Kirche hinabblickten. Die Kuppeln selbst enthalten auf
blauem Grunde, die eine: auf verschiedenen Feldern die Dar-
stellung der Schépfung der Menschen und des Siindenfalls, die
andere: in ahnlicher Weise, wie im Dom zu Braunschweig, die
das ganze Kuppelgewélbe umkreisenden Mauern des himmlischen
Jerusalem, von denen Thiirme zur Mitte hervorstreben, auf
deren Spitze die Zeichen der Evangelisten den Thron des Lam-
mes umgeben. Engel und Heilige fiillen den Grund, Propheten
und Evangelisten dic Zwickel der Kuppeln. Die Malereien er-
innern auf das Lebhafteste an die ahnlichen, schon genannten
grossartigen Compositionen des Domes zu Braunschweig. —
Wie wir héren, ist dem Hrn. v. Quast weder hier noch in den
kaiserlichen Staaten irgend ein Nachweis zu Theil geworden,
sondern es hat ihm allein der cigne Forschergeist den Weg zu
diesen Entdeckungen zeigen miissen.
	 
	lichen Grund desselben in der, aller primitiven Bildnerei eige-
nen Abhangigkeit von den geometrischen Gesetzen der Archi-
tektur (d. h. in einer, diesen Geseizen entsprechenden Alige-
meinheit der Formenbildung) zu erkennen; er glaubt, nicht etwa
nur diese oder jene Modification in den alterthiimlich gemesse-
nen und beschrénkten Stylformen durch das geistige Grundele-
ment der Zeit erklaren, sondern das letztere unmittelbar als
den eigenthiimlichen Erzeuger dieser ganzen Erscheinung auf-
fassen, jene Stylistik also als eine auch desshalb nothwendige,
ja die damit verbundene Schwiche der Darstellung nur als
eine scheinbare, den positiven Mangel an kiinstlerischer Voll-
endung als tieferen kiinstlerischen Zwecken dienend darlegen
zu miissen. Ich gestehe, dass ich hier den Standpunkt, den
der Verfasser eingenommen hat, in keiner Weise anerken-
nen kann. Schon, wenn er sagt, dass in der mittelalterlichen
Kunst an Portraits im eigentlichen Sinne des Worts nicht zu
denken sei, da unbestimmte Charakiere (wie er als solche die
mittelalterlichen Persénlichkeiten tiberhaupt in der Einleitung
des Buches bezeichnet) auch nur eine unbestimmle Darstellung
hatten erhalten kénnen; so ist hier ein sehr innerlicher und
doch wohl nur sehr bedingt gilltiger Grund hervorgesucht, wah-
rend das auf der Hand Liegende, — dass eine architektonisch
unfreie, dem Naturalismus noch nicht zugewandte Kunst eben
noch gar die Mittel zur Portraitdarstellung nicht hat, — aur
Erklarung der Sache (die sich ganz ebenso auch in der Antike
yerhalt) véllig ausreicht. Wenn er aber gar damit schliesst,
dass der Mangel an wahrhaft nattirlicher Durchbildung den Ge-
stalten der mittelalterlichen Kunst einen Ausdruck des Werdens
gebe, der sie mehr belebe, als die erschépfende Vollendung
es verméchte; dass sie nicht als kérperliche Dinge wirkten,
sondern wie eine himmlische Erscheinung, die nur komme und
verschwinde, den Eindruck hinterlasse, aber sich der Priifung
gréberer Sinne entziche; dass das steinerne Bild dadurch etwas
von der lufligen Allgemeinheit des Gedankens habe u. s. w., so
fihle ich hiebei den Boden fiir alle wahrhafte Kunsthetrachtung
unter meinen Fiissen entweichen. Wer das Mittelalter nur ecini-
germaassen kennt, wird ihm seine so erhabene wie rihrende
Idealistik nicht ablaéugnen wollen; aber die Kunstgebilde des
Mittelalters haben diese Idealistik, obgleich ihre Kérperlich-
keit mangelhaft organisirt ist, nicht weil dies der Fall ist. Es
ist hdchstens, wie in so manchen Fallen auch ausserhalb des
Mittelalters, die naive Unbekiimmertheit um die Form der
Darstellung, aber wahrlich nicht die positive Einwirkung der
mangelhaften Form auf eine héhere Durchbildung des geisligen
Elementes. Wollle man an das, was der Verf., mit so geist-
vollen Wendungen, sagt, praktische Consequenzen kntipfen, —
und man hatte das Recht dazu, wenn er Recht hatle, — so
wire es um die Kunst geschehen, (Schluss folgt )
	Acitune.
	* Mtmdjen, im October. Schon wieder eine Todesbotschafi
yon hier, nachdem wir erst vor wenigen Monaten unsern Rott-
mann begraben. Karl Schorn starb am 7. d. Mts. nach langen
Leiden, im kaum erreichten 47. Jahre seines Lebens. Es war
ihm nicht vergénnt, das grosse Bild von der Siindfluth, woran
er malte, ganz zu vollenden. — Geboren wurde der Kinsiler
zu Diisseldorf im Jahre 1802, yon wo er sich nach empfangenem
ersten Unterricht im Zeichnen in die Schule Wach’s nach Berlin
begab. Dort entstanden bald einc Anzahl von Bildern aus ver-
schiedenen Darstellungskreisen, die sein eigenthiimliches Ta-
lent beurkundeten. Es gehéren dahin: Maria Stuart und Rizzio,
Kari V. im Kloster zu St. Just, Pabst Paul III., der sich das von
Cranach gemalte Bildniss Luther’s zeigen lasst (in der Galerie
des Consul Wagner) u. A. Von Berlin begab sich der Kiinstler
hierher, wo er neben der Thatigkeit, die er neuen Hervorbrin-
gungen aus dem Gebiete der Mythe, Geschichte und Legende
widmete, an den allegorischen Figuren arbeitete, welche in den
Arkaden des Hofgartens die den Roltmann’schen Landschaften
gegentber liegenden Wandflachen schmiicken. Ferner zeichnete
er die Cartons zu den Seitenfenstern des Domes zu Regensburg.
Eine Reise nach Italien gab den Stoff zu einer andern Folge
von Gemilden, unter denen auch launige Genrebilder nicht
fehien. Sein gréssles Werk aber ist das in den Jahren 1843—
45 im Auftrage des Kénigs von Preussen ausgefiihrte Gemilde:
	 E Beriin, 14. Oct. Soeben ist der Conservator der Kunst-
denkmaler, Baurath v. Quast, von einer langeren Inspectionsrcise,
an welche er zugleich den Besuch einiger dsterreichischen Pro-
vinzen gekntipft hat, zurickgekehrt. Unter den Ergebnissen
seiner Forschungen steht obenan die Entdeckung dreier Kirchen
in Steiermark, — 1. Die ersle ist die Kathedrale von Sekkau
in Obersteiermark, eine rundbogige Basilika, der Mitte des 12ten
Jahrhunderts angehérig , im entschiedensten Zusammenhange mit
der Kirche zu Hamersleben bei Halberstadt und der zu Paulin-
zelle so wie mit St. Godehard in Hildesheim, Ferner — 2. die
Klosterkirche St. Paul im Lavantthale, eine Kreuzkirche von
eiwas jliingerem Datum, als die vorhergehende, mit besonders