bach, ,den Tod der Мама“ und ,die Grablegung derselben “ darstellend, in der ansprechenden Weise der ibrigen. An die zuletzt betrachtete und die derselben gegentber befindliche Wand mit der Auferstehung Christi schliesst sich der die Chornische von der itbrigen Kirche scheidende arcus itriumphalis an. Die nach der Kirche gerichteten Seiten der Pfeiler enthalten in ihrem unteren Theile, als Riickwand der vor denselben zu errichtenden kleinen Seitenaltére, links ,, die unbefleckte Empfingniss* und rechts den ,h. Joseph“, — beide von Deger. Steht auch keins dem andern hinsichtlich der Vollendung und Ttichtigkeit nach, so hat uns doch vorzugs- weise das Erstere interessirt. — In der Spitze des Bogens ist das Lamm, umgeben von den Symbolen der Evangelisten, auf Wolken dargestellt, und darunter auf jedem Schenkel des Bo- gens ein Engelchor, Alles auf Goldgrund (von K. Miller). Die Leibung des Bogens ist mit reichen, sehr geschmackvollen farbigen und goldenen Verzierungen und mit Medaillons, grau in grau, geschmiickt, welche die sieben Sakramente darstellen. Die Chornische besteht aus fiinf Seiten eines regelmissigen Achtecks, von denen die an den Triumphbogen anstossenden mit Fenstern durchbrochen sind, die aber wegen der Pfeiler~ vorspriinge vom Schiffe aus nicht gesehen werden. Die mitt- lere Seite des Chores, also die hinter dem Hochaltare befind~ liche, enthalt die etwa lIehensgrossen Gestalten des №. Petrus und des h. Apollinaris; die zu beiden Seiten an diese sich an- schliessenden Wande zeigen je zwei Evangelisten, und in ab-* gesonderten Feldern darunter die entsprechenden Symbole- der- selben. Diese sechs Figuren sind von Ittenbach. Die Wolbung tiber dem Gesimse des Polygons geht in eine kugelférmige Kuppel tber, und in dieser -—- gerade dem Ein- gange gegeniiber — thront auf einem Regenbogen tiber Wol- ken, in colossalem Maassstabe, der Weliheiland zwischen der gekroénten Jungfrau Maria und Johannes dem Téiufer. Christus halt in der Linken das aufgeschlagene Buch des Lebens, in welchem geschrieben steht: Ego sum via et veritas et vita. Die Rechte hal er segnend erhoben. Der auf der Brust mit reicher Agraffe zusammengehaltene blaue Mantel drapirt sich in grossartiger Weise und ist sammt dem rothen Untergewande und der Carnation héchst ernst und feierlich zu dem Goldgrunde gestimmt, der die ganze Kuppel bedeckt. An den dussersten Enden der Wilbung, da wo diese sich an den Triumphbogen lehnt, sind in schén geordneten Gruppen — an der Seite der Maria — die Erzvater des alten Testaments, Adam, Noah u. s. w. — ап 4ег Seite des Taufers — die Propheten David, Moses u. s. w. dargestellt. Die Malereien dieser Kuppel sind von De- ger, und ohne Frage das Erhabenste, was in der ganzen Kirche — ja in der ganzen neueren Kunst — geleistet worden. Wie bedeutend und trefflich gelungen auch viele der tibrigen Wand- bilder desselben Meisters und seiner Genossen zu nennen sind — gegen die Wélbung dieser Concha treten sie entschieden zurtick. In dieser ist der Geist des Christenthums, der jedes der andern Bilder durchweht, in der Einen Gestalt des Heilan- des so concentrirt und wirkt auf den Beschauer mil einer so unwiderstehlichen Gewalt, dass sein Blick stets von neuem wie- der dahin emporgezogen wird, wie oft er sich auch zu andern Punkten gewendet haben mag. Ist es ein gliicklicher Zufall, oder hat der Kinsler in weiser Berechnung und mit besonde- rer Begeisterung hier die ganze Kraft seines Genius enifaltet, oder ist beides der Fall, — die Concha ist unlaugbar, wie der Schlussstein der Idee des ganzen Bildercyclus, so auch die Krone der ganzen ktinstlerischen Arbeit. Hier treffen die Ge- danken aller tbrigen Darstellungen zusammen und finden in der Einen symbolischen Gestalt ihre wahre Deutung: die Er- losung der Menschheit — das ist ja der ganze, wunderbare, beseligende Inhalt der Christusreligion! Fast unwillkirlich wird man versucht, zwischen der Dar- stellung dieses Heilandes und derjenigen, wie sie in alten Mo- saikbildern vieler Kirchen Italiens vorkommt, cine Parallele zu ziehen. Man hat sich daran gewohnt, die Grossartigkeit und die strenge Wiirde dieser Mosaikbilder von der oft fast kindi- schen Unbehilflichkeit der Ausfihrung, der Entkleidung von aller eigentlich technischen Vollendung fiir unzertrennlich zu halten. Die durch solche Vernachlassigung des Details und der Naturwahrheit, und durch alleinige Prononcirung der Haupt- formen erreichte Hinfachheit, sowie das Starre, fast Unbelebte der Gestalten, tragen unléugbar viel zu dem Ausdruck der Strenge und Erhabenheit bei, wire es auch nur durch den darin begriindeten Gegensatz gegen die lebendige Natur. Dass es aber darin nicht allein liegt, wird durch cine grosse Zahl mehr oder weniger vollkommen studirter und mit allen Mitteln der Technik ausgefiihrter Werke der spaiteren Kunst bewiesen. Zu diesen Beweisen ist namentlich auch unser Deger’scher Heiland zu zahlen. Wie er hinsichtlich der Vollendung einen Vergleich aushalt mit den besten alteren Kunstwerken dieser Art, so steht er auch hinsichtlich des Ernstes und der Grisse des Styls, wie der gewaltigen Wirkung auf die Seele des Beschauers kaum einem Heilandbilde der alteren Kunst nach. Man médchte be- haupten, dass er Alles, was die Kunst im Laufe der Jahrhun- derte zur Vollendung dieses Ideales beigetragen hat, auf das Bewundernswiirdigste mit der dussern Form vereinigt habe, die unsern heutigen Anforderungen an die Kunst entspricht. Es ist dieses Werk um so héher zu schitzen, als es zugleich.den Beweis liefert, dass unsere religidse Malerei nicht nothig hat, frihere Kindheits~Epochen der Kunst wieder zu repristiniren, um des rechten Eindruckes auf das glaubige Gemiith gewiss zu sein. Und dieser Beweis ist fiir unsere Zeit, die in dieser Hinsicht mit so mancherlei Verirrungen zu kampfen hat, von unschaizbarer Bedeutung. Ks bleiben uns jetzt noch die vier nach der Breitenrichtung der Kirche gehenden Wande der Kreuzvorlagen zu betrachten. Da dieselben solche Darstellungen enthalten, die eigentlich ausserhalb des an den tibrigen Wanden entfalteten Organismus liegen und nur der lokalen Bedeutung der Kirche gewidmet sind, und in so fern auch nicht das allgemein-christliche In~ teresse ansprechen kénnen, sind wir an diesem Orle leider ge- nothigt, weniger ausfihrlich tber sie zu berichten, als ihr man- nigfacher kiinstlerischer Werth wohl erforderte. Der Maler dieses Theiles —- Andr. Miller — hatte nam- lich die Aufgabe, die Hauptmomente aus der Legende des h. Apollinaris und verschiedene Namenspatrone von Gliedern der Firstenberg’schen Familie darzustetlen. Die Lokalitét erforderte vier Haupibilder, von welchen die 6stliche Wand des siidlichen Kreuzarmes die Weihung des h. Apollinaris zum Bischofe durch den h. Petrus enthalt. Mit diesem Bilde ist der Kunstler noch in diesem Augenblicke beschifligt. Die gegeniiberstehende west- liche Wand zeigt die Auferweckung der Tochter des Stadt- hauptmamns von Ravenna; — die westliche Wand des nérdlichen Kreuzarmes die Zertriimmerung des Jupiterbildes durch das Gebet des h. Apollinaris, und das gegeniiberstehende Wandfeld den Tod und die Glorification desselben Heiligen. Zu den Seiten dieser Gemilde bilden je zwei tibereinander stehende Figuren von verschiedenen Heiligen cine Art Einfas~ sung, welche unterhalb der Hauptbiider durch kleinere, grau in grau gemalte Episoden aus dem Leben des h. Apollinaris, sowie durch Ornamente und Inschriftentafeln fortgefiihrt erscheint. Die Spitzbogenfelder tiber den Hauptbildern enthalten in ihrer Mitte je ein rosettenartiges Fenster und in den Ecken des ge-