neuste Fischer’sche Medaille aber hat er einen hochst glticklichen Entwurf geliefert, der ebenso, wie er im Gedanken eine epi- grammatische Grosse hat, den gegebenen Raum in schénster Weise fillt und der plastischen Behandlung (ohne zugleich an das entgegengesetzte Extrem einer einseitig plastischen Schule irgend anzustreifen) véllig entspricht. Es ist ein auffliegender Adler, auf dem eine weibliche gekrénte Gestalt sitzt, die in der Linken einen Scepter trigt und mit der Rechten einen Kranz emporhebt, — also eine Borussia, oder vielleicht noch richtiger: die Majestas Preussens, welche einen Sieger zu krénen im Be- griff ist. Es dtirfte schwer sein, eine schénere Composition fir Ahnliche Zwecke nachzuweisen; es diirfte aber auch ciner solchen Composition nur sellen eine Ausfithrung von dhnlicher Gediegenheit entsprochen haben. Dahin gehdrt firs Erste die Zartheit des Reliefs im Allgemeinen. Bei unsern neueren Me- daillen (die meisten Fischer’schen ausgenommen) ist ein dickes, schwerfalliges Relief vorherrschend geworden, das das Auge des Betrachlers in unerquicklichster Weise bertihrt, — ein Uebelstand, oder eine kiinstlerische Trigheit, die doppelt auf- fallig ist, da gerade die Technik der Medaillenarbeit die, auch von fritheren grossen Meistern sehr wohl benutzten Mittel bietet, in der leichten Schwingung des Reliefs das Anmuthvollste zu leisten. In der vorliegenden Medaille ist diesem Bedingniss wiederum aufs Vollstandigste entsprochen. Die weibliche Ge- stalt ist zur Halfte nackt. Um ihren Unterkérper liegt ein star- keres Gewand, wihrend der Oberkérper gréssten Theils ent- blésst ist und, bei dem leisesten Relief, die zarteste Entwickelung grossartig edler Formen zeigt. Sie trigt zugleich eine Art Chlamys von leichtem Stoffe, die tiber der rechten Schuller zu- sammengeheftet ist, tiber einen Theil des Kirpers weggeht und flatternd in der Luft schwebt. Dies Gewandstiich, wo es die Kérperformen durchschimmern lasst und wo es frei змей, 15 an sich ein kleines Meisterstiick zartester Behandlung, die sich, obwohl durchaus auf der Grundlage des plastischen Elements, zu einer Freiheit entwickelt, welche der malerischen Wirkung nahe steht. Wahrend wir statt der letzteren an dhnlichen Stel- len unsrer modernen Medaillen gelegentlich eine Art wiisten Bindfadengeriemsels sehen, sleht Fischer hier — ich wage das Wort: — einem Hedlinger zur Seite. Dass durchweg die ganze Darstellung des Reverses mit dem lebendigsten Natur- gefiihl durchgefiihrt ist, bedarf nach dem Vorstehenden keines weiteren Nachweises. — Ich kann nach Betrachtung der Me- daille nur die unverholene Freude dartiber aussprechen, dass Fischer, der schon im Jahre 1833, in seiner Medaille auf den Ober-Landes-Gerichis-Prasidenten Oelrichs, ein, vielleicht nicht geniigend bekannt gewordenes Meisterwerk ersten Ranges ge- liefert hatte, — ein Portraithild, welches nur mit den deutschen Portraitmedaillen aus den zwanziger und dreissiger Jahren des 16ten Jahrhunderts, dem Besten, was Deutschland in der da- maligen Bliithezeit seiner Kunst in dieser Richtung zu liefern vermochte, verglichen werden kann, — auch in seiner neusten Arbeit noch das Zeugniss seines vollen kiinstlerischen Vermdé- gens abgelegt hat. °) ¥. Kugler. 1) Die gréssere der ftir gewerbliche Leistungeu zu ertheilenden Medaulen ists von C.Pfeuffer gearbeitet. Ich finde in derselben kein kiinstlerisches Vermigen, im héheren Sinne des Wortes, und fiihle mich daher nicht ver- anlasst, sie in diesem, der Kunst gewidmeten Blatte naher zu besprechen. Ich bemerke nur, dass in dem Profilbilde des Kinigs, welches auf dem Averse im Einschluss andrer Darstellungen enthalten ist, jenes ausschliesslich Individuelle vielleicht charakteristischer hervortritt und dass die von Corne- jius fir den Revers gelieferte Composition, auch abgesehen yon der Aus- fiihrung und Behandlung, wiederum eine minder giinstige ist. musterten Grundes links und rechts Personificationen christlicher Tugenden, grau in grau. Hiemit ist die Aufzahlung aller die kleine Kirche schmiicken- den Gemilde beendet. Es ist nur noch hinzuzufiigen, dass dieselben durch cine dusserst geschmackvolle und reiche De- koration der nicht mit Bildern bedeckten Bautheile zu einem héchst prachtigen und harmonischen Ganzen verbunden erschei- nen. Die Simse, Dienste und Gurten zeigen die Farbe des Steins und sind nur in sehr diskreter Weise mit leichten Or- namenten in Farben und Gold schablonirt. Die Gewélbkappen sind blau, mit goldenen Sternen besdet. Unter dem Schluss~ steine der Kreuzvierung schwebt die Taube, und von hieraus gehen goldene Strahlen fast tiber die ganze Ausdehnung der Kappen des mittleren Gewélbfeldes. Denken wir uns nun zu dem bereits Vollendeten das noch Fehlende hinzu, namentlich den Plattenbelag auf dem Boden, die Altére, Orgel u. A. dgl., so steht vor unserm Geiste ein Werk, das denen, die es geschaffen haben, vor Allen aber dem edlen Bauherrn, hohe Befriedigung gewdhren muss. Die Diis- seldorfer Malerschule aber wird mit Stolz auf ein Denkmal hin- weisen kdénnen, welches sie in ihrer edelsten Richtung zu ihrem und ihres wiirdigen Grinders Ruhme fiir Mit- und Nachwelt gestiftet hat. Eine neve Medaille von Karl Fischer in Berlin. Von Karl Fischer ist kirzlich eine neue Medaille ge- schnilten worden, die uns einmal wieder den erfreulichen Be- weis giebt, dass unsre Medaillenarbeit noch immer nicht ganz vergessen hat, dass sie ein Fach der Kunst bildet. Es ist die kleinere der beiden Medaillen, die von héchster Instanz zur Anerkennung fiir ausgezeichnete gewerbliche Leistungen ver- lichen werden sollen. Sie hat etwas tiber 14 Zoll im Durch- messer. Auf dem Avers sehen wir, von einem zierlich leichten Blatterkranze umfasst, das Profilbild des Kénigs. Das letztere 155 ОПепраг, (ebenso wie das Bild des Kénigs auf der Medaille, . die Fischer unlangst auf die silberne Hochzeit unsres Herrscher- paares gearbeitet hatte) obgleich die Beischrift fehlt, von Fischer selbst nach dem Leben modellirt. Fischer hat tberall eine cha-~ rakteristisch eigenthiimliche Auffassung des Kopfes des Konigs; er scheint nicht sowohl darauf auszugehen, das Besonderste der Individualitat, als vielmehr die allgemeineren Grundziige der Form wiederzugeben. Diese Bildnisse sind daher nicht von so- genannt frappanter Aehnlichkeit, wohl aber von einer gewissen Classicitat des Styles, die, was mir besonders beachtenswerth er- scheint, den Geschlechtstypus unsres Herrscherhauses, die Grund- bildung des Hohenzollernkopfes, hervorhebt. Dies ist ein Lob, das den etwanigen Tadel keineswegs unterdriicken soll; denn das ausschliesslich Individuelle kinnte und sollte, auch bei die- ser stylistischen Auffassung, doch vielleicht noch mehr beachtet sein. Sehen wir aber hievon ab, so finden wir in der Behand- lung des Kopfes tiberall, neben jener massvoll gehaltenen An- lage, eine weiche, lebenvoll fllissige Behandlung, die der Arbeit zugleich cinen grossen Reiz giebt. Auch das Haar ist leicht, frei und in durchaus edler Weise behandelt. — Der Revers ist, wie ich hére, (denn auch hier fehlt die Beischrift) nach einer Composition von P. von Cornelius gearbeitet. Ich habe mich mit den Entwiirfen, die Cornelius neuerlich zu unsern Medaillen geliefert hat, nicht tiberall einverstanden erklaren kénnen; die Bewegung seiner Gestalten ist darin gelegentlich etwas zu sehr auf herkémmliche Schaustellung berechnet, die Composition ab und zu eine der plastischen Ausfthrung nicht otinstigc, der Ge- danke nicht immer schlicht und concentrirt genug. Fir diese