Ruhe freven und mit Sicherheit der Zakunft entgegensehen, wird sich
auch unser Verein zu fraherm Flore heben, bleibt er nur dem Grund-
prinzip seiner Grinder, allen Schulen und ollen Nationen eine freie,
durch keine Riicksichten beschrankte Conkurrenz zu sichern, unwan-
delbar tren. Seine Ausstellungen haben einzig der festen Befolgung
dieses Prinzips ihren Ruf zu verdanken, und der Vorstand wird es
sich gewiss auch ferner angelegen sein lassen, hat er seine Aufgabe
verstanden, dahin zu wirken, dass sie diesen Ruf bewahren.

Der Verein kaufte in diesem Jahre fir 3400 Thaler Kunstwerke,
und zwar von folgenden Kinstlern:

Eine Landschaft vom Grafen Kalkreuth in Céln; eine Landschaft
von Koekkoek in Cleve; Mittagsruhe von Petzl in Minchen; eine
Landschaft von Heunert in Diisseldorf; Mutter und Kind yon Guf-
fers in Antwerpen; eine Landschaft von A. Lasinsky in Célo; die
Erwartung des Geliebten, Genrebild von M. Plaeschke in Disseldorf;
eine Marine von W. Gruyter in Amsterdam; eine Landschaft von
0. Achenbach in Disseldorf; eine Marine von Verweer im Haag:
norwegisches Senner-Leben von Tidemand in Disseldorf, eine
Landschaft von A. Leu in Disseldorf; Elfen von Mar. Wiegmann in
Dusseldorf; Stadtansicht von Minjon in Dusseldorf; eine Landschaft
von L. Kuhnen in Brissel; eine Landschaft von Hengsbach in Dis-
seldorf; ein Studienkopf von O. Guet ia Paris; eine Bauerin aus dem
Albaner Gebirge von van Eycken aus Brissel; eine Landschaft von
J. W. Lindlar in Dusseldorf; Kirchweih-Scene von Flor. Crabuls
in Antwerpen; die Lauscherin von F. Verheyden in Brissel; flichende
Reiter von D. Peduzzi in Amsterdam, ein Crucifix (Sculptur) von
Wagner in Céln.

Von Privaten wurde auf der letzten Ausstellung fir etwa 1400 Thaler
gekauft: Unglick im Spiel, Glick in der Liebe, Genrebild von Bouvy
in Antwerpen; eine Landschaft von Hilverdonk in Amsterdam; der
politisirende Maurer von Notermann in Antwerpen; das Einquarti-
rungs-Billet yon A. Verhoeven in Antwerpen; eine Landschaft von
J. Bourgeois in Paris; die Waise von Compte-Calix in Paris; Kinder
am Bache von A. Bonheur in Paris; Stadtansicht von Minjon in
Dasseldorf; Viehstiick von Severdonk in Brissel; die Betende von
J. Grund in Carlsruhe; ein betender Ménch von Opzomer in Ant-~
werpen; eine Landschaft von H. Rustige in Stuttgart; das Frihstick
im Keller, Genrebild yon Frank in Disseldorf; der Gemalde-Liebhaber
von Beaume in Paris; ein Alchymist von Pelt in Nymwegen; ein
Seestiick von Mevius in Dusseldorf und eine Sculptur von Kemme-
rich in Céln.

Im Allgemeinen machte man die Bemerkung, dass die Kinstler und
selbst die Disseldorfer, ihre Preise weit billiger, denn friher gestellt hatten.

Eine in dem Laderitz’schen Kunst-Institute in Berlin gefer-
tigte Zeichnung nach A. Schroedter’s Scene in Auerbach’s Keller
(Géthe’s Faust), die als nachstes Nietenblatt unseres Vereines gestochen
werden soll, hat in unsrer letzten Ausstellung den allgemeinsten Beifall
erhalten, denn der Zeichner, dessen Name nicht angegeben war, hatte
alle Schwierigkeiten, welche das Original ihm bot, meisterhaft zu iber-
winden gewusst und ein Bild geliefert, das in Bezug auf Verstandniss
und Ausfihrung nichts zu winschen iibrig liess. Entspricht der Stich, was
wir zuversichtlich hoffen, der Zeichnung, so dirfen sich die Mitglieder
des Vereines zu einem solchen Nietenblatte wirklich Glick wanschen,

denn ein besseres und entsprechenderes hat schwerlich noch irgend
	ein deutscher Kunstverein geliefert.
	bessere Arbeiten kennt und studirt hat, den grossen Meister
des Helldunkels in diesem Portrét, denn ein solches ist es un-
streitig, verkennen.

Das Bild ist ein andres geworden und dabei in seiner Ur-
spriinglichkeit noch vollkommen erhalten. Der lange, weisse
fein ausgearbeitete Bart ist ein kurzer runder geworden, der
einen ausserordentlich feinen Mund beschattet; die Augenbraunen,
Wimper und die langen Haare sind verschwunden, sammt einem
Ohre; das hohe Barett ist in ein kleines Sammimilzchen ver-
wandelt, die Stirne hoch und frei geworden und der ganze
ausdrucksvolle, im Ausdruck etwas jiidische, von Oben beleuchtete
Kopf mit der Meisterhaftigkeit modellirt, die man gerade an
Rembrandt bewundert. Die Knépfe vom braunrothen Wamms
sind nicht mehr vorhanden, tiber die linke Schulter und den
linken Arm fallt ein friher nicht vorhandener dunkler Mantel.
Hinter dem Kopfe zeigt sich eine Stuhllehne, wie man sie auf
vielen Portrats des Meisters findet. Im Schoosse ruhen die in
einandergeschlungenen Hinde, die so schén gemalt, besonders
die Rechte, wie wir sie selten bei Rembrandt gefunden haben.
Der braune, in der Figur vorherrschende Ton geht auch in den
Hintergrund tber, und dennoch list sich dieselbe in einer
iiberraschenden Weise. In allen Beziehungen ist dieses Portrat,
wie es jetzt vor uns steht, eines der Schénsten, die Rembrandt
gemalt hat. Wir haben uns aber vor demselben auch tiberzeugt,
dass der dunkle braunliche Ton, der in Rembrandt’schen Bildern
gewohnlich yorherrscht, theilweise dem alten Firniss zuzuschrei-
ben, dass Rembrandt nicht immer so braundunkel malte. Herrn
Brasseur wiinschen wir von Herzen Glick zu diesem in jeder
Hinsicht seltenen und werthvollen Kunstfunde. Ernst Weyden.
	*Antwerpen, im October. Der Maler N. De Keyser,
der in der letzten Zeit, ausser einigen Portraits, nichts Er-
hebliches geschaffen hat und gleichsam auf seinen Lorbeeren
ruht, ist im Begriffe, wieder nach Statigart zu gehen, um dort
noch verschiedene Bildnisse aus der kénigl. Familie zu malen.
	Madrid, im October. Der Marmorblock zu der Statue tur
den berithmten Balmes, die in Vich aufgestellt werden soll,
‘ct bereits aus Carrara in Barcelona angekommen. Der Bild-
	hauer Bolver arbeitet die Statue. (B.N.)
	Па уегеюще.
	Bericht aber die diesjahrige Ausstellung 20 Méln.
	Unser Kunstverein, der 1939 unter den ginstigsten Aussichten
gegrimdet wurde, da er in seinen Ausstellungen allen Schulen und
Nationen eine freie Concurrenz erdffnete, hat, wie alle ahnliche In-
stitute Deutschlands, in den Unruhen der letzten Jahre durch das
Schwanken unserer politischen Verhiltnisse sehr gelitten, viele Aktio-
ndre eingebisst. Es zahlt derselbe jetzt noch 1225 Aktionare, wiewohl
ihre Zahl friher 2000 weit aberstieg. Gestalten sich die politischen
Zustande ginstiger, kénnen wir einmal der Gegenwart uns wieder in
	ПВ ших ф лше{Е0тп.
	Montag den 25. November d. J. Vormittags von 10 Uhr an, beginnt zu Dresden, im Raths Auct.-Locale, inn: Ramxische
Gasse No. 21, die dffentliche Versteigerung einer Sammlung von Originalzeichnungen, in welchen eine grosse Zah! von
beriihmten Meistern alterer und neuerer Schulen und namentlich viele schéne Blatter in Aquarellfarben enthalten sind.

Genau abgefasste Verzeichnisse sind in den Buch- und Kunsthandlungen so wie in der Expedition des Unterzeichneten
	auf portofreie Zuschriften zu erhalten.
Dresden am 18. October 1850.
	Carl Ernst Sieber,
Koniglicher, auch Stadt- und Raths-Auctionator.
	Verlag von Rudolph und Theodor Oswald Weigel in Leipzig — Druck von Gebr. Unger in Berlin.