, re (ol AAA, Kun volar. Organ der deutSchen Kunstvereine. _ Жем еее A2eitung fir bildende Kunst und Baukunst. Unter Miftwirkung von Kugler in Berlin — Passavant in Frankfur’ — Waagen in Berlin — Wiegmann in Dusseldor! — Schnaase in Berlin — Schulz in Dresden — FGrster in Minchen — Hitelberger v. Edelberg in Wien ‚д Ab. Das Siegesthor in Miinchen. Das Siegesthor in Miinchen ist im Auftrag des Konigs Ludwig im Jahre 1844 von Fr. v. Gartner begonnen und nach dessen Tode 1847 von Ed. Metzger fortgesetzt und vollendet und am 15. October 1850 mit besonderer militairischer Feier yom Kénig Maximilian H., im Namen seines kénigl. Vaters, dem Magistrat der Haupltstadt tibergeben worden. Die Absicht des Gebaudes ist, ein Denkmal der Tapferkeit der bayrischen Trup- pen zu sein und zugleich der Residenz, insonderheit der Lud- wigsstrasse, an deren Ausgang es errichtet ist, zur Zierde zu gereichen. Erstere war von einem Wechselfall nicht abhangig ; Letztere konnte méglicher Weise verfehlt werden, ist aber voll- standig erreicht worden, wie denn auch die Richtung, die der Strom der Spazierganger seit der Eréffnung des Thores ge- nommen, darthut, dass die Freude daran allgemein ist. Und diese Freude theilen auch solche, welche beklagen, dass so viele Anlasse zur Entwickelung einer nationalen Baukunst un- genutzt voriibergelassen werden, — denn die Schénheil des Monumentes macht sich mit Entschiedenheit geltend. Das Vorbild, an welches sich der Architekt zunachst ge- halten, ist der Constantinbogen zu Rom; die gleiche Kinthei- lung der drei Durchgange und die vortretenden Saulen mit den Figuren tiber den verkropften Gesimsen, und den Reliefs da- zwischen; dazu die Altika mit der Inschrift und der Plattform fir die Bekrénung mit dem statuarischen Schmuck. Aber so- gleich empfindet man auch wesentliche Abweichungen, sowohl im Totaleindruck, als in den einzelnen Verhialtnissen und For- men, und es wird nicht ohne Interesse sein, diese Abweichungen nachgehends ins Auge zu fassen. Vorerst aber wollen wir uns die Gestalt des Gebaudes vergegenwarligen. Es ist ein Wirfel von 81 Fuss 6 Zoll Breite (bayr. Maass), 41 Fuss 3 Zoll Tiefe und 70 Fuss Hohe (ohne das Fussgestell der Bavaria). Durch vier Pilaster und ihnen entsprechende, vor- iretende Siulen wird jede der beiden breiten Seiten in drei Raume getheilt, welche wiederum von drei Portalen oder Durch- gingen, cincm grossern, mittlern und zwei kleineren an der Seite, durchbrochen sind. Die Saulen sind von rémisch-korin- thischer Ordnung, haben glatte Schafte und stehen auf Posta- menten. Das Gebalk mit dem Hauptgesims ist verkropft und liber den vortretenden Theilen stchen Sockel mit gefligelten Victorien von weissem Marmor. Ueber dem Gesims aber er- redigirt von Dr. F.. Eggers in Berlin. Montag, den 18. November. hebt sich eine Attika, die wiederum mit einem Gesims und einer grossen, etwas zuriickliegenden Deckplatte (oder Balu- strade?) endet. Endlich sieht man noch zuoberst das Fussge- stell fiir die dem Thore bestimmte statuarische Gruppe, eine von einem Léwenviergespann auf offenem Wagen gezogene Ba- varia, das in der Breite der mittlern Abtheilung etwa 7 bis 8 Fuss aufsteigt. Das ganze Gebaude ist von einem festen, gelb- lich weissen Kalkstein, der sich mit grosser Scharfe bearbeiten lasst. In der Hohe, wo der mitilere Bogen aufsitzt, zieht sich ein Gesims durch das ganze Gebiude, darunter sind die Sei- tenbogen, dariiber entstehen freie Felder von der Héhe des mitlleren Bogens, welche mit Basreliefs ausgesetzt sind. Diese Basreliefs, zwei tiber jedem kleineren Bogen an Aussen- und Innenseile, und eines an jeder der beiden schmalen Seiten, stellen Kampfe vor, ganz allgemeinen Inhalts, nicht nur ohne Beziehung auf bestimmte Kriegsthaten der bayrischen Armee, sondern obendrein in antiker Waffentracht. Es ist somit der rein symbolische Charakter des Kunstwerks festgehalten durch Darstellungen aus dem Kriegsleben tberhaupt, Kampfe zwi- schen Fussvolk und Fussvolk, Fussvolk und Reiterei, Reiterei und Reiterei, Erstiirmung einer Verschanzung, Berennung einer Festung und erzwungener Uebergang uber einen Fluss; aber zugleich ist auch die Sculptur in Uebereinstimmung mit den rémischen Formen der Architektur geblieben, was jedenfalls naturgemasser ist, als die Tsckakos und Bajonette an den ionischen Friesen. An der Atlika, zwischen den Victorien und correspondirend mit den ebenbezeichneten Reliefs, sind sechs Medaillons von weissem Marmor in die Mauer gelassen, deren Figuren (Idealgestalten, im griechischen Costiim, mit Emblemen von Ackerbau, Industrie, Schifffahrt ete.) auf die verschiedenen Kreise des Koénigreichs zu deuten sind. Zwischen den mittle- ren Victorien aber, oberhalb des Hauptbogens, an der Attika, sind die Inschriften angebracht, und zwar an der Aussenseite; »Dem bayrischen Heere* und innen: ,Errichtet von Ludwig 1. Konig von Bayern 1830.“ Die Dreieckfelder tiber dem Haupt- bogen haben schwebende Victorien mit Trophaen in Relief aus Kalkstein. Diese sind von L. Schaller; zu den tibrigen Sculp- turen hat Martin Wagner in Rom die Modelle geliefert, nach denen die Ausfihrung in mehreren Minchner Werkstatten be- sorgt worden ist. Man kann nicht sagen, dass diese Sculpturen die Aufmerksamkeit auf ungewohnliche Weise fesseln, aber sie sind geistvoll und lebendig und haben in einem hohen Grade den ornamentalen Charakter. Das Thor ist nicht so breit, dass Аб